Profilbild von ninchenpinchen

ninchenpinchen

Lesejury Profi
offline

ninchenpinchen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit ninchenpinchen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.12.2022

Ein Sugardaddy und viele Parasiten

Blutmond (Ein Harry-Hole-Krimi 13)
0

Wenn Harry Hole ermittelt, ist Spannung angesagt und Ungewöhnliches, so auch hier im neuen, dicken Thriller „Blutmond“.

Schon der Prolog ist so spannend, dass der Leser unbedingt wissen will, wie es weitergeht ...

Wenn Harry Hole ermittelt, ist Spannung angesagt und Ungewöhnliches, so auch hier im neuen, dicken Thriller „Blutmond“.

Schon der Prolog ist so spannend, dass der Leser unbedingt wissen will, wie es weitergeht und wie Harry mit dieser Herausforderung fertig wird. Es ist schon sein 13. Fall und zunächst muss Harry dafür die USA verlassen und zu seiner alten Truppe heimkehren, ins Königreich Norwegen. Zwar schafft es seine Mentorin Kommissarin Katrine Bratt nicht, ihn offiziell wieder in die Mordkommission zu integrieren, aber es wäre nicht Harry, wenn er nicht einen kreativen Weg fände, trotzdem zu ermitteln.

So sucht er sich ein Team zusammen, auf das er sich verlassen kann, denn viel Zeit hat er nicht, sonst wird seine neue Freundin Lucille in USA umgebracht. Deren Kreditvermittler haben ein kurzes Zeitfenster gesetzt, also muss alles schnell gehen. Und ja, viel Geld soll natürlich auch fließen. Das ist die Ausgangsposition für alles.

Harry braucht also jemanden, der polizei-internen Zugang hat, und das ist Truls, der immer Geld braucht. Truls, der korrupte Polizist, macht also schon mal mit. Harry braucht noch jemanden, der sich mit Drogen auskennt und da kommt ihm sein alter Schulfreund Oystein ins Visier und der macht auch mit. Diese ungewöhnliche Truppe tagt im Krankenhauszimmer von Aune, ein von Harry sehr geschätzter Freund und Psychologe, der leider nicht mehr lange zu leben hat. Aunes Bettnachbar, ein ebenfalls schwer kranker Tierarzt, steuert auch hin und wieder Nützliches zur Ermittlung des Serienmörders bei, den sie gemeinsam jagen.

Zwei Frauen wurden zuvor ermordet und bald kommt noch eine dritte hinzu. Schade, die kluge Frau hätte mir in lebendig besser gefallen …. „Sie scannte den Raum. […] Wie oft denken wir, uns verstecken zu können, dabei dünsten wir in Wahrheit alle aus, was wir denken und fühlen, und wer eine Antenne dafür hat, bemerkt das auch.“ (S. 120)

Alle getöteten Frauen sind im Dunstkreis des schwerreichen Sugardaddys und Immobilienmaklers Markus Roed zu finden und der bezahlt auch die utopischen Summen, die Harry zuallererst für Lucille braucht und dann noch für seine Ko-Ermittler.

Nesbo führt uns hier auf 542 Seiten gekonnt an der Nase herum und auf so viele falsche Fährten, bis endlich, endlich beim gekonnten (und echt zu Tränen rührenden) Showdown der Täter zur Strecke gebracht werden kann. Es gibt unzählige Locations: Polizeibüros, das Krankenhaus, die Pathologie, ein abgebranntes Haus, Wälder, Bauernhöfe und natürlich private Wohnungen und Häuser.

