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Veröffentlicht am 06.08.2022

Hoffnung auf ein besseres, selbst bestimmtes Leben

Das Tor zur Welt: Träume
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Ava wurde von ihren Eltern, die nach Amerika ausgewandert sind, bei Verwandten, die als Moorbauern leben als kleines Kind zurückgelassen. Man werde sie nachholen. Doch die Jahre vergehen und Ava hofft ...

Ava wurde von ihren Eltern, die nach Amerika ausgewandert sind, bei Verwandten, die als Moorbauern leben als kleines Kind zurückgelassen. Man werde sie nachholen. Doch die Jahre vergehen und Ava hofft vergebens. Sie beschließt, selbst nach Amerika zu gehen und ihre Eltern zu suchen, aber auch um der Hoffnungslosigkeit zu entkommen.
Claire Conrad gehört zur Hamburger Oberschicht. Sie will die engen Grenzen und starren Benimmregeln nicht akzeptieren. Sie lebt deshalb in ständiger Opposition zu ihrer Mutter. Auf Geheiß des Hausarztes beginnt Claire widerwillig in der Hamburger Auswandererstadt zu arbeiten.
Dort lernt sie Ava kennen und nach anfänglichen Streitereien verbindet die beiden fast eine Freundschaft.
Bereits der Einstieg in die Geschichte war einfach nur erschreckend. Die Autorin schildert sehr anschaulich die Lebensbedingungen der Moorbauern. Von der Gesellschaft ausgegrenzt, in bitterer Armut lebend ist der Wunsch, aus diesem Leben zu fliehen, nur allzu verständlich. In Hamburg angekommen, sieht sich Ava auf sich allein gestellt. Eine feste Anstellung zu erhalten, die ein menschenwürdiges Leben ermöglicht, bleibt unerreichbar. Durch einen Glücksfall erhält sie einen Arbeitsplatz in der Ballinstadt.
Dort lernt sie Claire kennen.
Ava habe ich nach wenigen Seiten ins Herz geschlossen. Ich fand ihre Lebensumstände gelinde gesagt erbärmlich und menschenunwürdig. Hinzu kommt, dass sie sich von aller Welt im Stich gelassen fühlt. Ich habe sie für ihren Stolz, ihre Intelligenz, Empathie und Durchhaltevermögen bewundert.
Claire hingegen war in meinen Augen eine verwöhnte, vom Leben gelangweilte junge Frau, die andere von oben herab behandelt und nur sich selber sieht. Im Laufe der der Ereignisse habe ich meine Meinung über sie geändert. Nicht , dass ich Claire jetzt gemocht hätte, aber ich habe manches besser verstanden und mir die Frage gestellt, ob Ava trotz ihrer Armut nicht besser da steht.
Die Ereignisse überschlagen sich zum Ende hin und habe ein regelrechtes Gefühlschaos in mir ausgelöst. Leider muss ich mich nun gedulden, bis ich weiß, wie die Geschichte ausgeht, da es eine Fortsetzung geben wird.
Für mich war das Buch ein absolutes Lesehighlight. Ich fand die Lebensverhältnisse aller Beteiligten sehr realistisch dargestellt und nicht mit einem rosa Zuckerguss versehen. Dadurch ist die Lektüre nicht immer einfach, denn vieles war aus meiner heutigen Sicht einfach nur grausam und unmenschlich.
Auch die Liebe hat ihren Platz in diesem Roman, aber auch diese ist nicht romantisch , sondern oft bitter , wenn nicht sogar toxisch. Dabei ist die Handlung packend erzählt, historisch interessant und lässt einen unterschiedliche Gefühle durchleben.
Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich absolut begeistert von diesem Buch bin.

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Veröffentlicht am 31.07.2022

Ein Fest für jeden Fantasy-Fan

Die Schattensammlerin - Dichter und Dämonen
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Dieses Buch hat alles, was ich von einem spannenden und unterhaltsamen Fantasy-Buch erwartet. Besonders gelungen fand ich den historischen Kontext. Schillers Schädel wird aus dem Senckenberg - Museum gestohlen. ...

Dieses Buch hat alles, was ich von einem spannenden und unterhaltsamen Fantasy-Buch erwartet. Besonders gelungen fand ich den historischen Kontext. Schillers Schädel wird aus dem Senckenberg - Museum gestohlen. Sein alter Weggefährte Goethe fühlt sich in der Pflicht, den Schädel des Freundes wiederzubeschaffen. Goethe war in meinen Augen ausgesprochen gut getroffen - etwas überheblich, ganz gefeierter Star und Großbürger und ein klein wenig wehleidig.

Da er bereits die besten Jahre hinter sich hat, schickt er seine Gehilfen auf die Suche. Da ist sein Adlatus Abaris - sehr geheimnisvoll, nicht um eine Antwort verlegen und immer zur Stelle, wenn man ihn braucht. Dies trifft auch auf den Kutscher Heinrich zu, der eher für den körperlichen Einsatz zuständig ist. Das Trio vervollständigt die junge Millicent Wohl, Angestellte des Museums und Zeugin des Raubes. Sie war für mich der größte Sympathieträger . Zu Beginn eher schüchtern, dabei intelligent und gebildet, entwickelt sie sich zu einer emanzipierten und selbstbewussten Frau.

