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Veröffentlicht am 03.08.2022

Freundschaft?

zorneskalt
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Kriminalreporterin Rachel Walsh wartet mit Bekannten aus der Schulzeit vergebens auf ihre beste Freundin Clara O’Connor. Die vier Frauen wollten sich in einer Bar treffen, doch Clara taucht nicht auf.

Drei ...

Kriminalreporterin Rachel Walsh wartet mit Bekannten aus der Schulzeit vergebens auf ihre beste Freundin Clara O’Connor. Die vier Frauen wollten sich in einer Bar treffen, doch Clara taucht nicht auf.

Drei Tage später wird Rachel von ihrem Arbeitgeber, dem Nachrichtensender National News Network zu einer Pressekonferenz bestellt und ihre Sorgen werden zur Gewissheit. Clara O’Connor wird vermisst.







Clara O’Connor und Rachel Walsh waren in der Jugendzeit beste Freundinnen, haben sich dann voneinander entfernt und gerade wieder Kontakt gepflegt und Zugang zueinander gefunden.

In lose erzählten Rückblicken erfährt man, wie die Freundschaft entstanden ist, wie sie zueinanderstehen und was sie hat auseinander triften lassen. Sehr schnell wird Spannung aufgebaut, denn man erwartet immerzu, dass aufgedeckt wird, was genau zwischen den Frauen geschehen ist. Die Freundschaft wird geprägt von subtilen Eifersüchteleien, Sticheleien, aber auch von Verständnis und Füreinander da sein.

Ich habe lange Zeit gerätselt, warum Clara sang- und klanglos verschwunden ist. Ist sie einfach untergetaucht? Wurde sie Opfer eines Verbrechens? Oder hat sie ein sadistisches Vergnügen daran, ihre Freundin im Ungewissen zu lassen?

Diese Ungewissheit hinterlässt nämlich tiefe Spuren bei Rachel, denn sie hat sich lange Zeit über Clara definiert. Mit Rachel erfährt man auch bedrückende Szenen des Mobbings und der Ausgrenzung. Die Freundschaft wurde viele Jahre zuvor aus einer Schicksalsgemeinschaft heraus geboren und hat bei mir Fragen aufgeworfen. Spielt eine der beiden falsch und benutzt diese Freundschaft für fiese Psychospielchen? Was für eine Rolle spielen die ehemaligen Mobberinnen, die exakt am Abend, als Clara spurlos verschwindet, auch zugegen sind?

Der Schreibstil ist eher sachlich und die Autorin verliert keine unnötigen Worte. Oftmals habe ich diesen Stil als abgehackt empfunden. Das ganze Buch ist als Brief von Rachel an Clara geschrieben. Dadurch spricht sie ihre Freundin immer wieder direkt an, was ich als gewöhnungsbedürftig empfand. Ich musste mich daran gewöhnen, dass ich als Leserin nur die Sicht auf die Dinge aus der Perspektive von Rachel habe.

Eine überraschende Wendung in der Geschichte gegen Schluss hat mich begeistert und hat der Story ordentlich Drive gegeben. Was schlussendlich auch etliches in meiner Bewertung gerettet hat.

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Veröffentlicht am 27.07.2022

Rasant!

Das letzte Grab
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Zuerst die Nachricht, dass ihr Exmann Felix in der Türkei bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Dann der Tod ihres jungen Geliebten, der in ihrer Wohnung ermordet wurde.

Das ist viel an einem Tag für ...

Zuerst die Nachricht, dass ihr Exmann Felix in der Türkei bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Dann der Tod ihres jungen Geliebten, der in ihrer Wohnung ermordet wurde.

Das ist viel an einem Tag für die Frankfurter Rechtsanwältin Carla Winter. Zu viel für sie, um an Schicksal zu glauben. Ihre Vermutung, dass die beiden Todesfälle zusammenhängen, bestätigt sich, als sie von einem Mann angesprochen wird. Ihr Exmann war wohl in eine räuberische Sache verwickelt und der Mann verlangt von Carla die Rückgabe einer wertvollen Skulptur.

Carla taucht unter und reist in die Türkei, um zu erfahren, worin Felix verwickelt war.




