besser als Band 1, aber es fehlt die Tiefe
„Ich muss sie noch ein einziges Mal verletzen, damit ich sie danach nie wieder verletzen kann.“
(Wes über Autumn in Light up the sky)
Worum geht’s?
Nach dem hochdramatischen Ende von „Bring down the ...
„Ich muss sie noch ein einziges Mal verletzen, damit ich sie danach nie wieder verletzen kann.“
(Wes über Autumn in Light up the sky)
Worum geht’s?
Nach dem hochdramatischen Ende von „Bring down the stars“ ist nichts mehr so wie es einst war. Connors impulsive Entscheidung hat schwere Folgen für Connor und Wes mit sich gebracht und auch die Beziehung zu Autumn stark beeinflusst. So viele Geschehnisse stehen im Raum, die verarbeitet werden müssen und deren Folgen drastisch sind. Doch auch das große Geheimnis der Jungs schwebt noch über ihnen. Was passiert, wenn Autumn die ganze Wahrheit erfährt?
Light up the sky ist Band 2 der „Beautiful Hearts“-Dilogie und setzt unmittelbar beim Ende von Band 1 an. Es werden Vorkenntnisse für das Verständnis der Geschichte benötigt.
Schreibstil / Gestaltung
Dieses Mal ist das Cover in einem dunklen Lilaton gehalten und verfügt über eine explosionsähnliche Gestaltung mit Goldpartikeln und dem geprägten Titel. Das Cover ist sehr schön und ein wahrer Hingucker, zugleich aber auch etwas zynisch vor dem Hintergrund des Buches. Die Geschichte wird chronologisch durch Weston und Autumn (mit Ausnahme vom Prolog durch Connor) in der Ich-Perspektive erzählt, es gibt immer wieder ausgewiesene Zeitsprünge. Der Schreibstil ist ähnlich wie Band 1 flüssig und gut lesbar, jedoch nicht sonderlich tiefgründig. Im Buch kommen einige (übersetzte) Gedichte vor. Das Buch beinhaltet einige oberflächliche Erotikszenen.
Mein Fazit
Bring down the stars und ich hatten eine sehr schwierige Beziehung. Es war für mich eine extrem oberflächliche Geschichte, die keinen roten Faden hatte, bei der bis auf Weston und Westons Stiefvater Paul eigentlich alle Charaktere unsympathisch waren und zudem eine in meinen Augen manipulative und toxische Freundschaft glorifiziert wurde. Nach der impulsiven und fast schon kindischen Entscheidung von Connor, zur Armee zu gehen, war ich endgültig verloren und so konnte mich auch das – außerordentlich emotionale – Ende nicht überzeugen. Aber ich wollte der Geschichte eine zweite Chance geben und so landete Light up the sky bei mir.
Nach dem erschütterndem Ende von Band 1, der für viele ein grausamer Cliffhanger war, setzt Band 2 genau an dieser Stelle wieder an. Der Leser befindet sich noch kurzzeitig in Syrien und erfährt mehr zum Grauen, das sich vor Ort ergeben hat. Doch bereits kurz danach geht’s zurück in die Staaten mit einer Autumn, die stets auf Nachrichten wartet von Connor und Weston, aber keine erhält. Sie kann zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, was sich Schreckliches entwickelt hat und wie massiv die Folgen für sie, die Jungs, die Familien und die Zukunft sein wird. Als sie dann einen Anruf von Connors Mutter erhält, malt sie sich das Schlimmste aus. Und aus ihren Sorgen werden zahlreiche Fragen, wie man denn mit einem Kriegsveteran, einem verwunderten Helden, einem Rückkehrer vom Ort des Schreckens umgehen muss. Denn der Krieg verändert…
