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Veröffentlicht am 27.07.2022

Nichts Halbes und nichts Ganzes

Wer wird denn gleich an Liebe denken
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Die gebeutelte Künstlerin Trix hat nichts zu lachen. Der Alltag im harten Londoner Wettbewerb ist nicht für jeden. Daher schickt Nina May sie in ihrem Roman „Wer wird denn gleich an Liebe denken“ nach ...

Die gebeutelte Künstlerin Trix hat nichts zu lachen. Der Alltag im harten Londoner Wettbewerb ist nicht für jeden. Daher schickt Nina May sie in ihrem Roman „Wer wird denn gleich an Liebe denken“ nach Kent. Auf Schlosstour. Wer weiß, vielleicht lässt sich dort ein reicher Erbe erobern und alle Probleme sind vergessen. Doch wider Erwarten ist nicht alles Gold was glänzt und ein Schloss noch kein Zeichen für Protz und Prunk.

Leider gab es in diesem Roman doch einige Baustellen für mich und damit meine ich nicht das alte Schloss.

Von Anfang bis Ende fiel es mir schwer mit den Charakteren warm zu werden. Gerade Trix ist mir zu flach. Insgesamt sind so ziemlich alle Figuren ein aufgewärmtes Klischee nach dem anderen (ich will an dieser Stelle nicht zu viel Vorweg nehmen, daher keine genauere Ausführung).

Auch die Handlung an sich ist nicht ganz stimmig. Der Leser macht gefühlt 100.000 Dinge im Schnelldurchlauf mit, aber keins so ganz. Ich habe immer das Gefühl, dass hier einfach wahnsinnig viele Ideen da waren, die alle umgesetzt werden wollten. Nur Platz und Zeit gibt man ihnen nicht. Mehr Fokus darauf, wie das alte, verwaiste Schloss wieder zu neuem Leben erweckt werden kann, wäre wünschenswert gewesen. Dafür blieb leider keine Zeit.

Es ist wirklich ein süßes Buch und nett und witzig zu lesen, aber streckenweise leider unstimmig. Das gewisse Etwas fehlt.

Alles in allem war die Story ganz okay, leider nicht mehr. Schade, es wäre viel Potential da gewesen mit dem tollen Thema und der unterhaltsamen Sprache - wäre da nicht dieses unausgereifte Storytelling.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.08.2019

Einige Schwächen, wenige Highlights

Als wir im Regen tanzten
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Eine Zeit zwischen den Kriegen, eine Zeit voller Konflikt, voller Elend. Gesellschaftlicher Wandel, Antisemitismus, Radikalisierung. Viele Romane widmen sich der grauenvollen Zeit ab Hitlers Machtergreifung, ...

Eine Zeit zwischen den Kriegen, eine Zeit voller Konflikt, voller Elend. Gesellschaftlicher Wandel, Antisemitismus, Radikalisierung. Viele Romane widmen sich der grauenvollen Zeit ab Hitlers Machtergreifung, doch Michaela Saalfeld zeigt in ihrem Roman „Als wir im Regen tanzten“ die schockierenden Entwicklungen vorab.

Die schöne Recha wird als Stummfilmstar langsam von der Leinwand verdrängt und muss sich zunehmend dem Antisemitismus ihrer Kollegen stellen. Ihr Ehemann Willi hat die Ereignisse aus dem Ersten Weltkrieg noch nicht verarbeitet und hat auch als Regisseur seinen Weg noch nicht gefunden. Rückläufige Einnahmen, mittelmäßige Geschichten, der wachsende Druck von Seiten der judenfeindlichen Mitglieder der Filmgesellschaft, der unerfüllte Kinderwunsch. Nach und nach entfernen sich beide nicht nur von ihrem alten Erfolg, sondern auch voneinander.

Willis Schwester Felice, die erste Anwältin der Weimarer Republik, hat derweil mit ganz anderen Sorgen zu kämpfen. Sie soll ihre Pflegekinder nach zehn Jahren an deren Mutter, ihre aus dem Gefängnis entlassene Schwester Ille, zurückgeben und kämpft verzweifelt für Recht, das noch nicht geschrieben ist.

