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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2022

Für mich persönlich nicht viel Neues

Marlene Dietrich
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Eine Frau ist, was sie aus sich macht.

Ich war sehr gespannt auf diese Biografie von Marlene Dietrich. Vor allem der Untertitel „Die Kleider ihres Lebens“ hat mein Interesse geweckt.


In elf Kapitel, ...

Eine Frau ist, was sie aus sich macht.

Ich war sehr gespannt auf diese Biografie von Marlene Dietrich. Vor allem der Untertitel „Die Kleider ihres Lebens“ hat mein Interesse geweckt.


In elf Kapitel, deren Überschriften sich auf Marlenes Modestilen beziehen, wird der Werdegang des Mädchens aus gutem Hause zur Diva erzählt. Hier kommt es da und dort zu Längen, weil über diverse Querelen mit Schauspielerkollegen oder Regisseuren berichtet wird.

Die maßgeschneiderten Kleider spielen zwar in Zusammenhang mit Dietrichs Filmen eine gewisse Rolle, aber nicht übermäßig. Es sind wohl einige Fotos sowie Skizzen aus den Couture-Ateliers abgebildet. Hier hätte ich mir doch mehr erwartet.

Während die große Marlene Nazi-Deutschland den Rücken kehrt und gegen das Unrechtsregime auftritt, ist ihre Schwester Elisabeth mit einem Nazi verheiratet. Die beiden betreiben im KZ Bergen-Belsen ein Kino für Wehrmachtsangehörige und leben inmitten des Grauens ein bequemes Leben. Dies ist der Autorin gerade einmal einen halben Satz wert.

Aufgefallen ist mir, dass die Autorin als Quelle vor allem die Biografie von Marlene Dietrichs Tochter, Maria Riva, für dieses Buch heranzieht. Manche Stellen sind wortwörtlich übernommen.

Es scheint, als hätte ich überzogene Erwartungen gehabt, denn ich habe nicht allzu viel Neues erfahren. Wer einen Anstoß braucht sich mit Marlene Dietrich zu beschäftigen, ist hier richtig. Wer mehr über die Person, die hinter der Modeikone steckt, lesen möchte, muss zu anderen Büchern greifen.

Fazit:

Wer gerne eine Mischung aus Biografie und Mode lesen möchte, ist hier richtig. Ich habe nicht mehr viel Neues erfahren, daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 31.07.2022

Ein Mann, der es mit der Wahrheit nicht genau nahm

Fürst der Füchse
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Walt Disney ist auf der ganzen Welt bekannt, Rolf Kauka weniger. Bodo von Hechelshammer hat nun eine Biografie des Selfmademan und Verlegers geschrieben.

Der Autor zeichnet ein ziemlich einseitiges und ...

Walt Disney ist auf der ganzen Welt bekannt, Rolf Kauka weniger. Bodo von Hechelshammer hat nun eine Biografie des Selfmademan und Verlegers geschrieben.

Der Autor zeichnet ein ziemlich einseitiges und unsympathisches Bild des Mannes, der Comics wie „Fix & Foxi“ und „Bussi Bär“ (die mir am geläufigsten sind) in Deutschland salonfähig gemacht hat.

Rolf Kauka (1917-2000) kommt in dieser Biografie nicht sehr gut weg. Er ist nicht der Märchenonkel Rolf, als der er sich gerne selbst bezeichnete, sondern ein knallharter Emporkömmling, der es mit der Wahrheit nicht gar so genau nimmt, vor allem was seine Zeit während der NS-Diktatur betrifft. So schmückt sich der gelernte Drogist mit einem erfundenen Doktortitel. Er jammert in den Jahren nach 1945 herum, dass er als bekennender Nazi und hochdekorierter Soldat von den Amerikanern keine Erlaubnis zur Gründung eines Verlages erhält. Mit dieser mangelnden Selbstreflexion auf seinen Beitrag während des Unrechtsregimes steht er nicht alleine da. Und prompt findet er auch Gleichgesinnte.

