Profilbild von kikiii04

kikiii04

Lesejury Star
offline

kikiii04 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kikiii04 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2023

Über die Notwendigkeit, hinter die Fassade zu blicken

Du bist der Sturm, du bist das Licht
0

Was braucht es, um das eigene Verhalten zu ändern? Neue Erfahrungen? Einen Schubser in die richtige Richtung? Zeit?
Tegan hat sich bisher nicht viele Gedanken dazu gemacht. Sie ist eine gute Beobachterin ...

Was braucht es, um das eigene Verhalten zu ändern? Neue Erfahrungen? Einen Schubser in die richtige Richtung? Zeit?
Tegan hat sich bisher nicht viele Gedanken dazu gemacht. Sie ist eine gute Beobachterin und sieht, wenn andere sich falsch verhalten. Auch sie selbst hat sich bei einer Sache gewaltig falsch verhalten. Bisher konnte sie das vor sich selbst rechtfertigen. Bis zu jener Nacht, in der sie nicht die Einzige ist, die sich im Museum vor der Realität versteckt. Die Nacht, in der sie Mac Durant, die scheinbar menschgewordene Perfektion, kennenlernt. Richtig kennenlernt, hinsieht und hinhört. Und was sie dabei erfährt, stellt so einiges auf den Kopf: Ihre Definition von Fairness, ihre Sicht auf ihre Mitmenschen, ihr Verhalten diesen gegenüber – und ihre Gefühlswelt. Aber was wird Tegan mit all diesen neuen Erkenntnissen tun?

Ich habe vor DU BIST DER STURM, DU BIST DAS LICHT noch keine Bücher von dem Autor gelesen. Aber durch alles, was ich von DEAR EVAN HANSEN gehört habe, war mir klar, dass der Autor nicht an Tiefgang und Konfrontationen sparen würde. Diese Grundannahme finde ich wichtig, wenn man das Buch zu lesen beginnt. Es ist zwar ein Winterbuch, aber keines, das durchweg sweet und cozy ist.
Die Geschichte beginnt sehr handlungsreich. Tegan ist bereits im Museum und Mac stößt direkt hinzu. Die Erzählung bleibt stets spannungsvoll, denn sie ist eine clevere Mischung aus verschiedenen Erzählweisen und -stilen. Wechsel zwischen der Nacht und dem Tag zuvor. Wechsel zwischen personalem und allwissendem Erzähler. Wechsel zwischen Erzählung und Mails. Nach und nach fügen sich die Puzzlestücke zusammen.

Trotz der Spannung hat die Geschichte etwas sehr Erdendes an sich. Auf dem Cover wird die Liebesgeschichte als leise bezeichnet, aber das würde ich gar nicht unbedingt so sagen. Die Tatsache, dass dreihundert Seiten an einem einzigen Tag spielen, setzt das Erzähltempo herunter und entspannt beim Lesen. Man liest weiter und weiter, die Zeit um einen herum scheint stillzustehen. Auch der zu gleichen Teilen kunstvolle und schlichte Schreibstil mag daran Anteil haben. Aber wie gesagt – Wohlfühlroman ist etwas anderes.
Die Themen sind sehr authentisch. Es geht um Familie. Zwei ganz unterschiedliche Familien mit ganz unterschiedlichen Problemen und Zukunftsaussichten. Es geht ums Erwachsenwerden und darum, die Person zu werden, die man wirklich sein will. Es geht auch um die sozialen Medien – und so manche Risiken, die sie bergen. Aber das ist nur ein Teil der Themen. Das gesamte Buch ist um Thomas Edison, den Erfinder der Glühbirne, herum aufgebaut. Seine Erfindungen und seine Person sind geschickt mit der Handlung verknüpft und verleihen dem Roman ein unverkennbares Etwas.