Wohin man tritt stößt man auf Geschichten, hatte Quintus einmal gesagt. Man ist nur meistens zu beschäftigt mit der eigenen, um ihnen nachzuspüren.

Mich hat an diesem Roman allem voraus die außergewöhnliche Auswahl der Zeitspanne begeistert. Zweite Weltkriegs – Romane gibt es wie Sand am Meer und auch der Erste Weltkrieg erfährt viel rückwirkende Aufmerksamkeit, aber hier geht es um die Zeit dazwischen. Mit viel Liebe zum Detail sind der politische und gesellschaftliche Wandel so in die Geschichte verwebt, dass es Spaß macht mehr zu erfahren. Man spürt das Know How der Autorin auf jeder Seite.

Ich brauchte einige Seiten Eingewöhnungszeit, bis ich mich an den etwas umständlichen Schreibstil und die doch recht zahlreichen Ausschweifungen gewöhnt hatte. Je mehr ich las, desto weniger konnte ich das Buch aber zur Seite legen und genoss die nahezu kunstvolle, geistreiche Sprache immer mehr.

Der größte Kritikpunkt liegt für mich aber in der Geschichte selbst. Die Figuren bleiben weitgehend eher farblos, wenig nachvollziehbar und unsympathisch. Schade. Lediglich die leidenschaftliche Kämpferin Felice, ihr charmanter Mann Quintus und deren zuckersüße Kinder, allen voran der kleine Luftschifffanatiker Anton, sind mir ans Herz gewachsen. Die eigentliche Nebenhandlung war für mich daher wesentlich spannender, als die Geschichte um den deutschen Film, die hier groß angekündigt wurde und für mich schlecht umgesetzt war. Es ging kaum um die deutsche Filmgeschichte allgemein, sondern immer wieder nur um einen fiktiven Film, das habe ich anders erwartet und war daher enttäuscht. Recha und Willi sind zu verschlossen und unnahbar um eine Beziehung zu ihnen aufbauen zu können, obwohl ihre persönlichen Erlebnisse trotzdem spannend sind. Hier wäre so viel Potential für eine herzergreifende Story gewesen, aber leider konnte die Autorin die Emotionen nur schlecht vermitteln. Entwickelte sich ein Ereignis in eine spannende Richtung wurde das Ganze zumeist von einer widersprüchlichen Charakterentwicklung und fehlender Logik begleitet.

Wichtig zu erwähnen ist auch, dass es sich hier um den zweiten Teil einer Reihe handelt, deren Bücher auch unabhängig voneinander gelesen werden können. Ich kannte den ersten Teil nicht. Dennoch war das Buch für mich interessant und spannend und auch wenn es seine Schwächen hatte.

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Veröffentlicht am 25.09.2024

Ein gutes Konzept, doch leider nicht ganz überzeugend

Die einsame Buchhändlerin von Tokio
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Stell dir vor du bist auf Tinder, doch findest kein Date, sondern den Read deines Lebens.
So geht es der kürzlich arbeitslos und Single gewordenen Buchhändlerin in dieser Geschichte. Während sie versucht ...

Stell dir vor du bist auf Tinder, doch findest kein Date, sondern den Read deines Lebens.
So geht es der kürzlich arbeitslos und Single gewordenen Buchhändlerin in dieser Geschichte. Während sie versucht mit Hilfe ihrer Leidenschaft für Bücher aus der Einsamkeit zu finden, empfiehlt sie jedem das Buch, das am besten zu einem passt.
Ich habe mir hier eine Lektüre mit Tiefgang erhofft. Etwas, was im Kopf bleibt, zum Nachdenken anregt und etwas im Herzen trifft. Leider habe ich das hier nicht gefunden. Die Story war sehr oberflächlich und scheiterte an dem kläglichen Versuch ein Lebensratgeber zu werden. Definitiv nichts, was im Kopf bleibt. Das Ende dann nochmal vollkommen fehl am Platz und völlig überzogen. Leider gar nicht meins. Schade.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Nischenprodukt oder große Enttäuschung?

