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Veröffentlicht am 18.02.2020

Gute Idee, aber viel zu bemüht, modern und hip zu wirken

Mina und die Karma-Jäger - Der Klassenkassen-Klau
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Eigentlich will Milena, auch Mina genannt, ihren elften Geburtstag mit einer coolen Party mit Karaoke und Kostümen feiern. Doch dann kommt alles anders. Statt der eingeladenen Gäste steht nur ein einzelner ...

Eigentlich will Milena, auch Mina genannt, ihren elften Geburtstag mit einer coolen Party mit Karaoke und Kostümen feiern. Doch dann kommt alles anders. Statt der eingeladenen Gäste steht nur ein einzelner Junge, Julius, vor der Tür. Und Julius ist kein normaler Junge, er wurde von „oben“ zu Milena geschickt, um sein schlechtes Karma aufzubessern. Schon bald bietet sich eine ideale Möglichkeit dafür: die Klassenkasse von Minas Klasse wurde geplündert und Julius, Mina und ihre Freundin Isabel suchen gemeinsam nach dem Täter. Einziges Problem: Nur Mina kann Julius sehen, für andere ist er unsichtbar. Das sorgt natürlich für ganz schön viel Verwirrung und Aufregung....

Die Idee zum Buch, hat mir gut gefallen. Julius hat im Himmel nicht genügend Wert darauf gelegt, so gewissenhaft und moralisch zu handeln, wie er sollte. Also muss er mit guten Taten sein Karma aufbessern, vom unterirdischen aktuellen Level 6 muss es mindestens um 59 Punkte bis auf Level 65 nach oben gehen. Julius lernt im Verlauf der Geschichte, dass es dabei nicht nur auf das Ergebnis und den Zweck, sondern auch auf die richtigen Mittel ankommt. Eine kleine Lehrstunde zum moralisch richtigen Handeln, wirklich witzig dargestellt.

Der Schreibstil liest sich flüssig und verständlich. Nun folgt aber ein großes Aber: Mir persönlich war die Sprache einfach zu gewollt lässig. Da mag ich vielleicht mit meiner Meinung alleine dastehen und meinetwegen altmodisch und „krass peinlich“ sein... Aber auch die Verhaltensweisen der Figuren passen nicht zu dem, wie ich mir Elfjährige vorstelle. Vermutlich reden Kinder manchmal wirklich so daher, müssen es aber in Büchern für mich deshalb nicht zwingend auch tun. Mit elf ist ein Kind für mich noch ein Kind. In der Geschichte werden die Elfjährigen aber schon ziemlich frühreif dargestellt, auch wenn sie manchmal ziemlichen Blödsinn anstellen, der ist dann einfach „cool“. Daher waren mir Mina und ihre Freundin Isabel leider nicht sympathisch. Sie wirkten auf mich künstlich und affektiert, irgendwie gestellt. Julius war mir da trotz seiner stinkstiefeligen Art irgendwie näher, mehr Kind. Meiner achtjährigen Tochter ging es übrigens ähnlich. Müssen Elfjährige Mitglieder von WhatsApp Gruppen sein? Vermutlich ist das heute häufig so, trotzdem finde ich persönlich das einfach nicht sonderlich erstrebenswert geschweige denn vorbildhaft. Nicht umsonst ist WhatsApp offiziell ab diesem Alter noch gar nicht erlaubt. Überhaupt spielen Handy und soziale Medien in der Geschichte meiner Meinung nach eine viel zu große Rolle. Gegen Ende geschieht mehr, da bleibt den Figuren weniger Zeit, sich cool zu geben oder sich den Handys zu widmen.Trotzdem schafft es für mich die durchaus spannende Handlung nicht, das beschriebene Manko auszugleichen.
Ein unterhaltsames, teils witziges Buch mit guter Idee, aber leider aber auch mit ziemlich nervigen und penetranten frühreifen Figuren und einem zu starken Fokus auf Handys und sozialen Medien.
Dabei haben Kinder doch noch ausreichend Zeit, sich zu coolen Erwachsenen mit tollen Smartphones zu entwickeln. Vorher dürfen sie ruhig noch Kinder sein, mit kindischen Ideen im Kopf, die Abenteurer ganz direkt und ungefiltert selbst erleben.

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Veröffentlicht am 03.12.2019

Roman mit großem Potential, das leider nicht ganz ausgeschöpft wird

Solange wir lieben
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Julia ist in Berlin Apothekerin mit Leib und Seele, auch ihr Freund Konstantin lebt für die Arbeit. Die beiden führen eine Wochenendbeziehung, da Konstantin die Woche über beruflich in der ganzen Welt ...

