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Veröffentlicht am 16.10.2022

Sehnsucht nach Freiheit

Drachenbanner
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„Dann lest noch einmal nach, Mylord, und Ihr werdet feststellen, dass Adam kein Leibeigener war, als Gott ihn erschuf.“

„Drachenbanner“ ist der siebte Band der Waringham-Saga von Rebecca Gablé. Er erschien ...

„Dann lest noch einmal nach, Mylord, und Ihr werdet feststellen, dass Adam kein Leibeigener war, als Gott ihn erschuf.“

„Drachenbanner“ ist der siebte Band der Waringham-Saga von Rebecca Gablé. Er erschien im September 2022 und kann unabhängig von den anderen Teilen gelesen werden.
Adela und Bedric wachsen miteinander auf, obwohl ihre Welten nicht unterschiedlicher sein könnten. Adela, als Mitglied der Familie of Waringham gehört zum Adel, während Bedric lediglich Leibeigener im Dorf ist. Als Adela als Hofdame fortgeschickt wird, werden die beiden getrennt. Bedric hält die Situation nur aus, weil er ein Zeil hat – er will frei sein – und muss schließlich vor der Willkür von Adelas Bruder fliehen… Die Wirren der Zeit fordern ihren Tribut, Missernten bringen Seuchen und Hunger sowie politische Fehden und Krieg. Im Haushalt von Simon de Montfort begegnen Adela und Bedric sich schließlich wieder, denn Erinnerungen bleiben…

Ja, was soll ich sagen… Lesen, einfach lesen! Auch Rebecca Gablés siebter Band der Waringham-Saga hat mich trotz stolzen 912 Buchseiten sofort in seinen Bann gezogen und nicht wieder losgelassen.
Schreibstil und Handlungsverlauf sind einfach einmalig, mitreißend und spannend. Natürlich sind die Namen und die Zugehörigkeiten der Personen manchmal kompliziert - typisch in historischen Romanen, in denen eben jeder nach Vater oder Pate benannt wird - die wichtigsten Figuren kann man aber gut auseinanderhalten und wiedererkennen.
Ich habe mich sehr schnell in den Roman fallen lassen können und gebannt die Geschichte von Bedric und Adela sowie Simon de Montfort verfolgt. Die Verschmelzung von Realität und Fiktion gelingt der Autorin mühelos, die realen Begebenheiten werden durch das Nachwort hervorragend mit weiteren Hintergründen und Erklärungen vervollständigt.
Wie so oft bei historischen Romanen denke ich, dass man sich nur schwer vorstellen kann, wie die Menschen damals wirklich gelebt haben. Wie es sich angefühlt haben muss, jemandem zu gehören, im Grunde keine komplett eigenständigen Entscheidungen treffen darf und einen Großteil seines Einkommens und seiner Zeit abgeben zu müssen. Aber auch, wie man gezwungen ist, innerhalb seines Standes zu heiraten und sich so den Erwartungen der Gesellschaft zu beugen…
Während Bedric als Höriger das eine Bild widerspiegelt, lebt Adela in einer völlig anderen Welt. Und dennoch ist keiner von ihnen frei. Beide wünschen sich etwas anderes, als den für sie vorgezeichneten Weg und versuchen dennoch, das Beste aus ihrer Situation zu machen.
Sie sind Figuren, die man gernhaben muss. Bedric bewundere ich für seine Stärke und seinen Mut, aber auch für den Einfallsreichtum, den er an den Tag legt. Adela ist trotz ihres hohen Gesellschaftsstatus „normal“ geblieben. Sie benimmt sich gegenüber Menschen von niedrigeren Ständen nicht überheblich, sondern stets freundlich. Sie flucht und liebt die Natur mehr als „weibliche“ Beschäftigungen wie Sticken, ist klug und handelt stets mit einem kühlen Kopf und viel Weitsinn. Auch die realen Personen Simon de Montfort und Eleanor Plantagenet haben mich tief beeindruckt und ich bin froh, dass ich mehr über sie erfahren durfte!
Rebecca Gablé fasziniert einmal mehr mit ihrem Roman, ihren authentischen Figuren und dem historischen Kontext! Beeindruckend fand ich zudem die Verknüpfung von Buchtitel und Inhalt! Wisst ihr, was ein Drachenbanner bedeutet? Nein? Dann lest den Roman… 😉
Der Roman ist unabhängig von den anderen Bänden der Reihe lesbar, obwohl man natürlich immer wieder Verbindungen finden kann!

