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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.08.2022

Zerbrechliche Beziehungen

Kintsugi
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An diesem Buch hat mich vor allem der Titel angesprochen. „Kintsugi“ ist die japanische Reparaturkunst, Zerbrochenes zusammenzufügen und und es dadurch kostbarer zu machen. Keramik- oder Porzellanscherben ...

An diesem Buch hat mich vor allem der Titel angesprochen. „Kintsugi“ ist die japanische Reparaturkunst, Zerbrochenes zusammenzufügen und und es dadurch kostbarer zu machen. Keramik- oder Porzellanscherben werden dabei sorgfältig mit einem besonderen Lack geklebt und die fehlenden Teile mit einer Kittmasse, in der feinstes Pulver aus Gold, Silber oder Platin enthalten sind, ergänzt. Die dabei entstehenden Risse sollen erkennbar sein und das Gefäß wertvoller machen. Ganz ähnlich wie Archäologen mit gefundenen Artefakten umgehen. Und das sind nun gleich zwei Beziehungen zu diesem Roman: Einerseits ist einer der Protagonisten, nämlich Max, Archäologe und andererseits zeigen sich während des Wochenendes an einem See in der Uckermark Risse in den Beziehungen der Freunde.

Max und der Künstler Reik sind seit zwanzig Jahr ein Paar und feiern dieses Jubiläum gemeinsam mit einem früheren Lover Reiks, der nun eine Tochter hat, die er gemeinsam mit den anderen beiden Männern erzieht. Welch eine seltsame, interessante Konstellation!

Meine Meinung:

Sprachlich ist das Buch ein Highlight. Die Sprachlosigkeit der vier Personen wird zur Kunst. Allerdings frage ich mich, warum sich nicht einer der drei Männer ein Herz fasst, und die schwelenden Konflikte anspricht. Ach ja, es sind ja Männer, die sprechen über Gefühle nicht.

Wir Leser dürfen an den Gedanken der einzelnen Personen teilhaben. Nicht einmal habe ich mir gedacht „Spuck`s doch endlich aus!“. So plätschert die Handlung ohne rechte Höhepunkte dahin. Dabei könnte doch, ganz im Sinne des Titels, die Beziehung wie ein Keramikgefäß zerbrechen und wieder gekittet werden.

Leider konnten mich weder die Charaktere noch die Geschichte als solches fesseln. Allein die schöne Sprache ist beeindruckend.

Fazit:

Diesem ruhigen Roman über Beziehungen und Zwischenmenschliches gebe ich drei Sterne.

Veröffentlicht am 06.08.2022

1919 - Jahr der Frauen?

1919 - Das Jahr der Frauen
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Unda Hörner beleuchtet in diesem Buch das Leben verschiedener, vornehmlich deutscher Frauen im Jahr 1919.

Die Idee, die Ereignisse jeweils nach den Kalendermonaten zu sortieren hat mir ausnehmen gut ...

Unda Hörner beleuchtet in diesem Buch das Leben verschiedener, vornehmlich deutscher Frauen im Jahr 1919.

Die Idee, die Ereignisse jeweils nach den Kalendermonaten zu sortieren hat mir ausnehmen gut gefallen. Was mir weniger gut gefallen hat, ist die Tatsache das Alma Mahler-Gropius (später dann Alma Mahler-Werfel) sage und schreibe in 10 (zehn!) Monaten vorkommt. Alma Mahler-Gropius ist eine egoistische Frau, die für andere bzw. nachfolgende Frauen genau gar nichts getan hat. Ihr ganzes Bestreben kreist um Alma Mahler-Gropius. Der Rest der Welt ist ihr egal.

Dabei gäbe es in Österreich andere Ereignisse und interessante Frauen, die im Jahr 1919 von Bedeutung sind: Adelheid Popp, Maria Tusch, Hildegard Burjan und weitere sieben Frauen ziehen in diesem Jahr erstmals ins Parlament ein. Frauen werden endlich zum Studium an der Technischen Hochschule, Tierärztlichen Hochschule, Hochschule für Bodenkultur, zu den Rechts- und Staatswissenschaftlichen Studien und zur Hochschule für Welthandel zugelassen. Da braucht es die exzentrische Alma nicht.

Der Schreibstil selbst ist locker und flüssig. Die einzelnen Personen können natürlich nur angerissen werden.

Was ich vermisse: Quellenangaben und weiterführende Literatur.

Fazit:

Wer gerne einen kurzen Überblick über das Jahr 1919 aus Frauensicht haben möchte, ist hier richtig. Für mich ist die Suppe ein wenig zu dünn, daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 02.08.2022

Für mich persönlich nicht viel Neues

Marlene Dietrich
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Eine Frau ist, was sie aus sich macht.

Ich war sehr gespannt auf diese Biografie von Marlene Dietrich. Vor allem der Untertitel „Die Kleider ihres Lebens“ hat mein Interesse geweckt.


In elf Kapitel, ...

Eine Frau ist, was sie aus sich macht.