Fazit: Bislang sind mir die Stand-Alones von Nesbo lieber. Ich habe zwar diesen Krimi sehr gern gelesen, bin auch konstant am Ball geblieben, aber so ein richtiges Hochgefühl kam bei mir eher nicht auf. Denn Indoktrination kann ich nicht ausstehen, selbst wenn sie überaus zart und leise rüberkommt, deshalb wird ein Stern abgewertet. Und diese ausführlichsten Parasitenbeschreibungen fand ich denn doch äußerst unappetitlich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.10.2022

Du kannst niemals raus

Unsterblich sind nur die anderen
0

Beim Lesen von Simone Buchholz‘ neuem Roman musste ich immer an das Lied „Hotel California“ von den Eagles denken: „You can check out any time you like,
but you can never leave“ (Du kannst jederzeit auschecken, ...

Beim Lesen von Simone Buchholz‘ neuem Roman musste ich immer an das Lied „Hotel California“ von den Eagles denken: „You can check out any time you like,
but you can never leave“ (Du kannst jederzeit auschecken, aber du kannst niemals gehen …)

Die beiden Freundinnen Iva und Malin begeben sich auf die Spur ihrer drei vermissten Freunde, von denen sie vier Wochen lang nichts mehr gehört haben, seit diese auf der MS Rjúkandi eingecheckt haben. Die MS Rjúkandi ist eine Nordatlantikfähre, die von Hirtshals, Norddänemark, startet, die norwegische Küste entlangfährt, ab Stavanger auf die offene Nordsee zusteuert, die Shetlands nordwestlich passiert, Tórshavn, Färöer anläuft und dann ihr Ziel an der isländischen Ostküste erreicht: Seydisfjördur. Bei der gesamten Route dürfte es sich (nur auf dem Hinweg) etwa um zweitausendvierhundert Kilometer handeln. (Route, Seite 34)

Schon das Hotel Desperate Rooms in Hirtshals, wo die beiden Freundinnen für die Nacht vor der großen Fahrt einchecken, ist sehr merkwürdig. Sie sind die einzigen Gäste, alles wirkt recht mysteriös. Es gibt nur eine Frau, die die Bar bedient und einen Mann an der Rezeption.

An Bord finden die beiden Freundinnen letztendlich die drei vermissten jungen Männer wieder. Aber ganz anders, als gedacht. Tarik, Flavio und Mo sehen blendend aus, sind bestens gelaunt und gut untergebracht, aber es ist ihnen nicht möglich, die MS Rjúkandi zu verlassen.

Ganz langsam greift der unbeschwerte Geist an Bord auch auf die Sinne der beiden jungen Frauen über. Bei Musik, Tanz und reichlich Zigaretten lässt sich gut feiern und der Alkohol fließt in Strömen. Auch der Sex kommt nicht zu kurz.

Malin genießt die Zeit (nicht nur) mit Tarik, Iva verliebt sich in Richard, den geheimnisvollen Kapitän. Alle verstehen sich prächtig, die Schiffsroute von Hirtshals nach Seydisfjördur, zurück und wieder von vorn wird nie langweilig. Passagiere kommen und gehen. Der Bordmusiker Ola spielt auf. Alles könnte für immer und ewig so bleiben, wenn, ja wenn nicht Lilo, Ivas kleine Tochter, an Land wäre, die sie so schrecklich vermisst ….

SB spielt hier genreübergreifend ein ungewohntes Spiel, verlässt ihr bisher übliches Krimiterrain und siedelt anteilig im Reich der Fantasy, den unsterblichen Mysterien der Unterwasserwelten und erschafft für uns hier eine paradiesische Parallelwelt, die wir nicht gern wieder verlassen.

Fazit: Hotel California auf See: Ich habe am Ende nur ungern wieder ausgecheckt. Und auch wenn der Roman sicher nicht jedermanns Sache ist, meine war’s schon. Dafür gibt’s verdiente vier Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.08.2022

Von Schocks und Offenbarungen

Eine Feder auf dem Atem Gottes
0

Sigrid Nunez ist eine meiner Lieblingsautorinnen, denn „Der Freund“ wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Ebenso, etwas abgeschwächt, „Was fehlt dir“. Hier schreibt sie ihr Debüt, autobiographisch, vom ...