Dem Leser wird allerdings, und das ist ein großer Kritikpunkt an dieser Biografie, äußerst detailreich jede Flak-Stellung und/oder Munition mitgeteilt (um nicht zu sagen zugemutet). Diese Aufzählung liest sich wie ein Kriegstagebuch, verschweigt aber trotzdem Wesentliches. Diese Passagen hätten doch gestrafft werden können.

Wenn der Titel dieser Biografie „Fürst der Füchse“ heißt, ist der passend und auch gleichzeitig unpassend gewählt. Passend, weil sich der Selfmade-Millionär wie ein Feudalherr seinen Untertanen verhält. So ist er zum Einem, ganz Kind seiner Zeit maßlos enttäuscht, dass ihm seine erste Frau „nur“ drei Töchter geboren hat. Als wenn das, das alleiniges Verschulden der Frauen sei, bei dem Männer keinen Anteil hätten. (Nun ja, das kenn ich aus eigener Familie.) Zum anderen verhält er sich zu seinen Mitarbeitern mehr als schäbig. Teilweise keine Fixanstellung, gibt deren Ideen als seine aus etc. etc.. Unpassend, weil zum Enstehungsprozess der Füchse - meiner Meinung nach - viel zu wenig erzählt wird. Aber, vielleicht ist dies auch nicht ordentlich überliefert.

Rolf Kaukas Verdienst ist es, Comics in Deutschland salonfähig gemacht zu haben. Allerdings hat er dazu auch gnadenlos bereits bekannte Figuren und Texte kopiert und für deutsche Verhältnisse adaptiert. Hier ist vor allem „Bambi“ zu nennen, dem er sein „Kizzi“ gegenüberstellt. Er nimmt starke Anleihe bei der Geschichte des österreichischen Schriftstellers Felix Salten alias Siegmund Salzmann, der diesen Roman 1922 geschrieben hat und der 1942 von Walt Disney verfilmt worden ist. Ob Kauka die jüdische Herkunft Saltens bekannt war?

Autor Bodo von Hechelshammer ist Mitarbeiter beim BND sowie Historiker, was sich in dieser Biografie deutlich niederschlägt. Ihm stehen sichtlich zahlreiche Quellen zur Verfügung, die vielleicht sonst nicht an die Öffentlichkeit gekommen wären. Ob die Familie Kauka wirklich alles diese Details gerne veröffentlicht gesehen haben wollte, wie es im Klappentext steht?

Der Schreibstil ist trocken und stellenweise wie ein Bericht aus Akten. Das verwundert mich ja nicht, wenn man die Vita des Autors kennt.

Dieses Buch enthält eine Menge Fotos von Rolf Kauka, aber nur wenige Skizzen und Entwürfe zu seinen Comic-Figuren. Außerdem fehlen mir die Sichtweisen seiner Mitarbeiter und Weggefährten. Die sind vermutlich nicht (mehr) zu bekommen, da die Biografie mehr als 20 Jahre nach seinem, Kaukas, Tod erscheint.

Fazit:

Die Biografie eines überaus ehrgeizigen, unsympathischen Menschen, der es mit der Wahrheit nicht so genau nahm und dem sich alle Menschen in seiner Umgebung unterzuordnen hatte. 3 Sterne.

Veröffentlicht am 25.07.2022

Wien, Tod und Musik

Wiener Lied
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Der Klappentext verspricht einen interessanten Krimi:

Am Sankt Marxer Friedhof wird die Leiche eines jungen Mannes aufgefunden. Was zunächst wie ein Selbstmord aussieht, stellt sich bald als Verbrechen ...

Der Klappentext verspricht einen interessanten Krimi:

Am Sankt Marxer Friedhof wird die Leiche eines jungen Mannes aufgefunden. Was zunächst wie ein Selbstmord aussieht, stellt sich bald als Verbrechen heraus, bei dem musikalisches Talent, verstörende psychische Devianzen und eine Wette auf Leben und Tod die Hauptrolle spielen. Kommissar Harald Selikovskys neuer Fall führt durch ein Wien aus gefährlichen Begegnungen, höchster musikalischer Ausdruckskraft und der Zerrissenheit eines jungen Mannes, der nur ein Ziel kennt: eine Totenmesse fertigzustellen. Gegen alle Umstände. Auf Leben und Tod.

