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Veröffentlicht am 22.08.2022

Eher etwas für Spezialisten

Die Buchhändlerin von Paris
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Hauptperson ist Silvia Beach, die 1917 aus den USA nach Paris kommt. Sie eröffnet den Buchladen „Shakespeare and Company“ und beginnt eine Liebesbeziehung mit der Buchhändlerin Adrienne Monnier. Hier verkehren ...

Hauptperson ist Silvia Beach, die 1917 aus den USA nach Paris kommt. Sie eröffnet den Buchladen „Shakespeare and Company“ und beginnt eine Liebesbeziehung mit der Buchhändlerin Adrienne Monnier. Hier verkehren zahlreiche berühmte Künstlerinnen und Schriftsteller. Das Buch fängt die Atmosphäre ein, die direkt nach dem Großen Krieg in den Kreisen der Intellektuellen herrscht: Eine Aufbruchstimmung, die sich in ihrer Kunst widerspiegelt. Homosexualität gehört selbstverständlich dazu. Das große Werk, das Beach schließlich als Verlegerin herausgibt, ist in den USA aus Prüderie verboten: James Joyces Ulysses.

Als Unterhaltungsroman ist das Buch schwer zu lesen. Der Stil ist recht flüssig, aber wenig lebendig und reich an Floskeln. Sylvia Beaches Leidenschaft für Bücher wird nur behauptet und nicht gezeigt, ebenso ihre Homosexualität. Es dauert viele Seiten, bis man ein Gefühl dafür entwickelt, wer sie ist und was sie will. Es sei denn, man kennt sie bereits.
Für Literaturwissenschaftler*innen ist diese Bearbeitung der schon bekannten Geschichte sicherlich sehr unterhaltsam. Für andere eher ein Name-Dropping ohne besondere Höhepunkte. Wer trotzdem weiter liest, dem wachsen die Menschen dann doch ans Herz.

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Veröffentlicht am 28.07.2022

Belanglos bis zum Tod

Meine verlorene Freundin
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Eine namenlose Ich-Erzählerin lebt mit ihren zwei halbwüchsigen Söhnen in Barcelona. Eines Tages überfällt sie plötzlich eine Kindheitserinnerung. Sie versucht, ihr nachzugehen und trifft Schulfreundinnen ...

Eine namenlose Ich-Erzählerin lebt mit ihren zwei halbwüchsigen Söhnen in Barcelona. Eines Tages überfällt sie plötzlich eine Kindheitserinnerung. Sie versucht, ihr nachzugehen und trifft Schulfreundinnen wieder. Doch alle erinnern sich in anderer Weise an die verstorbene Mitschülerin Gema. Aber eigentlich geht es gar nicht um Gema, sondern um den Tod selbst. Deshalb schildert die Autorin alles, was die Protagonistin erlebt und tut, als oberflächlich und willkürlich. Zum Schluss erhält sie ausführliche Information über Gemas Familie. Plötzlich wird ihr Handeln zielstrebig.

Im Alltag der Erzählerin sind Äußerlichkeiten wichtig. Nicht zufällig ist sie mit einem Schauspieler befreundet. Kleidung, Modegetränke, angemessenes Verhalten bestimmen ihren Alltag. Das liest sich ausgesprochen uninteressant. Die Erzählerin ist uninteressant, ihr Leben plätschert belanglos vor sich hin. Man hat auch nicht den Eindruck, dass sie unter der Oberflächlichkeit ihres Lebens leiden und sich mehr Tiefe wünschen würde. Doch zum Schluss ändert sich etwas. Zum ersten Mal besucht sie aufmerksam eine Beerdigung. Warum?

Nicht überzeugend.

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Veröffentlicht am 12.05.2022

Witzig und schwesternreich

Wo kann ich bitte meinen Mann zurückgeben?
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Wie findet eine geschiedene Mutter zweier Kinder, Ärztin noch dazu, einen neuen Partner? Emmas Schwestern haben viele gute Ratschläge. Und so ganz getrennt ist sie von ihrem Ex auch noch nicht, denn seine ...

Wie findet eine geschiedene Mutter zweier Kinder, Ärztin noch dazu, einen neuen Partner? Emmas Schwestern haben viele gute Ratschläge. Und so ganz getrennt ist sie von ihrem Ex auch noch nicht, denn seine neuen und gewesenen Affären verletzen sie noch immer. Doch in dieser Geschichte geht es darum, den Alltag zu bewältigen, einen Alltag mit Kindern, Schwiegereltern und Schwestern, mit Kranken und Kollegen und immer wieder mit dem, was die Frauen für Liebe halten und gehalten haben.

