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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2022

Auf den Weg zum eigenen Ich

Ningaloo Dreaming
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„...Atemberaubend, spektakulär, dramatisch, inspirierend, überwältigend, hinreißend, exzentrisch! Es gibt viele Worte, die die australische Westküste beschreiben können, aber weder ein Einzelnes noch eine ...

„...Atemberaubend, spektakulär, dramatisch, inspirierend, überwältigend, hinreißend, exzentrisch! Es gibt viele Worte, die die australische Westküste beschreiben können, aber weder ein Einzelnes noch eine Aneinanderreihung würde der Realität jemals gerecht werden….“

Mit diesen, kursiv wiedergegebenen Worten schließt zum Teil der Prolog des Buches.
Christina beschließt 2003 kurz vor Abschluss ihres Medizinstudiums, eine Reise nach Australien zu machen, um ihren Vater zu suchen. Das einzige, was sie in der Hand hat, ist eine Karte von einem Weingut am Margaret River.
Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben, der mehrere Dinge vereint. Zum einen ist es eine Art Reisebericht, zum anderen eine Reise der Protagonistin zu sich selbst. Nicht zuletzt spielen religiöse und philosophische Aspekte eine Rolle.
Anfangs ist Christina mit einer Reisegruppe unterwegs. Das Ziel ist Exmouth. Dorthin wurde sie auf dem Weingut verwiesen. Sehr gut wird die Landschaft beschrieben, die sie kennenlernen.

„...Der Strand und die Dünen aus Milliarden von weißen Muscheln, sanft abfallend bis zum türkisgrünen Wasser, das in der Ferne dunkler wurde...“

Immer wieder gibt es Rückblicke in Christinas Leben, die bei den Großeltern aufwuchs. Sie haben sie geprägt, aber auch ihre Begabungen gefördert.
Sehr schnell wird deutlich, dass Christina bei persönlichen Beziehungen konsequent Grenzen setzt. Sie weiß, was sie will. Allerdings wird sie erst während der Reise wirklich begreifen, warum dem so ist.

„… Im Umgang mit dem anderen Geschlecht war ich bisher immer sehr reserviert, ja beinahe steif gewesen, immer darauf bedacht, nicht versehentlich ein falsches Signal zu setzen. Dieses Verhalten war fest in mir verankert...“

In Exmouth ist ein Tauchkurs geplant. Der wird von Elinor geleitet. Beim ersten Zusammentreffen mit ihr registriert Christina manches, was sie stört. Das wird sich ändern. Elinor, die um einiges älter ist, hat ein bewegtes Leben hinter sich.
Es sind die vielen Gespräche, die dem Buch ein besonderes Flair geben. Sie lassen tiefe Einblicke in die Seelen der Protagonisten zu. So äußert Elinor.

„...Und je älter wir werden, desto kleiner wird der Kreis unserer Angehörigen aus Kindheitstagen. Mit jedem, der geht, geht ein Stück von uns mit...“

Manchmal klingen dabei philosophische oder spirituelle Gedanken an.

„...Im Laufe des Lebens wachsen wir immer wieder aus alten Sichtweisen heraus, erweitern unseren Horizont, lernen außerhalb der Box zu denken. Folglich wird die alte Box zu klein und wir brauchen eine größere...“

Die Fischfabrik in Exmouth, in der Christina ihren Vater vermutet, hat gerade Sommerpause. Christina bleibt im Ort und macht später einen kurzen Abstecher nach Neuseeland. Dabei darf ich als Leser beobachten, wie sich Christina innerlich entwickelt und ihr bisheriges Leben hinterfragt. Gerade die Begegnung mit den Menschen zeigt ihr, was sie wirklich will. Es geht auch um Toleranz und Selbstbestimmung und um das Hinterfragen der eigneen Motive.
Natürlich wird sie erfahren, wer ihr Vater ist. Das ist allerdings eine handfeste Überraschung.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist inhaltsreich und verfügt über eine innere Spannung, die sich aus den Beziehungen der Protagonisten ergibt.

