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Veröffentlicht am 31.07.2022

Gut recherchiertes Familiendrama vor historischem Hintergrund

Schneiderei Graf - Schicksalszeiten
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Bei diesem Buch handelt es sich um den Auftakt einer Familiensaga die im Jahr 1958 beginnt.
Geschickt läßt Susanne Kriesmer historische Begebenheiten in den Roman einfliessen und baut auch reale Persönlichkeiten ...

Bei diesem Buch handelt es sich um den Auftakt einer Familiensaga die im Jahr 1958 beginnt.
Geschickt läßt Susanne Kriesmer historische Begebenheiten in den Roman einfliessen und baut auch reale Persönlichkeiten in die Handlung ein.
Die Mischung aus mitreissender Familientragödie und geschichtlichen Ereignissen mitten in Deutschland ist gelungen und Susanne Kriesmer hat auch genau recherchiert.
Insgesamt lässt sich das Buch schnell lesen (schon allein weil man wissen möchte wie es weiter geht) und beschert kurzweilige Lesezeit.
Mich persönlich hat der Schreibstil ein wenig ratlos zurückgelassen. "Sie spürte wie ihr Herz einen Sprung machte", "Ihr Herz setzte für einen kurzen Moment aus", "Das Herz schlug hart in seiner Brust".... "seine Wangen waren vor Zorn gerötet", "ihre Wangen glühten rot", "die Kälte und die Liebe ließen ihre Wangen rot werden" ... so geht das im Wechsel gefühlt auf jeder Seite. Hätte ich bei jedem Wangenrot und Herzhüpfer einen Kurzen trinken müssen, wäre ich jetzt definitiv Alkoholikerin.
Aber das ist Jammern auf hohem Niveau - das Buch mag ich gerne an geschichtsinteressierte LeserInnen weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 30.06.2022

Gut recherchiertes historisches Drama mit... etwas Glitzer

Findelmädchen
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Wir schreiben das Jahr 1955 und die deutschen Geschwister Helga und Jürgen, die als Findelkinder in den Nachkriegsjahren in Frankreich von Pflegeeltern großgezogen wurden, bekommen Post vom Roten Kreuz: ...

Wir schreiben das Jahr 1955 und die deutschen Geschwister Helga und Jürgen, die als Findelkinder in den Nachkriegsjahren in Frankreich von Pflegeeltern großgezogen wurden, bekommen Post vom Roten Kreuz: ihr leiblicher Vater ist aus der russischen Gefangenschaft zurückgekehrt. Der Verbleib der Mutter ist seit den Besatzungsjahren ungeklärt.
Die beiden kehren als Teenager in ihre Heimatstadt Köln zurück und für sie beginnt ein neues ungewohntes Leben, inmitten der teils immer noch ausgebombten Stadt, durch die aber bereits der Wind der Wirtschaftswunderjahre weht.

Es ist eine hochdramatische, emotionale und teilweise so berührende Geschichte, dass man zwischendurch tief durchatmen muss. Vor allem die Schilderungen innerhalb eines Waisenhauses, in dem Helga ihr Praktikum absolvieren muss, sind kaum auszuhalten und gehen stark an die Nieren.
Innerhalb des fast 600 Seiten starken Romans werden viele Dinge angesprochen, die ich so gebündelt in einem Buch selten erlebt habe: Rassismus gegenüber Besatzerkinder, die Stellung der Frau in den 50er Jahre, emotionale Entfremdung innerhalb der Familie, Wohnungsnot etc.pp
Großartig recherchiert und glaubwürdig vor die Kulisse der wiederauferstehenden Stadt Köln gesetzt.

Ich war noch nie in meinem Leben in Köln, schon gar nicht in den Nachkriegsjahren... aber ich konnte es sehen und spüren. Auch die Zeit der 50er Jahre hat Lilly Bernstein authentisch - ohne viel Schnickschnack zu benutzen - beschrieben. Aber es sind nicht (nur) die verklärten Petticoat- Polkadots - Rock'n Roll 50er Jahre, sondern auch die ungeschönten Dinge: Gesinnungsaltlasten aus dem Krieg, immer noch zerstörte Stadtteile, der Stellenwert der Frau - um nur einige zu nennen.

Ich habe dieses Buch im wahrsten Sinne des Wortes "verschlungen" und konnte es einfach nicht aus der Hand legen. Ich war wütend, ich habe gelächelt, fast geweint... alle Emotionen durchlebt, die man durchleben kann....
leider auch Verwirrung, zumindest auf den letzten 80 Seiten. Was auch immer da mit Lilly Bernstein passiert sein mag, aber man rutscht auf den letzten Seiten auf einer kitschigen Glitzerwolke dem Finale entgegen, dagegen verblasst in einem amerikanischen Weihnachtsfilm jedes einzelne Zahnpastalächeln.
Da das Buch aber davor meisterlich recherchiert ist und großartige Charaktere und glaubwürdige Atmosphäre hervorgebracht hat, kann man das leicht entgleiste Ende gut wegstecken... einen Punkt Abzug muss ich aber leider dennoch geben. Dennoch eine sehr empfehlenswerte Lektüre.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Rasante queere Romanze

I Kissed Shara Wheeler
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(Rezension meiner Tochter)
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‘I Kissed Shara Wheeler’ erzählt die untypische Liebesgeschichte mit mystery Elementen, zwischen den akademischen Rivalinnen Chloe Green und Shara Wheeler, die durch ...

