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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.08.2022

Debbies Reise vom Land in die Stadt und zu sich selbst

Snowflake
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Dieser zarte Coming-of-Age Roman fängt die Geschichte einer jungen Irin namens Debbie ein, der die Veränderungen von ihrem Landleben auf einer Milchfarm zum College in der Großstadt erzählt und wie sie ...

Dieser zarte Coming-of-Age Roman fängt die Geschichte einer jungen Irin namens Debbie ein, der die Veränderungen von ihrem Landleben auf einer Milchfarm zum College in der Großstadt erzählt und wie sie versucht, neue Freundschaften zu schließen, einen Ort zu finden, an dem sie dazugehört, lernt in einer städtischen Umgebung zurechtzukommen sowie ihre Familie zu verstehen. Der Roman ist aus Sicht der 18-jährigen Debbie geschrieben. Man lernt ihre Mutter Maeve kennen, die einen Großteil ihrer Tage damit verbringt, in ihrer eigenen Welt zu leben und daran glaubt, dass ihre Träume wahr sind und ihren Onkel, der auf der Milchfarm lebt. Dann ist da noch Xanthe, mit der sich Debbie anfreundet und die ihr zeigt, wie unterschiedlich Debbies Leben von denen ist, die in der Stadt aufgewachsen sind.

Die Geschichte wird in einem schnellen Tempo erzählt und ist in einem leicht zu lesenden und teils humorvollen Ton geschrieben. Eingestreut in die Hauptgeschichte sind kleine Anekdote und Rückblicke, die der Handlung noch einen besonderen Reiz geben. Ebenso ist die Hauptfigur Debbie gut gezeichnet, sie kommt authentisch und menschlich rüber, ebenso wie ihre Beziehungen zu Familie und Freunden. Auch hat der Roman ernstere Momente und einiges über psychische Gesundheit zu sagen, so wird z. B. bipolare Störung, Depressionen und Suizid angesprochen. Trotz der manchmal schwierigen und traurigen Themen strahlt der Roman eine allgemeine Positivität aus.
Weniger gut gefallen hat mir das Element des magischen Realismus, der sich in Debbies Träumen über andere Menschen, die dann auf irgendeine Art und Weise dann wahr werden, äußert. Für mich war dieser Handlungsaspekt nicht wirklich entwickelt oder sogar notwendig. Die Geschichte hätte genauso gut ohne funktionieren können.

„Snowflake“ von Louise Nealon ist eine ehrliche und einfühlsame Geschichte über die ersten Schritte einer 18-Jährigen ins Erwachsenenleben fängt gekonnt die peinliche Angst eines naiven Teenager-Mädchens aus dem ländlichen Irland ein, das sich nach einem Leben jenseits seiner Familie ausstreckt, um eine neue Zukunft für sich selbst zu gestalten.

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Veröffentlicht am 10.08.2022

Gefährliche Geheimnisse

Elternhaus
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Yvette Winkler zieht mit ihrem Mann und den Kindern nach Hamburg in eine alte Villa in einem noblen Elbvorort. Sie hofft mit dem Umzug ihre sich verschlechternde Ehe zu retten. In Hamburg angekommen, macht ...

Yvette Winkler zieht mit ihrem Mann und den Kindern nach Hamburg in eine alte Villa in einem noblen Elbvorort. Sie hofft mit dem Umzug ihre sich verschlechternde Ehe zu retten. In Hamburg angekommen, macht sie Bekanntschaft mit Tobias Hansen, einen Barpianisten, der später der Klavierlehrer ihrer Kinder wird und nebenbei zum Freund der Familie wird, was ihm ermöglicht, bei ihnen frei ein und auszugehen. Doch ist Hansen nicht, als der er sich ausgibt und er hat eigene Pläne, was das Haus und die Familie Winkler betrifft. Als er eines Abends alleine mit Yvette und den Kindern ist, zeigt er sein wahres Gesicht.

