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Veröffentlicht am 29.07.2022

Der Schrecken des Holodomor berührend erzählt

Denk ich an Kiew
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„Denk ich an Kiew“ ist eine emotional berührende Geschichte. Die Art und Weise, wie die Autorin die Erinnerungen ihrer Familie, Fakten und Fiktion miteinander vermischt hat, ist gut gelungen und sorgt ...

„Denk ich an Kiew“ ist eine emotional berührende Geschichte. Die Art und Weise, wie die Autorin die Erinnerungen ihrer Familie, Fakten und Fiktion miteinander vermischt hat, ist gut gelungen und sorgt für eine bewegende Lektüre. Der Roman wird durch zwei sich abwechselnden Zeitebenen erzählt, Katjas in der Vergangenheit und Cassies in der Gegenwart.

Seit Cassies Mann vor 14 Monaten bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, kämpfen ihre fünfjährige Tochter Birdie und sie darum, ihre Trauer loszulassen. Als Cassies Großmutter Bobby anfängt, unter Gedächtnisproblemen zu leiden, entscheidet Cassies Mutter, dass es das Beste für Cassie und Birdie wäre, zu Bobby mit ins Haus zu ziehen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Hier entdeckt Cassie ein auf Ukrainisch geschriebenes Tagebuch, das einige Geheimnisse der Vergangenheit zu enthalten scheint.
Die sechzehnjährige Katja hat im Leben viel vor. Sie ist Teil einer glücklichen Familie und wohnt nicht weit von ihrer Jugendliebe Pavlo entfernt. Doch als Stalins Aktivisten in ihr Dorf kommen und fordern, dass sich alle der Initiative der kollektiven Landwirtschaft anschließen, sieht die Zukunft düster aus und soll noch schlimmer kommen.

Es gibt viele Parallelen zwischen der vergangenen und der gegenwärtigen Zeitachse, wie z. B. dem Umgang mit Trauer und der Suche nach Liebe nach einem Verlust. Die Geschichten funktionieren gut synchron. Jedoch fiel die Handlung rund um Cassie im Vergleich zu der mit Katja schwächer aus, sie war zwar interessant, aber es fehlte für mich etwas an Tiefe und Emotionalität. Im Gegensatz dazu war Katjas Geschichte besonders wegen der brutalen Darstellung der Realitäten des ukrainischen Lebens unter Stalins Kollektivierungsschema teils sehr düster und bedrückend zu lesen, sie ist aber auch voll von Stärke, Mut und Hoffnung.

Alles in allem ist „Denk ich an Kiew“ von Erin Litteken ein toll geschriebener und bewegender historischer Roman mit einer zu Herz gehenden Geschichte, die auf der menschengemachten Hungersnot (Holodomor) in der Ukraine basiert, die von der Sowjetunion verursacht wurde und fast 4 Millionen unschuldige Todesopfer forderte. Besonders die fiktive Geschichte der Großmutter, die als junge Erwachsene durch den Holodomor ging, war besonders bewegend und tragisch. Es ist eine Geschichte über Stärke und Tapferkeit, und die Darstellung ihres Traumas fühlte sich sehr real an.

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Veröffentlicht am 26.07.2022

100 Jahre Leben

Violeta
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„Violeta“ von Isabel Allende ist im Wesentlichen die Geschichte von Violeta, die 1920 zu Zeiten der Spanischen Grippe in eine ziemlich reiche Familie in Chile geboren wird, und was in ihrem 100-jährigen ...

„Violeta“ von Isabel Allende ist im Wesentlichen die Geschichte von Violeta, die 1920 zu Zeiten der Spanischen Grippe in eine ziemlich reiche Familie in Chile geboren wird, und was in ihrem 100-jährigen Leben bis zu ihrem Tod im Jahr 2020 alles passierte. Die Geschichte wird aus der Sicht von Violeta selbst durch Briefe an ihren Enkel Camilo erzählt. In diesen Brief berichtet sich offen und ehrlich von ihrem Aufwachsen erst in Reichtum und dann in Armut, von ihren Liebesbeziehungen, ihren Kindern und ihren Tätigkeiten und Engagements. Durch Violetas Augen nimmt man auch teil an vielen verschiedenen geopolitischen Ereignissen und wie diese Violeta und die Menschen um sie herum beeinflusst haben – von der Weltwirtschaftskrise in den 1920er-Jahren über eine Reihe von Staatsstreichen in ihrem und den Nachbarländern bis hin zu Kämpfen für mehr Frauenrechte. Die Handlung steuert dabei nicht auf einen bestimmten Höhepunkt zu, es wird einfach eine Lebensgeschichte mit all ihren Höhen und Tiefen erzählt. Wobei die erste Hälfte des Buches mir besser gefallen hat als der zweite Teil. Im zweiten Teil verschob sich der Fokus von Violeta mehr auf die politischen Ereignisse und Camilo, wodurch der Roman etwas an Tiefe und Spannung für mich verlor.