Meine Meinung:

Dies ist der zweite Krimi des in Villach geborenen Autors Gert Weihsmann. Nachdem Ermittler Harald Selikovsky in seinem ersten Fall („Ischgler Schnee“) in Tirol herumgestolpert ist, liest sich dieser Krimi, der in Wien spielt ein wenig „runder“. Die Charaktere sind nicht ganz so kaputt, doch scheint der Autor eine Vorliebe für schräge Typen zu haben.

Diesmal ist Alexander, der junge Tote, ein hochbegabter Autist, der unbedingt ein Requiem wie Wolfgang Amadeus Mozart komponieren will und es wie sein historisches Vorbild nicht beenden kann.

Selikovsky trifft auf Weggefährten des jungen Toten, die ebenso seltsam zu sein scheinen, wie das Mordopfer, muss sich mit selbstgefälligen Profilern herumschlagen und wird mit der höchst lebendigen Vergangenheit seiner verstorbenen Mutter konfrontiert. Lange tappt Selikovsky im Dunklen, muss sich ins Darknet begeben bis sich der Fall dann plötzlich wie von alleine löst.

Ein bisschen zu dick ist mir Selikovskys Homosexualiät, die er, während seiner Ehe und Vaterschaft heimlich auslebt, aufgetragen. Dass ausgerechnet seine Ex-Frau die Mutter von Alexander heiratet und das gleich als Doppelhochzeit von Harald und seinem viel jüngeren Partner ist mir persönlich zu viel.

Gut gefallen hat mir, dass die Kapitelüberschriften des Krimis wie ein Requiem benannt sind: Von „Introitus“ bis „Lux Aeterna“ und der Epilog, passend zur Musik „Coda“ heißt.

Eine Steigerung im Schreibstil ist deutlich zu merken, was vermutlich der Unterstützung durch u.a. Andrea Nagele zu verdanken ist. Ob es noch einen dritten Fall für Harald Selikovsky geben wird?


Fazit:

Besser als der erste Fall, aber trotzdem kann ich nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 17.07.2022

Leider der schwächste Band der Reihe

Bretonische Nächte
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Autor Jean-Luc Bannalec kennt die Bretagne wie seine Westentasche. Das ermöglicht ihm, seinen Lesern die Schönheiten und Eigenarten von Land und Leuten näherzubringen. So erfahren wir diesmal etwas über ...

Autor Jean-Luc Bannalec kennt die Bretagne wie seine Westentasche. Das ermöglicht ihm, seinen Lesern die Schönheiten und Eigenarten von Land und Leuten näherzubringen. So erfahren wir diesmal etwas über die liebevoll restaurierte Abbye des Anges aus dem 16. Jahrhundert, nahe der Bucht von Aber Wrac’h im Finistère, deren Umgebung er auch in „Bretonische Nächte“ stimmungsvoll und kenntnisreich in Szene setzt. Zum wiederholten Mal wird der Aberglaube der Bretonen strapaziert:

Kadegs Tante, reich, unabhängig und knapp neunzig stirbt, nachdem sich allerlei Vorboten eines nahen Todes gezeigt haben sollen. Üblicherweise ist der Tod einer alten Dame keine Ermittlung wert, doch dann wird Kadeg auf ihrem Anwesen niedergeschlagen und schwer verletzt. Ein Angriff auf einen Polizisten? Das nehmen sowohl Kommissar Dupin als auch Kadegs Kollegen höchst persönlich. Unermüdlich wird ermittelt, um den oder die Täter zu überführen.

Als dann wenig später noch der Gärtner getötet wird, erscheint der Tod von Kadegs Tante in einem anderen Licht ...

Das Motiv bleibt lange im Unklaren. Die Wiederentdeckung einer als ausgestorben geltenden Vogel oder doch das beträchtliche Vermögen der alten Dame? Wird Kadeg jetzt, als reicher Mann, den Dienst quittieren?