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Veröffentlicht am 22.07.2022

Mord am sächsischen Hof

Gotteshand und Teufelsbiss
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„...Wenn sie unsere Hilfe brauchen, sind wir gut genug. Du lässt dir zu viel von ihnen gefallen...“

Diese Worte muss sich Lena von ihrer Schwester Aurelia sagen lassen. Beide leben 1691 in einem Dorf ...

„...Wenn sie unsere Hilfe brauchen, sind wir gut genug. Du lässt dir zu viel von ihnen gefallen...“

Diese Worte muss sich Lena von ihrer Schwester Aurelia sagen lassen. Beide leben 1691 in einem Dorf in der Nähe von Dresden. Ihre Mutter gilt als Heilerin und Kräutersammlerin. Die Kräuter verkauft sie an eine Apotheke in Dresden. Lena hilft ihr dabei.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Sehr schnell entwickelt sich die Geschichte zu einem handfesten Krimi.
Der Schriftstil sorgt für den hohen Spannungsbogen. Schnell wechselnde Handlungsorte und Protagonisten sind dabei ein Mittel der Wahl.
Lenas Mutter scheint nicht nur ein Geheimnis zu hüten. Warum wird Aurelia von den Dorfbewohner akzeptiert, Lena aber geschnitten? Liegt es wirklich nur an ihrer Art?

„...Du hast eine hochfahrende Art, Mädchen. Nur der Herrgott weiß, warum der Vogler starb...“

Wegen des Todes des Voglers müssen Lena und ihre Mutter aus dem Dorf fliehen. Die Mutter wird in Moritzburg am Hof aufgenommen, Lena arbeitet in einer Apotheke. Sie versteht nicht, warum die Mutter plötzlich hochstehende Gönner hat. Das Hofleben ist ihr selbst zu fade.
Sehr gut werden die Intrigen am Hofe beschrieben. Das Thema Gift spielt eine immer größere Rolle. Schon der Tod des Kurfürsten gibt Rätsel auf. Sein Nachfolger ist mehr an seiner Mätresse als am Regieren interessiert. Das öffnet Tür und Tor für diejenigen, die eigene Interessen durchsetzen wollen. Lena wird ungewollt und unverschuldet zum Spielball der Mächtigen. Ihre Mutter scheint das wenig zu interessieren.
Der Arzt Martin von Spina allerdings erkennt das Potential der jungen Frau. Er verfolgt ihre Fährte. Er möchte ihr helfen.
Sehr detailliert wird über die damals gängigen und bekannten Gifte informiert. Martin aber ist auf der Suche nach einem unbekannten Gift. Einige Fälle im Hospital lassen sich sonst nicht erklären. Eine Phiole, die einst aus Frankreich mitgebracht wurde, gerät in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Wer hat sie? Was ist darin? Welche Rolle spielt Lenas Mutter bei der Geschichte?
Beim Besuch der Mutter lernt Lena den Bruder des Kurfürsten kennen. Der versucht, mäßigend auf den Kurfürst einzuwirken.

„...Ich habe meinen Bruder empfohlen, sich fernzuhalten ( Anmerkung: von seiner erkrankten Mätresse), aber das ist, als bitte man Wind, anders zu wehen...“

Erst spät wurde mir klar, wer der Bruder des Kurfürsten ist und welchen Einfluss er auf die sächsische Geschichte hatte.
Am Ende werden alle Handlungsfäden zusammengeführt und die offenen Fragen beantwortet.
Ein Personenregister und ein inhaltsreiches Nachwort ergänzen das Buch.
Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Er arbeitet ein eher weniger bekanntes Kapitel sächsischer Geschichte auf.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 21.07.2022

Schönes Kinderbuch für Erstleser

Mose, Manna und das Meer
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„...Der Pharao mag das Volk nicht, das vor langer Zeit aus dem Norden nach Ägypten gezogen ist und nun dort lebt. Mirjams Familie gehört dazu...“

Mirjam hat Angst um ihren kleinen Bruder Moses, der in ...