Light up the sky steigt sehr stark ein. Ich habe mich sehr schnell ins Buch eingefunden und war ergriffen davon, was in Syrien passiert ist und wie sich die Folgen hiervon abzeichnen. Es werden viele durchaus schwierige Themen aufgegriffen, die mir in der Romance-Literatur gar nicht so häufig unterkommen, etwa PTBS, Kriegsverletzungen, der Nachhall des Erlebten und auch die Veränderungen im Charakter und Umgang miteinander. Die erste Hälfte des Buches konzentriert sich fast ausschließlich hierauf, greift auch Themen wie Ehrungen für Soldanten auf und zeigt auch in verschiedener Weise das Echo auf die Gesellschaft. So spielt Verdrängung oder auch Verleumdung von PTBS eine kleine Rolle, lebensverändernde Kriegsverletzungen werden thematisiert und auch die Belastung für Freunde und Familie aufgegriffen. Es geht auch darum, wie sich Freundschafts- und Beziehungsdynamiken ändern und inwiefern Schuldgefühle Menschen auffressen können. Sicher hätte man sich hier noch tiefere einarbeiten können, aber die Autorin hat schon gute Arbeit damit geleistet und vielseitig recherchiert. Es hat mich berührt und auch verletzt, was hier teilweise thematisiert wird. Ich war fast schon überrascht, dass nach Band 1 doch etwas Tiefgründigkeit in das Buch hereinkam und die Autorin mit so schweren Themen aufwartet. Das Liebesdreieck steht dabei eher im Hintergrund und wird nur wenig eingebracht. So ist vor allem Autumn für mich auch in der ersten Hälfte eher Rand- als Hauptcharakter.
Doch das ändert sich dann recht rasant. Und ab da? Ab da ging es für mich rapide bergab. Denn in dem Moment, wo Autumn wieder mehr als Hauptcharakter kommt, wirkt es auch so, als wäre plötzlich nur noch die Liebesgeschichte und die Wirrungen aus dem Geheimnis. Ich hatte sogar das Gefühl, dass Emma Scott regelrecht vergessen hat, was sie in der ersten Hälfte des Buches so aufgebracht hat und wie viel (psychologische) Probleme noch in der Geschichte begraben liegen, die aber nicht mehr oder nur noch ganz rudimentär angekratzt werden. Der Verlauf ist von nun an wenig überraschend, selbst vermeintliche Überraschungen hätte man mit durchschnittlicher Aufmerksamkeit vorhersehen können. Man merkt, dass die Autorin sehr motiviert ist, nach einem drückendem Einstieg eine süße, schöne, glücklich machende Geschichte abzuliefern. Das funktioniert auch – aber zugleich auch nicht. Denn ja, es jagen sich Klischees und genretypische Momente (insbesondere das übliche Glücksmoment-Zerstör-Drama) aneinander mit vielen Happy Moments, wo Emma Scott zeigen will, wie schön das Leben trotz aller Widrigkeiten sein kann. Konflikte, Probleme, Kriegsfolgen, Beziehungsentwicklungen? Sucht man regelrecht, denn sie sind so verborgen und dezent, dass es wirklich schade ist. Es gibt für mich noch so viele ungelöste Probleme, so viele Fragen und ich kann nach einem so realistischem und starken Einstieg mit so einer 0815-Idylle mit Standard-Minenfeldern nicht so wirklich leben. Idealerweise findet natürlich auch die selbstlose, hilfsbereite Autumn hier noch ihre berufliche Bestimmung für ihre Harvard-Thematik. Zum Schmachten schön… Die zweite Hälfte manövriert einfach wie eine unschuldige Nussschale durch ein Meer voller tiefgründiger Problemfelder und schafft es, diese allenfalls zu touchieren. Wer so etwas mag, wird Freude haben. Wer wie ich Tiefgründigkeit, Nachvollziehbarkeit und Substanz braucht, wird vermutlich verzweifeln ob dieser 180-Grad-Wende.
