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Veröffentlicht am 01.08.2022

Pilgerreise an Spaniens Küste mit interessanten Pilgern und Gedanken zum Leben

...und plötzlich Pilger
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Johannes Zenker, Jahrgang 1988, Redakteur einer Norddeutschen Zeitung und verheiratet, beschließt, auf dem spanischen Küstenweg nach Santiago zu pilgern. In Form von Tagebucheinträgen beschreibt er seine ...

Johannes Zenker, Jahrgang 1988, Redakteur einer Norddeutschen Zeitung und verheiratet, beschließt, auf dem spanischen Küstenweg nach Santiago zu pilgern. In Form von Tagebucheinträgen beschreibt er seine Erlebnisse und Erfahrungen.
Das Buch ist über weite Strecken unterhaltsam geschrieben, besonders gelungen sind dabei die Begegnungen mit anderen Pilgern und das Erleben der nordspanischen Natur. Der Stil ist locker und einfach geschrieben, leicht zu lesen.
Schrwieriger und nicht so gut gelungen finde ich die Passagen, wo Johannes Zenker versucht tiefgründigere Gedanken unterzubringen. Zum einen konnten mich seine Gedankengänge oft nicht überzeugen, zudem wirkten sie zuweilen auch aufgesetzt und erzwungen. Als Beispiel nenne ich die „Aufgabe“, die ihm ein Mitpilger gegeben hat, ob der Selbstmord von seinem Bruder richtig gewesen sei. Wenn er dagegen die Pilgergedanken seiner Mitpilger oder die Begegnungen beschreibt, sind seine Erkenntnisse bedeutend besser beschrieben. Seine Begegnung mit „der langsamsten Pilgerin“ zum Beispiel ist sehr gelungen.
Etwas nervend dagegen empfand ich den „running gag“, dass Johannes Zenker mit völlig falschen Schuhen läuft. Was am Anfang noch amüsant rüberkommt, wird bei der fünften und sechsten Erwähnung müde. Zudem wirken seine Reaktionen da eher kindlich.
Insgesamt eine nette, einfache Pilgerwegbeschreibung mit einigen Schwächen.

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Launige Unterhaltung für Katzenliebhaber mit kleinen Längen

Pfoten vom Tisch!
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Nach seinen Erfahrungen auf dem Jakobsweg und dem biographischen Werk seiner Kindheit legt Hape Kerkeling nun sein drittes Buch vor und liest praktischerweise auch selbst die Hörbuchfassung, die hier ...

Nach seinen Erfahrungen auf dem Jakobsweg und dem biographischen Werk seiner Kindheit legt Hape Kerkeling nun sein drittes Buch vor und liest praktischerweise auch selbst die Hörbuchfassung, die hier besprochen wird.
Wenn man die Bücher von Hape Kerkeling liest oder hört, merkt man, dass ihm diese eine Herzensangelegenheit sind. Seine Erfahrungen auf dem Jakobsweg und seine Kindheitheit waren dabei sehr persönlich. Und immer, wenn es persönlich wird, haben seine Bücher die größte Stärke.
Sein neustes Werk über seine Liebe zu Katzen ist wohl vor allem auch entstanden, weil durch Corona die Zeit da war, ein neues Buch zu schreiben. Dem Thema fehlt dabei die Tiefe wie bei seinen anderen Büchern, was dem Thema geschuldet ist. Die erste Hälte des (Hör-)Buchs ist dabei die stärkere Hälfte, denn Hape erzählt hier von seinen eigenen Erfahrungen mit Katzen. Beginnend mit einer ersten Erfahrung, die ihm klar machte, dass er der Katzentyp und nicht der Hundetyp ist, seine erste Katze, als er ein Kind war, bis hin zu seinen Leben mit Katzen als Erwachsener. Diese Beschreibungen sind unterhaltsam, lustig und auch mal traurig. Man merkt, besonders beim Hörbuch, dass diese Beschreibungen persönlicher Erfahrung entspringen, und Hape liest dies auch mit der ihm eigenen Art launig und unterhaltsam vor.
Im zweiten Teil geht es mehr um Wissenswertes über Katzen, dies zum Teil in Form von Top-Ten Listen (beliebteste Katzenarten, Katzengesten, …). Das ist leider zum Teil ermüdend, zum Glück kann Hape hier aber auch seine Begeisterung für das Thema vermitteln, was über diese Längen hinweghilft. Auch Esoterisches findet hier (mit einem Augenzwinkern) seinen Platz.
Auch wenn immer wieder einmal Tipps für Katzenhalter eingestreut sind, ist dies mit Sicherheit kein Ratgeber. Katzenbesitzer werden keine großen neuen Erkenntnisse gewinnen und Menschen ohne Katzen werden gut unterhalten, werden sich aber nach der Lektüre wohl keine Katze anschaffen.