Die Geschichte beginnt in Bagdad im Jahr 2003. Eine Szene, in der ein Museumswächter die ausgestellten Schätze gegen Plünderer verteidigen muss.

Dann erlebt man einen Sprung ins Jahr 2019 und man findet sich mitten in Frankfurt wieder. Hier arbeitet Carla Winter als Strafverteidigerin mit eigener Praxis. Carla Winter ist eine überzeugende Figur, die sich nicht unterkriegen lässt. Sie hat ein Faible für jüngere Männer, die sich nicht dauerhaft in ihrem Leben halten und für die Wahrheit.

Die Suche nach letzterem entwickelt sich zu einem Katz und Maus Spiel mit einer rasanten Handlung. Diese führt Carla in die Türkei, in die Provinz Mardin. Dabei bekommt man ordentlich was mit von der türkischen Kultur. Von der Lebensweise in der tiefen Provinz bis zu Gepflogenheiten, wie zum Beispiel die Gästebewirtung.

Hat mir gut gefallen dieser Einblick neben der spannenden Suche nach der Wahrheit. Hingegen waren mir die Ausführungen zu Gottheiten und der Mythologie zu ausschweifend. Dies wohl auch deshalb, da mich das weniger interessieren konnte. Für mich hätte genügt, zu erwähnen, dass eine wertvolle Skulptur gesucht wird, ohne gleich Erklärungen zu Herkunft und Bedeutung nachzureichen.

Ab und zu muss man ein Auge zudrücken bei all den gefährlichen Situationen, aus denen sich die Strafverteidigerin ohne Waffe und ohne spezielle Ausbildung in der Verteidigung manövrieren kann.

Gegen Schluss schliesst sich der Kreis mit der Eingangsszene schlüssig und ich blicke zurück auf ein fesselndes Abenteuer von Carla Winter mit den oben erwähnten Abstrichen.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Emotional!

Solange es ein Morgen gibt
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Jessie Jackson hat einen enormen Karrieresprung geschafft. Ab sofort ist sie die Chefredakteurin des Luxxe, einem Lifestylemagazin für Frauen. Mit ihrem Freund Johnny ist sie seit 4 1/2 Jahren liiert und ...

Jessie Jackson hat einen enormen Karrieresprung geschafft. Ab sofort ist sie die Chefredakteurin des Luxxe, einem Lifestylemagazin für Frauen. Mit ihrem Freund Johnny ist sie seit 4 1/2 Jahren liiert und sie denken an Hochzeit und Kinder. Da entdeckt Jessie einen Knoten in der Brust und dass Johnny sie betrügt. Die Welt bricht für sie zusammen. In der Onkologie lernt sie Annabel kennen und durch sie lernt Jessie, dass das Leben trotz allem lebenswert ist und jeden Tag zu nehmen, als ob es der letzte wäre.




"Solange es ein Morgen gibt" ist das Debüt der Autorin und behandelt ein bedrückendes Thema. Eine junge Frau, die mit 32 Jahren, das Leben vor sich hat, erkrankt an einer lebensbedrohenden Krankheit. Ich habe mich auf eine sehr emotionale Geschichte gefasst gemacht und war zu Lesebeginn ernüchtert. Denn die Geschichte startet mit sehr oberflächlichen Themen, wie die Aufregung rund um die Luxxe Woman Award Verleihung, Twitter Tweeds und Karriere. Mehrere Male wird erwähnt, wie wichtig es doch ist, wie viele Follower jemand hat und wer was wo in den sozialen Medien postet. Ich gestehe, dass ich nicht nur ernüchtert, sondern auch enttäuscht war. Seitenlange Einträge bei Tinder, wo sich Jessie in ihrer Verzweiflung anmeldet, habe ich nur grob überflogen.

Dann wird es plötzlich tiefgründiger und die Themen werden bedrückend. Denn da bekommt Jessie ihre Diagnose und lernt Annabel kennen, eine sehr sympathische, schillernde und positive Figur. Wie es für die beiden Frauen weitergeht, enthalte ich hier mal...nur so viel: Es wird sehr emotional.

