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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.08.2022

Sprudelndes Magieabenteuer mit wertvoller Botschaft

Zehn Wünsche, sieben Abenteuer und eine sprechende Katze
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Ed und seine Schwester Lucy Crane, genannt Roo, verbringen ein paar Tage bei der altmodischen Nachbarin Miss Filey und ihrem nach Fisch riechendem Kater Attlee. Erst scheint es eine langweilige Zeit zu ...

Ed und seine Schwester Lucy Crane, genannt Roo, verbringen ein paar Tage bei der altmodischen Nachbarin Miss Filey und ihrem nach Fisch riechendem Kater Attlee. Erst scheint es eine langweilige Zeit zu werden, aber dann lernen sie den Nachbarsjungen Willard kennen. Gemeinsam entdecken sie zehn Geburtstagskerzen und stellen zufällig fest, dass sie Wünsche erfüllen, wenn man sie anzündet. Diese müssen allerdings sorgfältig formuliert sein, da sie nur wenige Minuten anhalten.

Die Geburtstagskerzen haben eine fünfundfünfzig Jahre zurückliegenden Ursprung, der eine trauriges Schicksal birgt. Hier hält der Titel, was er verspricht: zehn Wünsche bescheren sieben verrückte Abenteuer und involvierten unfreiwillig eine sprechenden Katze.

Die Geschichte ist lustig, voller Ideen und aufregender Abenteuer, die kindlicher Fantasie entsprungen sind. Wer würde nicht gern einmal fliegen können oder mit seinem Haustier sprechen? Hier steht natürlich Spannung und Aktion im Vordergrund, aber eigentlich geht es um Ed, der im Rollstuhl sitzt, der „gut im Denken und Sarkastische-Kommentare-Machen“ ist, und dessen Schwester, die immer für ihn da ist. Ganz nebenbei wird auch auf Schwierigkeiten für Rollstuhlfahrer hingewiesen und gleichzeitig gezeigt, dass Abenteuer auch mit Einschränkungen möglich sind. Miss Filey ist der Inbegriff von Freundlichkeit, Rücksicht und Hilfsbereitschaft. Diese gelungene Mischung sympathischen Figuren begleitet man gern, bei ihren Abenteuern. Die distanzierte Erzählweise macht es jungen Lesern einfach, dem handlungsreichem Geschehe zu folgen, die einige unvorhersehbare Überraschungen bereithält.

Fazit: Eine außergewöhnliche Geschichte über Freundschaft und Hilfsbereitschaft, mit vielen wertvollen Botschaften, spannenden Abenteuern, sprühender Magie und einem schönen Ende.

Veröffentlicht am 19.08.2022

(Vor-)Lesevergnügen für Groß und Klein

Dachs und Rakete. Ein Haus voller Freunde
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Nachdem Dachs und seine Schnecken-Freundin Rakete aus dem Wald in die Stadt umgezogen sind, haben sie sich in ihrem neuen Zuhause gut eingelebt. Liebenswert und hilfsbereit sind die beiden eine echte Bereicherung ...

Nachdem Dachs und seine Schnecken-Freundin Rakete aus dem Wald in die Stadt umgezogen sind, haben sie sich in ihrem neuen Zuhause gut eingelebt. Liebenswert und hilfsbereit sind die beiden eine echte Bereicherung für die große Hausgemeinschaft. Ob die Mutter der Meerschweinchen-Familie einen Babysitter braucht oder das Eichhörnchen Herr Horn ein pfeifen in der Wand hört. Auf Dachs und Rakete ist Verlass. Für zwei ehemalige Waldbewohner kann das städtische Leben manchmal aber auch ganz schön überreizend sein, wenn ein Kulturschock den nächsten jagt. Achterbahn fahren und in die Flimmerkiste gucken, bis einem ganz schwindelig wird, sorgen wieder für eine gehörige Portion Lesespaß. Oft fangen die Illustrationen diesen Humor in verdutzen Gesichtern auch großartig ein. Episodenhaft erlebt das Duo neue Abenteuer in der Stadt, lernt ihre Mitbewohner besser kennen und sorgt erneut für angenehm spaßige Wohlfühl-Unterhaltung.

Ich empfehle diese beliebte Reihe immer wieder gern zum Vorlesen, weil man als Erwachsener auch seinen Spaß an einem Shakespeare zitierendem Kakadu und einer „phänomenalen Murmelbahn“ hat. Außerdem vermitteln die Geschichten wertvolle Botschaften, regen zum Nachdenken an und sind liebevoll gestaltet. Ein echtes (Vor-)Lesevergnügen für Groß und Klein!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.07.2022

Originell, magisch, abwechslungsreich - grandioses Debüt

Fuchswege
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"Fuchswege" ist eine märchenhaft magische Geschichte, die von alten Mächten, einem sprechenden Fuchs und einem Natur- und Pflanzenparadies erzählt, indem auch die Menschen ihren Platz haben.