Auf der Jagd nach Schillers Schädel treffen die Drei auf vielerlei Gestalten und ich war mir nie so recht sicher, was ist real und was ist Magie.

Das Ende überzeugt und lässt auf eine Fortsetzung hoffen.

Das Sahnehäubchen war für mich der Erzählstil. Die Geschichte wird mit viel Witz und Augenzwinkern erzählt. Es gibt Anspielungen auf Filme und die Werke der beiden Dichter zuhauf , die aber so gewählt sind, dass es auch eine Freude für diejenigen ist, für die Deutsch nicht zu ihren Lieblingsfächer zählte oder sich nicht fürs Kino erwärmen.

Ich hatte auf jeden Fall großen Spaß bei der Lektüre und einige fesselnde Lesestunden.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Fesselnde Dystopie mit aktuellem Bezug

Blessed Islands
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Die fortschreitende Klimaerwärmung und deren Folgen haben zu einer Spaltung der Bevölkerung auf der ganzen Welt geführt. Auf der einen Seite die Blessed People, die in streng abgeschotteten Bereichen, ...

Die fortschreitende Klimaerwärmung und deren Folgen haben zu einer Spaltung der Bevölkerung auf der ganzen Welt geführt. Auf der einen Seite die Blessed People, die in streng abgeschotteten Bereichen, den Blessed Islands, leben. Dort gibt es sauberes Wasser, genug zu essen und Energie. Alles ist wohl geordnet.

Der größte Teil der Weltbevölkerung, die Dark People, leben in Dark Island. Dort leben die Menschen in Slums ohne Zukunftsperspektiven, ohne sauberes Wasser oder genügend Nahrung. Gewalt bestimmt in weiten Teilen den Alltag.

Da ist es zwangsläufig so, dass sich Widerstandsgruppen formieren, die gegen diese Ungleichheit aufbegehren. Eine dieser Kampfzellen entführt den Chef der Ideologieabteilung von Blessed Island Ruhr Karl. Der Plan ist, Karl durch einen implantierten Chip zu ihrer Marionette zu machen, um so an Informationen zu kommen, die weitere Aktionen ermöglichen. Zudem soll Karl Diskussionen in ihrem Sinne beeinflussen, um die Blessed People zu einer anderen Haltung gegenüber den Dark People zu bewegen. Der Plan scheint perfekt bis auf den Faktor Mensch.

Zu Beginn des Buches hatte ich die Befürchtung, es würde eines dieser Schwarz-weiß Szenarien. Auf der einen Seite die bösen habgierigen Blessed People, die auf Kosten der Dark People ein privilegiertes Leben führen. Auf der anderen Seite die unterdrückten Dark People, die ohne Bildung und ohne angemessene Lebensverhältnisse vor sich hin vegetieren. Auf den ersten Blick scheint dies tatsächlich so zu sein, aber das Leben und die Menschen sind vielschichtiger und können sich zum Guten oder Schlechtem verändern. Diesen Aspekt macht der Autor auf spannende und unterhaltsame Weise deutlich, in dem er den Leser tiefer in die einzelnen Bevölkerungsgruppen eintauchen lässt.

Besonders gut gefallen hat mir deshalb ein Streitgespräch zwischen Karl und einem seiner Entführer. Beide schildern ihre Sicht der sozialen Verhältnisse und warum das aus ihrer Sicht so ist. Ich habe mich dabei ertappt, dass ich beiden zustimmen konnte.

Die weitere Entwicklung der Ereignisse ist unglaublich fesselnd. Ich habe um einzelne Beteiligte gebangt, war abgestoßen vom Verhalten der Sicherheitsleute und wütend ob der Sturheit aller Beteiligten.

Das Ende hat mich sehr traurig und auch nachdenklich gestimmt. Der Autor spricht sich in meinen Augen klar gegen Gewalt und Ausgrenzung aus. Nur wenn wir miteinander reden und Verständnis entwickeln , kann es ein gutes Ende geben. Dem stimme ich von ganzem Herzen zu.

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Veröffentlicht am 17.07.2022

Dramatik und große Gefühle

Flucht aus Formosa
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Die niederländische Handelsgesellschaft hat nach der Eroberung Formosas 1663 durch die Chinesen die dort noch lebenden Holländer ihrem Schicksal überlassen.

Emma muss mit ihrem Lebensgefährten vor einen ...

Die niederländische Handelsgesellschaft hat nach der Eroberung Formosas 1663 durch die Chinesen die dort noch lebenden Holländer ihrem Schicksal überlassen.

Emma muss mit ihrem Lebensgefährten vor einen erneuten gewalttätigen Übergriff der Chinesen in die Berge fliehen.

Ihre Schwester Sophie lebt im Palast des neuen Machthabers auf Formosa und wird dem Chinesen Bai Jun als Belohnung zur Frau gegeben. Zu Sophies Überraschung entwickelt sich ein Gefühl von Vertrautheit zwischen ihnen.

Pieter, den die Chinesen Bi De nennen, scheint das beste Los gezogen zu haben. Er wurde auf das chinesische Festland gebracht und lebt dort als angesehenes Familienmitglied, bis er einen unverzeihlichen Fehler begeht. Er verliebt sich in das Dienstmädchen Lanfang, die zum Tode verurteilt wird.

Die Autorin lässt für mich die mir fremde Welt Formosas zum Leben erwachen. Von der ersten Seite an bewege ich mich in der für Europäer exotischen und unbekannten chinesischen Wertegesellschaft. Vieles erscheint aus unserer heutigen Sicht barbarisch, so wie die verächtliche Behandlung der Dienstboten. Gleichzeitig findet ihr Sinn für Kunst, Schönheit und ihre Wertschätzung der Wissenschaften meine Bewunderung.

Dadurch, dass die Autorin die auf Formosa in die Hände der Eroberer gefallenen Holländer in drei verschiedene Lebenssituationen versetzt, werden viele unterschiedliche Aspekte der herrschenden Verhältnisse dargestellt.

Die Missionarstochter Emma muss sich eingestehen, dass ihr Traum, die Ureinwohner Formosas zum christlichen Glauben zu bekehren, sich nicht verwirklichen lässt und es in deren Gesellschaft keine Platz für sie gibt.

Pieter ist mit seinem Leben in relativer Freiheit zufrieden, bis ihn seine Liebe zur gemeinsamen Flucht zwingt. Lanfang war mir sehr sympathisch mit ihrem Pragmatismus und dem steten Bestreben, das beste aus der Situation zu machen.

Etwas von dieser Lebenseinstellung hätte ich mir bei Sophie gewünscht .So sehr ich ihren Wunsch verstanden habe, sich aus ihrer Lage zu befreien, so wenig hatte ich Verständnis für ihre Haltung, nicht auch das gute zu sehen. Das ändert sich, als sie Bai Jun kennenlernt. Ich fand , die Annäherung der beiden wurde wunderbar zart und einfühlsam beschrieben.

Die Geschichte hat mich sehr gefesselt. Sie war unterhaltsam und es hat Spaß gemacht, in eine exotische und fremde Welt einzutauchen. Gleichzeitig gab es eine Fülle von historischen Informationen und ich hatte die Gelegenheit mit den Figuren zu leiden und zu hoffen.

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Veröffentlicht am 16.07.2022

Unterhaltsamer Krim - auch für Nichtsegler

Koks im Kiel
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Die Geschichte beginnt am beschaulichen Bodensee mit dem Wunsch, einen Traum zu verwirklichen und endet mit einigen neuen Erfahrungen, die man nicht wirklich machen möchte.

Andre träumt davon mit Segelchartern ...

Die Geschichte beginnt am beschaulichen Bodensee mit dem Wunsch, einen Traum zu verwirklichen und endet mit einigen neuen Erfahrungen, die man nicht wirklich machen möchte.

Andre träumt davon mit Segelchartern Geld zu verdienen und dabei seinem Hobby zu frönen. Zuerst scheint ihm das Glück hold zu sein. Er findet eine preiswerte Yacht, die in Antigua vor Anker liegt. Zusammen mit Tonio und weiteren Besatzungsmitgliedern beginnt die Überfahrt nach Mallorca. Dann läuft die Sache aus dem Ruder. Die Yacht wurde von Unbekannten als Transportmittel für Kokainschmuggel missbraucht, was Andre durch Zufall entdeckt. Nach anfänglicher Wut und Ärger sind alle entschlossen, nicht zur Polizei zu gehen, aber dennoch herauszufinden, wer hinter dem Schmuggel steckt. Zuerst läuft mit Hilfe von alten Bekannten von Walzer, Andres Freund und Tonios zukünftigem Schwiegervater, alles , wie geplant.

Dann führen Gier, Selbstüberschätzung und eine Reihe von Fehlern zu einem unglaublichen Chaos mit Morddrohungen, falschen Beweisen und vielen nicht planbaren Zufällen.

Ich hatte zuerst etwas Bedenken , ob der Krimi wohl das richtige für mich ist, da ich nicht der große Segelfan bin, aber die waren schnell ausgeräumt. Der Krimi ist einfach sehr spannend und unglaublich witzig, womit ich nicht gerechnet hatte. Was als gute Idee erscheint, um die Finanzen aufzubessern, entwickelt sich immer mehr zu einer Posse, allerdings mit dramatischen Folgen. Ich fand im Grunde alle Beteiligten - auch die Bösen - mehr oder weniger sympathisch.

Besonders gut gefallen hat mir, der schwäbische Dialekt, der Sinn macht, weil die Schmuggler aus Stuttgart stammen. Schwaben können auch Verbrechen !

Die Erzählweise ist in meinen Augen gelungen. Der Autor bedient sich kurzer Kapitel und Perspektivwechsel, was sowohl die Dynamik als auch die Spannung erhöht.

Ich fand den Krimi sehr fesselnd, weil er für mich die perfekte Mischung aus Spannung und Humor hat.

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