Alles in allem ist „Violeta“ einfach eine wunderschön erzählte Geschichte, die einen in den Bann zieht. Allendes Prosa ist elegant und eine Freude zu lesen.
Empfehlenswert für Fans von Isabel Allende sowie Liebhaber atmosphärischer und charakterfokussierter historischer Romane.

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Tödliche Bergbesteigung - fesselnd erzählt

Der Aufstieg – In eisiger Höhe wartet der Tod
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Die Journalistin Cecily Wong wurde ausgewählt, um einen Sonderartikel über den angesehenen Bergsteiger Charles McVeigh zu schreiben. Der Haken an der Sache ist, dass er ihr das Interview nur gewährt, wenn ...

Die Journalistin Cecily Wong wurde ausgewählt, um einen Sonderartikel über den angesehenen Bergsteiger Charles McVeigh zu schreiben. Der Haken an der Sache ist, dass er ihr das Interview nur gewährt, wenn sie im Rahmen seiner Bergbesteigung des achthöchsten Gipfel der Welt, den Mount Manaslu, erklimmt. Dies ist die Gelegenheit ihres Lebens für Cecily. Obwohl sie die am wenigsten erfahrene Bergsteigerin in der Gruppe ist, ist sie entschlossen, sich und ihren Teamkollegen zu beweisen, dass sie den Gipfel erreichen wird. Zunächst geht alles gut. Als sie jedoch weiter den Berg hinaufsteigen, beginnen Menschen zu verschwinden und die Leichen beginnen sich zu stapeln. Gefangen auf einem Berg mit einem Mörder gibt es kein Versteck. Es ist der ultimative Kampf ums Überleben. Wird Cecily es überleben, bevor der Mörder oder die Elemente sie holen?

„Der Aufstieg“ von Amy McCulloch hat mir ziemlich gut gefallen. Als jemand, der nur wenig Ahnung vom Bergsteigen hat, fand ich, dass es der Autorin gut gelungen ist, die verschiedenen Bergsteigetechniken und Vorbereitungen für den Aufstieg zu erklären, ohne es langweilig zu machen. Auch schaffte sie es gut, die Atmosphäre am Berg einzufangen. Überzeugen konnte mich auch die eigentliche Handlung an sich. Wer jedoch einen spannenden Thriller über 400 Seiten erwartet, wird leicht enttäuscht sein, denn es handelt sich hier eher um einen Slow-Burn-Thriller, der erst zum Ende hin richtig an Fahrt aufnimmt, um dann in einem tollen Ende zu gipfeln.

Insgesamt schafft es „Der Aufstieg“ von Amy McCulloch vor allem durch seinen atmosphärischen Schreibstil und dem interessanten Setting zu fesseln und ist besonders für Leute, die Thriller und Berge mögen zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 22.07.2022

Überzeugender historischer Krimi um einen einohrigen Ermttler

Samson und Nadjeschda
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Kurz nach Sturz des Zaren ist die Lage in Kiew unsicher. Es kommt zu Straßenkämpfen und genau solch einen geraten Samson und sein Vater. Samson verliert dabei ein Ohr und sein Vater wird ermordet. Bald ...

Kurz nach Sturz des Zaren ist die Lage in Kiew unsicher. Es kommt zu Straßenkämpfen und genau solch einen geraten Samson und sein Vater. Samson verliert dabei ein Ohr und sein Vater wird ermordet. Bald findet er eine Anstellung bei der Polizei und ermittelt gleich in seinen ersten Fall, in dem es um Knochen aus echtem Silber und maßgeschneiderte Anzüge geht. Unter Anwendung ungewöhnlicher Methoden (sein abgetrenntes und aufbewahrtes Ohr spielt hierbei eine Rolle), löst er das Rätsel. Auch privat läuft es für Samson in der düsteren Zeit nicht schlecht, macht er doch Bekanntschaft mit Nadjeschda, einer jungen Frau, die weiß, was sie will.