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Psychospiel mit einigen Längen

Das Wesen
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Der Psychiater Dr. Lichner sass 13 Jahre für den Mord an einem kleinen Mädchen im Gefängnis – unschuldig, wie er immer betonte. Zwei Jahre nach seiner Entlassung steht Bernd Menkhoff, der Kommissar, ...

Der Psychiater Dr. Lichner sass 13 Jahre für den Mord an einem kleinen Mädchen im Gefängnis – unschuldig, wie er immer betonte. Zwei Jahre nach seiner Entlassung steht Bernd Menkhoff, der Kommissar, der ihn hinter Gitter brachte, vor seiner Tür. Dr. Lichner soll seine eigene Tochter entführt haben, eine Tochter, die er nie hatte. Ein Psychospiel zwischen den beiden Feinden beginnt, und die Frage ist, ob Menkhoff damals einen Unschuldigen ins Gefängnis brachte.
Arno Strobel entwickelt eine schnelle Handlung, die einen immer mehr zweifeln lässt, was wahr oder falsch, wer gut oder böse ist Alles liest sich sehr gut, ein echter Pagetuner, die meiste Zeit. Leider gerät die Handlung in der Mitte etwas ins Stocken, weil man das Gefühl hat, dass die Handlung sich im Kreis dreht. Zudem werden die herausstechenden charakteristischen Eigenheiten der Protagonisten zeitweise sehr penetrant herausgehoben. Viele Erklärungen am Ende wirken dann auch eher zufällig oder konstruiert.
Insgesamt ein unterhaltsamer Thriller mit einigen Längen und Unglaubwürdigkeiten.

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Grönländische Mythen und eiskalte Morde

Eis. Kalt. Tot.
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Anne Norby hat mit ihrer „Tom Skagen“-Reihe gezeigt, dass sie es versteht, in der skandinavischen Welt beklemmende Thriller zu schreiben.
Grausame und bizarre Morde erschüttern Kopenhagen, das unter einem ...

Anne Norby hat mit ihrer „Tom Skagen“-Reihe gezeigt, dass sie es versteht, in der skandinavischen Welt beklemmende Thriller zu schreiben.
Grausame und bizarre Morde erschüttern Kopenhagen, das unter einem ungewöhnlich kalten Winter leidet. Kirstin Vinther, ihr neuer Kollege Jesper Baek und die aus Grönland stammende Super-Recognizerin Marit Rauch Iversen stehen mächtig unter Druck, weiterer Morde zu verhindern, denn auch die Presse sitzt ihnen im Nacken. Eine vielversprechende Spur führt schließlich in die raue und lebensgefährliche Landschaft Grönlands.
Anne Nordbys Schreibstil ist wieder einmal sehr anschaulich und schafft es schnell, den Leser in die raue Stimmung Kopenhagen hineinzuziehen, die Ermittlungen gehen schnell voran und schon bald gibt es eine ganze Reihe von vielversprechenden Spuren. Leider sind es meiner Meinung nach dieses Mal ein paar Fäden zu viel, mit der Anne Nordby hier arbeitet. Einige der Spuren und Nebenhandlungen wären hier durchaus entbehrlich gewesen, so dass die Geschichte sich an einigen Stellen zuweilen etwas zieht. Trotzdem verliert die Autorin niemals den Überblick, so dass die Fäden am Ende auch wieder zusammenfinden.
Die Protagonisten sind alle sehr interessant angelegt. Die toughe und oft auch ruppige Ermittlerin Kirstin, die auch mal ihre schwache Seite zeigen darf. Der ruhige Neuling Jesper Baek, der noch seinen Platz im Team finden muss und mit seiner Familie kämpft und die Super-Recognizerin Marit, die mit ihrer grönländischen Abstammung zu kämpfen hat. Allerdings geraten die Figuren an einigen Stellen etwas zu stereotyp, so dass sie noch zu blass sind.
Insgesamt aber ein spannender Thriller für gemütliche Lesestunden, auch wenn man etwas über die Mythen Grönlands erfahren will.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Kein Thriller von Fitzek – anfangs skurril, am Ende nachdenklich und berührend