Sigrid Nunez ist eine meiner Lieblingsautorinnen, denn „Der Freund“ wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Ebenso, etwas abgeschwächt, „Was fehlt dir“. Hier schreibt sie ihr Debüt, autobiographisch, vom Aufwachsen in New York.

Der Roman ist in vier Sequenzen unterteilt: Vater, Mutter, Ballett und ihre Liebe (nicht unbedingt die erste!).

SN ist also ein Mix aus Deutschland, China und Panama. Möglicherweise schreibt sie deshalb so ungewöhnlich und bringt den Leser zum Nachdenken. Das schaffen nur die guten Romane.

Der Vater, Chang, war nicht jemand, der nicht sprach, sondern jemand, dem niemand zuhörte. (S. 30) Eine traurige Figur mit viel Arbeit, wenig Kontakten nach außen. In der eigenen Familie fand er keine Zuneigung, von der viel jüngeren deutschen Frau schon gar nicht, aber auch nicht von den drei gemeinsamen Töchtern. Es bleibt ein Rätsel, warum diese Frau diesen Mann geheiratet hat.

Von den zwei Schwestern erzählt SN hier wenig. Dafür spielt das Ballett eine große Rolle. Ich habe noch nie so viel Desillusionierendes über Ballett gelesen. Vom ständigen Hunger und den deformierten Füßen der Frauen. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass sich das nur Sadisten anschauen. Oder dass die Erfinder und Trainer Freude am Quälen ihrer Schützlinge empfinden.

Aber für Sigrid bedeutete das Ballett „Teil der Welt zu sein und sich ihr gleichzeitig zu entziehen.“ (S. 125) Diese wunderbare Möglichkeit zur Alltagsflucht bot ihr diese Kunst.

Dann, zum Schluss, kommt die Liebe und sie ist kompliziert. Erfüllung im herkömmlichen Sinn kann es nie geben, das ist von Anfang an beiden klar. Vadim ist verheiratet und eine Trennung von der Frau kommt nicht in Frage. Hier ist ganz viel Illusion, Schönfärbung und ganz, ganz wenig Realität im Spiel. Aber ist die Liebe nicht immer so?

Fazit: Sehr lesenswert, wenn man auf kontinuierliche Handlung verzichten kann. Gegen den Strich gebürstet eben. Aufpassen: mit viel Inhalt zwischen den Zeilen. Vier Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.06.2022

Alle müssen alles aushalten

Der Morgenstern
0

Zu Beginn gleich ein Zitat von relativ weit hinten, auf Seite 821: „Was jenseits der Reichweite ihrer Sinne liegt [gemeint sind hier die Tiere], gibt es für sie nicht, es existiert schlichtweg nicht in ...

Zu Beginn gleich ein Zitat von relativ weit hinten, auf Seite 821: „Was jenseits der Reichweite ihrer Sinne liegt [gemeint sind hier die Tiere], gibt es für sie nicht, es existiert schlichtweg nicht in der Welt.“
Wenn ich mir jetzt die Fische und andere Wasserlebewesen vorstelle, die natürlich die ganze Welt jenseits des Wassers nicht – oder kaum – wahrnehmen können, so wie die meisten von uns die wirkliche Wasserwelt nicht wahrnehmen können …. Ja, dann bleibt so viel Unerkanntes übrig, wie die ganze Luftwelt für die Fische. Was mag es noch jenseits unserer Wahrnehmungswelt alles geben? Wir wissen ja nicht mal, wer wir wirklich sind und wo wir herkommen. Damit meine ich jetzt nicht die Bäuche unserer Mütter, sondern wo der Mensch an sich herkommt. War er schon immer auf diesem Planeten?

Also zäume ich hier das Pferd vom Schwanz auf und beginne mit dem Ende, bzw. mit dem Anfang vom Essay am Ende.

Knausgård macht es uns hier nicht leicht mit diesem dicken Buch mit seinen 891 Seiten. Es liest sich schön und schrecklich zugleich, aber man bleibt dran, kann es nicht weglegen, obwohl nicht alles gefällt. Bei Weitem nicht alles.