Nach spannendem Beginn plätschert der Roman dann etwas vor sich hin und widmet sich dem täglichem (Über)leben Samsons in einem gefährlichen Kiew. Dabei beschreibt Kurkow mit ruhigem Ton nüchtern die aufgeheizte Stimmung, die jederzeit in Gewalt umschlagen kann. Die Stimmung ist eher düster. Die Krimihandlung ist hierbei eher eingebettet in die Beschreibung der Lage sowie des neue Lebens Samsons nach der Russischen Revolution und man stolpert wie Samson in den Kriminalfall hinein. Trotz alledem kann die Kriminalgeschichte durch seine Außergewöhnlichkeit und seine leicht fantastischen Elemente überzeugen. Wer auf der Suche nach einem spannenden Krimi ist, wird hier weniger fündig. Kurkows „Samson und Nadjeschda“ ist ein historischer Kriminalroman der etwas anderen Art, der von Samson lebt sowie von dem authentischen und stimmungsvollen Bild, das von der damaligen Zeit und der Bevölkerung gezeichnet wird. Ein vielversprechender Auftakt einer neuen Reihe um Samson und Nadjeschda.

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Veröffentlicht am 13.07.2022

Die dunkle Seite von Social Media

Dieser Beitrag wurde entfernt
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Die faszinierende Prämisse von „Dieser Beitrag wurde entfernt“ hat mich dazu gebracht, es in die Hand zu nehmen, und es hat mich nicht enttäuscht. Dieser kleine Roman ist prägnant und wirkungsvoll. Wir ...

Die faszinierende Prämisse von „Dieser Beitrag wurde entfernt“ hat mich dazu gebracht, es in die Hand zu nehmen, und es hat mich nicht enttäuscht. Dieser kleine Roman ist prägnant und wirkungsvoll. Wir folgen Kayleigh, einer ehemaligen Mitarbeiterin von Hexa, wo sie als Content-Moderatorin für soziale Medien arbeitete. Ihre Aufgabe ist es zu entscheiden, welche Beiträge (Posts, Videos etc.) auf der Seite bleiben dürfen und welchen nach den Richtlinien des Arbeitgebers gelöscht werden müssen. Von Anfang an möchte man beim Lesen mehr über Hexa und die Ereignisse erfahren, die dazu führten, dass Kayleigh schließlich gegangen ist.
Die Erzählperspektive ist interessant, die Geschichte wird in Form eines Briefes an einen Anwalt, der eine Sammelklage gegen Hexa wegen der dortigen Arbeitsbedingungen im Namen einiger ehemaliger Mitarbeiter einreicht, erzählt. Im Verlaufe des Briefes bekommt man Einblicke in Kaleighs Leben und ihre Arbeit bei Hexa und wie diese sich negativ auf die psychische Gesundheit und das private Leben von ihr und ihrer Kollegen auswirkte.

Insgesamt hat mir dieses Buch sehr gut gefallen. Die Sprache war teils ironisch und teils provokant und der Schreibstil fing die erstickende Atmosphäre der Arbeit gut ein. Die Wirkung, die die Überprüfung der Social-Media-Inhalte auf die Moderatoren hat, wird beim Lesen richtig spürbar. Auch wurde überzeugend dargestellt, wie die Arbeit als Content-Moderatorin die Menschlichkeit einer Person zerstören kann. Einzig die Geschichte von Kaleighs persönlichen Leben und die Liebesbeziehung zu einer ihrer Kollegin war nicht ganz so stark und störte manchmal etwas den Erzählfluss, vielleicht auch aufgrund des seltsamen und abrupten Endes des Buches. Bedingt durch die geringe Länge des Buches fehlt bei manchen Themen die Tiefe. Ebenso wirft das Buch mehr Fragen auf, als das es beantwortet, was nicht jeden gefallen wird.

Trotz allem ist „Dieser Beitrag wurde entfernt“ definitiv ein Buch, das sich zum Lesen lohnt und das zum Nachdenken anregt.

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