Medizinische Details zu Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen sind gut erklärt und, soweit ich das beurteilen kann, realitätsbezogen. Auch die Gefühle der Erkrankten, sowie deren Umfeld, empfand ich als authentisch und echt. Denn mit jedem Patienten gehen ja auch Freunde, Eltern, Geschwister und Arbeitskollegen den Weg durch eine Krankheit mit. So schwingt der Tod immerzu mit und begleitet die Freundschaft von Jessie und Annabell, aber auch die berufliche Karriere von Jessie. Ich empfand es jedoch als realitätsfern, dass Jessie kurz nach einer langen und intensiven Chemotherapie gleich wieder ins Büro geht und ihren Mann steht.

Romantisch wird es gegen Ende, als sie nach und nach eine Romanze in die Geschichte schleicht. Diese Seite der Story hätte meiner Meinung nach etwas ausführlicher sein dürfen. Denn es tut einfach gut in dieser teilweise bedrückenden Handlung etwas so Lebensbejahendes wie über junge Liebe zu lesen.

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Veröffentlicht am 15.07.2022

Anderer Blickwinkel!

How to kill your family
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Im Gefängnis von Limehouse sitzt seit 14 Monaten die 24-jährige Grace ihre Strafe ab. Grace ist eine Serienmörderin, die ihre ganze Familie aus Rache umgebracht hat. Aus Rache dafür, dass ihr schwerreicher ...

Im Gefängnis von Limehouse sitzt seit 14 Monaten die 24-jährige Grace ihre Strafe ab. Grace ist eine Serienmörderin, die ihre ganze Familie aus Rache umgebracht hat. Aus Rache dafür, dass ihr schwerreicher Vater sie nie als sein Kind anerkannt hat und dadurch ihre Mutter Marie sie unter prekären Verhältnissen grossziehen musste. Doch Grace sitzt nicht für diese Morde ein, sondern für den Mord an der Verlobten ihres besten Freundes Jimmy. Einen Mord, den sie nicht begangen hat!




Dieser Thriller besticht mit einem völlig anderen Blickwinkel, als normalerweise Bücher in diesem Genre. Die ganze Geschichte hindurch ist die Serientäterin in Ich Perspektive im Mittelpunkt. Ihre Opfer, sowie die Ermittler, sind in die Statistenrolle verbannt worden. Zudem weiss man schon vom Klappentext, dass Grace im Gefängnis sitzt für einen Mord, jedoch nicht für die Taten an ihrer Familie. Das bedeutet also, dass sie "unschuldig" einsitzt. Die Ermittlungen spielen lange Zeit keine Rolle, sondern das "Warum" und "Wie"!

Grace empfand ich als sehr interessante Figur. Sie versucht uns Lesern ihre Taten zu erklären und, wenn auch nicht Mitleid, dann doch Verständnis zu entlocken. Das ist ihr bei mir gelungen. Wohl auch deshalb, da ihre Opfer alle ignorante Snobs sind und Grace am Beispiel eines potenziellen Opfers zeigt, dass sie mit Grund und nicht einfach aus Jux und Tollerei mordet. Rache ist der Motivator, der sie zu den Mordwaffen greifen lässt.

Da werden Mordpläne geschmiedet und die Opfer werden ausspioniert. Die Leser sind hautnah dabei, da Grace sie immer wieder mal persönlich anspricht. Auch die Gründe für ihre Taten erläutert sie und bekennt, dass fast ihr ganzes Leben auf Rache ausgerichtet war. Was genau geschehen ist, in ihrer Vergangenheit, wird Seite für Seite klarer und nach und nach aufgedeckt.

Ihre Taten plant Grace akribisch und detailliert werden diese Planungen beschrieben. Was ab und zu etwas in die Länge gezogen wird. Denn passend zum jeweiligen Opfer werden zum Beispiel Erörterungen über Froschpopulationen, sexuelle Praktiken oder aber Smart Home Details erörtert.

Als "Smart, lustig und bitterböse" wird dieses Buch beworben und ich muss sagen, nicht zu Unrecht. Der Schreibstil punktet mit witzigen Einspielern. Teilweise provaktiv und zynisch hat die Autorin Grace Wörter oder Sätze in den Mund gelegt. Ich musste öfters schmunzeln und das Wort "bitterböse" ist keinesfalls fehl am Platz. Ab und zu wird Bella Mackie durch Karikaturen der Figuren äusserst witzig. Ich denke da an sonnenhungrige Touristen in Spanien oder Rentner, die in warmen Gefilden überwintern.

