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Veröffentlicht am 15.09.2016

Guter Einstieg in eine empfehlenswerte Reihe

Der nasse Fisch
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Gereon Rath ist von Köln nach Berlin zwangsversetzt worden. In Berlin ist er zudem nicht bei der Mordkommission sondern beim Sittendezernat gelandet. Als er in einen merkwürdigen Kriminalfall verwickelt ...

Gereon Rath ist von Köln nach Berlin zwangsversetzt worden. In Berlin ist er zudem nicht bei der Mordkommission sondern beim Sittendezernat gelandet. Als er in einen merkwürdigen Kriminalfall verwickelt wird, ermittelt er heimlich auf eigene Faust, in der Hoffnung, sich dadurch einen Platz in der Mordkommission zu erarbeiten. Doch es läuft zunächst überhaupt nicht so, wie erhofft. Auch sein Liebesleben lässt zu wünschen übrig. Als er sich in Charlotte Ritter, die Sekretärin bei der, um über sie an Insiderinformationen zu kommen. Das tut allerdings der Beziehung gar nicht gut. Und so verstrickt sich Gereon immer mehr in ein Lügengebilde …

Nachdem ich das Pferd von hinten aufgezäumt hatte und mit Volker Kutschers neuestem Roman um Gereon Rath begonnen hatte, wollte ich unbedingt noch die vorherigen Bände lesen. Und wie erwartet, hat mir auch dieser erste Band der Reihe sehr gut gefallen.

Volker Kutscher gelingt es, den Flair der Zeit, in dem der Roman spielt, wunderbar einzufangen, man meint selbst Ende der Zwanzigerjahre in Berlin unterwegs zu sein. Berlin zu dieser Zeit, aber auch die politische Lage in Deutschland sind gut eingefangen und ja auch hoch interessant.

Gereon Rath ist kein leichter Charakter und sicher auch kein Ermittler, wie er im Buch steht. Nein, er kocht immer auch sein eigenes Süppchen und fällt dabei auch in die eine oder andere Grube, die er selbst gegraben hat … und man greift sich schon manchmal an den Kopf und fragt sich, wie er da wohl wieder herauskommen will. Aber Gereon wäre nicht Gereon, wenn er das nicht irgendwie schaffen würde.

Auch die Figur der Charlotte Ritter gefällt mir gut, schon sehr emanzipiert, weiß sie, was sie will. Und auch sonst wimmelt es von interessanten und teilweise skurrilen Gestalten und bei einigen ist man sehr erstaunt, was sich hinter den Kulissen versteckt.

Der Kriminalfall ist dabei ebenfalls sehr interessant und spannend, mit einer Auflösung, die teilweise überrascht und dennoch logisch durchdacht ist. Das Ende ist rund, alle losen Fäden werden zusammengeführt.

Alles in allem ein sehr lohnender Roman und ein toller Einstieg in die Serie, die bisher vier Romane umfasst. Ich hoffe, dass Volker Kutscher noch einige mehr folgen lässt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Interessantes Thema, interessanter Fall

Der stumme Tod
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Eine Schauspielerin wird bei Dreharbeiten getötet, eine andere ist spurlos verschwunden und Konrad Adenauer, der Kölner Oberbürgermeister, wird erpresst. Gereon Rath hat wieder viel zu tun. Allerdings ...

Eine Schauspielerin wird bei Dreharbeiten getötet, eine andere ist spurlos verschwunden und Konrad Adenauer, der Kölner Oberbürgermeister, wird erpresst. Gereon Rath hat wieder viel zu tun. Allerdings ist nur der erste Fall ein offizieller der Berliner Mordkommission, um die beiden anderen kümmert Gereon sich sozusagen privat. Dabei kommt er sich schon mal selbst in die Quere und bekommt auch wieder Probleme mit seinen Vorgesetzten. Und dann ist da noch Charlotte Ritter, die erneut in sein Leben tritt. Das alles unter einen Hut zu bekommen, ist gar nicht leicht und man kann gespannt sein, ob Gereon heil aus allem herauskommt.

Auch der zweite Fall des aus Köln stammenden Berliner Kommissars hat mir wieder sehr gut gefallen. Die Serie lebt vor allem davon, dass sie die Stimmung und den Zeitgeist der späten 20er und beginnenden 30er Jahre in Berlin wunderbar einfängt, man glaubt regelrecht eine Zeitreise zu machen. Das liegt u. a. daran, dass auch immer wieder tatsächliche historische Ereignisse ihren Platz im Roman finden, wie in diesem Fall z. B. das Begräbnis Horst Wessels. Auch das Hauptthema des Buches, der Übergang des Filmemachens vom Stumm- zum Tonfilm trägt sehr viel dazu bei.

