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Veröffentlicht am 19.11.2022

Düstere Endzeit-Geschichte, die mit Lesegewohnheiten bricht

Das Gesetz der Natur
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Eine Katastrophe löscht an „Jenem Tag“ den Großteil der Menschheit aus. Auch Schusswaffen, Bücher und Technologien sind verschwunden. Was genau geschehen ist, erfahren wir nicht.
In dieser nachapokalyptischen ...

Eine Katastrophe löscht an „Jenem Tag“ den Großteil der Menschheit aus. Auch Schusswaffen, Bücher und Technologien sind verschwunden. Was genau geschehen ist, erfahren wir nicht.
In dieser nachapokalyptischen Welt wächst Gaia in einem Haus in der Wildnis auf. Mit ihr leben zwei erwachsene Männer, der eine wird als Lehrer, der andere als Jäger bezeichnet. Die Geschichte zeichnet Gaias Entwicklung nach.
Überleben in der Wildnis, mit unbekannten Gefahren auch von Menschenseite - das klingt zunächst wie eine Abenteuergeschichte mit Fantasy-Elementen. Aber es will mehr sein. Der Stil ist gestelzt und pathetisch, die Figuren sind oft auf eine einzige Eigenschaft reduziert – der Lehrer, der Herrscher, der Sohn. Hier soll eine Legende erzählt werden. Auch Gaia wird meistens nur als „die Mutantin“ bezeichnet, ohne nähere Erklärung. Es gibt keine Innenansicht von ihr, und wir erfahren nicht, warum sie tut, was sie tut. Es werden Gründe genannt, aber die werden auch nur genannt, und nicht gelebt. Was Gaia antreibt? Es muss irgendetwas mit Gerechtigkeit und Büchern zu tun haben. Und auch mit Schönheit – was immer das ist.
Gegen Ende reist sie durch eine Wüste, segelt auf einem Gewässer über ein untergegangenes Land und wandert durch eine Vulkanlandschaft. Hier wird es geradezu allegorisch: Dies ist eine Reise an den Anfang der Welt.
Ein Buch, das mit Lesegewohnheiten bricht. Die Hauptperson bleibt fremd, trotz allem, was wir über sie erfahren.
Es gibt zwei Folgebände.

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Veröffentlicht am 17.10.2022

Nett.

Mode-Atelier Rosen
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Dies ist die Fortsetzung von „Atelier Rosen – Die Frauen aus der Marktgasse“. Im 19. Jahrhundert betreibt Familie Rosen ein Mode-Atelier in Kassel. Sie fertigen und verkaufen Damenhüte, Handschuhe, Spitzenkragen ...

Dies ist die Fortsetzung von „Atelier Rosen – Die Frauen aus der Marktgasse“. Im 19. Jahrhundert betreibt Familie Rosen ein Mode-Atelier in Kassel. Sie fertigen und verkaufen Damenhüte, Handschuhe, Spitzenkragen und dergleichen.
Kopf der Familie ist Charlotte Rosen. Elise ist ihre uneheliche, erwachsene Tochter. Deren leiblicher Vater hat schriftlich Lebenserinnerungen verfasst, die nun gestohlen wurden. Ein Erpresser droht, pikante Details aus dem „Vorleben“ der Charlotte Rosen öffentlich zu machen und damit ihrem Ansehen und ihrem Geschäft zu schaden.

Die Frauen im Atelier Rosen leben sehr harmonisch zusammen – obwohl sie alle ihre Fehler haben und nicht alles begreiflich ist, was sie tun. Aber es ist angenehm zu lesen, und man erfährt einiges über das Leben in jener Zeit – das Buch spielt 1834. Als Elise einen netten jungen Studenten kennen lernt, kann man noch eine ganze Weile schmunzeln über die damaligen Umgangsformen und die Gedanken, die solche Bekanntschaften mit sich bringen. Besondere Spannung kommt nicht auf, zumal wir auch nicht erfahren, welche Enthüllungen eigentlich drohen. Dass Elise unehelich geboren wurde, ist ja längst bekannt.
Als sich endlich der Erpresser offenbart, ist es eine belanglose Nebenfigur, die bisher kaum in Erscheinung trat. Die Gefahr wird abgewendet und die Geschichte verflacht vollständig. Alles ist gut. Langweilig. Schade.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Eher etwas für Spezialisten

Die Buchhändlerin von Paris
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Hauptperson ist Silvia Beach, die 1917 aus den USA nach Paris kommt. Sie eröffnet den Buchladen „Shakespeare and Company“ und beginnt eine Liebesbeziehung mit der Buchhändlerin Adrienne Monnier. Hier verkehren ...

Hauptperson ist Silvia Beach, die 1917 aus den USA nach Paris kommt. Sie eröffnet den Buchladen „Shakespeare and Company“ und beginnt eine Liebesbeziehung mit der Buchhändlerin Adrienne Monnier. Hier verkehren zahlreiche berühmte Künstlerinnen und Schriftsteller. Das Buch fängt die Atmosphäre ein, die direkt nach dem Großen Krieg in den Kreisen der Intellektuellen herrscht: Eine Aufbruchstimmung, die sich in ihrer Kunst widerspiegelt. Homosexualität gehört selbstverständlich dazu. Das große Werk, das Beach schließlich als Verlegerin herausgibt, ist in den USA aus Prüderie verboten: James Joyces Ulysses.

Als Unterhaltungsroman ist das Buch schwer zu lesen. Der Stil ist recht flüssig, aber wenig lebendig und reich an Floskeln. Sylvia Beaches Leidenschaft für Bücher wird nur behauptet und nicht gezeigt, ebenso ihre Homosexualität. Es dauert viele Seiten, bis man ein Gefühl dafür entwickelt, wer sie ist und was sie will. Es sei denn, man kennt sie bereits.
Für Literaturwissenschaftler*innen ist diese Bearbeitung der schon bekannten Geschichte sicherlich sehr unterhaltsam. Für andere eher ein Name-Dropping ohne besondere Höhepunkte. Wer trotzdem weiter liest, dem wachsen die Menschen dann doch ans Herz.

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Veröffentlicht am 28.07.2022

Belanglos bis zum Tod

Meine verlorene Freundin
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Eine namenlose Ich-Erzählerin lebt mit ihren zwei halbwüchsigen Söhnen in Barcelona. Eines Tages überfällt sie plötzlich eine Kindheitserinnerung. Sie versucht, ihr nachzugehen und trifft Schulfreundinnen ...

Eine namenlose Ich-Erzählerin lebt mit ihren zwei halbwüchsigen Söhnen in Barcelona. Eines Tages überfällt sie plötzlich eine Kindheitserinnerung. Sie versucht, ihr nachzugehen und trifft Schulfreundinnen wieder. Doch alle erinnern sich in anderer Weise an die verstorbene Mitschülerin Gema. Aber eigentlich geht es gar nicht um Gema, sondern um den Tod selbst. Deshalb schildert die Autorin alles, was die Protagonistin erlebt und tut, als oberflächlich und willkürlich. Zum Schluss erhält sie ausführliche Information über Gemas Familie. Plötzlich wird ihr Handeln zielstrebig.

Im Alltag der Erzählerin sind Äußerlichkeiten wichtig. Nicht zufällig ist sie mit einem Schauspieler befreundet. Kleidung, Modegetränke, angemessenes Verhalten bestimmen ihren Alltag. Das liest sich ausgesprochen uninteressant. Die Erzählerin ist uninteressant, ihr Leben plätschert belanglos vor sich hin. Man hat auch nicht den Eindruck, dass sie unter der Oberflächlichkeit ihres Lebens leiden und sich mehr Tiefe wünschen würde. Doch zum Schluss ändert sich etwas. Zum ersten Mal besucht sie aufmerksam eine Beerdigung. Warum?

Nicht überzeugend.

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Veröffentlicht am 12.05.2022

Witzig und schwesternreich

Wo kann ich bitte meinen Mann zurückgeben?
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Wie findet eine geschiedene Mutter zweier Kinder, Ärztin noch dazu, einen neuen Partner? Emmas Schwestern haben viele gute Ratschläge. Und so ganz getrennt ist sie von ihrem Ex auch noch nicht, denn seine ...

Wie findet eine geschiedene Mutter zweier Kinder, Ärztin noch dazu, einen neuen Partner? Emmas Schwestern haben viele gute Ratschläge. Und so ganz getrennt ist sie von ihrem Ex auch noch nicht, denn seine neuen und gewesenen Affären verletzen sie noch immer. Doch in dieser Geschichte geht es darum, den Alltag zu bewältigen, einen Alltag mit Kindern, Schwiegereltern und Schwestern, mit Kranken und Kollegen und immer wieder mit dem, was die Frauen für Liebe halten und gehalten haben.

Das liest sich teilweise schreiend komisch und witzig, auch wenn es öfter mal unter die Gürtellinie abgleitet. Hier werden keine Probleme gelöst und keine Selbstfindung geschildert. Es gibt viel Aufregung um Tinder- und andere Dates, einen kleinen Jungen mit schwerem Herzfehler, überraschende Söhne und verlorene oder vergessene Höschen. Doch zum Schluss geht alles gut aus: Die Heldin ist in ihrer chaotischen Familie gut aufgehoben und der nächste Märchenprinz ist auch in Sicht.

Das kann man unterhaltsam finden. Oder albern. Es liest sich jedenfalls unterhaltsam.

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