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Veröffentlicht am 31.07.2022

Aufarbeitung der Vergangenheit - Ankommen in der Gegenwart

Wir sehen uns zu Hause
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Anne und Peter wollen mit ihrem alten Wohnmobil Willi eine achtmonatige Rundreise durch Skandinavien machen. Peter ist bereits in Rente und die zehn Jahre jüngere Anne hat sich dafür ein Sabbatjahr genommen. ...

Anne und Peter wollen mit ihrem alten Wohnmobil Willi eine achtmonatige Rundreise durch Skandinavien machen. Peter ist bereits in Rente und die zehn Jahre jüngere Anne hat sich dafür ein Sabbatjahr genommen. Doch plötzlich stirbt Peter an einem Herzinfarkt und sie findet in Peters Sachen eine betagte Kiste mit alten Fotos. Trotz allem tritt sie die geplante Reise an und entscheidet sich spontan den Fotos auf den Grund zu gehen. So wird es ein Roadtrip in Peters Vergangenheit und seine ostdeutsche Geschichte.

Der Schreibstil war, wie ich ihn von der Autorin gewohnt bin, sehr angenehm flüssig und der Wechsel zwischen den einzelnen Charakteren hat mir sehr gut gefallen. Die Kapitel haben teilweise mit einem Cliffhanger geendet, so konnte die Spannung auf einem guten mittleren Niveau gehalten werden. Leider hat mich an der Protagonistin Anne ihre Unwissenheit gestört. Wie kann man sogar als Lehrerin so wenig geschichtlichen Background bezüglich der DDR-Vergangenheit haben. Das macht den Charakter für mich leider nicht ganz authentisch. Ronny und sein Trauma wurden sehr gut beschrieben und auch Alinas Charakter wurde sehr authentisch dargestellt, ihre Trauer, ihre Sorgen um sich selbst und um ihre Mutter. Alle Menschen, denen Anne auf ihrer Reise begegnet ist, waren empathisch und konnten ihr helfen, die Puzzleteile zu Peters Vergangenheit zusammenzusetzen. Ich persönlich habe den Mechaniker Chris ins Herz geschlossen.

Dies war auch eine tolle literaische Reise durch Mecklenburg-Vorpommern und ganz besonders Rügen, welches ich sehr mag. Thüringen wäre natürlich auch noch mal eine Reise wert. Es ist ein schöner Roman um Trauer, Aufarbeitung und Selbsterkenntnis. Auf jeden Fall habe ich jetzt noch mehr Lust bekommen, mit dem Wohnmobil zu verreisen. Eine ansprechende, kurzweilige Urlaubslektüre zu der ich gern meine Leseempfehlung gebe.

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Veröffentlicht am 30.07.2022

Freundinnen für immer - sehr bewegend

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 2)
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Dies ist der zweite Teil von den Freundinnen vom Strandbad und fängt nahtlos dort an, wo der erste Band aufgehört hat.

Nachdem Carla in den Westen von Berlin geflohen ist, hat das Leben auch für Betty ...

Dies ist der zweite Teil von den Freundinnen vom Strandbad und fängt nahtlos dort an, wo der erste Band aufgehört hat.

Nachdem Carla in den Westen von Berlin geflohen ist, hat das Leben auch für Betty und Martha einige Höhen und Tiefen parat. Nach einem Schicksalsschlag verfolgt Betty weiterhin ihre Schauspielkarriere und kann sich dort allmählich wieder etablieren. Martha hat es aufgrund ihres Vaters schwer beruflich Fuß zu fassen und fängt an, gegen den sozialistischen Staat zu protestieren. Auch Carla macht ihren Weg, allerdings auf der anderen Seite der Mauer und so hoffen die Freundinnen eines Tages wieder vereint zu sein.

Während der erste Band tatsächlich nur 1 Jahr umfasst, sind in dieser nachfolgenden Geschichte öfters größere Zeitsprünge. Es ist ein Eintauchen in zwei Welten. Dem Westen mit seiner Freiheit und dem Überfluss und dem Osten mit den Reglementierungen und mit seinem Mangel an bestimmten Lebensmitteln oder Konsumgütern. Auch in diesem Teil wurde wieder gut das politisch-ideologische und wirtschaftliche System der DDR und der Alltag der Menschen zwischen 1961 und 1990 dargestellt.