Eine Geschichte steigt und fällt mit ihren Figuren heißt es – oder so ähnlich. Jedenfalls wird die Geschichte nie aus Macs, sondern immer aus Tegans Sichtweise erzählt. Tegan hat etwas von einer Pessimistin, zumindest den Großteil der Geschichte über. Sie legt eine Entwicklung hin, die mir gut gefallen hat, aber die ersten zwei Drittel hatte ich so meine Zweifel an ihr. Tegan schien mir manchmal sehr naiv für ihr Alter. Sehr unsensibel in Anbetracht der Erfahrungen, die sie selbst gemacht hat. Zu vorschnell dafür, dass sie eigentlich die ruhige Beobachterin sein soll. Sie war nicht immer authentisch. Oder besser gesagt: Sie war authentisch im Rahmen ihrer ganz eigenen Welt. Nur konnte ich nicht zu jedem Zeitpunkt der Geschichte gleichermaßen verstehen, wie Tegans Welt funktioniert. Einer der zentralsten Konflikte im Buch entsteht durch Tegan. Der Konflikt bahnt sich lange an, man sieht ihn kommen. Es ist, als würde man den Eisberg sehen und dennoch darauf zusteuern – im Schneckentempo. Diese Art von Konflikt trifft einfach nicht meinen Geschmack.
Mac dagegen - obwohl Tegan ihn etwas verkehrt wahrnimmt - schien deutlich authentischer. Auf Tegan wirkt er wie ein weltfremder Optimist, doch für mich war Mac durchweg Realist. Ich hatte ihn sehr gern.

Mein Fazit:
DU BIST DER STURM, DU BIST DAS LICHT ist zweifelsohne ein besonderer Roman. Er besitzt Tiefgang und Alleinstellungsmerkmale. Es ist ein Roman, der nicht in der Menge untergeht. Obwohl ich den Konflikt und Tegan als Auslöser nicht so mochte, konnte mich die Geschichte berühren. Ich mochte die Entwicklungen und die Realitätsnähe. DU BIST DER STURM, DU BIST DAS LICHT ist kein vollkommen rundes Buch – und genau diese Kanten machen die Geschichte aus. Ich habe das Buch (zum Großteil) gerne gelesen und kann es weiterempfehlen – bevorzugt an LeserInnen zwischen 12 und 18 Jahren. Von mir gibt es 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.11.2022

Eine Liebe zwischen Dunkelheit und Licht

Maple-Creek-Reihe, Band 1: Meet Me in Maple Creek (der SPIEGEL-Bestseller-Erfolg von Alexandra Flint)
0

Gibt es für euch schon dieses eine Buch, das ihr mit dem Herbst verbindet? Eine Geschichte, die ebenso die cozy Stimmung bei Pumpkin Spice, sowie auch den spannungsvollen Gruselfaktor von düsteren Nebelnächten ...

Gibt es für euch schon dieses eine Buch, das ihr mit dem Herbst verbindet? Eine Geschichte, die ebenso die cozy Stimmung bei Pumpkin Spice, sowie auch den spannungsvollen Gruselfaktor von düsteren Nebelnächten einfängt? Ich persönlich habe eine solche Geschichte bisher noch nicht gefunden – weshalb ich mich besonders auf MEET ME IN MAPLE CREEK gefreut habe. Das wunderschöne Cover verspricht Herbststimmung pur – idyllische Atmosphäre. Der Klappentext dagegen erzählt von einer spannungsvollen Lovestory mit Nervenkitzel. Und zugleich ist da Buch noch ganz viel mehr:

Mira lebt schon immer in Maple Creek, der wohl gemütlichsten Kleinstadt der Welt. Sie hat alles, was sie braucht – einen Dad, mit dem sie sich super versteht. Ihren Hund Flex, mit dem sie gerne lange Spaziergänge und Wanderungen durch die Natur unternimmt. Und ihre besten Freunde Tami und Eli, die zu ihr halten, egal was passiert. Mira ist glücklich – obwohl da eine kleine Stimme in ihr sagt, dass mehr auf sie wartet.
Dass dieses „mehr“ aber ausgerechnet ein Zwillingsbruder sein soll, der in New York und völlig gegensätzlich zu ihr selbst aufgewachsen ist, damit hätte sie nicht gerechnet. Und erst recht nicht damit, dass Lilac nicht allein in Maple Creek auftaucht, sondern einen Freund – Joshka – mitbringt, der Lilacs düsteren Blick um Welten übertrifft.
Die Situation ist völlig verworren und fremd – aber noch lange nicht kompliziert genug. Die Dunkelheit, welche die beiden New Yorker mit in Miras Heimatstadt gebracht haben, klopft schon bald sehr dringlich an…