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Veröffentlicht am 08.07.2022

Armes Kind!

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. (Die Emer-Murphy-Serie 1)
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Jens und Lotte Wiig sind in einem Spa, um den Geburtstag von Lotte zu feiern, als ihre 2 Jahre alte Tochter Poppy entführt wird. Sie haben die Kleine in der Obhut ihres Grossvaters gelassen, nicht ohne ...

Jens und Lotte Wiig sind in einem Spa, um den Geburtstag von Lotte zu feiern, als ihre 2 Jahre alte Tochter Poppy entführt wird. Sie haben die Kleine in der Obhut ihres Grossvaters gelassen, nicht ohne ein Foto vom Aufenthaltsort von ihrer kleinen Tochter zu posten. Denn Poppy ist berühmt, seit Lotte, eine Influencerin, regelmässig Details aus dem gemeinsamen Familienleben auf ihrem Blog teilt. Kommissarin Emer Murphy, die eigentlich krankgeschrieben ist, umgeht diese Krankschreibung, denn sie will Poppy finden.




Privatsphäre gibt es für die 2 Jahre alte Poppy nicht, denn ihre Eltern vermarkten die Kleine seit sie auf der Welt ist. Likes und wie viele Influencer dem Blog folgen, ist wichtig und zählt. Während Mutter Lotte die Blogeinträge schreibt, gibt es keinen Geburtstag, kein Familienessen oder gemütlichen Abend, ohne dass Vater Jens davon Fotos schiesst und postwendend ins Internet stellt.

Ich hatte grosses Mitleid mit Poppy.

Leider gibt es auch in der realen Welt Mamablogs, die wie Pilze aus dem Boden schiessen und Details aus dem Familienleben an die Oeffentlichkeit zerren. So gesehen, hat die Autorin sicher den Finger auf ein hochaktuelles Thema gelegt. Untermauert wird die Geschichte mit Blogeinträgen, die kommentieren, was bei den Wiggs geschieht.

Dieses Buch ist der Debütroman von Kristine Getz und besticht nicht nur mit einem hochaktuellen Thema, sondern auch mit einem gut zu lesenden Schreibstil. Die Figurenanzahl ist beachtlich und die Handlung dadurch komplex. Für meinen Geschmack hätte man einige Figuren, wie zum Beispiel die Grossmutter von Emer Murphy, aus der Handlung streichen können. Diese hat einen kurzen Auftritt mit nicht relevanten Details, die nicht so ganz in die Handlung zu passen schienen. Die Ermittlerin Emer Murphy schleppt etliche Altlasten mit und diese passen auch genau zur Thematik in ihrem neusten Fall. Ich empfand die private Seite von Murphy als fesselnd und spannend. Im beruflichen Bereich, bewegt sie sich oft in einer Grauzone des Erlaubten und starke Psychopharmaka lassen sie oft nicht rational agieren.

Die ganze Geschichte rund um die Entführung ist sehr konstruiert, jedoch gerade noch so, dass ich es als "könnte möglich sein" habe durchwinken können. In der Familie Wigg und ihrem Umfeld scheint jeder und jede irgendwelche Flecken in seiner Biografie zu haben. Aus diesem Grund kann man sich lange nicht sicher sein, was denn genau mit der kleinen Poppy geschehen ist. Haben ihre Eltern die Entführung arrangiert, um die Klicks auf ein Höchstniveau zu treiben? Oder hat der Grossvater nicht aufgepasst, der kleinen Poppy Schaden zugefügt und sie verschwinden lassen? Hat ihre Tante Alex, die in der Vergangenheit einige schmutzige Deals arrangiert hat, für das Verschwinden verantwortlich? Da ist auch noch Onkel Jesper, der klammheimlich Sympathien für Lotte und Poppy hegt und auf seinen Bruder eifersüchtig ist.

Ich empfand die Auflösung als etwas weit hergeholt und die Identität des Täters ab einem gewissen Punkt doch als vorhersehbar. Das hat gegen Schluss eine Menge Spannung herausgenommen.

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