Mein Fazit: Ich bin froh, den neuen Waringham-Roman bereits gelesen zu haben und kann ich nur wärmstens an alle Fans historischer Romane empfehlen! Von mir gibt es daher mindestens 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Höllenhund

Ein Dackel trägt Prada
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„Camilla? Du weißt schon, der kleine fluffige Torpedo mit dem Gemüt eines angriffslustigen Säufers während einer Kneipenschlägerei. Rasiermesserscharfe Zähne. Unsichtbare Hörner und ein Teufelsschwanz.“

„Ein ...

„Camilla? Du weißt schon, der kleine fluffige Torpedo mit dem Gemüt eines angriffslustigen Säufers während einer Kneipenschlägerei. Rasiermesserscharfe Zähne. Unsichtbare Hörner und ein Teufelsschwanz.“

„Ein Dackel trägt Prada“ ist ein amüsanter Liebesroman von Stefanie London. Er erschien im Juli 2022 im Harper Collins Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Isla ist Social Media Managerin – beziehungsweise war… Ihren Job hat sie nämlich durch einen riesigen Patzer verloren und benötigt nun einen Neuen. Dies ist allerdings schwieriger als gedacht und so kommt ihr der unverhoffte Job als Hundesitter mehr als gelegen. Einen Dackel hüten kann ja nun nicht so schwer sein. Isla hat die Rechnung aber weder mit Dackeldame Camilla, noch mit deren Herrchen gemacht, sodass alles etwas komplizierter wird, als erwartet…

Dass Dackel meist keine Kuscheltiere sind, weiß wohl so ziemlich jeder. Dass ihr Terminkalender aber voller sein kann, als der jedes Topmodels, ist wohl eher eine Seltenheit. Genau so ist es aber bei Camilla, deren verstorbenes Frauchen dem Hund ein Leben in der New Yorker High Society ermöglichte. Die Dackeldame ist dabei aber alles andere als beliebt, meist ist sie nämlich zickig, hinterhältig und garstig. So auch bei ihrem neuen Herrchen Theo, der sie von seiner Großmutter eher unfreiwillig geerbt hat. Nur bei Isla ist sie nahezu zahm, als Hundesitterin scheint sie daher nahezu perfekt. Obwohl Theo sonst sehr zurückhaltend gegenüber Fremden ist, bietet er Isla den Job also spontan an. Dieser kommt das Angebot wie gerufen, denn auf ihrem eigentlichen Arbeitsgebiet ist derzeit einfach kein neuer Arbeitsplatz in Sicht.
Während Isla also zwischen Hundefriseur, Hundemaniküre und Hundespielgruppe hin und her pendelt, eröffnet sie nebenbei einen anonymen Instagramaccount für Camilla, managt das Leben ihrer kleinen Schwester Dani und kämpft für deren Traum Ballerina zu werden.
Die Schmetterlinge, die plötzlich für ihren attraktiven, aber unnahbar wirkenden Chef auftauchen, sind dabei absolut unpassend. Eine Beziehung zum Chef geht man schließlich nicht ein, das kann nur schieflaufen, oder…?
Was habe ich mich beim Lesen dieses Romans amüsiert! Die Autorin konstruiert eine so niedliche und gleichzeitig witzige romantische Komödie, die einfach nur wunderschön und herzlich ist. Die Protagonisten sind liebevoll und authentisch charakterisiert, sie haben ihre Ecken und Kanten und sind gleichzeitig auf ihre Art und Weise perfekt. Gerade Isla überzeugt durch ihre solide und verlässliche Art sowie die Fürsorge zu ihrer kleinen Schwester.
Der Schreibstil ist flüssig und unkompliziert. Die Seiten flogen beim Lesen nur so dahin. Die Handlung bewegt sich dicht an der Linie zur Albernheit, bekommt aber immer wieder die Kurve, sodass sie nie völlig überzogen, sondern einfach witzig und charmant ist. Natürlich sind die Eigenarten der Dackeldame überspitzt, ihr Leben aber vermutlich gar nicht so weit weg vom Leben so mancher „It-Hunde“. Insgesamt kommen allerdings auch die ernsten Szenen nicht zu kurz und das wunderschöne Romanende rundet die Handlung noch einmal ab. Die personale Erzählperspektive wechselt zwischen Theo und Isla und ist dabei so gewählt, dass man ausreichend Einblicke in die Gedanken der beiden bekommt.
Missfallen hat mir eigentlich nur, dass Camilla ein champagnerfarbener Langhaardackel ist, während auf dem Cover eindeutig ein schwarzer Kurzhaardackel abgebildet ist. Hier hätte ich mir eine bessere Übereinstimmung gewünscht.