Gerade dieses Hauptthema finde ich auch ungeheuer interessant. Wer kann sich heute noch vorstellen, dass es etliche Leute gab, die sich gegen den Tonfilm auflehnten? Für mich auch interessant war das Geschehen rund um die Adenauer-Erpressung, die mit der Verlegung der Fordwerke von Berlin nach Köln zu tun hatte. Für mich als Kölnerin gehören diese Werke zu Köln, wer hätte gedacht, dass sie dort nicht „schon immer“ waren. Und das ist ja das Schöne an sehr gut recherchierten historischen Romanen, man erfährt auch meist etwas Neues. Ich persönlich liebe das!

Gereon Rath ist ein schwieriger Charakter, er ist eher ein Einzelgänger, auch was die Arbeit angeht, wirklich teamfähig ist er nicht und das bringt ihm einige Probleme ein. Auch sein Liebesleben ist nicht immer einfach. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb, mag ich Gereon, er ist ein Mensch mit Ecken und Kanten, handelt nicht immer richtig, seine Gefühlswelt ist nicht immer im Reinen, irgendwie ein Mensch wie Du und Ich.

Viele der Charaktere aus dem Vorgängerbuch tauchen hier wieder auf, nicht nur Gereons Kollegen, und es gibt ein paar interessante neue. Mich faszinieren dabei vor allem die Gestalten aus der Filmindustrie, die damals schon ein ganz eigenes Völkchen waren.

Die Geschichte ist wieder sehr spannend. Einer der Handlungsstränge wird durch den Täter bestimmt, der schon sehr früh in eigenen Kapiteln auftaucht, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie im Präsens geschrieben sind. Man kann auch relativ früh ahnen, wer das sein könnte, und auch in einem weiteren Fall wird die Lösung schon recht früh präsentiert. Der dritte Fall bleibt aber bis zum Ende überraschend, so dass Rätselfreunde auf jeden Fall auch zum Zug kommen.

Wie schon die anderen Gereon-Rath-Bücher (mir fehlt jetzt nur noch der dritte Band), kann ich auch diesen wieder uneingeschränkt empfehlen. Nicht nur Krimifreunde, auch Fans historischer Romane sollten einen Blick wagen. Und ich freue mich auf das dritte Buch und weitere folgende Bände.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gereon Raths dritter Fall

Goldstein
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Der amerikanische Gangster Abe Goldstein kommt nach Berlin und Gereon Rath erhält den Auftrag ihn zu beschatten. Zur selben Zeit gibt es Tote bei den Berliner Ringvereinen, handelt es sich da um Revierkämpfe? ...

Der amerikanische Gangster Abe Goldstein kommt nach Berlin und Gereon Rath erhält den Auftrag ihn zu beschatten. Zur selben Zeit gibt es Tote bei den Berliner Ringvereinen, handelt es sich da um Revierkämpfe? Ist Goldstein deshalb in Berlin oder was will er hier?

Charlie, Gereons Freundin, leistet derweil ihren juristischen Vorbereitungsdienst beim Amtsgericht b und lernt dort die 18jährige Alex kennen, eine Kleinkriminelle, die sich u. a. mit raffinierten Kaufhausraubzügen durchschlägt. Bei einem solchen wird Alex‘ Freund Benny getötet und es scheint fast, dass ein Polizist dabei seine Hände im Spiel hat. Alex gelingt es aus Charlies Obhut zu fliehen und diese setzt nun alles daran, sie wieder zu finden, auch zu Alex‘ eigenem Schutz, denn auch andere sind hinter ihr her.

Kutschers dritter Band um Gereon Rath ist wieder angesiedelt in mitten historischer Ereignisse. Das ist es auch einer der Gründe, die diese Romane so interessant machen. Der aufkommende Nationalsozialismus und der Terror, der dahinter steckte, sind in diesem Band sehr stark erlebbar. Durch die Figur des Abe Goldsteins, eines Juden, wird auch die Stellung der jüdischen Bevölkerung mehr thematisiert, zumal dieser auch noch Familie in Berlin hat, an der der Autor sehr schön die unterschiedlichen Strömungen jüdischen Lebens darstellt, auf der einen Seite die sehr stark religiös Geprägten, auf der anderen Seite die eher weltlich Orientierten.

