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Veröffentlicht am 01.09.2022

„Der Funke der Götter“ … erreichte mich nicht.

Der Funke der Götter
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„Der Funke der Götter“ … erreichte mich nicht.

… war es zwar ein netter Jugendroman, doch fehlte es mir an Fantasy, Romantik und dem erwarteten mythologischen Bezug.
Tini Wider schrieb, wie gewohnt, locker, ...

„Der Funke der Götter“ … erreichte mich nicht.

… war es zwar ein netter Jugendroman, doch fehlte es mir an Fantasy, Romantik und dem erwarteten mythologischen Bezug.
Tini Wider schrieb, wie gewohnt, locker, flockig und modern, spickte ihre Geschichte mit Witz, YA Flair und einer tollen Grundidee. Doch so vielversprechend und beeindruckend die Kräfte auch angedeutet werden, so unspektakulär wurden diese eingebracht. Ebenso blieben Hintergründe, etwa über das mysteriöse "Göttergen", die BGL – eine zuständige Behörde für GenträgerInne oder die unheilvolle Prophezeiung –, schwammig und bruchstückhaft.

Obwohl es sich um Zwillinge handelt, sind Sam und Olli charakterlich völlig verschieden, genau wie ihre Reaktionen auf die außergewöhnlichen Veränderungen. Während Samantha die neue Begabung für ihr ausgeprägtes Engagement in Umwelt- und Tierschutz ausleben kann, sieht der durchgeplante Karriere-Olli keinen Sinn in seinem plötzlichen Adoniskörper. Doch diese unglaubliche Enthüllung schweißt die Geschwister zusammen – und im Verlauf entwickelt sich das Verhältnis in eine innige Richtung.

Mein Herz wurde nicht vom Loveinterest der Hauptakteurin erobert, sondern von einem kleinen Vierbeiner, den ich mir lebhaft vor Augen führen konnte: Kami – der Welpe fungiert öfter als Retter und lockert Situationen mit seiner puren Anwesenheit auf.
Die Protagonisten, Daphne und Lee wurden ausreichend ausgearbeitet, während andere Figuren blass blieben, einer Ahnung gleichkamen.
Viele der Szenen, bei denen ich mehr erwartet hätte - wie das Training der „frischen Genträger“, die Aufdeckung des „Bösen“ oder die geheimen „Bewahrer der göttlichen Linien“ - waren lasch und unspektakulär. Hintergrund oder Tiefe gab es kaum, und relevante Ereignisse fanden erst gar nicht statt – zum Beispiel der volle Einsatz erwähnter göttlicher Fähigkeiten. Welche sind das eigentlich?
Selbst die anfänglich wirre Perspektive des Bösen beschert maximal Unbehagen, ein flaues Gefühl, doch auch hier wurde auf einen passenden und greifbaren Abschluss verzichtet.
Tini brachte stattdessen das Zweiklassen-System der Gesellschaft ein, die bedauerlicherweise auch unter den „Übernatürlichen“ greift.

„Der Funke der Götter“ verspricht eine ereignisreiche, mythologische Urban-Romantasy, doch mich konnte dieses Buch leider nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 01.09.2022

Plotttwists die sich sehen lassen können.

Morden für Fortgeschrittene
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Erster Satz: „Alles ändert sich im Leben, wenn man jemanden umgebracht hat. Zum Besseren, wenn man den Richtigen erwischt.“

„Morden für Fortgeschrittene“ war ein unterhaltsamer Krimi, der täuscht und ...

Erster Satz: „Alles ändert sich im Leben, wenn man jemanden umgebracht hat. Zum Besseren, wenn man den Richtigen erwischt.“

„Morden für Fortgeschrittene“ war ein unterhaltsamer Krimi, der täuscht und am Ende mehrfach überrascht.
Eine inhaltliche Zusammenfassung bleibt euch erspart, handelt es sich doch um eine recht kurze Geschichte.

Hauptsächlich befinden wir uns in „Schloss Eisenstein“, dem Wohnsitz des berühmten Krimi-Schriftstellers Rufus Brecht – abgelegen, umgeben von Hochmoor, in den Tiefen des Schwarzwalds. Für ein Schreibseminar lädt er zehn AutorInnen mit mäßigem Erfolg in sein Domizil und nur wenige Stunden später nimmt das Unheil seinen Lauf …

Das gewählte, von Grund auf unheimliche, Setting wurde durch den plötzlichen Wintereinbruch, der sich in Schneemassen entlud, noch schauriger. Als auch noch WLAN und Funknetz ausfallen, Hausherr und Angestellte unauffindbar sind und Unfälle die Gemeinschaft dezimieren, wird die Lage feindselig. Klischees gibt’s zur Genüge, doch mit einem gewissen, trockenen Humor peppt Martina Bauer ihre Gruselstimmung auf.