Julia ist in Berlin Apothekerin mit Leib und Seele, auch ihr Freund Konstantin lebt für die Arbeit. Die beiden führen eine Wochenendbeziehung, da Konstantin die Woche über beruflich in der ganzen Welt unterwegs ist. Während Konstantin noch überlegt, ein äußerst lukratives Jobangebote in Singapur anzunehmen, erhält Julia einen Brief von ihrer Jugendliebe Tom. Er leidet im Endstadium an der tödlichen Krankheit ALS und möchte Julia noch einmal treffen. Bei dem einmaligen Treffen bleibt es nicht, Julia und Tom nähern sich wieder an. Schließlich begleitet sie ihn, seine Schwester Helke und Toms ehemalige Freundin Elsa noch auf eine Reise nach Florenz, den Ort, an dem Tom früher so glücklich war und den er unbedingt noch einmal sehen will.
Toms Krankheit macht Julia klar, wie zerbrechlich das Leben ist, wie wichtig gute Freunde und eine funktionierend Beziehung sind und worauf es für sie im Leben wirklich ankommt. Dabei überdenkt sie auch die Liebe zu Workaholic Konstantin.

Liv Thomas Roman behandelt hochemotionale Themen. Da geht es um Toms schlimme tödliche Krankheit und darum, wie er mit der Gewissheit umgeht, dass ihm nur noch sehr wenig Zeit bleibt. Auch Julia und Konstantins Beziehung steht im Fokus, die hauptsächlich dadurch definiert ist, das Konstantin mehr Wert auf beruflichen Erfolg und weniger auf das Zusammensein mit Julia legt.
Darf angesichts der Zerbrechlichkeit des Lebens der beruflicher Erfolg eines Partners in einer Beziehung über allem anderen stehen? Kann eine derart ungleiche Beziehung überhaupt funktionieren, ohne dass die Beteiligten leiden? Sollten sie nicht vielmehr im Hier und Jetzt leben, anstatt auf eine Zukunft zu setzen, die vielleicht niemals kommt? Wieviel Geduld ist in einer Beziehung nötig, wann ist die Grenze des Zumutbaren erreicht?


Die Fragen und Themen, um die sich die Geschichte dreht, sind existenziell und wichtig. Ihre Umsetzung im Roman ist meiner Meinung nach nicht ganz ideal gelungen.
Der Schreibstil wirkt stellenweise (auch durch den Gebrauch des Präsens) weniger locker und flüssig, sondern vielmehr hölzern und gestelzt. Auch mit den Figuren hatte ich meine Schwierigkeiten, sie werden mir oft zu klischeehaft, einseitig und eindimensional dargestellt. Julia ist zwar sympathisch, aber für mich nicht ganz nachvollziehbar, sie setzt sich und ihre Interessen für meinen Geschmack viel zu wenig durch und lässt sich zu viel gefallen. Konstantin, der getriebene Karrieretyp, ist für mich deutlich zu überzeichnet. Toms Schwester Helke und Lea, eine Freundin Julias, sind beide sehr ähnlich, haben nach außen eine harte Schale, sind aber verletzlich, während Julias guter Freund Sebastian stark an eine männliche Variante von Julia erinnert. Insgesamt hätten die Figuren wesentlich differenzierter und ausgefeilter charakterisiert werden können. So verkommen Julias eigentlich wichtige Gedanken über den Sinn des Lebens zu Plattitüden. Wenn ich „ Solange wir lieben“ z.B. mit Jojo Moyes Roman „Ein ganz halbes Jahr“ vergleiche, der sich ebenfalls mit einer tödlichen Krankheit befasst und darum, wie der Patient damit umgeht, schneidet Liz Thomas Roman deutlich schlechter ab. Moyes Geschichte hat mich gefesselt. Hier wird der Leser an das Thema herangeführt, betroffen gemacht, aber nicht richtig mitgezogen. Vielleicht, weil die Figuren zu blass bleiben und das Ende fast kitschig wirkt? Ich habe den Roman recht schnell gelesen, habe kurz darüber gegrübelt, weiter nachwirken wird er aber trotz des ernsten und schockierenden Themas wohl nicht.

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Veröffentlicht am 16.09.2019

Anstrengend, aber realistisch

Mittwoch also
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Die 33-jährige Freelancerin Hedda aus Norwegen, ist ungewollt schwanger und möchte abtreiben. Beim Arzttermin erfährt sie, dass sie drei Tage Bedenkzeit einhalten muss, um wirklich sicher sein zu können, ...