Der Autor erzählt die Geschichte in verschiedenen Ebenen. Direkt zu Beginn erlebt man mit Alex und Benny den schicksalshaften Kaufhausraubzug, daneben verbringt der Leser/die Leserin viel Zeit mit Charlie und auch mit Abe Goldstein. Gereon Rath tritt in diesem Buch deutlich in den Hintergrund. Das irritiert zunächst etwas, passt aber sehr gut zum Geschehen, denn Rath ist nicht überall dabei, wo interessante und handlungsrelevante Dinge passieren. So kann die Leserschaft alles aus erster Hand miterleben. Der Liebesgeschichte zwischen Charlie und Gereon wird wieder relativ viel Platz eingeräumt. Zum Ende gibt es eine Wendung, die gespannt auf den nächsten Band macht.

Auch wenn dieser Roman für mich der schwächste Rath-Band ist, vergebe ich hier dennoch die Höchstnote (mit kleinen Abstrichen), allein dafür, wie Kutscher historische Persönlichkeiten (z. B. unter dem Personal der Kriminalpolizei) und historische Geschehnisse in seine Romane – auch in diesem hier – integriert, hat er die Bestnote verdient. Außerdem ist dem Autor auch hier eine interessante Geschichte gelungen, die es sich zu lesen lohnt. Auch dieses Mal wurde ich wieder zum Googeln angeregt und habe einige neue interessante Dinge erfahren (z. B. über den einäugigen Hanomag), für mich ist es generell ein Qualitätsmerkmal, wenn ich durch einen historischen Roman etwas Neues hinzulernen konnte

Kutschers Charaktere sind bis in die Nebenrollen sehr gut ausgearbeitet – und sie sind alle Kinder der Zeit, ob im guten oder im schlechten. Viele Figuren kennt man nun schon seit dem ersten Band und erlebt auch Entwicklungen mit. Ich hoffe noch auf viele weitere Romane über Gereon Rath und seine Mitstreiter und über das Berlin der 30er Jahre.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Packende Zeitgeschichte

Kinder der Freiheit
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Der dritte und letzte Teil der Jahrhunderttrilogie erzählt die Geschichte vom Mauerbau bis zum Fall der Mauer. Nicht nur in Deutschland, auch in den USA und in Russland tut sich in dieser Zeit Einiges.

Wieder ...

Der dritte und letzte Teil der Jahrhunderttrilogie erzählt die Geschichte vom Mauerbau bis zum Fall der Mauer. Nicht nur in Deutschland, auch in den USA und in Russland tut sich in dieser Zeit Einiges.

Wieder trifft man Angehörige der schon aus dem Vorgängerband bekannten Familien wieder und erfährt anhand derer Schicksale auch die Weltgeschichte. In den USA versuchen Bürgerrechtsorganisationen die Gleichberechtigung der Schwarzen zu erreichen und die Bürgerrechtler setzen mehr als einmal ihr Leben aufs Spiel. Gleichzeitig bringt die Kubakrise die Welt nahe an eine Katastrophe. In der Sowjetunion hat man mit vielerlei Problemen zu kämpfen und Deutschland wird durch eine Mauer geteilt, die auch viele Familien trennt.

Dieser dritte Teil der Trilogie hat mich sehr berührt, 1961 war ich schon geboren, ich habe also die komplette Zeit, die der Roman erzählt, selbst erlebt. Dieser Roman ist stellenweise so spannend, das ich ihn oft fast atemlos las – und dass man eigentlich weiß, wie es ausging, ändert nichts daran. Es ist auch schön, Protagonisten aus den Vorgängerbänden wieder zu treffen und zu erleben, wie es mit ihnen und ihren Familien weitergeht. Allerdings hatte ich das Gefühl, als würden bis auf zwei oder drei die Protagonisten in diesem Band weniger gut beleuchtet werden als das noch in den Vorgängern, vor allem im ersten Band der Fall war.

Wie schon im Vorgänger, musste Follett eine Auswahl der Ereignisse treffen, um innerhalb eines Buches bleiben zu können. So wurde einiges unter den Tisch fallen gelassen, der Vietnamkrieg nur kurz angesprochen, die RAF fand gar nicht in den Roman und Großbritannien spielt nur eine sehr kleine Rolle. Mich würde schon interessieren, wie Follett seine Wahl getroffen hat.

