Außergewöhnlich
Ich kenne niemanden, der so schreibt wie Sharon Dodua Otoo. Das beweist sie mit „Herr Gröttrup setzt sich hin“, ihrer neu erschienenen Sammlung von insgesamt drei Texten ganz unterschiedlicher Art.
Zunächst ...
Ich kenne niemanden, der so schreibt wie Sharon Dodua Otoo. Das beweist sie mit „Herr Gröttrup setzt sich hin“, ihrer neu erschienenen Sammlung von insgesamt drei Texten ganz unterschiedlicher Art.
Zunächst wäre da die Titel gebende Kurzgeschichte rund um Herrn Gröttrup, seine Frau Irmi und ein widerspenstiges Ei. Als Vorbild der Figuren dienen dabei der reale Raketenwissenschaftler Helmut Gröttrup und seine Ehefrau. Insgesamt erinnert das Setting in seiner Spießigkeit ein wenig an einen Loriot-Sketch: die Gröttrups wollen ihr Frühstück wie gewohnt einnehmen, doch das Ei entscheidet sich, hart zu bleiben. Damit nimmt die Autorin schon eine Technik vorweg, die sie in ihrem Roman „Adas Raum“ perfektionieren wird: Dinge erzählen die Geschichte; auch eine Ada, hier die Putzfrau der Gröttrups, kommt bereits vor. Mit dieser grandiosen Erzählung gewann Dodua Otoo 2016 den Ingeborg-Bachmann-Preis.
Als zweiter Text ist ihre Klagenfurter Rede zur Literatur aus dem Jahr 2020 abgedruckt, die den Titel „Dürfen Schwarze Blumen malen?“ trägt. In ihr setzt sich die Autorin und Aktivistin mit dem Thema Sprache auseinander. Diese verkraftet, ihrer Meinung nach, Veränderung ausgezeichnet und ist von einem ständigen Lernprozess begleitet. Natürlich geht es aber auch darum, auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen und darauf, dass Schwarze Kunst immer auch als Repräsentation einer ganzen Community verstanden wird – ob Künstler*innen das nun wollen oder nicht.
Der dritte Text „Härtere Tage“ ist sicherlich der Persönlichste. Hier entwirft Sharon Dodua Otoo eine Vision davon, was geschehen wäre, wenn ihre Eltern in Klagenfurt anwesend gewesen wären und schreibt aus dem Jahr 2022 an ihr damaliges Ich. Die Botschaft? Unterschiedliche Lebensläufe prägen uns, aber wir sind mehr als das, was unsere Eltern in uns sehen – darum lasst uns Frieden schließen mit ihnen, unseren Differenzen und Erwartungen aneinander.