„...Der Pharao mag das Volk nicht, das vor langer Zeit aus dem Norden nach Ägypten gezogen ist und nun dort lebt. Mirjams Familie gehört dazu...“

Mirjam hat Angst um ihren kleinen Bruder Moses, der in einem Schilfkörbchen auf dem Wasser treibt. Dann aber kommt die Tochter des Pharaos.
Die Autorin hat auf kindgerechte Weise das Leben Moses nacherzählt. Das Buch beginnt mit der Geburt und endet mit Moses` Blick auf Kanaan und seinen Tod. Die Geschichte lehnt sich eng an das biblische Geschehen an. Die wichtigsten Lebensstationen werden beschrieben. Die Autorin versteht es, die Handlung spannend wiederzugeben.
Vielfältige und detailreiche farbige Illustrationen veranschaulichen die Handlung. Oft gehen sie über eine ganze Seite, manchmal sind sie in den Text eingebettet.
Das Buch ist für Erstleser gedacht. Das wird durch den Eulen auf den Cover sichtbar. Diese Eulen finden sich im Buch wieder und zwar an genau den Stellen, die das Kind selbst lesen soll. Dort ist die Schrift größer gestalten. Die Sätze sind kurz gehalten und es sind meist nicht mehr als drei Sätze. Der Rest des Buches ist zum Vorlesen gedacht. Dadurch wechseln sich beide Lesenden regelmäßig ab.
Außerdem werden zu Beginn einige schwierige Wörter in Silben gegliedert und in Lautsprache wiedergegeben..
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Der Schrecken der Nordmänner

Furor Normannicus
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„...Die Reiterhorden der Ungarn, die heute das Reich bedrohen und plündernd und mordend durch das Land ziehen – was sind diese Wilden im Vergleich zu den Nordmännern, die uns vor einem halben Jahrhundert ...

„...Die Reiterhorden der Ungarn, die heute das Reich bedrohen und plündernd und mordend durch das Land ziehen – was sind diese Wilden im Vergleich zu den Nordmännern, die uns vor einem halben Jahrhundert glauben ließen, unser Ende stünde bevor?...“

Diese Worte des Mönches Theodorus leiten eine spannende Geschichte ein. Er erzählt im Rückblick, was 50 Jahre zuvor geschah. Das eigentliche Geschehen beginnt im Jahre 875 n. Chr.
Der Autor hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Er wendet sich dabei einem Ereignis zu, das sonst wenig thematisiert wird: das Vordringen der Wikinger im Rheinland bis Köln.
Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Zum einen berichtet Theodorus aus seinem Leben. Dieser Teil wird kursiv wiedergegeben. Zum anderen lerne ich Uta in einem kleinen Dorf in der Eifel kennen.
Die 12jährige Uta ist mit ihrer Freundin Rotrut unterwegs. Während Uta auf die Freundin wartet, die sich mit Grifo trifft, in den sie verliebt ist, begegnet sie auf Roland von Altenburg, den Sohn des Gaugrafen.

„...Du bist die Tochter des Bauern Wernar, der sich seit Jahren weigert, meinem Vater seinen Hof zu verkaufen...“

Als Roland zudringlich wird, scheuert ihm Uta eine. Das sollte weitreichende Folgen haben. Doch fünf Jahre lang passiert erst einmal nichts.
Der Schriftstil ist ausgereift. Die Zeitverhältnisse werden gut wiedergegeben, die Personen ausreichend charakterisiert. Uta ist eine kecke und selbstbewusste junge Dame. Doch nach der Begegnung mit Roland stellt sie fest, dass sie eine besondere Gabe hat. Das macht ihr Angst.
Wie obiges Zitat schon andeutet, ist es das Bestreben des Adels, den letzten freien Bauern ihre Höfe zu nehmen. Wer sich weigert, muss mit Repressalien rechnen. Hinzu kommt nun, dass Roland wie vernarrt in Uta ist. Er will die junge Frau unbedingt in seine Gewalt bringen.
In dieser Zeit der inneren Auseinandersetzungen entwickelt sich die Bedrohung durch die Wikinger Das schwache Karolingerreich hat ihnen nicht viel entgegenzusetzen. Der Adel nutzt das gekonnt für seine Zwecke. Damit lassen sich die Aufmüpfigen Bauern in Schach halten.
Nach dem Tod des Vaters flieht Uta mit ihren Bruder Hugo und den Knecht Arbo. Nur Arbo weiß, was wirklich passiert ist. Sie sind nicht die einzigen, die unterwegs sind. Die Menschen erhoffen sich Schutz in den großen Städten. Für viele ist Köln das Ziel. Die Wanderung ist beschwerlich.
Als ein gelungenes Stilmittel wirken für mich die kursiv wiedergegebenen Gespräche zwischen Uta und ihrer toten Freundin Rotrut. Dadurch lerne ich Utas innere Zerrissenheit kennen und ihren seelischen Kampf um die richtigen Entscheidungen.
Während ich durch Uta mit Einzelschicksalen konfrontiert werde, ermöglicht mir Theodorus einen Blick auf das große Ganze.