Von der ersten Seite an schafft es der Psychothriller „Elternhaus“ von Jennifer Mentges einen in seinen Bann zu ziehen. Detailreich und bildlich wird ein atmosphärisches und fesselndes Porträt der verschiedenen Charaktere und der Villa erzeugt. Die Spannung wird nach und nach aufgebaut und dann konstant hochgehalten. Mittels der wechselnden Perspektiven und der Rückblenden in die Vergangenheit erfährt man mit fortschreitenden Lesen, was es mit der Villa und Hansens Besessenheit mit dieser auf sich hat und auch welche Rolle Yvette in dem Ganzen spielt. Dabei ist nichts, wie es auf dem ersten Blick zu sein scheint.Das Augenmerk der Geschichte liegt hierbei mehr auf Psychospielen und nicht auf Blut und Gewalt.

Der Psychothriller „Elternhaus“ überzeugt insgesamt durch seine gut gezeichneten und beschriebenen Charaktere, einer unterschwelligen und leicht bedrohlichen Stimmung sowie dem tollen Schreibstil. Ein Buch, das einen nicht mehr so schnell loslässt und spannende Lesestunden bereitet.

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Veröffentlicht am 02.08.2022

Eine Chocolaterie, die verbindet

Drei Tage im August
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In Anne Sterns Roman „Drei Tage im August“ folgt man unaufgeregt Elfie, Trude, Franz Marcus und anderen Personen drei Tage lang durch Berlin, in dem die Olympischen Spiele von 1936 stattfinden. Was alle ...

In Anne Sterns Roman „Drei Tage im August“ folgt man unaufgeregt Elfie, Trude, Franz Marcus und anderen Personen drei Tage lang durch Berlin, in dem die Olympischen Spiele von 1936 stattfinden. Was alle näher betrachteten Charaktere gemeinsam haben, ist, dass sie irgendeine Verbindung zur Chocolaterie Sawade habe. In ebenjener Chocolaterie arbeitet Elfie und sie liebt die Zeit, die sie dort verbringt, da sie so für kurze Zeit ihren schwermütigen Gedanken entfliehen kann. Als sie Madame Conte kennenlernt und mit ihr auch ein Geheimnis hinter einer Praline der Chocolaterie Sawade, werden Sehnsüchte in ihr geweckt. Sie fragt sich, ob sie ihnen folgen sollte. Für die kurze Zeit der Wettkämpfe tritt das Nazi-Regime in den Hintergrund trotzdem ist sich Franz Markus der Gefahr bewusst, die er als jüdischer Buchhändler ausgesetzt ist und stellt dementsprechend Planungen für seine Zukunft an. Verkompliziert wird seine Gefühlslage durch die aufkommenden Liebesgefühle zu Trude, eine Mitarbeiterin von Elfie.

Auf über 300 Seiten schafft es die Autorin in einen ruhigen, aber nicht minder spannenden Erzählton die Leser*innen am Leben von Elfie und den anderen handelnden Personen teilzuhaben. Man wird Zeuge ihrer Gedanken und Gefühle und wie sie versuchen, auf ihre Art und Weise in den immer dunkler werdenden Zeiten zu überleben. Der Roman lebt dabei vor allem von seiner bildlichen und atmosphärischen Sprache und seinen authentischen Charakteren, die man schnell ins Herz schließt.
Insgesamt ein toll geschriebener Roman, der beim Lesen Lust auf Schokolade macht.

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Veröffentlicht am 29.07.2022

Der Schrecken des Holodomor berührend erzählt

Denk ich an Kiew
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„Denk ich an Kiew“ ist eine emotional berührende Geschichte. Die Art und Weise, wie die Autorin die Erinnerungen ihrer Familie, Fakten und Fiktion miteinander vermischt hat, ist gut gelungen und sorgt ...

„Denk ich an Kiew“ ist eine emotional berührende Geschichte. Die Art und Weise, wie die Autorin die Erinnerungen ihrer Familie, Fakten und Fiktion miteinander vermischt hat, ist gut gelungen und sorgt für eine bewegende Lektüre. Der Roman wird durch zwei sich abwechselnden Zeitebenen erzählt, Katjas in der Vergangenheit und Cassies in der Gegenwart.

