Cover-Bild Zeitzuflucht
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau
  • Themenbereich: Belletristik - Spekulative Literatur
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 342
  • Ersterscheinung: 14.03.2022
  • ISBN: 9783351038892
Georgi Gospodinov

Zeitzuflucht

Roman
Alexander Sitzmann (Übersetzer)

International Booker Prize 2023!

 »Große, große Literatur.« Sandra Kegel in 3sat, Buchzeit

 »Sein beseeltestes und umwerfendstes Buch.« Dave Eggers

 »Das Buch der Stunde.« Deutschlandfunk

 »Ein großer europäischer Erzähler. ›Zeitzuflucht‹ ist ein atemberaubender Roman aus alten Zeiten über das Heute.« Die Zeit

»Der Roman steht in einem besonderen Regal in meiner Bibliothek, das ich für Bücher reserviere, die ich immer wieder lesen muss.« Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk

 »Intelligent und berührend.« The New York Times

In Georgi Gospodinovs Roman trifft der Erzähler auf Gaustín, einen Flaneur, der durch die Zeit reist. In Zürich eröffnet Gaustín eine  »Klinik für die Vergangenheit«, eine Einrichtung, die Alzheimer-Kranken eine inspirierende Behandlung anbietet: Jedes Stockwerk ist einem bestimmten Jahrzehnt nachempfunden. Patienten können dort Trost finden in ihren verblassenden Erinnerungen. Aber auf einmal interessieren sich auch immer mehr gesunde Menschen dafür, in die Klinik aufgenommen zu werden, in der Hoffnung, den Schrecken der Gegenwart zu entkommen. Und schließlich sind es sogar ganze Länder, die Gaustíns Idee von den Vergangenheitsräumen folgen werden, und in frühere Zeiten zurückkehren wollen... Ein glänzender, hochpolitischer Roman, durchzogen von dunklem Witz, der uns eine neue Art eröffnet, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenzudenken.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2022

Vergangenes oder die Angst vor der Zukunft

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In “Zeitzuflucht” entwirft der bulgarische Autor Georgi Gospodinov eine Zukunft, in der Menschen in einer Klinik für die Vergangenheit in alten Zeiten leben können. Was zunächst als geriatrische Einrichtung ...

In “Zeitzuflucht” entwirft der bulgarische Autor Georgi Gospodinov eine Zukunft, in der Menschen in einer Klinik für die Vergangenheit in alten Zeiten leben können. Was zunächst als geriatrische Einrichtung für Alzheimer- und Demenzkranke gedacht ist, die in der einzigen Zeit, an die sie sich noch zu erinnern vermögen, glücklich ihre letzten Lebensjahre verbringen sollen, wird schon bald so beliebt, dass sich auch gesunde Menschen in die Zimmer einmieten.

Und dann macht sich die Vergangenheit auf, ganz Europa zu erobern. Plötzlich wollen Menschen wieder an Schreibmaschinen schreiben, wollen, dass ihre Milch von Milchmännern gebracht wird, lesen Zeitungen, hören Radio, tragen Trachten und sprechen antiquiert. Der Höhepunkt der Zeitzuflucht wird erreicht, als es zu nationalen Abstimmungen kommt, in der jedes Land entscheiden soll, in welchem Jahrzehnt sie von nun an leben wollen.

Was ist Vergangenheit? Was sind Erinnerungen? Und vor allem: Wie sicher sind sie und wie sehr kann man sich auf sie verlassen? Bis zu welchem Grad sind sie unsere eigenen und wie sehr werden sie von anderen beeinflusst? Auch: Wie schnell vergessen wir das, was wirklich war, idealisieren das Vergangene, verklären, blenden aus und schwelgen kritiklos?

All diesen Fragen widmet sich Gospodinov mit seinem Gedankenexperiment, das vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine plötzlich nicht mehr nur wie eine utopische Fantasie wirkt, sondern in gewisser Weise längst in die Realität eingedrungen ist.