„...Sowohl Aachen als auch Jülich gingen in Flammen auf. Ein verhängnisvoller Irrtum war es gewesen, zu glauben, der alte Glanz der Karolinger könnte sie davon abhalten...“

Theodorus hat sich auch mit den Glauben der Nordmänner beschäftigt und vermittelt ihn mir als Leser.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Spannender Krimi

Surfermord in Neuharlingersiel. Ostfrieslandkrimi
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„...Dennoch war es ärgerlich, dass TT durch den verpatzten Gerichtstermihn neue unnötige Kosten verursachte. Aber die würde er ihn in Rechnung stellen...“

Ingo Bauhagen wartet auf seinen Gutachter Thomas ...

„...Dennoch war es ärgerlich, dass TT durch den verpatzten Gerichtstermihn neue unnötige Kosten verursachte. Aber die würde er ihn in Rechnung stellen...“

Ingo Bauhagen wartet auf seinen Gutachter Thomas Tönes. Dann entschließt er sich, an seiner Wohnung zu klingeln. Die Nachbarin teilt ihm mit, dass der zum Surfen ist. Ingo fährt auf den Campingplatz – und findet einen Toten.
Der Autor hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben. Wie gewohnt landet der Fall bei Nina und ihren Team. Für Neulinge der Serie wird das gut vorgestellt.
Der Schriftstil passt zum Flair des Nordens. Dazu gehört auch, dass ab und an etwas Platt gesprochen werden darf.
Sehr detailliert wird der Hintergrund des Gutachters durchleuchtet. Dabei kommen einige Überraschungen zutage. Dadurch gibt es eine Reihe an Verdächtigen. Auch beim Kitesurfen hat er sich mit einem Mann angelegt, mit dem nicht gut Kirschen essen ist.
Mir gefällt an den Krimis, dass immer eine Besonderheit der Küste und ein aktuelles Thema involviert sind. Hier erfahre ich eine Menge über das Kitesurfen.

„...“Wie hoch gehen die Sprünge eigentlich?“ „Das hängt von vielen Faktoren ab. Das fängt mit den Fähigkeiten des Kitesurfers an, dann spielen die Windverhältnisse eine Rolle und die gewählte Größe des Schirms.“...“

Von die einen oder anderen der Protagonisten wird die meist heftige Lebensgeschichte erzählt. Dabei geht es um Stalking und Gewalt in der Ehe. Leider müssen die Frauen oft erfahren, dass Recht und Gerechtigkeit zwei völlig unterschiedliche Seiten der Medaille sind.

„...Aufgrund der Tatsache, dass Anna nur mit großem Glück überhaupt überlebt hatte, wurde Annas Ex schließlich zu fünf Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt.[…] Dagegen legte sein Anwalt aber Berufung ein und beantragte Haftverschonung. Dies begründete er damit, dass Anna ihrem Ex – Mann die Haare untergeschoben hätte...“

Wie das Wiederaufnahmeverfahren ausgegangen ist? Wie wohl – bei dem Anwalt!
Akribisch arbeiten Nina und ihr Team die Liste der Verdächtigen ab. Da ergibt sich plötzlich bei einem Verhör ein ganz neues Bild.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Wie gewohnt werden alle Handlungsstränge logisch zu Ende geführt.

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