Zunächst fand ich die Anzahl der Protagonisten zu unüberschaubar, fing doch jedes Kapitel mit einem neuen Erzähler an – neun sind es insgesamt – und alle sprachen in der Ich-Form. Wer davon ist so richtig hängen geblieben? Natürlich Arne, das ist der vom Anfang, mit der verrückten Frau, drei Kindern und zwei toten Katzen. Gruselig schon zu Beginn. Er begräbt eine Katze, die noch nicht richtig tot ist und die Katzenmutter dieses armen Tieres stirbt auch keines natürlichen Todes. Hier beginnt schon die Schrägheit der gesamten Atmosphäre im Roman. Arne fährt betrunken Auto und überall auf der Straße laufen Krebse herum. Massenhaft geangelte Fische stinken in Arnes Keller vor sich hin. Auch nach der Abreise aus dem Sommerhaus noch. Die verrückte Ehefrau wird vorher noch schnell ins nächstgelegene Krankenhaus abgeschoben.

Hat der Morgenstern, der neue, das alles ausgelöst und zu verantworten? Die ganze Welt ist aus den Fugen geraten, so wie unsere gerade auch. Da wird alles geleugnet, was nicht ins System passt, und: „Keiner hat jemals ein vernünftiges Gespräch mit einem Leugner geführt. Das geht einfach nicht.“ (Seite 790)

Arne hat einen Nachbarn in diesen Norweger-Sommerhäusern in Bergen am Meer: Egil. Auch Egils Welt ist aus den Fugen geraten, deshalb schrieb er den Essay am Ende: „Über den Tod und die Toten“, ab Seite 817. Hier wird nach viel Philosophie eine Zugbekanntschaft von Egil thematisiert und eine Beerdigung, derlei Merkwürdigkeiten kann man sich kaum ausdenken, die müssen schon so passiert sein.

Der Journalist Jostein ist noch so ein Protagonist, der hängen bleibt im Gedächtnis, einfach weil er solche Unmengen an Alkohol trinken kann, dass man es kaum zu glauben vermag. Er betrügt seine Frau, fällt öfter mal in Ohnmacht, einmal auch ins Koma und irrt seitenlang in der Anderswelt herum.

Die Frauen sind nicht so markant und gerieten ob der Textfülle bei mir mehr oder weniger schon in Vergessenheit: Turid, Josteins Frau, arbeitet in der Psychiatrie. Sie muss mit einem harten Schicksalsschlag fertig werden und Monster im Wald verkraften.

Dann ist da noch Kathrine, die Pfarrerin, mit den Wahnvorstellungen (oder sind es keine?), Vibeke, Solveig und andere.

Manche der Protagonisten kennen sich und begegnen sich, andere wirken wie zufällig ins Buch geraten. Allen gemeinsam ist das Staunen über oder die Angst vor diesem Morgenstern.

Ich weiß nicht, ob das Buch empfehlenswert ist oder nicht. Ich habe es gar nicht gern gelesen und konnte es trotzdem nicht aus der Hand legen. Warum liest man so ein dickes Buch?

Und es werden noch mehr, so die „Androhung“, siehe hier aus dem Interview mit dem Autor: Früher hätte er, deutet er an, wohl zuerst an sein Werk gedacht. Aber das sei nun im Vergleich mit seiner Familie unbedeutend. Trotzdem hat er weiter große Pläne als Autor. „Der Morgenstern“ ist nämlich nur der Auftaktband zu einer Romanreihe. „Schwer zu sagen, wie viele Romane es werden. Mindestens fünf. Es werden wohl fünf“, sagt Knausgård und lacht.