Ich mochte ...

"Fuchswege" ist eine märchenhaft magische Geschichte, die von alten Mächten, einem sprechenden Fuchs und einem Natur- und Pflanzenparadies erzählt, indem auch die Menschen ihren Platz haben.

Ich mochte es sehr, wie die 14 Kapitel sich allmählich zusammenfügen, aber jede der Kurzgeschichten für sich steht. Da ich sehr gern Kurzgeschichten lese, hat mich diese originelle Idee absolut begeistert. Bei den ersten rätselhaften Andeutungen war ich sehr gespannt, wie alles zusammenpasst. Die Geschichten verlaufen chronologisch über mehrere Jahreszeiten und erzählen von verschiedenen Kleingärtnerinnen und Kleingärtnern und magischen Ereignissen. Dabei gibt es zwei Konstanten: alles spielt sich im grünen Reich ab, einer prächtigen Gartenanlage, in der Menschen und Tiere miteinander leben. Und in fast jeder Geschichte spielt der Herr des Landes, der majestätische Fürst aller Rotfelle eine Rolle, um klug über sein Reich zu wachen. Sowohl Menschen als auch Tieren sind Kapitel gewidmet, was das Buch sehr abwechslungsreich macht. Die Geschichte „Odyssee“ erzählt von einem Igel, der das grüne Reich betritt - eine meiner vielen Highlights aus dem Buch.

Ich mochte diese geheimnisvolle Atmosphäre und den wunderbar anschaulichen Erzählstil. Wie das Füchslein ist auch der Schreibstil wohlüberlebt und träumerisch. Der zeichnet sich besonders durch die treffende Wortwahl und eine anregende Bildhaftigkeit aus, die ich sehr genossen habe. Hier passte auch der distanzierte Blick auf das Geschehen und trägt, trotz der wenigen wörtlichen Rede, zur Spannung bei. Man spürt die unterschwellig steigende Spannung, gespickt mit kleinen zeitgemäßen Botschaften und die Liebe zum Detail. Ich hab mich dann extra zurückgehalten, weil ich länger in den Fuchswegen verweilen wollte. Es macht großen Spaß, weiter in die Welt einzutauchen, denn die vielen kreativen Idee entfachen die eigene Fantasie und begleiten einen auch im Alltag. Das Ganze gipfelt dann in einem spannenden Finale, das absolut unvorhersehbar und überraschend einen runden Abschluss bietet. Ich freue mich schon so sehr auf die Fortsetzung in diesem Jahr und habe direkt Lust, das Buch nochmal zu lesen. Ein sehr vielversprechender Auftakt einer Reihe voller Potenzial. Für Fans von "Mein Nachbar Totoro“, Füchsen, Kurzgeschichten und Fantasy. Große Empfehlung für Kinder ab 12 Jahren.

Veröffentlicht am 29.07.2022

Ein anderer Zustand der Dinge

Der Geruch von Wut
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„Sie sind vielleicht in eine Situation hineingeraten, die sie so nicht beabsichtigt hatten, die ihnen einfach passiert sind, und jetzt wissen sie nicht, wie sie da wieder rauskommen.“

Nach dem Autounfall ...

„Sie sind vielleicht in eine Situation hineingeraten, die sie so nicht beabsichtigt hatten, die ihnen einfach passiert sind, und jetzt wissen sie nicht, wie sie da wieder rauskommen.“

Nach dem Autounfall und anschließendem Koma hat Alex nicht nur sichtbare Narben am Köper, der Schmerz sitzt viel tiefer. Trauer über den unbegreiflichen Verlust seines Vaters und Wut auf den Fahrer des Lastwagens. Die Rache an Moussa Mbaye ist seine Motivation, sich den Black Boys anzuschließen; einer rechtsradikale Gruppierung, die auch vor Gewaltdelikten nicht zurückschreckt. Sie sollen ihm helfen, den Unfallverursacher zu finden, um durch Selbstjustiz Gerechtigkeit walten zu lassen. Dabei ist Alex völlig egal, welche Hautfarbe Moussa Mbaye hat. Seine Rachepläne bringen ihn schließlich selbst in Gefahr. Auf der anderen Seite ist Alex liebende Mutter, die ihn braucht, auch wenn sie sich stark und gefestigt gibt, voller Dankbarkeit darüber, dass wenigstens ihr Sohn den Unfall überlebt hat.