Seit Cassies Mann vor 14 Monaten bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, kämpfen ihre fünfjährige Tochter Birdie und sie darum, ihre Trauer loszulassen. Als Cassies Großmutter Bobby anfängt, unter Gedächtnisproblemen zu leiden, entscheidet Cassies Mutter, dass es das Beste für Cassie und Birdie wäre, zu Bobby mit ins Haus zu ziehen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Hier entdeckt Cassie ein auf Ukrainisch geschriebenes Tagebuch, das einige Geheimnisse der Vergangenheit zu enthalten scheint.
Die sechzehnjährige Katja hat im Leben viel vor. Sie ist Teil einer glücklichen Familie und wohnt nicht weit von ihrer Jugendliebe Pavlo entfernt. Doch als Stalins Aktivisten in ihr Dorf kommen und fordern, dass sich alle der Initiative der kollektiven Landwirtschaft anschließen, sieht die Zukunft düster aus und soll noch schlimmer kommen.

Es gibt viele Parallelen zwischen der vergangenen und der gegenwärtigen Zeitachse, wie z. B. dem Umgang mit Trauer und der Suche nach Liebe nach einem Verlust. Die Geschichten funktionieren gut synchron. Jedoch fiel die Handlung rund um Cassie im Vergleich zu der mit Katja schwächer aus, sie war zwar interessant, aber es fehlte für mich etwas an Tiefe und Emotionalität. Im Gegensatz dazu war Katjas Geschichte besonders wegen der brutalen Darstellung der Realitäten des ukrainischen Lebens unter Stalins Kollektivierungsschema teils sehr düster und bedrückend zu lesen, sie ist aber auch voll von Stärke, Mut und Hoffnung.

Alles in allem ist „Denk ich an Kiew“ von Erin Litteken ein toll geschriebener und bewegender historischer Roman mit einer zu Herz gehenden Geschichte, die auf der menschengemachten Hungersnot (Holodomor) in der Ukraine basiert, die von der Sowjetunion verursacht wurde und fast 4 Millionen unschuldige Todesopfer forderte. Besonders die fiktive Geschichte der Großmutter, die als junge Erwachsene durch den Holodomor ging, war besonders bewegend und tragisch. Es ist eine Geschichte über Stärke und Tapferkeit, und die Darstellung ihres Traumas fühlte sich sehr real an.

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Veröffentlicht am 26.07.2022

100 Jahre Leben

Violeta
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„Violeta“ von Isabel Allende ist im Wesentlichen die Geschichte von Violeta, die 1920 zu Zeiten der Spanischen Grippe in eine ziemlich reiche Familie in Chile geboren wird, und was in ihrem 100-jährigen ...

„Violeta“ von Isabel Allende ist im Wesentlichen die Geschichte von Violeta, die 1920 zu Zeiten der Spanischen Grippe in eine ziemlich reiche Familie in Chile geboren wird, und was in ihrem 100-jährigen Leben bis zu ihrem Tod im Jahr 2020 alles passierte. Die Geschichte wird aus der Sicht von Violeta selbst durch Briefe an ihren Enkel Camilo erzählt. In diesen Brief berichtet sich offen und ehrlich von ihrem Aufwachsen erst in Reichtum und dann in Armut, von ihren Liebesbeziehungen, ihren Kindern und ihren Tätigkeiten und Engagements. Durch Violetas Augen nimmt man auch teil an vielen verschiedenen geopolitischen Ereignissen und wie diese Violeta und die Menschen um sie herum beeinflusst haben – von der Weltwirtschaftskrise in den 1920er-Jahren über eine Reihe von Staatsstreichen in ihrem und den Nachbarländern bis hin zu Kämpfen für mehr Frauenrechte. Die Handlung steuert dabei nicht auf einen bestimmten Höhepunkt zu, es wird einfach eine Lebensgeschichte mit all ihren Höhen und Tiefen erzählt. Wobei die erste Hälfte des Buches mir besser gefallen hat als der zweite Teil. Im zweiten Teil verschob sich der Fokus von Violeta mehr auf die politischen Ereignisse und Camilo, wodurch der Roman etwas an Tiefe und Spannung für mich verlor.

Alles in allem ist „Violeta“ einfach eine wunderschön erzählte Geschichte, die einen in den Bann zieht. Allendes Prosa ist elegant und eine Freude zu lesen.
Empfehlenswert für Fans von Isabel Allende sowie Liebhaber atmosphärischer und charakterfokussierter historischer Romane.

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