Die Autorin schreibt locker und leicht, obwohl wir einige Charaktere kennenlernen, viele Namen fallen, ist es einfach, dem Verlauf zu folgen, denn im Vordergrund steht Maria, aus deren Sicht wir das Geschehen verfolgen.
Mit der hier kreierten Situation wurde die Idee einfallsreich umgesetzt, viele fragliche „Hinweise“ halten das ungute Gefühl, dass bei diesem Seminar, mit Rufus und einigen Teilnehmern sowie mit diesem Schloss etwas ganz und gar nicht stimmt, konstant aufrecht. Die Handlung ist knackig, verliert sich nicht in Längen und Nebensächlichkeiten, dennoch kam mir nie der Gedanke, dass hier etwas fehlt.

Martina schuf zahlreiche Verdachtsmomente und Verdächtige, doch auch passende Szenen, um diese aus dem Weg zu räumen — alles nur Zufall? Auflösung und Ende sind unerwartet – von mir gibt’s eine Leseempfehlung.

Fazit: Skurril, unterhaltsam, atmosphärisch und für Überraschungen gut: Morden für Fortgeschrittene.

Etwas störend empfand ich, die zig Seiten Werbung nach dem Ende — aus 141 eBook Seiten wurden letztendlich 125.

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Veröffentlicht am 16.08.2022

"Wenn die Welt untergeht, ist Kuchen manchmal die einzige Rettung."

Aurora – Das Flüstern der Schatten
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„Aurora“ ist eine Geschichte voller Überraschungen, ungeahnten Entwicklungen, Action und Humor.

Caroline Brinkmann führt uns nach Hansewall, „die Metropole der seligsten Wunder und dunkelsten Albträume“. ...

„Aurora“ ist eine Geschichte voller Überraschungen, ungeahnten Entwicklungen, Action und Humor.

Caroline Brinkmann führt uns nach Hansewall, „die Metropole der seligsten Wunder und dunkelsten Albträume“. Bei Tag von den Sanktinern und der strahlenden Gottheit Sol regiert, treiben nachts Skaranoks Gefolgsleute, Flüsterwesen und Unheilige, die Bewohner in ihre Häuser.
Nur die Priesterin Aurora Morgenstern ist mutig genug, dem „Herrn der Käfer“, mithilfe eines mächtigen Artefakts, in der Dunkelheit entgegenzutreten – bereit, Opfer zu bringen.

Nach einem berührenden Einstieg, der nach Abschied schmeckte, Fragen aufwirft, geht die Handlung rasant voran, gleicht einer abenteuerlichen Entdeckungsreise, die durch kurze Kapitel und stetige Perspektivwechsel zu keiner Zeit eintönig wird.
Die Autorin schreibt sehr einfach, modern und verzichtet auf Ausschweifungen.
Kaz, Nyx und Violetta sind die starken und treibenden Kräfte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Obwohl ich Juna mit ihrer Unbeholfenheit und Vorsicht mochte, geht sie großteils neben der Schlagfertigkeit und dem sicheren Auftreten der anderen weiblichen Charaktere unter. Bis sie die Fäden der Dunkelheit in der Hand hat. Elian blieb eher am Rand, hingegen brachte Emilio Hoffnung und Wahrheit mit.

Caroline schuf eine frische Welt, die dystopisch anmutet, entwarf eindrucksvolle und kreative Basics, wie Solarpusse, und greift zudem eine Vielzahl aktueller, wichtiger Themen auf. Seien es Umweltaspekte oder Gleichberechtigung — nichts wirkt erzwungen, fügt es sich doch passend in das kreierte Setting, das System der Welten und die Persönlichkeit der Charaktere. Es machte Spaß, die Figuren kennenzulernen, die Geheimnisse der Geschichte, Hintergründe zu ergründen und für eine ungeahnte Liebe zu kämpfen. Jedoch nimmt der romantische Teil eine untergeordnete Rolle ein.
Neben Sarkasmus und Witz halten die trockenen, authentischen Dialoge Gefühl und Tiefsinn bereit. Der Verlauf ist ereignisreich, wurde lebendig erzählt, Gefahren und Hürden reihen sich aneinander, sodass kaum Ruhe einkehrt und wenn, wird diese von Anspannung begleitet.
Ungünstig empfand ich das rasche Ende, in dem schnell noch alle relevante Fragen beantwortet werden.

Was es mit dem Prolog auf sich hat, mit dem Dämon und dem blinden Glauben an eine wundersame Gottheit? Unbedingt herausfinden. Aber Vorsicht: Manche Krabbeltiere fressen eure Erinnerungen.

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Veröffentlicht am 27.07.2022

„Denk immer daran, es muss erst dunkel werden, damit die Sterne leuchten.“

Rules of Kings
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„Rules of Kings“ – begeistert bereits auf den ersten Blick, weckt durch den spärlichen, dennoch verheißungsvollen Klappentext Neugier und enttäuscht nicht.


Erzählt wird im Wechsel aus vier Perspektiven ...

„Rules of Kings“ – begeistert bereits auf den ersten Blick, weckt durch den spärlichen, dennoch verheißungsvollen Klappentext Neugier und enttäuscht nicht.


Erzählt wird im Wechsel aus vier Perspektiven gänzlich unterschiedlicher Charaktere. Dadurch bekommt der Leser individuelle Einblicke in das derzeitige Geschehen, lernt die Protagonisten kennen, entdeckt die Verbindungen und einige Hintergründe.