Das Buch ist extrem vielschichtig. Das sieht man allein schon an meiner nicht gerade knappen Beschreibung des Inhalts, die noch lange nicht vollständig ist. Was ich etwa noch gar nicht erwähnt habe, ist die Lovestory, die sich mit der Zeit zwischen Mira und Joshka anbahnt. Ich sage bewusst mit der Zeit, denn MEET ME IN MAPLE CREEK ist Slow-Burn pur. Mira ist lange hin und hergerissen zwischen der Furcht vor Joshkas durchdringendem Blick und dem behüteten Gefühl in seiner Nähe. Außerdem ist da noch die Tatsache, dass Joshka nicht für immer in Maple bleiben wird – er gehört durch und durch nach New York.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Mira und Josh erzählt. Plus, es gibt das ein oder andere Kapitel aus Lilacs Sicht. Welcher Sinn dahinter steckt, werdet ihr wohl selbst herausfinden müssen. Nur so viel: Alle drei Geschichten haben ihre eigenen Töne und zusammen ergeben sie eine ganz besondere Melodie.
Joshkas Geschichte verspricht hierbei besonderen Nervenkitzel und ist der perfekte Gegenpart zur Idylle und den leisen Gefühlen.

Thematisch hat mich das Buch von der ersten bis zur letzten Seite – sowie darüber hinaus – gefesselt. Es geht um viel verschiedenes und vieles bleibt lange als Rätsel verpackt. Es gab zwar nicht allzu viele Plottwists, aber besonders der Schluss hatte es in sich. Meine Empfehlung daher: Wenn ihr die Geschichte lesen möchtet, dann holt euch Band zwei gleich dazu ;)
Generell würde ich sagen, die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten. Der Schreibstil war sehr angenehm, die Handlung interessant. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass das Tempo etwas zurückgeschraubt wird. Oder dass die Handlung das Setting nicht übertrumpft.
Joshka hatte ich trotz seiner dunklen Seite schnell sehr gern. Zwar war in seiner Geschichte nicht jede Wendung ganz Stimmung, aber ich bin schon jetzt gespannt, wie sie in Band zwei weitergeht. Mira hat es mir nicht immer leicht gemacht. Sie unterschätzt die Situation und überschätz sich selbst gerne mal – das hat mich ein wenig gestört.

Mein Fazit:
MEET ME IN MAPLE CREEK bereitet sehr aufregende Lesestunden. Es geht um sehr viel mehr als um eine Liebesgeschichte – und doch ist das Buch eines der Sorte, die einem das Herz brechen kann. Nicht alle Passagen waren gleich stark, lesenswert ist das Buch jedoch allemal. Daher vergebe ich 4 von 5 Sterne und klemme mich nun direkt hinter Band zwei ;)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.10.2022

Sonnenstrahlen und Mondschatten

Durch die kälteste Nacht
0

„In Havenbarrow lebten Männer, die für Liebesromane wie geschaffen waren.“
Als Kennedy in der Kleinstadt Havenbarrow ankommt, hat sie sehr, sehr viel verloren. Wo früher Glück, Liebe und Zusammenhalt waren, ...

„In Havenbarrow lebten Männer, die für Liebesromane wie geschaffen waren.“
Als Kennedy in der Kleinstadt Havenbarrow ankommt, hat sie sehr, sehr viel verloren. Wo früher Glück, Liebe und Zusammenhalt waren, sind heute nichts als Trauer, Schmerz und Scherben. Als ihr Ehemann sie dann auch noch auf die Straße setzt, könnte die Welt endgültig zusammenbrechen – aber das tut sie nicht. Kennedy hat so viel verloren, dass ihr gar nichts anderes als ein Neuanfang übrigbleibt. Doch der gestaltet sich nicht unbedingt einfach. Die klatschsüchtigen Bewohner der Kleinstadt sind dabei wohl das kleinste Übel. Denn da wäre noch der so attraktive wie mürrische Mann, in dessen wütenden Augen Kennedy mehr erkennt als sie zunächst zu fassen bekommt. Ist es derselbe Schmerz, den sie selbst im Spiegel erblickt? Kämpft der (gar nicht so) Fremde mit ähnlich hartnäckigen Dämonen wie Kennedy selbst – Dämonen, die Ort und Zeit überdauern?