AGE OF IVY
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Entweder man ist Gaming-Fan oder es erwartet einen eine große Enttäuschung. So zumindest meine Vermutung.

Da ich durchaus das eine oder andere Computerspiel kenne und durchaus mag und der komplette Aufbau ...

Entweder man ist Gaming-Fan oder es erwartet einen eine große Enttäuschung. So zumindest meine Vermutung.

Da ich durchaus das eine oder andere Computerspiel kenne und durchaus mag und der komplette Aufbau dieser Story so etwas anderes zum Mainstream ist, war ich erstmal angefixt. Leider konnte mich "Age of Ivy" aber zu keinem Zeitpunkt wirklich abholen.

Die Idee, dass wir die besondere Spielerin 29 durch ein Endzeit-Game begleiten ist mega spannend. In meinem Kopf ähnlich zu Tribute von Panem, aber mit etwas mehr Fokus auf klassische Gaming-Inhalte, wie Items, Fähigkeiten, Strategien, Hauptquest, Nebenquests. All das war auch vertreten, doch irgendwie fehlt der letzt Kick. Die einzelnen Rollen bzw. Fähigkeiten, die die Player darstellen sind irgendwie fade und auch die Quests konnten mich nicht überzeugen. Dass zusätzlich zum lebensgefährlichen Efeu auch die anderen Spieler zur Bedrohung werden war absehbar. Doch hier liegt schon die nächste Schwäche.

Eine klare Differenzierung zwischen In-Game und Real-Life Charakteren gibt es kaum, das heißt man bekommt zwar durchaus spärliche Brocken an Informationen zugeworfen, aber kann sich nie wirklich ein Bild machen. Von keiner der beiden Perspektiven. Die Charaktere bleiben flach und auch ihre Beziehungen untereinander. Dazu kommt, dass mich die Figuren mit ihren künstlichen Konflikten stellenweise nur genervt haben.

Leider konnte ich der Story nicht viel abgwinnen. Band 2 erspare ich mir. 2 Sterne für die Idee, mehr ist es leider für mich nicht.

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Veröffentlicht am 23.06.2024

unsympathisch und realitätsfremd

That Girl
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Oh die Influencer. Für viele Menschen ein heikles Thema, da bin ich sicher. Doch dann sollten sie eventuell Abstand von diesem Buch nehmen, denn hier kriegen sie die volle Ladung.

Tess ist eine Livestyle-Bloggerin ...

Oh die Influencer. Für viele Menschen ein heikles Thema, da bin ich sicher. Doch dann sollten sie eventuell Abstand von diesem Buch nehmen, denn hier kriegen sie die volle Ladung.

Tess ist eine Livestyle-Bloggerin wie sie im Buche steht. Motivationssprüche hier, Avocadotoast da, Tiefgang Fehlanzeige. Leider konnte ich mit ihr überhaupt nicht warm werden. Diese Pseudo-Lebensweisheiten und Existenzkrisen, die keine sind, sind glaube ich genau der Grund, warum so viele Vorurteile gegenüber Influencern bestehen. Geht Tess selbst durchaus kritisch damit um? Dem Leser zu Liebe, soll dies scheinbar so wirken, allerdings lebt und bleibt sie über alle Zeiten in ihrer Bubble. Als sie Leo kennenlernt und man denkt "wow jetzt wird es aus Tess wird tatsächlich ein nahbarer Mensch und wir kommen mal in einer Realität außerhalb von Social Media an", wird er auch schon zum Bösewicht gemacht und Generation beziehungsunfähig wird voll bedient.

Das Einzige, worüber ich mich wirklich gefreut habe war das Setting. Es sollte viel mehr Bücher im wunderschönen Harz geben. Auch dass das Waldsterben als Thema aufgegriffen wurde, hat mich kurz hoffen lassen, dass wir aus der Oberflächlichkeit fliehen können, aber auch hier Fehlanzeige.

Ein durchaus kurzweiliges Buch, aber leider sehr unsympathisch und realitätsfremd.

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