Chrissy Em Rose schreibt sehr einfach, das Historische-Feeling ging in meinen Augen, trotz der angedeuteten mittelalterlichen Gegebenheiten, etwas unter, doch die Reiche, in die diese Welt aufgeteilt wurde, glänzen mit interessanten Eigenheiten. Der Fokus liegt auf den Figuren, auch wenn die Orte ausreichend beschrieben wurden. Obwohl wir im Verlauf mit sensiblen Themen, Mord und Tod, toxischen Beziehungen, Gewalt an sowie Unterdrückung der Frau konfrontiert werden, ist detaillierte Brutalität spärlich, für zartbesaitete Menschen halte ich die Triggerwarnung dennoch für angemessen. Emotional konnten mich einige Momente jedenfalls erreichen. Loben möchte ich die Dialoge, die sich spritzig, direkt und humorvoll gegen die öfter bedrückende Atmosphäre gestellt haben.

Dass es sich um einen Fantasyroman handelt, dessen Ausmaß sich mit fortschreitender Handlung entfaltet, wird bereits in dem Auftakt der Reihe deutlich, vieles wird angeschnitten und bleibt bis zum plötzlichen Cliffhanger ungeklärt.


„Rules of Kings“ hält spannende Sequenzen bereit, ungeahnte Entwicklungen und Geheimnisse, die wohl dem König seine Macho-Fassade aus dem Gesicht wischen werden. Mein liebster Charakter ist der dunkle Held, der voller Überraschungen und Facetten steckt, mit dem uns die Autorin subtil daran erinnert, jemanden nicht nach dem ersten Blick zu bewerten. Im großen wurde diese Geschichte zu keiner Zeit langweilig, was sich im Reich der Sonne abspielt ist tragisch, aufregend und wird abwechslungsreich erzählt – ich bin gespannt, wie es weiter geht.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

„Die Grenzüberschreitung selbst ist die Gewalt.“

Sexy, lustig, charmant, cool ... Fake
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„Was, wenn Rache gut ist?
Gestatten wir uns je, uns diese Frage zu stellen? Was, wenn es nichts bringt, die andere Wange hinzuhalten? Denn, ganz ehrlich, ich hab mein ganzes Leben als Frau gelebt und so ...

„Was, wenn Rache gut ist?
Gestatten wir uns je, uns diese Frage zu stellen? Was, wenn es nichts bringt, die andere Wange hinzuhalten? Denn, ganz ehrlich, ich hab mein ganzes Leben als Frau gelebt und so viele verdammte Wangen hingehalten, dass es mich wundert, dass überhaupt noch Haut drauf ist.
Und nie, nicht ein einziges Mal, ist es mir danach besser gegangen.“



„Die Grenzüberschreitung selbst ist die Gewalt.“

⚠ Niemand hat das Recht, eine individuelle Grenze ohne klare Einladung in irgendeiner Weise zu übertreten. ⚠


Ich bin durch eine begeisterte Rezension auf den neuen Roman von Holly Bourne gestoßen und war neugierig, was es mit April und ihrer Fake-Identität auf sich hat.

„Sexy, lustig, charmant, cool … Fake“ ist wohl eines dieser Bücher, die Menschen lesen sollten, einfach nur so. Denn die angesprochenen Themen sind wichtig, real, bedeutsam und für zu viele Alltag. Gedankengänge, Selbstzweifel und Unsicherheiten, Erwartungen der Gesellschaft, tiefsitzende Traumata und Schuld an falscher Stelle (…) werden in Aprils Geschichte gebündelt. Doch neben kreisenden Monologen, die triggernd und toxisch wirken (können), zeigt die Autorin Strategien auf, um sich zu überwinden, um aus dem Schubladendenken auszubrechen, um Hilfe zu bekommen.
Sexuelle Übergriffe passieren, ständig. Nicht nur in Aprils Job hat sie täglich damit zu tun, sondern auch in ihrem Inneren. Holly nutzt diese Basis für verschiedene Denkanstöße und erschreckende Tatsachen, trifft den Nerv mit Wahrheiten und gibt nicht nur Betroffenen das Gefühl von Zugehörigkeit und Verständnis — Du erkennst sie nicht, die Menschen, die Narben auf der Seele tragen.
Du bist nicht Schuld. Du bist nicht allein. Es ist ok.

So feministisch, abweisend gegenüber dem männlichen Geschlecht, teilweise ironisch, teilweise so voller Verzweiflung erzählt wird: folgt man dem Verlauf, lässt sich von der echten, modernen Ausdrucksweise tragen, durch die Höhen und Tiefen, durch Schmerz und Akzeptanz, ist man Zeuge einer Entwicklung, sieht die Veränderung, wenn Gretel wieder April wird. Denn manchmal braucht es nur den einen Menschen, der eben nicht ist, wie all die anderen.

„… weil ich nicht darauf vertrauen kann, dass Du noch da bist, wenn ich ich selbst bin.“

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