Ich war sehr gespannt auf diese Biografie von Marlene Dietrich. Vor allem der Untertitel „Die Kleider ihres Lebens“ hat mein Interesse geweckt.


In elf Kapitel, deren Überschriften sich auf Marlenes Modestilen beziehen, wird der Werdegang des Mädchens aus gutem Hause zur Diva erzählt. Hier kommt es da und dort zu Längen, weil über diverse Querelen mit Schauspielerkollegen oder Regisseuren berichtet wird.

Die maßgeschneiderten Kleider spielen zwar in Zusammenhang mit Dietrichs Filmen eine gewisse Rolle, aber nicht übermäßig. Es sind wohl einige Fotos sowie Skizzen aus den Couture-Ateliers abgebildet. Hier hätte ich mir doch mehr erwartet.

Während die große Marlene Nazi-Deutschland den Rücken kehrt und gegen das Unrechtsregime auftritt, ist ihre Schwester Elisabeth mit einem Nazi verheiratet. Die beiden betreiben im KZ Bergen-Belsen ein Kino für Wehrmachtsangehörige und leben inmitten des Grauens ein bequemes Leben. Dies ist der Autorin gerade einmal einen halben Satz wert.

Aufgefallen ist mir, dass die Autorin als Quelle vor allem die Biografie von Marlene Dietrichs Tochter, Maria Riva, für dieses Buch heranzieht. Manche Stellen sind wortwörtlich übernommen.

Es scheint, als hätte ich überzogene Erwartungen gehabt, denn ich habe nicht allzu viel Neues erfahren. Wer einen Anstoß braucht sich mit Marlene Dietrich zu beschäftigen, ist hier richtig. Wer mehr über die Person, die hinter der Modeikone steckt, lesen möchte, muss zu anderen Büchern greifen.

Fazit:

Wer gerne eine Mischung aus Biografie und Mode lesen möchte, ist hier richtig. Ich habe nicht mehr viel Neues erfahren, daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 31.07.2022

Ein Mann, der es mit der Wahrheit nicht genau nahm

Fürst der Füchse
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Walt Disney ist auf der ganzen Welt bekannt, Rolf Kauka weniger. Bodo von Hechelshammer hat nun eine Biografie des Selfmademan und Verlegers geschrieben.

Der Autor zeichnet ein ziemlich einseitiges und ...

Walt Disney ist auf der ganzen Welt bekannt, Rolf Kauka weniger. Bodo von Hechelshammer hat nun eine Biografie des Selfmademan und Verlegers geschrieben.

Der Autor zeichnet ein ziemlich einseitiges und unsympathisches Bild des Mannes, der Comics wie „Fix & Foxi“ und „Bussi Bär“ (die mir am geläufigsten sind) in Deutschland salonfähig gemacht hat.

Rolf Kauka (1917-2000) kommt in dieser Biografie nicht sehr gut weg. Er ist nicht der Märchenonkel Rolf, als der er sich gerne selbst bezeichnete, sondern ein knallharter Emporkömmling, der es mit der Wahrheit nicht gar so genau nimmt, vor allem was seine Zeit während der NS-Diktatur betrifft. So schmückt sich der gelernte Drogist mit einem erfundenen Doktortitel. Er jammert in den Jahren nach 1945 herum, dass er als bekennender Nazi und hochdekorierter Soldat von den Amerikanern keine Erlaubnis zur Gründung eines Verlages erhält. Mit dieser mangelnden Selbstreflexion auf seinen Beitrag während des Unrechtsregimes steht er nicht alleine da. Und prompt findet er auch Gleichgesinnte.

Dem Leser wird allerdings, und das ist ein großer Kritikpunkt an dieser Biografie, äußerst detailreich jede Flak-Stellung und/oder Munition mitgeteilt (um nicht zu sagen zugemutet). Diese Aufzählung liest sich wie ein Kriegstagebuch, verschweigt aber trotzdem Wesentliches. Diese Passagen hätten doch gestrafft werden können.

Wenn der Titel dieser Biografie „Fürst der Füchse“ heißt, ist der passend und auch gleichzeitig unpassend gewählt. Passend, weil sich der Selfmade-Millionär wie ein Feudalherr seinen Untertanen verhält. So ist er zum Einem, ganz Kind seiner Zeit maßlos enttäuscht, dass ihm seine erste Frau „nur“ drei Töchter geboren hat. Als wenn das, das alleiniges Verschulden der Frauen sei, bei dem Männer keinen Anteil hätten. (Nun ja, das kenn ich aus eigener Familie.) Zum anderen verhält er sich zu seinen Mitarbeitern mehr als schäbig. Teilweise keine Fixanstellung, gibt deren Ideen als seine aus etc. etc.. Unpassend, weil zum Enstehungsprozess der Füchse - meiner Meinung nach - viel zu wenig erzählt wird. Aber, vielleicht ist dies auch nicht ordentlich überliefert.