Die Weiterentwicklungen der Charaktere konnten von der Autorin gut umgesetzt werden und wirken sehr authentisch. Durch den gewohnten flüssigen Schreibstil und die interessante Geschichte der Freundinnen, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Das Strandbad ist für mich während des Lesens ein kleiner Sehnsuchtsort geworden, an dem ich bei Sonnenschein und Prasselkuchen den Blick auf den See genieße. Das Cover schließt sich dem vorherigen Band an, leicht, sommerlich und etwas retro. Durch den gewellten Umschlag hat es auch eine eigene Haptik, was ich besonders mag. Von mir gibt es hier eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 18.07.2022

Tatort Sylt

Der Mann in den Dünen
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Für mich ist es der erste Fall von Lena Lorenzen, doch für Lena bereits der Neunte. Die vorangegangenen Teile muss man nicht um bedingt gelesen haben, ist vielleicht nur für die Entwicklung der Protagonisten ...

Für mich ist es der erste Fall von Lena Lorenzen, doch für Lena bereits der Neunte. Die vorangegangenen Teile muss man nicht um bedingt gelesen haben, ist vielleicht nur für die Entwicklung der Protagonisten interessant.

Lena ist nach ihrem Erziehungsurlaub wieder zurück im LKA Kiel, doch die Schreibtischarbeit liegt ihr nicht wirklich. Als der auf Sylt lebende Reeder Reinhardt Doormann von seinem täglichen Standspaziergang nicht zurückkehrt, werden Lena und ihr Kollege Johann mit dem Fall betraut. Als auch noch der Verwalter spurlos verschwindet und eine Lösegeldforderung eintrifft, bestätigt sich die Annahme einer Entführung. Reinhardt Doormann hatte seine Familie zu einer Unterredung auf die Insel Sylt bestellt. Angeblich wussten seine Kinder nicht, worum es bei dieser Zusammenkunft gehen sollte. Desto merkwürdiger ist jetzt das unerwartete Verschwinden des Reeders. Seine leiblichen Kinder Susanne und Marc zeigen sich nicht gerade kooperativ, einzig sein unehelicher Sohn Sven.

Die einzelnen Kapitel sind relativ kurz und so ist dementsprechend der Perspektivwechsel schnell, aber nicht unangenehm. Es verleiht den Geschehnissen eher eine Dynamik. Lena und Johann sind nach wie vor ein gutes und harmonisches Team. Es war schön zu lesen, wie gut sie aufeinander abgestimmt sind. Hin und wieder gibt es auch private Szenen, die aber auf keinen Fall die Handlung überlagern. Lena in ihrer klaren, strukturierten und vorausschauenden Art gefällt mit richtig gut. Alle weiteren Charaktere sind ebenfalls sehr authentisch beschrieben. Neben Lena und Johann hat mir tatsächlich der dänische Kommissar noch sehr gut gefallen. Diese unkomplizierte dänische Art mag ich sehr.

Durch den flüssigen Schreibstil und den immer neuen Ermittlungsansätzen schafft es die Autorin, den Spannungsbogen kontinuierlich hochzuhalten und den Leser gut durch das Buch zu geleiten. Das Cover ist mit den einsamen Fußspuren in den Dünen sehr passend zum Titel gestaltet und hat eine samtige Haptik, die den Händen schmeichelt.

Für diesen sehr lesenswerten Krimi, der mich gut unterhalten hat, kann ich eine klare Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 29.06.2022

Nachhaltig beeindruckend - Tradition, Fügung und Zukunft

Die Hennakünstlerin
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Alka Joshi entführt uns mit ihrem Buch Die Hennakünstlerin in das Jahr 1955, also nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft, nach Indien.

Die Autorin beschreibt das Leben von Lakshmi, die als siebzehnjährige ...

Alka Joshi entführt uns mit ihrem Buch Die Hennakünstlerin in das Jahr 1955, also nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft, nach Indien.

Die Autorin beschreibt das Leben von Lakshmi, die als siebzehnjährige vor ihrem gewalttätigen Ehemann flieht. In den Jahren ihrer Ehe wurde sie durch ihre Schwiegermutter in der Heilkräuterkunde unterwiesen, was ihr, zusätzlich zu ihrem künstlerischen Talent, dazu verholfen hat, sich in den folgenden Jahren in Jaipur eine Existenz aufzubauen. Als sehr angesehene Hennakünstlerin geht Lakshmi bei den wohlhabenden Familien ein und aus, um die Frauen mit ihren Verzierungen zu schmücken und mit Heilkräutern zu behandeln. Doch nach dreizehn Jahren wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt und muss um ihre Zukunft kämpfen.