Die 33-jährige Freelancerin Hedda aus Norwegen, ist ungewollt schwanger und möchte abtreiben. Beim Arzttermin erfährt sie, dass sie drei Tage Bedenkzeit einhalten muss, um wirklich sicher sein zu können, gründlich über die Entscheidung nachgedacht zu haben. Bis „Mittwoch also“.....

Der Roman ist aus Sicht der Hauptperson geschrieben. Hedda erzählt über ihr Leben in einer winzigen - illegal vermieteten -Einzimmerwohnung, ihre Liebesbeziehungen, ihre unsichere berufliche Situation, ihre ständige Geldknappheit und darüber, wie es wahrscheinlich zur Schwangerschaft kam. Das tut sie allerdings ziemlich verworren, nicht immer chronologisch und ohne roten Faden. Sie verliert sich völlig in Nebensächlichkeiten, Wichtiges wird dagegen nur knapp abgehandelt oder bleibt gar ungesagt. Der rote Faden fehlt Hedda auch im Leben, irrt sie doch orientierungslos umher, lässt sich treiben und hat keinen Plan, wie es mit ihr weitergehen soll. Sie steht für viele Frauen ihrer Generation, die angesichts der unzähligen Wahlmöglichkeiten, die sie im Leben haben, zutiefst verunsichert und unfähig sind, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Aber manche Entscheidungen müssen irgendwann getroffen werden.....

Verwundert hat mich der Klappentext, der meiner Meinung nach, das Buch völlig unzureichend beschreibt und falsche Erwartungen beim Leser weckt. Es geht weder primär um die Abtreibung noch um eine junge, selbstbestimmte Frau.

Lotta Elstad macht es dem Leser wirklich nicht leicht, ihren Debütroman und die Hauptfigur Hedda zu mögen. „Mittwoch also“ ist alles andere als gefällig, viel eher unbequem. Genauso anstrengend und diffus wie der Schreibstil ist die Protagonistin selbst. Aber trotzdem ist die Geschichte um eine verantwortungslose, einsame Frau ohne Ziel, die beispielhaft für so viele andere ihrer Generation steht, in sich stimmig. Nicht schön, nicht besonders humorvoll, sondern tragisch, weil realistisch.

Veröffentlicht am 02.08.2022

Enttäuschendes Erstlesebuch mit kaum Spannung und wenig Anspruch

PAW Patrol: Die Fellfreunde retten den Tag
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Die Paw Patrol retten den Tag und zeigen in zwei Geschichten, was sie alles drauf haben. 1. „Der kleine Oktopus“: Kapitän Tollpatschs Boot wird von einem riesigen Oktopus festgehalten. Die Paw Patrol greift ...

Die Paw Patrol retten den Tag und zeigen in zwei Geschichten, was sie alles drauf haben. 1. „Der kleine Oktopus“: Kapitän Tollpatschs Boot wird von einem riesigen Oktopus festgehalten. Die Paw Patrol greift ein. Die tierischen Helfer möchten Tollpatsch und sein Boot retten und finden dabei heraus, was mit dem Oktopus los ist.
2. „Flugzeug in Not“: Bürgermeisterin Gutherzig nimmt bei Lotta Flugstunden, doch während des Flugs kommt es zu einem Unglück. Das Flugzeug braucht sofort eine Reparatur, Skye und Rocky sind sofort zur Stelle und versuchen zu helfen. Ob sie es schaffen?

Die Sprache ist ausgesprochen einfach gehalten, es werden keine ausschmückenden Wörter verwendet. Die Sätze sind also sehr kurz und auf das absolut Notwendige reduziert. Alles liest sich eher wie eine Inhaltsangabe als wie eine Geschichte. Die englischen Aussprachen der Namen werden in der Personenübersicht am Anfang in Lautsprache in Klammern hinzugefügt. Die Namen der Mitglieder der tierischen Patrouille sind in der Geschichte zudem in unterschiedlichen Farben gedruckt, entsprechend der Kleidungsfarbe der Tiere, so erkennen Kinder schon ohne genau zu lesen, um wen es gerade geht und müssen sich nicht durch die Schreibweise, die nicht der Aussprache entspricht, verwirren lassen. Das ist durchaus sinnvoll.
Die Schrift ist groß gedruckt. Meist gibt es nur einen einzigen Satz pro Seite. Viele bunte Bilder zeigen die Handlung deutlich, so dass der Sinn im Wesentlichen auch ohne Worte zu verstehen ist. Am Ende schließt sich eine Rätselseite mit Purzelwörtern an. Das Buch richtet sich an Leseanfänger ab sechs Jahren zum Lesenlernen und üben.