Kern der Geschichte war in Band 1 ja die Thematik um die Dreiecks-Beziehung. Dieses Problem löst sich in Band 2 anfangs sehr galant in Luft auf, wird aber später kurz vor Ende nochmal als kleiner Stimmungskiller aufgegriffen. War zu erwarten, kommt wenig überraschend, führt aber nur zu mehr oberflächlichen Geplänkel und kurzzeitigem Hin und Her. Dies passt aber auch einfach dazu, dass Band 2 bzw. die komplette Dilogie etwas handlungslos wirkt und sich die Thematiken zusammengewürfelt präsentieren. Es fehlt weiterhin der Faden und so kommt es zu gefühlten Massivbrüchen in der Story. Andere Problematiken, wie etwa die hochgradig komplizierte, toxische und manipulative Freundschaft zwischen Connor und Weston oder die Drucksituation durch das Umfeld von Connor und Weston, kommen deutlich zu kurz, werden ignoriert oder einfach mit einem Knall begraben. Regel Nummer 1 in diesem Buch ist offenbar: Hat man kein Lust, einen Konflikt auszutragen, lässt man eine Person halt verschwinden. Besonders stark hat es mir auch einfach an Entwicklungen gefehlt. Sämtliche Charaktere und Beziehungen scheinen stillzustehen und dann einfach mir nichts dir nichts wie magische Puzzleteile zusammenzufallen. Die erste Hälfte des Buches war emotional und hat mich abgeholt, die zweite Hälfte hat mich total verloren, gelangweilt und immer wieder zu Augenverdrehern geführt. Immer wieder gibt es auch – durchaus gute – Situationen, die die Geschichte auf wundersame Weise beeinflussen, aber gar nicht so stimmig wirken und sich nicht so toll ins Gesamtbild einfinden.
Ich glaube, dass Autumn mein größter Kritikpunkt an der Geschichte ist und bleibt. Bereits in Band 1 hat mich ihre fast schon dümmliche Art auf die Palme gebracht. Sie trifft Entscheidungen aus nicht nachvollziehbaren Gründen. Ihre Beziehung zu Connor in Band 1 war nicht greifbar, ihre komplette Motivation und Art war unangenehm, ihr Bäumchen-Wechsel-Dich wirkte lächerlich. Auch in Band 2 wird das nicht unbedingt besser. Autumn wirkt einfach wie ein Fremdkörper in dieser Geschichte, der auftaucht und alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Sie mag lieb und süß und hilfsbereit sein, ich finde sie einfach nur platt, naiv und anstrengend. Doch auch zahlreiche andere Charaktere der Dilogie scheinen auf eine Rolle zugeschustert zu sein, ohne Facetten zu haben. Die Familie Drake als Snobs, die es gewohnt sich, dass jeder für sie springt. Westons Familie, die sich kaufen lässt. Im Grunde genommen kann ich im ganzen Buch nur einen Rat geben: Weston, lauf. Lass sie alle hinter dir. Du hast so viel Besseres verdient.
Light up the sky ist eines dieser Bücher, bei dem ich mir gewünscht hätte, es wäre vielleicht kein Liebesroman gewesen. Denn die Teile des Buches (oder generell der Dilogie), die keinen Romance-Content haben, sind durchaus gut und ergeben zusammengefügt eine komplexe Geschichte um Freundschaft und familiären Einfluss. Es wäre ein gutes Drama mit Facetten gewesen, man hätte die Thematiken um Kriegsrückkehr und die Folgen noch weiter ausbauen können und hätte eine runde Sache gehabt. Aber durch die Romance-Handlungsstränge wird diese unstimmig gestört für mich.
Insgesamt bin ich von Light up the sky zwar etwas mehr begeistert als von Bring down the stars, dennoch ist das Buch weit entfernt von einem Topbuch. Die Dilogie war für mich einfach nicht sinnlogisch aufgebaut und verbindet zu viele kleine Baustellen, wodurch es unfokussiert wirkt. Die erste Hälfte von Light up the sky ist wirklich stark, verliert sich dann aber sofort, als es wieder in Richtung Liebesgeschichte geht und nur noch mit vielen Klischees und Happy Moments die Wunden des Lesers wieder kitten will. Emma Scott kann es definitiv um Welten besser und so bleibe ich enttäuscht vom ungenutzten Potenzial zurück.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]