In siebenundsechzig kurzen Kapitel schreibt der italienische Autor Gabriele Clima manchmal ein bisschen poetisch, aber vor allem leicht verständlich, eindrücklich und, dank viel wörtlicher Rede, lebendig auf Augenhöhe mit seinen Figuren. Dadurch, dass Alex seine Geschichte aus der eigenen Perspektive erzählt, ist man von Anfang an nah dran. Zu Beginn des Buches, muss Alex seine Prüfung bestehen, um in die Gruppe aufgenommen zu werden, dann erfährt man in folgenden Kapitel, wie es dazu kommen konnte und wie es weitergeht. Es war interessant, Alex dabei zu verfolgen, wie er auf eigene Faust nach Moussa Mbaye sucht, das Gefühl der Trauer gar nicht erst aufkommen lässt und durch seinen Freund Teo schließlich auf die Black Boys aufmerksam wird, neue Hoffnung auf den falschen Gründen schöpft und dann seine Aufgabe erfüllt, um in die Gruppe aufgenommen zu werden. „Was die Black Boys taten, war ihre Sache (…), mich interessierte nur eins, (…) wenn mir die Black Boys dabei helfen konnten, gut, was die sonst so machten, war mir egal.“ Es dürfte Jugendlichen leicht fallen, sich mit der Hauptfigur zu identifizieren. Alex verhält sich authentisch und durch ihn lässt sich nachvollziehen, wie Menschen empfänglich für Gruppierungen werden, dessen Gesinnung sie eigentlich nicht vertreten. Dadurch leistet das Buch einen wichtigen Beitrag und überzeugt mit spannenden Momenten und einer berührenden Form der Trauerbewältigung, bei der Alex Gespräche mit seinem verstorbenen Vater führt, als wäre er noch da. Das Ende ist wunderbar - nicht zu rührselig, überraschend und friedlich.

Eine lesenswerte Geschichte, mit vielen Denkanstößen zum Thema Trauerbewältigung, Rechtsextremismus und Selbstverantwortung, die zeigt wie mächtig starke Gefühle wie Wut sein können, und wie man dadurch in ernste Schwierigkeiten kommen kann. "Der Geruch von Wut" zeigt aber auch wie stark das Gefühl der Hoffnung und Liebe ist, das sich immer wieder in Erinnerungen an den Vater und dem Rückhalt der Mutter zeigt. Sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 29.07.2022

Besonders, skurril und hochwertig

Samson und Nadjeschda
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„Jeder Mensch lebt inmitten von Verbrechern und Verbrechen, bemüht sich jedoch, sie nicht zu sehen, solange er nicht selbst zum Opfer wird.“

Der Diogenes Verlag konnte mir wieder einen Lesegenuss bescheren, ...

„Jeder Mensch lebt inmitten von Verbrechern und Verbrechen, bemüht sich jedoch, sie nicht zu sehen, solange er nicht selbst zum Opfer wird.“

Der Diogenes Verlag konnte mir wieder einen Lesegenuss bescheren, für den es sich lohnt, dranzubleiben.
Es ist eine schwierige Zeit, in der sich Hauptfigur Samson befindet, voller Entbehrungen und Risiken. Andrej Kurkow nimmt sich genügsam Zeit, seine Hauptfigur in die neuen Herausforderungen einzuführen und gibt interessante Einblicke, in die historischen Umbrüche nach der Russischen Revolution in der Ukraine. Dabei verteilt er geschickt Metaphern, die eine wahre Freunde sind. Es hat mir gefallen, wie die Atmosphäre eingefangen wurde und der Erzählstil, in einem angenehmen Niveau, durch die Geschichte führt. Es ist ein subtil spannender Krimi, der nach jedem Kapitel verführt, weiterzulesen. Nicht nur wegen dem hervorragendem Erzählstil, sondern auch, weil ich die Figuren mochte. Bis es zu Samson`s Dienstantritt bei der Miliz kommt, vergehen ein paar Seiten und es kommt zu ungewöhnlichen Ereignissen, die man gebannt verfolgt und die auf schicksalhafte Weise zum Ergebnis führen. Was mir besonders gefallen hat, ist diese Mischung aus Skurrilität und Ernsthaftigkeit, wenn ich an das anfängliche Unglück denke oder an Samsons übernatürliche Abhörwanze. Nadjeschda ist eine fleißige Frau, die entschieden handelt, und sich auf Samson wie eine haltgebende Kraft auswirkt. Sie hinterlässt Eindruck, obwohl sie am Rand agiert.

Ein wunderbar ungewöhnliches Buch und eine gescheite Mischung aus Liebesgeschichte, historischem Roman und Krimi, die planvoll und scharfsinnig an Fahrt aufnimmt.