DURCH DIE KÄLTESTE NACHT ist der erste Band der Kompass-Reihe, aber nicht das erste Buch von BCC, welches ich gelesen habe. Ich habe ihren Schreibstil schon zuvor kennen und lieben gelernt. Es beeindruckt mich immer wieder, wie emotional die Autorin schreiben kann. Dieses Mal war es besonders faszinierend zu sehen, wie humorvoll sie taktvoll von eher beklemmenden Gefühlen und Geschehnisse erzählt. Das Buch – und ich denke, das kann man bereits an dem eher düsteren Cover erkennen – hat eine enorm ergreifende Thematik. Kennedy hat etwas erlebt, das keine Mutter je erleben möchte. Und doch muss das Leben weitergehen. Es wird von nun an immer aus Auf und Abs bestehen, aber es wird deshalb nicht zum Stillstand kommen. Ich fand, dass BCC dieses Gefühl der Höhen und Tiefen toll vermittelt hat – mit viel Verständnis, Sensibilität und Authentizität.
Das Buch steckt voller toller Botschaften – und jede einzelne davon hat mich sehr bewegt. DURCH DIE KÄLTESTE NACHT ist eine Geschichte die mir dafür in Erinnerung bleiben wird, dass es nicht darum geht, was andere von einem denken. Jeder ist stark und selbstbewusst auf seine Art – und das ist genau richtig so. Es geht auch darum, die Schönheit im Dunklen zu erkennen und sich daran festzuhalten. Deshalb ist die Geschichte eine solche, die Kraft schenkt.
Ich habe das Leseerlebnis sehr genossen. Der Roman liest sich flüssig und zügig. Die Geschichte ist abwechselnd aus Kennedys und Jax‘ Sicht geschildert. Außerdem gibt es einige Rückblicke. Den Aufbau der Geschichte fand ich daher sehr spannend, aber die Sache mit den Zeitsprüngen ist natürlich Geschmackssache. Mit persönlich haben sie super gefallen, weil man die Protagonisten so noch viel intensiver und allumfassender kennengelernt hat. Vor allem aber habe ich die beiden allumfassend lieben gelernt. Sowohl Kennedy als auch Jax mochte ich super gerne – so schrullig sie sein mögen. Ich mochte beides – ihr Leuchten und ihr Flackern. Jax hat definitiv Bookboyfriend-Potential und Kennedys Kampfgeist ist nachhaltig beeindruckend.
Trotz all dem Lob, habe ich das ein oder andere beim Lesen bemerkt, was mir zu viel oder zu wenig war. Es sind eher so kleine Dinge wie ich liebe den Schreibstil, aber dieses Wort oder jene Stelle passte einfach nicht. Oder die paar Themen, die an einem Punkt abgeschlossen wurden, der für mich einfach kein Abschluss war.

Mein Fazit:
Alles in allem hat mir DURCH DIE KÄLTESTE NACH sehr gefallen. Das Buch überzeugt nicht durch Spannung, sondern durch Gefühle jeglicher Art. Es gab schwächere und stärkere Stellen. Obwohl das Buch nicht an allen Ecken und Enden ganz rund auf mich wirkte, mochte ich den Schluss, beziehungsweise den Epilog super gerne. Der Roman ist – für mich persönlich – nicht das beste Werk der Autorin, jedoch trotzdem unfassbar lesenswert. Ich freue mich deshalb auch auf die anderen Bände der Reihe und vergebe für DURCH DIE KÄLTESTE NACHT gute 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.08.2022

Eine leise Geschichte der zarten Gefühle

Dear Sister
0

Es gibt wohl tausende Liebesromane, jede Geschichte ist anders - und doch kann man mit der Zeit in irgendeiner Form ein Muster darin erkennen. Das soll nicht heißen, dass ich diese Bücher dann weniger ...