Und deshalb erscheint es einem plötzlich kaum noch abwegig, wenn sich die Menschen in Bulgarien wieder mit “Genosse” ansprechen und wenn die Rückkehr zum Sozialismus so reibungslos verläuft, dass es wirkt, als wäre er nie weg gewesen.

Trotzdem bleibt der Humor und die Ironie, die die Geschichte ausmachen. Das Komisch-Absurde der ganzen Situation wird immer wieder auf die Spitze getrieben, zum Beispiel wenn der Erzähler eine Karte eines Großbulgariens sieht „von dem ich mich nicht erinnern konnte, wie genau es in dieser Form existiert hätte [...]. Fast ganz Europa war bulgarisch, plus zwei Stück, die von Asien abgeschnitten worden waren“.

Der Roman bricht mit dem Traum einer geordneten Vergangenheit, die Geborgenheit und Sicherheit bietet, weil in ihr die Zukunft bereits feststeht und sie nichts Unerwartetes bereit hält. Er ist klug, scharfsinnig und geistreich. Eine lohnende Lektüre!

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Veröffentlicht am 30.04.2022

Grandios

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Das Buch ist wirklich einzigartig. Vom Thema und von der Umsetzung her habe ich noch nie etwas Vergleichbares gelesen. Es geht um Gaustine. der durch die Zeit reist und das 20. Jahrhundert erforscht. Dabei ...

Das Buch ist wirklich einzigartig. Vom Thema und von der Umsetzung her habe ich noch nie etwas Vergleichbares gelesen. Es geht um Gaustine. der durch die Zeit reist und das 20. Jahrhundert erforscht. Dabei ist er selbst zeitlos und eröffnet schließlich eine Klinik, in der man durch die Zeit reisen kann in Form von Zimmern, die allen Jahrhunderten nachempfunden sind. Eigentlich soll die Behandlung Alzheimer Patienten helfen, aber schon bald interessieren sich auch Gesunde dafür, weil sie die Gegenwart nicht mehr ertragen. Ein wunderbar nachdenklich machenden Roman mit Spannung, Humor und Brisanz, was unsere aktuelle Lage betrifft.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Erinnerungen

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Nach langer Einleitung trifft man Gaustine, der eine Klinik, in welcher jedes Stockwerk einem bestimmten Jahrzehnt nachempfunden ist, geschaffen hat. Dort finden sich Zimmer, die in verschiedenen Zeitdekaden, ...

Nach langer Einleitung trifft man Gaustine, der eine Klinik, in welcher jedes Stockwerk einem bestimmten Jahrzehnt nachempfunden ist, geschaffen hat. Dort finden sich Zimmer, die in verschiedenen Zeitdekaden, beispielsweise den 60ern, gestaltet sind. Menschen mit Demenz sind gern hier, fühlen sich in ihren erinnerten Räumen wohl.
Gut gelungen sind die Zimmerbeschreibungen, winzige Details werden beachtet. Egal ob Tapeten, Poster, Teppiche, Schreibmaschinen, Zeitungsanzeigen, Zigaretten - alles original. Eine Einladung, die viele Leute annehmen. Das bedarf gründlicher Vorbereitung und Recherche, der Autor reist viel und sammelt Gerüche, Memoiren und Beschreibungen. Viele Gedanken Georgi Gospodinovs folgen; sie werden in einem stetigen, gleichmäßig plätscherndem Fluß dargeboten. Viel Zeitgeschichte, zurück ins Gedächtnis gerufen.
Das Refugium wird erweitert, wird auch Wohlfühlort für Leute, die die eigene Zeit negieren möchten, eine Zeitzuflucht in für sie gern erinnerte Perioden.
Eine schöne Idee, mit speziellen Räumlichkeiten Erinnerungen zu wecken, Aktivitäten zu initiieren, Lebensqualität zurückzugewinnen. Reminiszenzen sind gut, nette kleine Episoden geben Würze, aber nicht alles muss ausgewalzt oder ausufernd erzählt werden.

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