Toller Roman des Nobelpreisträgers
[TW: Flucht, Folter]
"Sobald ich im Wohnheim angelangt war, nahm mir eine Frau in dem Büro meinen Pass Ab und gab mir stattdessen eine Identitätskarte. Das machte mich unruhig. Dieser Gedanke, dass ...
[TW: Flucht, Folter]
"Sobald ich im Wohnheim angelangt war, nahm mir eine Frau in dem Büro meinen Pass Ab und gab mir stattdessen eine Identitätskarte. Das machte mich unruhig. Dieser Gedanke, dass sie mir vom Moment meiner Einreise an Misstrauen." S. 214
Abdulrazak Gurnah erzählt die Geschichte zweier Emigranten aus Sansibar. Saleh Omar, der eine Mahagonischachtel mit Weihrauch seinen Wertvollsten Besitz nennt und sich plötzlich aus seiner Rolle als Ehemann und Vater gerissen und in die des unerwünschten Asylsuchenden gedrängt sieht, und Latif Mahmud, einem Beamten der über die DDR aus Sansibar geflogen ist. Bei ihrer Begegnung in London entrollt sich ihrer beider Vergangenheit die untrennbar miteinander verwoben scheint.
Die Themen sind Flucht/Migration, Exil, Fremdsein sowie Liebe und Verrat. Auch die Kollonialgeschichte hat einen wichtigen Anteil an der Handlung.
Mir hat besonders folgendes Zitat gefallen. Es stammt aus einer Unterhaltung zwischen Saleh, der sich mit einer bekannten unterhält. Diese erzählt ihm folgendes :" Sie meinen nicht: Warum Kenia und nicht irgendein anders Land. Weil es auf diese Art keinen Unterschied machte, ob es sich nun um Kenia handelte oder irgendein anderes Land. Wir waren Europäer. Wir konnten uns in der Welt niederlassen, wo immer wir es wünschten. Sie meinen: warum entschlossen wir uns, nach Kenia auszuwandern und anderen Menschen das wegzunehmen, was ihnen gehörte, es fortan als unser Eigentum zu bezeichnen und uns mit Falschheit und Gewalt zu bereichern. Sogar zu kämpfen und zu Schäden für das, was uns nicht Zustand. [...] Nun, weil wir in einer Zeit lebten, in der wir davon überzeugt waren, dass wir auf all das ein Recht hatten, ein Anrecht auf Orte und Gegenden, an denen nur Leute mit dunkler Haut und Kraushaar lebten." Teil 3, Latif S 217
Nach und nach zerlegt Gurnah in seinem Roman die Werkzeuge der Kollonialisten, die Fremdenfeindlichkeit Europas und die Folgen für die Unterdrückten Völker die bis heute andauern.
Eine riesen Empfehlung meinerseits.