Der erste letzte Tag
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Inhalt: Livius Reimer macht sich auf den Weg von München nach Berlin, um seine Ehe zu retten. Als sein Flug gestrichen wird, muss er sich den einzig noch verfügbaren Mietwagen mit einer jungen Frau teilen, ...

Inhalt: Livius Reimer macht sich auf den Weg von München nach Berlin, um seine Ehe zu retten. Als sein Flug gestrichen wird, muss er sich den einzig noch verfügbaren Mietwagen mit einer jungen Frau teilen, um die er sonst einen großen Bogen gemacht hätte. Zu schräg, zu laut, zu ungewöhnlich - mit ihrer unkonventionellen Sicht auf die Welt überfordert Lea Livius von der ersten Sekunde an. Bereits kurz nach der Abfahrt lässt er sich auf ein ungewöhnliches Gedankenexperiment ein, ohne zu wissen, dass damit nicht nur ihr Roadtrip einen völlig neuen Verlauf nimmt, sondern auch sein ganzes Leben!
Sebastian Fitzek schickt mit Lea und Livius zwei Menschen auf einen verschneiten Roadtrip durch Deutschland. Livius ist ein in seinem Leben festgefrorener Lehrer, Lea eine rebellische und impulsive Frau. Zugegeben, die Idee ist nicht neu, und auch mit den philosophischen Gedankengängen hat Fitzek das Rad nicht neu erfunden. Aber mit Livius und Lea hat er zwei gute Charaktere geschaffen, die sich das Leben mit ihrer unterschiedlichen Art nicht immer leicht machen und dadurch von einer verrückten Situation in die Nächste geraten. Dabei ist die erste Hälfte des Buches vor allem eine Art Comedy-Trip, bei dem Fitzek manchmal (gerade verbal) über das Ziel hinausschießt, trotzdem bietet es viel zu lachen. Das Gedankenexperiment, den Tag so zu leben, als wäre es der erste letzte Tag ihres Lebens, wird vor allem von Lea vorangetrieben und führt zu aberwitzigen Situationen und auch einigen Erkenntnissen. Viel mehr Erkenntnis über das Leben (und das Sterben) erhält man aber eher in anderen Passagen. Zum Beispiel hat Livius einen Ratgeber an seinen ungeborenen Sohn geschrieben. Lea lässt mit ihrer Art dann Livius noch einmal über das Carpe-Diem-Prinzip nachdenken. Auch Leas Beziehung zu ihrem Vater lässt einen mehr über das Leben nachdenken. Gerade in der zweiten Hälfte wird das Buch dann nachdenklicher, manchmal zwar an der Grenze zum Kitsch, aber nach der Lektüre hat einen das Schicksal von Lea und Livius doch berührt, auch weil nicht alles vorhersehbar war.
Alles in allem ein schönes Buch für Zwischendurch, unterhaltsam und mit der Möglichkeit, den einen oder anderen Anstoß zu bekommen, über das Leben nachzudenken.

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