Neben der Weltgeschichte und der der Familien beschreibt Follett auch popkulturelle Dinge, so wird jemand Hollywoodschauspielerin, andere Popstars (mit allen Höhen und Tiefen). Das ist interessant und macht das Geschehen noch authentischer.

Was mir negativ aufgefallen ist, sind die häufigen Wiederholungen, manche Erklärungen habe ich mehrfach gelesen – hatte da jemand die Vermutung, Leser können sich so etwas nicht über ein paar hundert Seiten lang merken?

Insgesamt ist der Roman jedoch sehr gelungen und ein würdiger Abschluss der Trilogie, die gut 1.200 Seiten habe ich innerhalb weniger Tage gelesen. Schade, dass wir uns nun von den Peschkovs, den Williams, den Dewars und den von Ulrichs trennen müssen. Wer sich für das vergangene Jahrhundert und seine spannende(n) Geschichte(n) interessiert, dem ist diese Trilogie sehr zu empfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nicht ganz so überzeugend wie Band 1

Winter der Welt
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Im zweiten Band seiner Jahrhunderttrilogie beleuchtet Ken Follett das Geschehen rund um den zweiten Weltkrieg. Wieder beschreibt er das Leben verschiedener Familien in diversen betroffenen Ländern (Großbritannien, ...

Im zweiten Band seiner Jahrhunderttrilogie beleuchtet Ken Follett das Geschehen rund um den zweiten Weltkrieg. Wieder beschreibt er das Leben verschiedener Familien in diversen betroffenen Ländern (Großbritannien, Sowjetunion, USA, Deutschland), verknüpft deren Leben mit den politischen Ereignissen und zeigt so auf, was im Großen und im Kleinen in dieser Zeit passierte.

Der Autor knüpft dabei an den ersten Band an, die Familien, deren Leben er erzählt, sind die selben, nur dass nun die nächste Generation in den Fokus rückt. Aber auch die größtenteils liebgewonnenen Charaktere aus „Sturz der Titanen“ trifft man wieder, erfährt ihr weiteres Schicksal und muss mit ihnen auch Verluste hinnehmen.

Der Roman ist wieder in drei Teile gegliedert, je ein Teil erzählt die Geschehnisse vor dem Krieg bzw. während des Krieges und über seine Nachwirkungen. Ingesamt sind diese Ereignisse komplexer als die im ersten Band erzählten und hätten gut und gerne mehrere Bände gefüllt, Ken Follett erzählt daher verkürzter, Vieles wird nur kurz angesprochen, der Roman beginnt auch erst 1933. Erst nach und nach hat man als Leser das Gefühl an wichtigen Ereignissen dieser Zeit teilzuhaben. Mich hat auch gewundert, dass die Judenverfolgung in Nazideutschland nur eher am Rande angesprochen wurde, es wird zwar über eine jüdische Familie berichtet, die allerdings nie wirklich in den Fokus rückt, das Thema KZ wird ebenso nur marginal berührt. Ganz lässt der Autor die Gräueltaten jener Zeit jedoch nicht ganz außer Acht, thematisiert wird z. B. das Euthanasieprogramm.

Auch die Charaktere kommen mir in diesem Roman nicht so nahe wie im Vorgänger. Das liegt möglicherweise daran, dass man sie in recht großen Abständen trifft, meist liegt ein Jahr oder mehr dazwischen. Einige wenige rücken soweit in den Fokus, dass sie mich stark berührten, z. B. Lloyd Williams, Ethel Williams Sohn. Manche erfahren eine große Veränderung während der Erzählung, vor allem Daisy Peshkov, Lev Peshkovs Tochter, die ich zunächst gar nicht mochte, die sich aber immer mehr in mein Herz schlich.

Sehr interessant auch wieder die Hintergrundinformationen aus den verschiedenen Ländern, die politischen und sozialen Probleme, auch in diesem Band spart der Autor nicht mit Sozialkritik.

Der zweite Band der Jahrhunderttrilogie kann nicht ganz so überzeugen wie der erste, dafür ist das Thema für ein einziges Buch einfach zu komplex. Dennoch ist es ein lesenswerter historischer Roman, der viele Denkanstöße liefert und vor allem dazu anregt, selbst weiter über diese Zeit zu recherchieren. Auch hier absolute Leseempfehlung.