Fazit: Ein seltsames Buch, es ist schön und schrecklich zugleich. Die Erlebnisse von neun Protagonisten - jeweils Ich-Erzähler - überfordern etwas. Trotzdem will man wissen, wie es weitergeht ...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.05.2022

Stolz und Scham

Liebesheirat
0

Liebesheirat von Monica Ali habe ich mit großem Vergnügen gelesen und – tatsächlich – sogar einiges noch dabei gelernt. Zwar hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht, möglicherweise ein weniger konventionelles ...

Liebesheirat von Monica Ali habe ich mit großem Vergnügen gelesen und – tatsächlich – sogar einiges noch dabei gelernt. Zwar hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht, möglicherweise ein weniger konventionelles Ende. Aber mehr zu meckern gibt es nicht.

Ich bin vor längerer Zeit durch „Die gläserne Frau“ (OT Untold Story) auf Monica Ali aufmerksam geworden. Und weil dieser Roman immer noch zu meinen Highlights gehört, war ich dann sehr interessiert, als ich auf „Liebesheirat“ aufmerksam wurde. Oh, Monica Ali hat ein neues Buch rausgebracht, das muss ich unbedingt lesen! Neunzehn Tage habe ich dafür gebraucht. Macht immerhin über dreißig Seiten pro Tag, daran sieht man: langweilig ist dieser Stoff bestimmt nicht.

Alis Idee, zwei völlig unterschiedliche Familien im noblen London durch eine Verlobung zusammenzupacken, die gefiel mir. Es gibt hier also Yasmin, die Assistenzärztin aus einer indischen Familie mit vier Personen: Ma, Baba und noch Arif, Yasmins jüngeren Bruder. Baba ist damals in Indien „den Klauen der Armut entkommen“. (Seite 101) Eben durch die titelgebende „Liebesheirat“.

Joe, Yasmins Verlobter, stammt aus einer englischen Familie mit zwei Personen: Harriet und Joe. Mutter und Sohn, eine Konstellation, die durchaus Probleme aufwirft. „Joe wohnte bei seiner Mutter, weil er es leid gewesen war, in einer Mietwohnung zu leben und auch, weil Harriet sich über seine Gesellschaft freute.“ (Seite 32) Ein Ansatz, der vielen Leuten gut zu Gesicht stehen würde, aber heutzutage leider nicht mehr sehr populär ist.

Und wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Ma (Anisah) sich so gut mit Harriet verstehen würde? Anisah, die erzkonservative Inderin, und Harriet, die emanzipierte Autorin, die auch gern am laufenden Band provoziert.

Joe besucht ab und zu den Psychiater Sandor, diesen Besuchen sind einige Kapitel gewidmet. „Sandor wartete. Manchmal wurde die wichtigste Arbeit in den Momenten des Schweigens geleistet.“ (Seite 231) Warum Joe glaubt, eine Therapie zu benötigen, möchte ich hier nicht verraten.

Bei den Protagonisten ist viel von Schuld und Schuldgefühlen die Rede. So hatte Harriet mal verkündet: „Schuld ist von allen Gefühlen eindeutig das nutzloseste. Das erbärmlichste und auch das egozentrischste.“ (Seite 267) Das sollten gerade wir Deutsche uns mal auf die Fahnen schreiben!

Das Kapitel „Haram“, ab Seite 261, hat mir am allerbesten gefallen. Eine Wucht! Auf solche Ideen muss man erstmal kommen! Aber hier wird nichts verraten, das müsst ihr schon selbst lesen.

Wir jedenfalls erleben die Protagonisten hautnah, ihre Beziehungen zueinander, ihre Jobs, ihre kleinen Kümmernisse, ihre großen Geheimnisse, ihr Leid, und auch ihre Freuden und ihren Zusammenhalt, wenn’s drauf ankommt.

Fazit: Ein knapp 600-Seiten-Roman, der zwischen zwei Kulturen spielt und mit überraschenden Wendungen nie langweilig wird. Mit viel Humor und genauso viel Herz geschrieben. Wer schräge Familienromane gern mag, der ist hier genau richtig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere