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Veröffentlicht am 25.07.2022

Aberglaube und Wissenschaft

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
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Zum Inhalt:
Todesfälle im Zusammenhang mit Mumien und eine Mordserie an jungen Strichern erschüttern Wien. Leopold von Herzfeldt sieht Verbindungen, die sich seinen Vorgesetzten nicht erschließen wollen. ...

Zum Inhalt:
Todesfälle im Zusammenhang mit Mumien und eine Mordserie an jungen Strichern erschüttern Wien. Leopold von Herzfeldt sieht Verbindungen, die sich seinen Vorgesetzten nicht erschließen wollen. Doch diese Schwierigkeiten sind nicht die einzigen, mit denen Leopold kämpft. Gleichzeitig gestaltet sich die Beziehung zu Julia schwierig, die ebenfalls - wenn auch an anderer Front - ermittelt: Ein Tierwärter wurde zerstückelt im Löwenkäfig des Tierparks gefunden. Gemeinsam mit dem Totengräber Augustin Rothmayer stürzen sie sich in ein neues Abenteuer....

Mein Eindruck:
... welches von Hans-Jürgen Stockerl mit Schmäh in der Stimme eingelesen ist. Dieser Sprecher würde schon alleine mit seiner Intonation für einen Stern in der Bewertung sorgen, doch die Geschichte von Oliver Pötzsch verdient auch ohne diese Schützenhilfe die Höchstnote. Die Gratwanderung zwischen Spannung und Humor gelingt dem Autor ebenso wie das Austarieren seiner Charaktere und die Erfindung einer guten Geschichte. Diese verbindet Aberglaube und Wissenschaft, spielt mit diesen Elementen und bietet doch eine perfekte Erklärung. Schwierigkeiten, die der Autor für seine Figuren erdenkt, werden (wie auch die Todesfälle) allesamt gelöst, - jedoch nie leichtfertig und meistens in den Denkweisen (wenn auch fortschrittlich) der damaligen Zeit. Einzig der Handlungsstrang um afrikanische Darsteller im Zoo wirkt ein bisschen gewollt dem heutigen Zeitgeist geschuldet und sein Fehlen hätte nicht unbedingt der Story geschadet. Doch das ist Jammern auf ganz hohem Niveau.
Eine Frage bleibt jedoch: Warum dieser Titel? Aber ehrlicherweise ist das wirklich zu vernachlässigen, wenn man über so viele Seiten bzw. Hörminuten absolut fantastisch unterhalten wird.

Mein Fazit:
Augustin for President!

Veröffentlicht am 26.03.2022

Aufarbeitung

Den Wölfen zum Fraß
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Zum Inhalt:
Eine junge Frau wird in Nordengland ermordet, - der Verdacht fällt auf ihren Nachbarn Mr. Wolphram, vormals Lehrer an einer elitären Jungenschule. Einer der ermittelnden Beamten – Ander - war ...

Zum Inhalt:
Eine junge Frau wird in Nordengland ermordet, - der Verdacht fällt auf ihren Nachbarn Mr. Wolphram, vormals Lehrer an einer elitären Jungenschule. Einer der ermittelnden Beamten – Ander - war selber an dieser Schule und erinnert sich an einige Begebenheiten im Zusammenhang mit Mr. Wolphram, der schon damals ein spezieller, aber nicht unsympathischer Typ war. Während die Menge – aufgestachelt durch eine skandalheischende Presse – nach Mr. Wolphrams Blut lechzt und die halbe Polizeidienststelle an dessen Schuld festhält, glauben Ander und sein Partner an Wolphrams Unschuld und ermitteln weiter.

Mein Eindruck:
Der Titel ist wunderbar mehrdeutig, da er einerseits Bezug auf den Namen des Verdächtigen nimmt, andererseits auf die entfesselte Presse und die Schmierereien im Jetzt und die Mobbing-Aktionen der Vergangenheit verweist. Diese geschliffene, sprachliche Eleganz zieht sich durch den ganzen Roman, der nur sich nur oberflächlich um eine Kriminalgeschichte dreht. Er geht tiefer – in jeder Beziehung. Patrick McGuinness zeigt wunderbar das Modell des Schwellenwertes: Wenn ein gewisser Punkt überschritten wird – durch Manipulation, das Gesetz der Masse oder einfach, weil das Level niedrig ist – wird der Mob immer größer und gefährlicher. Und es gehört eine gehörige Portion Mut und Selbstbewusstsein dazu, sich diesem Mob entgegen zu stellen.
Besonders gefällt, dass der Autor den Personen differenzierte Lebenswege gönnt: Seine Figuren können erfolgreich sein, auch wenn sie in der Sozialsiedlung aufgewachsen sind und Charakterschweine und Loser, obwohl sie den goldenen Löffel in die Wiege gelegt bekommen haben.

Mein Eindruck:
Voll mit Metaphern, aber nie zu künstlich

Veröffentlicht am 25.03.2022

Drogen sind auch nur Menschen

Roxy
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Zum Inhalt:
Isaac und seine Schwester haben Probleme, - doch für Probleme gibt es eine Lösung in Form von chemischen Helferlein. Aber ist das wirklich die Lösung oder nur der Beginn eines noch größeren ...

Zum Inhalt:
Isaac und seine Schwester haben Probleme, - doch für Probleme gibt es eine Lösung in Form von chemischen Helferlein. Aber ist das wirklich die Lösung oder nur der Beginn eines noch größeren Problems?