Es gibt wohl tausende Liebesromane, jede Geschichte ist anders - und doch kann man mit der Zeit in irgendeiner Form ein Muster darin erkennen. Das soll nicht heißen, dass ich diese Bücher dann weniger gerne lese. Ich freue mich einfach besonders, wenn ich so eine einzigartige Liebesgeschichte wie die von Joe und Jenna finde.

Denn Joe verliebt sich in jemanden, in den er sich niemals verlieben dürfte. Er empfindet Gefühle für seine Zwillingsschwester, die nicht sein dürften. Und doch kann er nichts dagegen tun, dass er mit jedem weiteren Tag mehr empfindet.
Dabei sollte er doch einfach nur für Jenna da sein. Sie beschützen. Zum Beispiel vor Mark, ihrem Freund, der ihr offenbar nicht guttut. Aber wie kann Joe Jenna helfen, sich in dieser toxischen Beziehung nicht selbst zu verlieren, wenn er ihre Nähe nicht ertragen kann und zugleich zu sehr genießt?

Liebe zwischen Geschwistern war für mich ein völlig neues Thema in einem Buch. Ich war unglaublich gespannt darauf, wie Klara Robert die Thematik umsetzen würde und habe mir dabei wohl automatisch so meine Gedanken gemacht. Vielleicht aus diesem Grund hat mir letzten Endes etwas gefehlt.
Ich habe ein wenig überlegt, was es wohl war, und ich glaube, es war tatsächlich die Handlung. Ein deutlich erkennbarer roter Faden von Anfang an. Ich hatte beim Lesen so ein wenig das Gefühl, dass die Geschichte gemächlich vor sich hin plätscherte und dabei zu lange zu ereignislos blieb.

Die Thematik rund um Jenna war für meinen Geschmack ein wenig zu lang und einfach nicht so mein Thema. Ich verstehe, wieso die Autorin das Thema gewählt hat und darauf baut in gewisser Weise auch die weitere Handlung auf. Dennoch war es beim Lesen recht anstrengend, Jenna so lange in ihrer Naivheit und manipuliert zu beobachten. Natürlich ist das nur Geschmacksache.
Joe dagegen hatte ich von Anfang an mehr ins Herz geschlossen. Er ist wie er ist, ehrlich und authentisch. Der Leser darf verfolgen, wie Joe langsam Gefühle entwickelt, und es wirkt beim Lesen völlig nachvollziehbar. Zugleich geht das alles wirklich langsam, weshalb dieses Buch eine Liebesgeschichte der sehr leisen Töne ist.

Zu Beginn musste ich mich noch an den äußerst ungewöhnlichen Schreibstil gewöhnen, denn die Geschichte wird tatsächlich von einem allwissenden Erzähler erzählt. Das ist etwas Neues in dem Genre und sicherlich eine Erfahrung, die man mal machen sollte. Mit der Zeit las es sich dann einfacher, wobei die Geschichte dennoch nicht zu denen zählte, die ich nicht mehr aus der Hand legen konnte. Erst zum Ende hin, da wurde es dann richtig spannend. Erwartungsgemäß war der Schluss unglaublich fies und hat mich sehr bewegt und getroffen. Daher würde ich nicht empfehlen, das Buch zu lesen, solange man den zweiten Band nicht bereits griffbereit hat ;)

Mein Fazit:
DEAR SISTER – GEFANGENE GEFÜHLE hat mich weder enttäuscht, noch vollkommen überzeugt. Es ist nicht nur eine „nette Liebesgeschichte für zwischendurch“, aber auch nicht der nächste Pageturner. Ich bin froh das Buch gelesen zu haben, weil es definitiv einzigartig ist. Zu empfehlen ist der Roman, wenn man einfach mal eine ganz andere Geschichte über die Liebe lesen möchte. Man sollte sich auf das Thema Liebe zwischen Geschwistern einlassen können und wollen. Außerdem braucht man ein gewisses Maß an Geduld und sollte leise, sehr zarte Liebesgeschichten zu schätzen wissen. Wenn das alles passt, dann kann ich DEAR SISTER absolut empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.08.2022

Das authentische, greifbare und reale New York

NEW YORK - Wie es keiner kennt
0

New York ist jedem direkt ein Begriff. Ob man sie mit eigenen Augen bereits gesehen hat oder nicht, hat jeder eine Vorstellung von der imposanten Großstadt. Hochhäuser, Menschenmassen, Lärm. Selbst viele ...