Meine Meinung:

In diesem nunmehr 11. Band der Reihe machen sich leider Abnützungserscheinungen bemerkbar. Der Krimi ist nach dem bewährten Rezept geschrieben: Der vernunftbegabte Dupin bekommt es mit starrsinnigen Bretoninnen und Bretonen zu tun, die heimatverbunden sind und ihre eigene Sprache sprechen. Hier kommt regelmäßig Nolwenn ins Spiel, die durch Scharfsinn und Beziehungen immer wieder wertvolle Hinweise geben kann. Ein wenig nervig, weil ja hinreichend bekannt, ist Dupins fast schon trotzige Abneigung mit dem Präfekten zu sprechen. Dupin trinkt mehr Kaffee, als ihm guttut und erfreut sich an den örtlichen Delikatessen - alles schon da gewesen.

Auch der Cliffhanger wirkt müde und ein wenig „ausgelutscht“. Schauen wir einmal, ob mit dem 12. Krimi das Dutzend voll und die Reihe zu Ende sein wird.

Fazit:

Viel Spannung enthält dieser Krimi nicht. Wer allerdings ein treuer Fan von Georges Dupin und dem Autor ist, wird darüber hinwegsehen. Für mich leider ein wenig enttäuschend, daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 17.07.2022

Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe

Flüssiges Gold
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Dieser erste Krimi von Paolo Rivaa ist in der Toskana angesiedelt. Commissario
Luca hat seinen Job in Venedig an den Nagel gehängt und lebt nun alleinerziehend mit seiner Tochter Emma und drei Eseln, ...

Dieser erste Krimi von Paolo Rivaa ist in der Toskana angesiedelt. Commissario
Luca hat seinen Job in Venedig an den Nagel gehängt und lebt nun alleinerziehend mit seiner Tochter Emma und drei Eseln, die nach italienischen Politikern benannt sind, in Montegiardino. Es geht beschaulich zu, hin und wieder ein Autounfall oder ein verloren gegangener Tourist. Doch plötzlich zerreißt ein Schuss die Idylle: Während des Markttages wird Fabrizia, eine Olivenbäuerin, angeschossen.

Commissario Luca wird zur Aufklärung die Vice-Questora Aurora Mair zur Seite gestellt, denn eigentlich ist er ja nur ein Dorfpolizist mit der Lizenz zum Strafzettel schreiben.

Als wenig später weitere Schüsse fallen, muss sich Luca von der vermeintlichen Idylle seines Ortes verabschieden.

Meine Meinung:

Dies ist der erste Krimi von Autor Paolo Riva. Die Idee hat mit gut gefallen, doch an der Umsetzung kann noch ein bisschen gefeilt werden. Zum einen haben alle Darsteller einen Vor- und Zunamen, ausgenommen Commissario Luca. Ist Luca nun der Vor- oder der Familienname?
Warum Luca nun wieder in seine Heimat Montegiardino statt in Venedig ermittelt, bleibt noch ein Geheimnis. Vielleicht wird es ja im nächsten Band „Toskanische Sünden“ genauso gelüftet, wie welche der beiden Damen, die toughe Vice-Questora oder die Dorfärztin bei Luca landen werden. Immerhin hat ja Emma auch ein Wörtchen mitzureden. Apropos Emma - sie ist ein Grundschulkind, also höchstens zehn Jahre alt. Da scheint es mir doch ein wenig unangebracht, sie solange allein zu lassen, ihr den Haushalt sowie die Fütterung der Tiere zu überlassen. Natürlich ist es im Dorf, wo jeder jeden kennt, wo man sich kennt leichter, aber trotzdem ...

Die Charaktere sind (bis auf die Täter) sympathisch, besonders Emma und die drei Esel Sergio, Matteo und Silvio. Mir gefällt die zunächst hantig wirkende Vice-Questora Aurora Mair sehr gut. Ich habe schmunzeln müssen, wie sie zu ihrem Job in Florenz gekommen ist. Ja, solche Männer gibt es nach wie vor, aber die sprichwörtlich schlagkräftigen Frauen werden mehr.

Fazit:

Ein netter Auftakt einer neuen Krimi-Reihe, die unter dem Namen „Bella-Italia“ Lust auf die Toskana macht, aber noch ein wenig Luft nach oben hat. Gerne gebe ich hier drei Sterne und warte auf den nächsten Fall.