Mein Eindruck::
Vater und Sohn Shusterman beherrschen nicht nur die Kunst, sich in jugendliche Charaktere zu versetzen, - jetzt verleihen sie sogar (Designer-)Drogen und verschreibungspflichtigen Medikamenten mit Suchtpotenzial eine Stimme. Denn die titelgebende Roxy ist so ein Medikament und wie ihre Verwandtschaft setzt sie ihre Reize ein, um ihren Zögling zur letzten Party zu bitten.
Die Sprecher sind genial. Roxy (das Medikament Oxycontin) und Addie (Adderall) sind perfekt eingelesen, während sie in ihren Wettstreit die Geschwister Ivy und Isaac hineinziehen. Obwohl schon am Anfang klar ist, dass für einen der Flirt mit dem Medikament tödlich ausgeht, bleibt bis zum Schluss unklar, welche/r Jugendliche stirbt. Im Gegensatz zu Roxy und Addie, deren Gedanken in der ersten Person geschrieben sind (und damit den Leser/innen auf direktem Wege verabreicht werden), nutzen die Autoren für die Menschen die abgeklärtere Sicht der dritten Person. So hält man Abstand zum Geschehen und bleibt Zuschauer der Party.
Dass (und den Grund warum) das Umfeld der beiden erst sehr spät etwas bemerkt, wird ebenfalls gut erklärt und obwohl den Jugendlichen hierzulande zwar das amerikanische Schulsystem mit seinen Tücken fremd ist, wird der Druck, unter dem alle stehen, gut spürbar.

Mein Fazit:
Auch wenn die Drogen glitzern - die Geschichte zeigt eindringlich, dass der schöne Schein nur Talmi ist

Veröffentlicht am 10.03.2022

Frauenpower

Violet und Bones Band 1 - Der lebende Tote von Seven Gates
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Zum Inhalt:
Violet ist ein Teenager im viktorianischen London. Ihr Vater – ein örtlicher Bestatter – wird verhaftet und angeklagt, vier Männer erschlagen zu haben. Dafür droht ihm die Todesstrafe. Da die ...

Zum Inhalt:
Violet ist ein Teenager im viktorianischen London. Ihr Vater – ein örtlicher Bestatter – wird verhaftet und angeklagt, vier Männer erschlagen zu haben. Dafür droht ihm die Todesstrafe. Da die Polizei glücklich scheint einen Verdächtigen zu haben und nicht mehr in andere Richtungen ermittelt, nimmt Violet das Heft in die Hand, den wahren Täter zu finden. An ihrer Seite sind ihr Hund Bones und Oliver, ein Straßenjunge, der dem Mörder entkommen ist.

Mein Eindruck:
Violet ist ein Charakter, der bestimmt von der Zielgruppe (Jugendliche ab 11 Jahren) geliebt wird: Taff, gewitzt und zupackend. Sie behauptet sich in einer Umgebung, die ihr nichts zutraut und schafft das Unmögliche. Die Geschichte dazu ist wunderbar: Gruselig, aber nicht wirklich blutrünstig – also auch für junge Gemüter gut zu verkraften, ohne sie zu traumatisieren. Der Schreibstil ist leicht gehalten, aber nicht trivial, dadurch gut lesbar ohne zu langweilen. Ein wunderschönes Setting: Friedhof in London, dazu Kutschen und andere altmodische Fortbewegungsmittel, Hausmädchen und Clubs; - sehr passend für ein Lese-Erlebnis, das einen in andere Zeiten und Umgebungen katapultiert und damit die Fantasie anregt.

Mein Fazit:
Perfekte Start-Lektüre für junge Leser/innen

Veröffentlicht am 27.02.2022

Härtegrad 10

Eine Frage der Chemie
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Zum Inhalt:
Elisabeth Zott ist eine alleinerziehende Mutter und eine gute Chemikerin, doch in der Mitte des letzten Jahrhunderts wird die Leistung von Frauen gering geschätzt. Als sie das Angebot der Moderation ...

Zum Inhalt:
Elisabeth Zott ist eine alleinerziehende Mutter und eine gute Chemikerin, doch in der Mitte des letzten Jahrhunderts wird die Leistung von Frauen gering geschätzt. Als sie das Angebot der Moderation einer Kochshow erhält, nimmt sie an und hilft vielen Frauen. Mit guten Rezepten beim Kochen, mit ihrer Art bei der Emanzipation.

Mein Eindruck:
Härtegrad 10 hat ein Diamant. Und genau das ist dieses Buch für mich: Ein Highlight in diesem Jahr, obwohl es noch jung ist und viele gute Bücher folgen könnten.
Garmus hat eine Heldin geschaffen, mit der man sich auch heutzutage noch gut identifizieren kann, weil sie für das kämpft, was sie will und sich gegen Widerstände behauptet. Elizabeth ist eine Person, die ihrer Zeit voraus ist und sich nicht mit den manngegebenen Zuständen abfinden will. Wenn sie einmal rückwärts geht, nimmt sie nur Anlauf. Während Garmus ihre Protagonistin direkt als starke Frau anlegt, machen viele der Nebenfiguren - durch Elizabeth getriggert - eine Entwicklung durch. Dabei hält die Autorin auf bemerkenswert gekonnte Weise die Waage zwischen Drama und Humor, so dass sehr oft die Augen feucht werden - mal vom Lachen, mal vom Weinen.
Garmus Figuren sind wunderbar gezeichnet, ihre Wortgewalt überzeugt und das Ende brennt eine wahre Magnesiumbatterie ab (für Nichtchemiker: fast so schön wie Wunderkerzen). Eine absolute Leseempfehlung.

Mein Fazit:
Ein Diamant