Mein Fazit: Ich habe „Ein Dackel trägt“ Prada unglaublich gerne gelesen, oft geschmunzelt und mich einfach die Geschichte fallen lassen können. Es ist eine romantische Komödie fürs Herz und eine kurzweilige, aber sehr niedliche Unterhaltung! Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 05.08.2022

Einzelteile

The Way I Break
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„Aber ich wusste nicht, wie man zerbricht, wenn man diesem Menschen, diesem einen Menschen, der einen so unfassbar glücklich macht, nicht helfen kann.“

„The Way I Break“ ist der erste Band der „Hungry-Hearts-Reihe“ ...

„Aber ich wusste nicht, wie man zerbricht, wenn man diesem Menschen, diesem einen Menschen, der einen so unfassbar glücklich macht, nicht helfen kann.“

„The Way I Break“ ist der erste Band der „Hungry-Hearts-Reihe“ von Nena Tramountani. Er erschien im Juni 2022 im Penguin Verlag.
Obwohl Vicky bereits mit 24 Jahren Souschefin in einem Sternerestaurant wird, möchte sie ihr altes Leben nur noch hinter sich lassen. Kurzerhand flieht sie für einen Neuanfang aus London in das kleine Goldbridge. Dieser ist jedoch gar nicht so einfach wie gedacht, denn obwohl Vicky anonym bleiben und nur noch kellnern will, entdeckt Julian, der Sohn der Restaurantbesitzer ihr Geheimnis ziemlich schnell. Der Preis für seine Verschwiegenheit sind heimliche Kochstunden, die Vicky ungeahnte Schmetterlinge im Bauch bescheren…

„The Way I Break“ hat mich überrascht und begeistert. Der New-Adult-Roman kommt mit einer Intensität um die Ecke, die ich so absolut nicht erwartet hatte. Nena Tramountani behandelt sehr komplexe und potentiell triggernde Themen, die aber insgesamt sehr sensibel und anschaulich dargestellt werden. Besonders gefallen hat mir der Umgang der Figuren mit diesen Themen. Niemand sieht weg, alle helfen und unterstützen, so gut sie können. Dieser gefühlvolle Umgang sowie die geschickt eingestreuten Erklärungen zur jeweiligen Thematik haben mir persönlich beim Einordnen der Probleme sehr geholfen. Interessant war für mich zudem der Einblick in die Gastrobranche. Ich finde es einfach unglaublich, was für ein Ton dort herrscht und welche Egozentriker in den Küchen herrschen und wüten dürfen…
Trotz der ernsten Themen ist die Stimmung im Roman aber alles andere deprimierend und düster. Im Gegenteil, ich habe sie als hoffnungsvoll und insgesamt auch als positiv empfunden, wobei natürlich auch weniger leichte Momente vorkommen.
Auch die Protagonisten haben mir sehr gut gefallen. Sowohl Vicky, die zwar in jungen Jahren schon eine echte Erfolgskarriere hingelegt hat, damit aber leider überhaupt nicht so zufrieden ist, wie man denken könnte; als auch Julian, der zwar im Grunde tut, was er liebt, insgesamt aber mehr für andere da ist als für sich selber. Ich konnte mich beiden sehr gut identifizieren und ihre jeweiligen Gefühle durch die wechselnde Ich-Perspektive unglaublich gut nachempfinden.
Natürlich haben sich auch die Nebenfiguren, allen voran Darcy, in mein Herz geschlichen. Ich bin sehr gespannt, wie die Buchreihe weitergeht und hoffe, dass einige lose Fäden noch weitergeknüpft werden.
Der Schreibstil ist gewohnt leicht und mitreißend. Ich habe beim Lesen sehr viel Freude gehabt und der Lesefluss wurde nur durch alltägliche, irgendwie notwendige Dinge unterbrochen. So hatte ich den Roman innerhalb kürzester Zeit durchgelesen und finde ihn wirklich unglaublich gut gelungen.
Er thematisiert wichtige Themen, die lange Zeit eher tabuisiert wurden, stellt einen wirklich guten Umgang mit ihnen dar und klärt durch das geschickte Einbinden in die Handlung ebenfalls darüber auf! Zusätzlich wird dadurch natürlich auch eine wichtige Botschaft an die Leser und Leserinnen weitergegeben.

Mein Fazit: Mich hat der neue Roman von Nena Tramountani begeistert und mitgerissen. Setting und Figuren haben mir unglaublich gut gefallen, ich habe das Lesen kaum unterbrechen können und finde die gewählten Themen sowie den Umgang mit ihnen sehr gelungen! Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 24.07.2022

Gegen alle Widerstände

Das Grand Hotel - Die der Brandung trotzen
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„Es ist ein solches Taktieren und Gemauschel. Nie weiß man, wer auf welcher Seite steht.“

„Das Grand Hotel – Die der Brandung trotzen“ ist der dritte Band der Grand-Hotel-Saga von Caren Benedict. Er erschien ...