New York ist jedem direkt ein Begriff. Ob man sie mit eigenen Augen bereits gesehen hat oder nicht, hat jeder eine Vorstellung von der imposanten Großstadt. Hochhäuser, Menschenmassen, Lärm. Selbst viele New YorkerInnen leben mit dieser Vorstellung von ihrer Heimat, und auch die Autorin von NEW YORK - WIE ES KEINER KENNT war lange eine von ihnen. Doch sobald sie sich die Zeit nahm einen Augenblick länger hinzusehen, ist ihr aufgefallen, wie viel mehr als das New York tatsächlich ist. Jeden, der die Vielfalt New Yorks ebenfalls kennenlernen möchte, nimmt Susan Kaufman auf ihrem Instagram-Account und nun auch in ihrem Bildband mit.

Der Titel mag jedoch ein wenig in die Irre führen, denn nicht ganz New York ist in dem Buch vertreten. Stattdessen hat sich die Autorin/Fotografin für ihre zehn Lieblingsviertel entschieden, deren verborgene Schönheit sie uns präsentieren möchte. Das Buch ist folglich eingeteilt in die zehn Kapitel Greenwich Village, West Village, East Village, NoHo & Nolita, SoHo, Gramercy Park, Murray Hill, Upper East Side, Carnegie Hill sowie Brooklyn Heights. Die wollte ich direkt klarstellen, damit am Ende niemand enttäuscht ist, weil man sich auf sein Lieblingsviertel gefreut hat, das am Ende gar nicht im Bildband enthalten ist.

Die Kapitel sind alle gleich aufgebaut: Ein kurzer Einleitungstext, dann eine breite Palette an verschiedenen Impressionen, die mit knappen Bildunterschriften versehen sind. Diese Bildunterschriften verorten die jeweiligen Bilder genau, wodurch man die Kulisse als New York-Besucher leicht auffinden und live betrachten kann. Doch auch die Fotos sind äußerst gelungen und werden qualitativ hochwertig im Bildband dargestellt. So können all diejenigen, die noch immer von einem Besuch ihrer Traumstadt träumen, diesem Traum beim Durchblättern des Buches etwas näherkommen. Bei der Auswahl der Bilder ist mir jedoch ein kleiner Kritikpunkt aufgefallen. Im Zusammenhang mit ihrem Instagram-Account ist es zwar verständlich, dass viele Fotografien Türen und Hauseingänge zeigen. Ich für meinen Teil hätte mir hier jedoch einen Tick mehr Abwechslung gewünscht.
Jedes Kapitel endet mit einem hübsch illustrierten Plan des jeweiligen Viertel, inklusive Susan Kaufmans eingezeichneten Lieblingsorten. Das ist noch ein schöner Kontrast zu den vielen Fotografien und ein gelungener Abschluss.

Mein Fazit:
NEW YORK - WIE ES KEINER KENNT ist ein Bildband, den man immer wieder gerne zur Hand nimmt und durchblättert. Immer und immer wieder kann man sich dabei an diesen Ort träumen, ob man ihn bereits besucht hat oder nicht. Und mit jedem weiteren Mal, das man die Fotos betrachtet, fällt einem ein weiteres Detail auf. Denn New York steck voller Vielfalt, und die Fotografien sind der Beweis dafür. Doch das müsst ihr mir nicht einfach glauben, vielmehr möchte ich dazu raten, euch selbst zu überzeugen. Deshalb erhält NEW YORK - WIE ES KEINER KENNT eine klare Kaufempfehlung von mir – der Bildband ist zu beeindruckend, um keine Empfehlung auszusprechen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung