Scönheit als Schild gegen das lauernde Dunkle
Drei Tage im AugustDrei Tage im August 1936 in Berlin Unter den Linde. Die Stadt wiegt sich während der Olympischen Spiele in trügerischer Sicherheit vor dem Aufstieg der Nazis und damit dem Untergang des Deutschen Reiches. ...
Drei Tage im August 1936 in Berlin Unter den Linde. Die Stadt wiegt sich während der Olympischen Spiele in trügerischer Sicherheit vor dem Aufstieg der Nazis und damit dem Untergang des Deutschen Reiches. Allerdings nehmen die Ladenbetreiber Unter den Linden die seltsam bedrohliche Atmosphäre bereits deutlich wahr. Sei es in Gestalt eines schwarzen Tieres, das die Protagonistin Elfie als Sinnbild ihrer Schwermut auf Schritt und Tritt folgt. Mühsam versucht sie ihren Alltag als Angestellte der Chocolaterie Sawade aufrecht zu erhalten. Sei es in Form der existentiellen Bedrohung des Buchhändlers Franz Marcus, dem die Nazis mit Schließung der Buchhandlung drohen und der an Flucht denkt, bevor er gänzlich in der Falle sitzt. Oder in Form des Todes, der die alte Madame Comte über der Chocolaterie bedroht. Alle versuchen der drohenden Dunkelheit mit Hilfe der Schönheit zu trotzen, der Schönheit der Schokoladen und ihrer Verpackungen, der Schönheit der Bücher und der Schönheit der Erinnerungen an das gelebte Leben. Darin verwebt sich das Schicksal der Haupt- und Nebendarsteller Unter den Linden auf sehr gefühlvoll-melancholische Weise. In bedächtigen und leiden Worten schafft die Autorin ein stark atmosphärisches Bild der Allee in diesen drei Tagen im August und setzt damit selbst das Schöne gegen das Böse. Wer spannungsreiche Handlung sucht und große Geschichten, der ist hier schlecht beraten. Wer sich in die komplexen Gefühlswelten, die ein wenig mantrahaft stets von Neuem heraufbeschworen werden, begeben will, findet hier einen „ausnehmen schöne[n] Roman, voll zarter Sinnlichkeit und besonderen Figuren“, wie es der Klappentext verspricht.