Das liest sich teilweise schreiend komisch und witzig, auch wenn es öfter mal unter die Gürtellinie abgleitet. Hier werden keine Probleme gelöst und keine Selbstfindung geschildert. Es gibt viel Aufregung um Tinder- und andere Dates, einen kleinen Jungen mit schwerem Herzfehler, überraschende Söhne und verlorene oder vergessene Höschen. Doch zum Schluss geht alles gut aus: Die Heldin ist in ihrer chaotischen Familie gut aufgehoben und der nächste Märchenprinz ist auch in Sicht.

Das kann man unterhaltsam finden. Oder albern. Es liest sich jedenfalls unterhaltsam.

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Veröffentlicht am 05.03.2024

Experimentell und schmerzhaft

Der Stich der Biene
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Dickie Barnes Autohaus macht immer schlechtere Geschäfte, während seine Frau Imelda immer mehr Geld ausgibt. Die Tochter Cassie soll in diesem Jahr die Schule abschließen, aber im Moment hat sie ganz andere ...

Dickie Barnes Autohaus macht immer schlechtere Geschäfte, während seine Frau Imelda immer mehr Geld ausgibt. Die Tochter Cassie soll in diesem Jahr die Schule abschließen, aber im Moment hat sie ganz andere Sorgen. Der jüngere Sohn PJ versucht, die Probleme der Familie auf seine Weise zu schultern. Das ist alles so lebensecht beschrieben, dass es wehtut: „Sie sind an einem Punkt angelangt, er und seine Tochter, wo sie in seiner Gesellschaft nur glücklich sein kann, wenn sie das Gefühl hat, ihn gedemütigt zu haben.“
Zunächst lernt man die beiden Kinder der Familie kennen. Und dann wird es auch schon schwierig zu lesen, denn es werden die Satzzeichen weggelassen. Die Geschichte geht weiter, ist aber plötzlich kaum noch lesbar. Nach knapp 200 Seiten hat das Lektorat offenbar Punkte, Kommata und Anführungszeichen wiedergefunden. Jetzt kommen auch mehr Rückblicke vor. Wann begann dieser fürchterliche Abstieg, welche Ursachen gab es vielleicht dafür, dass so viel schiefgehen konnte in dieser Familie?
Man kommt den Menschen sehr nahe, und jede einzelne Hauptperson der Familie ist sympathisch und gut zu verstehen. Auch der Stil ist recht gut zu lesen, wenn man auf Satzzeichen auch mal verzichten kann. Oder wenn man darin einen Sinn findet. Mir erschloss er sich nicht. Humor fand ich nicht in der Geschichte, eigentlich gab es fast nur Verzweiflung. Auch irgendwelche positiven Gedanken oder gar Ausblicke fehlten mir. Das Ganze tat einfach nur weh.

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Veröffentlicht am 27.11.2023

Fremdartig

Be Your Own Healer
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Die Autorin arbeitet seit zehn Jahren als Phytotherapeutin in eigener Praxis. Hier stellt sie die Korasani-Heilmethode vor. In ihrem „holistischen Heilkonzept“ geht es darum, die Selbstheilungskräfte des ...

Die Autorin arbeitet seit zehn Jahren als Phytotherapeutin in eigener Praxis. Hier stellt sie die Korasani-Heilmethode vor. In ihrem „holistischen Heilkonzept“ geht es darum, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Hier beschreibt sie nicht nur Heilpflanzen, sondern auch die Themen Entgiftung, Ernährung, Bewegung, das richtige Atmen und die innere Haltung. Jedes Kapitel endet mit konkreten Anwendungstipps.
Die Tipps, die das Buch bietet, sind zum großen Teil sehr fremdartig für uns. In unserer Kultur isst man Brot zum Frühstück oder Brötchen, gerne mit Marmelade. Dass das nicht das Gesündeste ist, ist bekannt. Aber stattdessen Miso-Suppe mit Seidentofu? Und dazu den Frühstückskaffee durch Heilpflanzentee ersetzen? Auch Kartoffeln und Tomaten sollen ungesund sein, weil es Nachtschattengewächse sind.
Es sind durchaus Rezepte dabei, die man mal ausprobieren kann. Und es gibt eine Menge Anregungen und Ideen, die zu einem gesunden Leben beitragen können. Doch insgesamt ist dies ein hochspezielles Fachbuch. Es erscheint sehr kompliziert, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Wer allgemeine und anwendbare Informationen über Pflanzenheilkunde sucht, ist mit diesem Buch definitiv nicht gut bedient. Deshalb keine Empfehlung.

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