Von allem zu viel und doch zu wenig
Bad ReginaDie einst mondänen Fassaden sind nur noch bröckelige Makulatur, der Ausverkauf hat längst begonnen und doch ist da einer, der ein scheinbares Interesse daran hat, das Alte zu bewahren. Doch was hat der ...
Die einst mondänen Fassaden sind nur noch bröckelige Makulatur, der Ausverkauf hat längst begonnen und doch ist da einer, der ein scheinbares Interesse daran hat, das Alte zu bewahren. Doch was hat der chinesische Investor wirklich mit all den Gebäuden vor, die er erst für teures Geld erwirbt, nur um sie dann doch als Lost Places enden zu lassen ? Jetzt will der Immotycoon auch noch das alte Schloss kaufen ....aber was hat der damit vor ? Othmar, früher King in seinem eigenen Club, kann und will nicht hinnehmen, dass Bad Regina zur Resterampe verkommt und so reckt er seine Gicht geplagten Glieder, um zu zu verhindern, dass auch das letzte "gute Stück" verhökert wird. Aber das Böse schläft nicht....
Als Vorlage für den vom rasenden Verfall geplagten Ort Bad Regina dient Bad Gastein, einst selbst mondäner Kurort in den Alpen. Dabei krankt der Ort mit all seinen Luxus- & Prachtbauten selbst und bedarf dringend einer Generalüberholung.
Schalko zeigt was passiert, wenn solvente Kunden, die den protzig-verschwenderischen Luxus lieben, ausbleiben und am Ende nur noch ein vergammelter löchriger Käse übrig bleibt, der keine Maus mehr hinter dem Ofen hervorlockt.
Mit einer unglaublich großen Portion Ironie, Sarkasmus und rassenideologischem Gedankengut (vor dem der Verlag gleich zu Beginn des Buches warnt) schickt der Autor seine Figuren ins Rennen, um beim Ausverkauf der Eitelkeiten die beste Position zu ergattern. Dabei überspannt der Autor ab und zu den Bogen einfach zu heftig, sodass eine groteske Persiflage auf Glanz und Glamour, Verfall und Urban Exploring entsteht. Die Protagonist:innen wirken steif und unbeholfen, sind eigenwillig und mitunter mehr als bizarr. Selbst Othmar, aus dessen Sicht die Story erzählt wird, wird ein Statist in seiner eigenen Geschichte.
Ich lese die Handlung, ohne ihr wirklich folgen zu können, denn sie wirkt hektisch, sprunghaft und zusammengestückelt. Ein Spannungsbogen fehlt, da viele Bagatellen und persönliche Eitelkeiten hochgekocht werden, ohne dass etwas Nennenswertes passiert.
Es fällt schwer, hier am Ball zu bleiben und dem Roman ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit zu zollen, da hier von allem zu viel vorhanden ist, aber im Grunde einfach zu wenig daraus gemacht wird. Für mich bleibt es ein Buch der Kuriositäten und Exzentriker, die alle ihren Auftritt im Rampenlicht erhalten, ohne dass sie einen blieben Eindruck hinterlassen.
Fans von Satire a la Jan Böhmermann werden dieses Buch lieben, ich bin leider kein Fan dieser Lektüre