Rolf Kaukas Verdienst ist es, Comics in Deutschland salonfähig gemacht zu haben. Allerdings hat er dazu auch gnadenlos bereits bekannte Figuren und Texte kopiert und für deutsche Verhältnisse adaptiert. Hier ist vor allem „Bambi“ zu nennen, dem er sein „Kizzi“ gegenüberstellt. Er nimmt starke Anleihe bei der Geschichte des österreichischen Schriftstellers Felix Salten alias Siegmund Salzmann, der diesen Roman 1922 geschrieben hat und der 1942 von Walt Disney verfilmt worden ist. Ob Kauka die jüdische Herkunft Saltens bekannt war?

Autor Bodo von Hechelshammer ist Mitarbeiter beim BND sowie Historiker, was sich in dieser Biografie deutlich niederschlägt. Ihm stehen sichtlich zahlreiche Quellen zur Verfügung, die vielleicht sonst nicht an die Öffentlichkeit gekommen wären. Ob die Familie Kauka wirklich alles diese Details gerne veröffentlicht gesehen haben wollte, wie es im Klappentext steht?

Der Schreibstil ist trocken und stellenweise wie ein Bericht aus Akten. Das verwundert mich ja nicht, wenn man die Vita des Autors kennt.

Dieses Buch enthält eine Menge Fotos von Rolf Kauka, aber nur wenige Skizzen und Entwürfe zu seinen Comic-Figuren. Außerdem fehlen mir die Sichtweisen seiner Mitarbeiter und Weggefährten. Die sind vermutlich nicht (mehr) zu bekommen, da die Biografie mehr als 20 Jahre nach seinem, Kaukas, Tod erscheint.

Fazit:

Die Biografie eines überaus ehrgeizigen, unsympathischen Menschen, der es mit der Wahrheit nicht so genau nahm und dem sich alle Menschen in seiner Umgebung unterzuordnen hatte. 3 Sterne.

Veröffentlicht am 25.07.2022

Wien, Tod und Musik

Wiener Lied
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Der Klappentext verspricht einen interessanten Krimi:

Am Sankt Marxer Friedhof wird die Leiche eines jungen Mannes aufgefunden. Was zunächst wie ein Selbstmord aussieht, stellt sich bald als Verbrechen ...

Der Klappentext verspricht einen interessanten Krimi:

Am Sankt Marxer Friedhof wird die Leiche eines jungen Mannes aufgefunden. Was zunächst wie ein Selbstmord aussieht, stellt sich bald als Verbrechen heraus, bei dem musikalisches Talent, verstörende psychische Devianzen und eine Wette auf Leben und Tod die Hauptrolle spielen. Kommissar Harald Selikovskys neuer Fall führt durch ein Wien aus gefährlichen Begegnungen, höchster musikalischer Ausdruckskraft und der Zerrissenheit eines jungen Mannes, der nur ein Ziel kennt: eine Totenmesse fertigzustellen. Gegen alle Umstände. Auf Leben und Tod.

Meine Meinung:

Dies ist der zweite Krimi des in Villach geborenen Autors Gert Weihsmann. Nachdem Ermittler Harald Selikovsky in seinem ersten Fall („Ischgler Schnee“) in Tirol herumgestolpert ist, liest sich dieser Krimi, der in Wien spielt ein wenig „runder“. Die Charaktere sind nicht ganz so kaputt, doch scheint der Autor eine Vorliebe für schräge Typen zu haben.

Diesmal ist Alexander, der junge Tote, ein hochbegabter Autist, der unbedingt ein Requiem wie Wolfgang Amadeus Mozart komponieren will und es wie sein historisches Vorbild nicht beenden kann.

Selikovsky trifft auf Weggefährten des jungen Toten, die ebenso seltsam zu sein scheinen, wie das Mordopfer, muss sich mit selbstgefälligen Profilern herumschlagen und wird mit der höchst lebendigen Vergangenheit seiner verstorbenen Mutter konfrontiert. Lange tappt Selikovsky im Dunklen, muss sich ins Darknet begeben bis sich der Fall dann plötzlich wie von alleine löst.

Ein bisschen zu dick ist mir Selikovskys Homosexualiät, die er, während seiner Ehe und Vaterschaft heimlich auslebt, aufgetragen. Dass ausgerechnet seine Ex-Frau die Mutter von Alexander heiratet und das gleich als Doppelhochzeit von Harald und seinem viel jüngeren Partner ist mir persönlich zu viel.

Gut gefallen hat mir, dass die Kapitelüberschriften des Krimis wie ein Requiem benannt sind: Von „Introitus“ bis „Lux Aeterna“ und der Epilog, passend zur Musik „Coda“ heißt.

Eine Steigerung im Schreibstil ist deutlich zu merken, was vermutlich der Unterstützung durch u.a. Andrea Nagele zu verdanken ist. Ob es noch einen dritten Fall für Harald Selikovsky geben wird?


Fazit:

Besser als der erste Fall, aber trotzdem kann ich nur 3 Sterne vergeben.