(Rezension meiner Tochter)
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‘I Kissed Shara Wheeler’ erzählt die untypische Liebesgeschichte mit mystery Elementen, zwischen den akademischen Rivalinnen Chloe Green und Shara Wheeler, die durch eine aufwendig gestaltete Schnitzeljagd versucht, ihre chaotischen Gefühle zu verarbeiten.

Genau wie in Casey McQuistons Roman ‘One Last Stop’, den ich vor fast einem Jahr gelesen hatte, findet sich auch hier McQuistons typischer Humor wieder, sowie viele Insider der Queer-Community, bei denen man definitiv merkt, dass eine queere Person diesen Roman geschreiben hat!

Auch bei diesem Buch ist es mir zunächst etwas schwer gefallen reinzukommen, so wie bei ‘One Last Stop’ auch. Anfangs hatte ich Probleme mich mit den Charakteren zu recht zu finden, da man direkt in das Geschehen geworfen wird.

Das Dranbleiben lohnt sich aber definitiv, denn nach dem ersten Viertel kommt die Story erst richtig in Fahrt und ich war kaum in der Lage das Buch aus der Hand zu legen.

Die Schnitzeljagd war spannend zu verfolgen und die Zusammenstellung der ermittelnden Charaktere aus Jock, Rebell und E-Boy war zunächst eine lustige und chaotische Mischung, die sich aber im Laufe der Geschichte als komplexer als zuerst angenommen entpuppte.

Außerdem setzt sich der Roman auch mit der Thematik auseinander, wie es für queere Jugendliche ist, in einem hauptsächlich streng christlichen Umfeld großzuwerden und wie man sein Queersein mit seiner Religion vereinbaren kann, ein Thema mit dem einige Jugendliche zu kämpfen haben.

Ein absolutes Highlight für mich waren mal wieder die Interaktionen zwischen den vielfältigen, queeren Charakteren. Insider und Unterhaltungen, wie ich sie aus meiner eigenen queeren Freundesgruppe kenne- ob es die Cottagecore-Lesbians sind, oder die Nutzung des Wortes ‘gender’ als Adjektiv.

‘I Kissed Shara Wheeler’ ist ein Buch, welches ich Leuten empfehlen würde, die viel Zeit im Internet verbringen, Fans der ‘Enemies-to-Lovers’ Trope sind und sich dringend nach interessanten, komplexen und queeren Romanzen zwischen Frauen sehnen!

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Mehr Natur geht nicht

Das Lied des Waldes
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Dieses Buch erzählt uns nicht nur die Geschichte von Veronika in der Gegenwart und die Geschichte der Anna Stromer im 14. Jahrhundert, sondern es ist auch eine sinnliche Liebeserklärung an den Wald.

Beide ...

Dieses Buch erzählt uns nicht nur die Geschichte von Veronika in der Gegenwart und die Geschichte der Anna Stromer im 14. Jahrhundert, sondern es ist auch eine sinnliche Liebeserklärung an den Wald.

Beide Frauen sind dem Wald sehr verbunden, beide auf der Suche nach ihrer Bestimmung, beide eigentlich starke Frauen.

Der Schreibstil ist sehr locker und flüssig, man merkt kaum wie die Zeit vergeht beim Lesen, beide Erzählstränge bereiten Freude und sind interessant zu verfolgen.

Während wir mit Anna Stromer eine hervorragend recherchierte historische Figur verfolgen, bekommen wir bei Veronika Einblick in die Tücken rund um den deutschen Wald und lernen sogar Aktivisten kennen.

Den recht actionreichen Schluß hätte es meiner Meinung nach nicht wirklich gebraucht, aber insgesamt hat mich das Buch wunderbar unterhalten und mir Lust auf mehr Wald gemacht.

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Eine Kolumne die nie zu Ende geht

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn
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Roman einer Sylter Jugend - das steht auf dem Bucheinband... einen Roman habe ich aber leider nicht vorgefunden, eher ein als unterhaltsame Riesenkolumne getarntes Sachbuch über Sylt - im Wandel der Zeit.

Zugegeben, ...

Roman einer Sylter Jugend - das steht auf dem Bucheinband... einen Roman habe ich aber leider nicht vorgefunden, eher ein als unterhaltsame Riesenkolumne getarntes Sachbuch über Sylt - im Wandel der Zeit.

Zugegeben, ich gehöre wahrscheinlich zu den sehr wenigen Menschen in Deutschland, die von Sylt so gut wie gar nichts wissen. Für mich war die Lektüre nicht nur unterhaltsam, sondern tatsächlich lehrreich.
Susanne Matthiessen gewährt in ihrem Essay Einblicke in das Sylt ihrer Kindheit, ihrer Jugend, der Zeit ihrer Großeltern und letztendlich auch in das Sylt der Corona-Pandemie. Wir erfahren etwas über die Umweltkatastrophen der 80er Jahre, über die Punker-Invasion, die so gar nicht zwischen die superreichen Touristen passen.
Sie erzählt vom Ausverkauf der Insel, vom absurden Wahn des Kultstatus-Urlaubes... aber auch, dass die original Sylter irgendwie kauzig geblieben sind.
Matthiessen springt unchronologisch von Anekdote zu Anekdote, die man mal laut lachend dann wieder staunend und hin und wieder kopfschüttelnd zur Kenntnis nimmt.
Für alle, die mehr über Sylt wissen möchten.

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