„Es ist ein solches Taktieren und Gemauschel. Nie weiß man, wer auf welcher Seite steht.“

„Das Grand Hotel – Die der Brandung trotzen“ ist der dritte Band der Grand-Hotel-Saga von Caren Benedict. Er erschien im März 2022 im Blanvalet Verlag und sollte nicht einzeln gelesen werden.
Bernadette von Plesow hat bereits zwei ihrer Kinder verloren, um die letzten Zwei kämpft sie daher umso entschiedener. Aktuell hat Constantin ihre Unterstützung am meisten nötig, denn er steht vor einem Gerichtsprozess und die Todesstrafe ist nicht ausgeschlossen. Bernadette setzt also alles daran, ihren Sohn zu retten und bringt sich dabei selbst in Gefahr…

Der finale Band der „Grand-Hotel-Saga“ hat es in sich. Bernadette muss erneut all ihre Kraft zusammennehmen, um ihre Familie zu schützen, denn Constantin steht vor einem Gerichtsprozess, der ihm den Tod bringen kann. Während sie versucht, ihren Sohn zu retten, legt sie sich jedoch mit nicht gerade harmlosen Leuten an und bringt sich selbst in große Gefahr. Sorgen um sich selbst macht Bernadette sich jedoch nicht. Sie ist weiterhin die knallharte Geschäftsfrau mit einem einmaligen Auftreten und einer Raffinesse, die seinesgleichen sucht. Ihr Auftreten ist wie zuvor selbstbewusst, beherrscht und stark. Ich bewundere sie für ihre Haltung sehr, denn in ihrem Leben musste sie bereits viel durchmachen, hat aber ihre Stärke und ihren Kampfgeist nie verloren. Sie ist in diesem Band die klare Hauptfigur, während die anderen Personen, auch Constantin und Josephine, diesmal nur kleine Rollen bekommen.
Gerade bei Josephine fand ich dies ein wenig schade, denn sie gefällt mir als Person sehr. Josie ist fröhlich, hilfsbereit und enthusiastisch, hat sich aber deutlich weiterentwickelt und ist von einer jungen, etwas ziellosen Frau zu einer selbstbewussteren und stärkeren Person mit eigenen Zielen geworden. Sie beginnt langsam in die die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten und arbeitet hart für die Wiedereröffnung des Nachbarhotels vom Grand.
Constantin bleibt im gesamten Band ein wenig blass, dennoch wird deutlich, dass auch er eine große persönliche Entwicklung durchgemacht hat…
Der Schreibstil von Caren Benedict ist diesmal unglaublich mitreißend und flüssig. Sowohl hier als auch in der Handlung selbst zeigt sich eine deutliche Steigerung im Rahmen der Buchreihe. Während ich den ersten Band der Reihe noch als etwas zäh und den Schreibstil ebenso als etwas schleppend empfunden habe, bin ich diesmal – wie auch schon in Band zwei – nur so durch die Buchseiten geflogen. Die Spannung ist durch einige unerwartete Wendungen, viele Intrigen und Komplotte durchgehend hoch. Es ist nahezu unmöglich zu durchschauen, wer nun eigentlich wirklich mit wem zusammenarbeitet und was Wahrheit und was Lüge ist. Unterstützt wird diese Unsicherheit durch die personale Erzählperspektive, welche zwar zwischen den Figuren wechselt, aber von deren Gedanken und Gefühlen immer nur einen kleinen Teil preisgibt. Dem Leser wird so viel Interpretationsspielraum bezüglich der jeweiligen Handlungen der Figuren gelassen, wodurch die Handlung einfach unglaublich spannend wird.
Historische Ereignisse werden diesmal nur wenig eingewoben. Letztlich spielt der zeitliche Kontext für die Handlung aber auch kaum eine Rolle, weshalb die eingearbeiteten Aspekte insgesamt absolut ausreichend sind.
Der Titel des Buches ist erneut super gewählt und absolut passend, denn Bernadette und ihre Familie müssen gegen einige Widerstände kämpfen und der „Brandung trotzen“.

