Bedrohung im Flüsterton
Die Seele eines Spukhauses„Es hieß, der Dachboden sei das Gedächtnis eines Hauses und der Keller seine Eingeweide. Doch das stimmte nicht. Der Keller war die Seele.“ (S. 103)
Grusel, Thriller-Elemente und Steampunkeinflüsse – ...
„Es hieß, der Dachboden sei das Gedächtnis eines Hauses und der Keller seine Eingeweide. Doch das stimmte nicht. Der Keller war die Seele.“ (S. 103)
Grusel, Thriller-Elemente und Steampunkeinflüsse – all das zeichnet diese Geschichte aus und lässt sie zu einem großen Crescendo anschwellen. Mit Begleitung einer geheimnisumwitterten Atmosphäre dringt man zusammen mit der Protagonistin, Magnolia, immer tiefer in das Innere von Shaw Manor ein und erlebt den Schrecken hautnah mit. Eine Geschichte, die auch nach Beenden nachhallt.
Das Cover: Marie Graßhoff hat hierbei ein außergewöhnliches und passendes Gewand geschaffen. Zwar erkennt man viele Details erst nach Beenden des Buches, doch dafür funktioniert es beinahe wie ein Wimmelbild.
Die Handlung: Die Exorzistin Magnolia, die jedoch den Titel als „Häuserflüsterin“ bevorzugt, ist in ihrem Beruf besonders erfolgreich. Mit viel Fingerspitzengefühl und dem Verständnis, dass auch Häuser eine Seele besitzen, hat sie bereits viele Aufträge erfolggekrönt abgeschlossen und Häuser somit von ihrem Spuk befreit. Als sie jedoch ihren bisher größten Auftrag annimmt – das Schloss Shaw Manor – sieht sie sich vielen Hürden ausgesetzt, die sie in ihrer Karriere bisher noch nie erleben musste. Mit jedem weiteren Zimmer wird ihr der wahre Horror, der zwischen den Gemäuern geschah offenbart, der sie jedoch auch mit allen Mitteln aus dem Schloss zu verdrängen versucht…
Meine Meinung: Dieser Schreibstil hat in mir schlichtweg Begeisterung hervorgerufen! Sehr atmosphärisch wird man durch die Geschichte geführt, verliert sich auf dem spukenden Anwesen, verheddert sich in dichten Spinnenweben und sieht sich unberechenbaren Maschinen ausgeliefert. Zu jeder Zeit lief das Geschehen wie ein spannender Film vor meinen Augen ab und ließ mich mitfiebern. Ab der Hälfte des Buches gab es zwar einen kleinen Hänger, bei dem ein bisschen Durchbeißen nötig war, doch danach offenbarten sich immer mehr Gefahren und Geheimnisse, sodass es in einem großen Knall enden konnte. Für mich war zwar die erste Hälfte um einiges stärker, da das Erkunden und das „Neue“ hierbei noch ein wenig mehr begeistern konnten. Doch insgesamt wurde hier eine gelungene Mischung aus verschiedenen Genres zusammengestellt, die eine gelungene Geschichte hervorgebracht haben. Hier noch ein Beispiel für den wundervollen Schreibstil:
„[…] Dazwischen stapelten sich Kartons und Kisten, spannen sich Kunstwerke aus Spinnenfäden und tanzten Wolken aus jahrzehntealtem Staub, den Magnolia mit ihrem Eintreten aufgewirbelt hatte. Die Luft war trocken und erfüllt vom Geruch nach Leder, morschem Holz und verblassendem Leben. Magnolia lächelte. Sie liebte Orte wie diesen. Zwischen den Geistern der Vergangenheit fühlte sie sich wohler als in den pulsierenden Zentren der Menschen.“ (S. 57-58)
Die Charaktere: Hauptsächlich tritt eigentlich nur Magnolia auf. Sie zeichnete sich durch ihren Mut, ihr Selbstbewusstsein und auch das Zulassen von Schwäche aus. Man leidet mir ihr mit und feuert sie an – eine gelungene Protagonistin! Dennoch fehlten mir manchmal Interaktionen mit anderen Charakteren, da hätte ich mir dann doch noch weitere wichtige Personen gewünscht.
Fazit: Ein faszinierendes Buch, bei welchem man bitte auch auf die Triggerwarnungen achten sollte! Ich vergebe hier 4/5 Sternen und bin gespannt auf weitere Werke der Autorin!