Die Geschichte wird aus der Sicht der Hauptprotagonistin geschrieben und gibt auch Einblicke in ihre Gedankenwelt. Ich als Leserin habe versucht, ihre Verhaltensweisen nachzuempfinden. Konnte ihren Zwiespalt spüren, ihre Verletzlichkeit und ihre Blockade die eigenen Gefühle zu zeigen bzw. auch zeigen zu dürfen. Das hat mich nachhaltig beeindruckt.

Sehr eindrücklich wird auch das Leben in Indien mit seinem Kastensystem, die Stellung der Frau und den arrangierten Ehen beschrieben. Die Kluft zwischen arm und reich, sowie Recht und Unrecht wird einmal mehr als deutlich thematisiert.

Mich hat das Cover schon durch die warmen sehr gut aufeinander abgestimmten Farben angesprochen. Die Frau im Sari von hinten wirkt, wie eine Aufforderung, dass man ihr folgen soll. Ich bin ihr sehr gerne gefolgt, um in eine ganz andere Kultur abzutauchen. Trotz der vielen unbekannten Begriffe, die am Ende alle erklärt werden, konnte ich mich sehr gut auf die fesselnde Handlung einlassen.

Durch den flüssigen Schreibstil und die authentischen Charaktere wurde die Geschichte zu einem Lesegenuss.

Wer mal über den Tellerrand hinausschauen und gerne eine andere Kultur kennenlernen möchte, dem kann ich dieses Buch ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 14.06.2022

Freundschaft zu DDR-Zeiten mit all ihren Höhen und Tiefen

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 1)
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Das Buch ist mir durch das Cover und den Titel sofort ins Auge gefallen und war schon im Vorfeld mein Sommerroman.

Seit einem heißen Julitag 1956, als Betty, Martha und Clara einen älteren Herren gemeinsam ...

Das Buch ist mir durch das Cover und den Titel sofort ins Auge gefallen und war schon im Vorfeld mein Sommerroman.

Seit einem heißen Julitag 1956, als Betty, Martha und Clara einen älteren Herren gemeinsam vor dem Ertrinken retteten, sind sie unzertrennliche Freundinnen.

Die eigentliche Handlung beginnt 1960. Die drei siebzehnjährigen Mädels leben in Ost-Berlin in der Nähe des schönen Müggelsees, wo sie sich an heißen Sommertagen treffen und ihre Jugend genießen. Noch sind die Grenzen offen, die sozialistischen Ideologien für das politische System der DDR sind allgegenwärtig und bestimmen das Leben.

Betty, Martha und Clara kommen aus sehr unterschiedlichen Familienverhältnissen und ihre Eltern haben gegenüber dem Regime abweichende Auffassungen. Betty ist die Tochter des Strandbadpächters, sehr hübsch und weiß ihre Reize einzusetzen. Ihr größter Traum ist es, Schauspielerin zu werden. Marthas Eltern sind dem Staat sehr zugetan und für Martha ist es eine Selbstverständlichkeit in der FDJ zu sein. Claras Eltern hingegen sind gegen das Regime, was sich natürlich für die Familie sehr nachteilig auswirkt. Claras großer Traum wäre es Kosmonautin zu werden, doch die Möglichkeit wird ihr in der DDR verwehrt bleiben, wenn sie sich nicht anpasst.

Trotz der Unterschiedlichkeit der Mädchen sind sie immer füreinander da und stehen für den jeweils anderen ein. Die Geschichte umfasst tatsächlich nur 1 Jahr, in dem die Drei durch Höhen und Tiefen gehen. Partys, erste Küsse, Zuneigung und Enttäuschung erleben. Es ist ihr Abiturjahr, nachdem sich ihr weiteres Leben entscheiden wird.

Ein Eintauchen in die Vergangenheit der DDR, Konflikte mit den Ideologien, Entwicklung der Protagonistinnen, Familiengeheimnisse, Tod und viele Emotionen, all das auf 600 Seiten zusammengefasst, war sehr spannend zu lesen. Die Charaktere der einzelnen Personen werden so authentisch dargestellt, dass man wirklich zu dem Einen oder Anderen eine gewisse Verbundenheit entwickelt hat. Durch den lockeren flüssigen Schreibstil sind die Seiten nur so dahingeflogen und haben mich als Leserin mitgenommen auf eine bewegende Reise an den Müggelsee der 1960’er Jahre.

Bis auf einige biographische Fehler bei einzelnen Personen fand ich das Buch richtig super und bin schon ganz gespannt auf den nächsten Teil. Von mir gibt es hier eine klare Leseempfehlung.

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