Die Figuren werden auf der ersten Seite mit Bild vorgestellt und sind den meisten Kindern sicher schon bekannt. Die Paw Patrol besteht aus Hunden, die wie Superhelden in Notsituationen helfen. Diese kommen bei tierlieben Kindern bestimmt gut an.

Das Buch „Die Fellfreunde retten den Tag“ ist mein erster Kontakt mit der Paw Patrol. Mir erschließt sich die Faszination, die von dieser Serie ausgeht, nach dem Lesen dieses Buchs absolut nicht. Die Handlung ist leider ziemlich plump, schlicht und wenig originell, die Sprache ebenso. Auch wenn es sich um ein Erstlesebuch handelt, hätte es meiner Meinung nicht geschadet, die Sätze zumindest ein wenig abwechslungsreicher zu formulieren. Lesen sollte immer auch der Wortschatzerweiterung dienen.
Für Fans der tierischen Rettungstruppe ist es sicherlich motivierend, eine Geschichte der Serie selber lesen zu können. Für alle anderen gibt es meiner Meinung nach aber deutlich raffiniertere, einfallsreichere und unterhaltsamere Erstlesegeschichten.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Viel Action, aber die meiste Zeit dennoch nicht mitreißend

Die Verlorenen
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Seit dem Verschwinden seines kleinen Sohns Theo vor zehn Jahren ist der Londoner Polizist Jonah Colley nicht mehr derselbe. Seine Ehe zerbrach und auch mit seinem ehemaligen besten Freund Gavin hat er ...

Seit dem Verschwinden seines kleinen Sohns Theo vor zehn Jahren ist der Londoner Polizist Jonah Colley nicht mehr derselbe. Seine Ehe zerbrach und auch mit seinem ehemaligen besten Freund Gavin hat er seit langem keinen Kontakt mehr. Jetzt meldet der sich plötzlich bei Jonah und bittet ihn um ein Treffen. Doch am Treffpunkt findet Jonah nur Gavins Leiche und drei weitere Opfer vor. Jonah selbst wird niedergeschlagen, die ermittelnden Polizisten zweifeln aber an seiner Glaubwürdigkeit. Jonah forscht auf eigene Faust nach und gerät dabei tief in seine eigene Vergangenheit: Was geschah damals wirklich mit seinem Sohn und besteht ein Zusammenhang mit Gavins Tod?

Simon Becketts Schreibstil ist recht einfach, mit kurzen Sätzen und viel wörtlicher Rede. Der Text ist gut verständlich, mitunter wirken die doch sehr schlichten Formulierungen etwas holprig und steif. Beckett erzählt meist chronologisch, es werden aber auch Rückblenden an die Zeit von vor zehn Jahren eingeschoben. So werden der aktuelle Fall um Gavins Tod und Theos Verschwinden in Zusammenhang gesetzt.

Jonah Colley ist unglücklich, wirkt gebrochen, kaputt. Wie ein Getriebener versucht er, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, verhält sich dabei nicht immer vernünftig. Er scheint manchmal etwas naiv und unbedacht und schlittert so immer wieder in gefährliche Situationen. Bei seiner persönlichen Geschichte ist Jonahs Verhalten sicher teilweise verständlich. Obwohl mir sein Schicksal sehr leid tat, fand ich keinen richtigen Zugang zu Jonah. Er wurde mir zu oberflächlich und unklar dargestellt, ich konnte kein „tieferes“ Bild von ihm entwickeln, Jonah war für mich nur schwer zu fassen.

Auch wenn der Roman „leicht“ zu lesen ist, konnte er mich erst auf den letzten paar Seiten packen. Ich empfand den Plot durchaus als raffiniert und abwechslungsreich - obgleich ich es sonst lieber „klassischer“ und übersichtlicher mag - kam aber leider einfach nicht richtig ins Buch hinein, fand keinen Bezug zur Hauptfigur und zum Fall. Trotz der vielen Action und einiger unerwarteter Wendungen wurde ich von der Geschichte nicht mitgerissen. Mich hat der Auftakt dieser Thrillerserie insgesamt nicht überzeugen können, an Becketts „Die Chemie des Todes“ kommt „Die Verlorenen“ trotz des überraschenden Finales nicht heran. Am Schluss bleibt manches ungelöst, Potential für die Fortsetzung ist definitiv vorhanden. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich den Nachfolger lesen möchte.

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