Mein Fazit: Für mich ist der Abschluss der „Grand-Hotel-Saga“ absolut gelungen. Die Autorin fesselt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite und schafft ein grandioses Finale für die Familie von Plesow. Als Schlüsselfigur der Buchreihe überzeugt Bernadette diesmal absolut und beweist einmal mehr, warum sie mit dem Grand Hotel so erfolgreich ist. Ich vergebe für diesen Band 5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung, wobei die Reihenfolge der Bände eingehalten werden sollte.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Liebe und Verlust

Winterschwestern
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„Freude, Schwermut, Kummer, all das gehörte zum Leben. Die Kunst war, an der Freude so lange wie möglich festzuhalten und dennoch nicht zu vergessen, dass ein geliebtes Herz – auch ein starkes – jederzeit ...

„Freude, Schwermut, Kummer, all das gehörte zum Leben. Die Kunst war, an der Freude so lange wie möglich festzuhalten und dennoch nicht zu vergessen, dass ein geliebtes Herz – auch ein starkes – jederzeit aufgeben konnte.“

„Winterschwestern“ ist ein historischer Roman von Kristin Hannah. Er erschien erstmalig 2012 unter dem Namen „Ein Garten im Winter“, wurde nun aber neu übersetzt und erschien im Juni 2022 im Aufbau Verlag.
Als Meredith‘ und Ninas Vater stirbt, bleibt ihnen von ihrer Familie nur noch die Mutter, zu der sie nie eine richtige Beziehung aufbauen konnten. Dennoch gaben beide ihrem Vater ein Versprechen, dass sie nun einlösen wollen. Können sie so ihrer Mutter näherkommen und vielleicht sogar ihr Verhalten verstehen?

Kristin Hannah schreibt mit „Winterschwestern“ einen tiefgehenden, dramatischen und berührenden Roman über Familie, Liebe, Krieg, Mutterliebe, Entbehrung, Mut, Zusammenhalt aber auch den Weg zu sich selbst. Sie verwebt viele ernste Themen zu einer großen Geschichte und bringt durch ihren unglaublich eingängigen Schreibstil sämtliche Gefühle extrem nah.
Die Geschichte ist über einen langen Zeitraum sehr düster und bedrückend. Ich konnte ihn nicht sehr zügig lesen, weil mich die Atmosphäre, der Schreibstil und die Handlung sehr bewegt haben. Beiseitelegen konnte ich den Roman aber auch nur schlecht, denn die Handlung, die sich über zwei Zeitebenen bewegt, ist einfach unglaublich spannend. Nur langsam versteht man die Zusammenhänge zwischen der Erzählung in der Erzählung und der Handlung in der Gegenwart. Das Ende ist dann wunderschön und überraschend zugleich.
Die Figuren sind meiner Meinung nach sehr gut und authentisch charakterisiert. Die Schwestern Meredith und Nina könnten unterschiedlicher nicht sein und kämpfen doch mit ähnlichen Problemen. Während Meredith eher introvertiert und pflichtbewusst ist, ist Nina extrovertiert und sprunghaft. Was sie verbindet ist jedoch, dass sie sich teilweise selbst verlieren und ihre wahren Gefühle überdecken. Sie suchen nach ihrem eigenen Lebensweg, wissen nicht, wie man mit Trauer umgeht und kämpfen mit der fehlenden Mutterliebe in ihrem Leben. Ich bewundere beide für die Kraft, die sie schließlich gegenüber ihrer Mutter aufbringen und mit derer sie ihr das erste Mal in ihrem Leben wirklich nahekommen und langsam entdecken, was der wirkliche Grund für das Verhalten ihrer Mutter ist.
Die Entwicklung beider Frauen wird im Laufe der Handlung deutlich, doch auch ihre Mutter verändert sich. Gemeinsam erfahren Nina, Meredith und der Leser die Lebensgeschichte ihrer Mutter und so manches Mal hatte ich eine Gänsehaut auf den Armen und ein beengtes Gefühl in der Brust. Manchmal standen mir auch die Tränen in den Augen. Gelacht habe ich nicht.
Krieg stellt ein zentrales Thema des Romans dar und obwohl ich Kristin Hannahs Romane kenne, hatte ich hiermit so nicht gerechnet. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich, hätte ich dies zuvor gewusst, wohl auf das Lesen verzichtet hätte. Diese wahren Begebenheiten zu lesen und emotional so nah an den Figuren zu sein, ist nicht immer leicht. Gerade wenn zurzeit ein Krieg tobt, der Leid und Angst heraufbeschwört.

Mein Fazit: Kristin Hannah schreibt erneut einen großen Roman mit großen Emotionen, vor wahrem Hintergrund. Der Leser wird in die Handlung eingesogen und fasziniert durch die Vielfalt der Geschichte. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen, aber auch eine Lesewarnung, wenn man aktuell (oder generell) nicht von Krieg und Leid lesen möchte!

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