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Veröffentlicht am 07.10.2022

Ein "Jaunerleben" im Schwarzwald

Der Galgentänzer
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Gestaltung:
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Das Cover mit der alten Hütte auf dem Hügel im Schwarzwald wirkt sehr stimmungsvoll. Als handliches Hardcover ist das Buch sehr wertig verarbeitet und macht Lust aufs Lesen.

Inhalt: ...

Gestaltung:
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Das Cover mit der alten Hütte auf dem Hügel im Schwarzwald wirkt sehr stimmungsvoll. Als handliches Hardcover ist das Buch sehr wertig verarbeitet und macht Lust aufs Lesen.

Inhalt:
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In Form einer Romanbiografie stellt der Autor das Leben des Räubers Johann Baptista Herrenberger, genannt "Konstanzer Hans" dar. Er lebte Ende des 18. Jh. im Schwarzwald und war schon zu seinen Lebzeiten eine Legende.

Mein Eindruck:
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Das Buch hat mich von Anfang an begeistert.
Eine alte Karte des Schwarzwalds zu Beginn des Buches sorgt für die richtige Einstimmung. Der Sprachstil besteht aus recht kurzen Sätzen, die alle im Präsens gehalten sind. Dies ist ungewöhnlich für einen historischen Roman, aber dadurch wird man direkt in die Zeit hinein katapultiert. Obwohl mit wenig Dialogen und direkter Rede gearbeitet wird, genügen die Beschreibungen der Gedanken von Hans sowie der Umgebung, um in die Handlung einzutauchen und von ihr gefesselt zu werden.

Sehr gut gefielen mir die Einschübe über die reale Historie, die das zuvor Erzählte sehr gut ergänzen. Sie vermitteln dem Leser einen guten Einblick in das Alltagsleben der damaligen Zeit, die Verfolgung und Behandlung von Verbrechern und das Leben anderer Räuber. Dabei fügen sich diese Einschübe perfekt in die Geschichte ein und durch viele anschauliche Beispiele wird es nie langweilig. So hätte ich mir Geschichtsunterricht gewünscht!
Besonders authentisch wirkte das Geschehen, da der Autor ab und an die Dialoge im Jenischen (typ. Sprache der Räuber) verfasst hat. Die Übersetzung sowie nicht geläufige Begriffe werden in Form von (wenigen) Fußnoten direkt am Seitenende aufgeführt, sodass man nicht blättern muss und der Lesefluss nicht gestört wird.

Der "Konstanzer Hans" ist ein gutes Beispiel dafür, wie die gesellschaftlichen Umstände einen Menschen auf den falschen Weg führen konnten. Er hätte mehrere Möglichkeiten gehabt, auf den "rechten Pfad" abzubiegen, doch meistens wurden ihm extern Steine in den Weg gelegt oder die Versuchung war doch zu groß. Er war ein Mensch, der mir von Beginn an sympathisch war, weil er ein gutes Herz hat und sehr klug ist. Ich habe oft mitgefiebert und habe ihn teilweise bewundert, wie er aus kritischen Situationen wieder heraus gekommen ist. Dennoch zeigt seine Entwicklung zeitweise auch nicht so schöne Seiten an ihm bzw. es ist manchmal schwer, sein Verhalten aus heutiger Sicht nachzuvollziehen. Das Ende war sehr ungewöhnlich und zeigt erste Wendungen in seinem Leben, aber auch für den generellen Umgang mit Verbrechen und Tätern in Deutschland.

Fazit:
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Eine sehr spannende und aufschlussreiche Romanbiografie über einen Räuber im Schwarzwald und seine Zeit!

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.08.2022

Schwedische Hommage an Agatha Christie

Der Tod macht Urlaub in Schweden
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Cover:
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Bis auf die kleinen Blutflecken erinnert das Cover eher an einen Urlaubsroman, und in gewisser Weise bildet dies auch den passenden Kontrast zu den ansonsten eher düsteren ...

Cover:
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Bis auf die kleinen Blutflecken erinnert das Cover eher an einen Urlaubsroman, und in gewisser Weise bildet dies auch den passenden Kontrast zu den ansonsten eher düsteren Schweden-Krimis. Auf jeden Fall durch die bunten Farben sehr ansprechend.

Inhalt:
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Peter Vinston ist ein bekannter Mordermittler, der eigentlich in Stockholm tätig ist. Als typischer Stadtmensch mag er keine Tiere und ist sehr ordentlich. Doch seine Gesundheit ist angeschlagen, weshalb sein Arzt ihm Erholung im idyllischen Österlen verordnet. Dort verweilt er in der Nähe seiner geschiedenen Frau mit Tochter und neuem Liebhaber. Alles könnte so schön sein, wenn nicht bei seinem Eintreffen die Star-Maklerin Jessie Anderson tot aufgefunden würde. Auf den ersten Blick scheint es ein Unfall zu sein, doch Peter hat so ein Gefühl und aufgrund seines Rufes soll er die Kommissarin Tove Esping bei den Untersuchungen unterstützen. Das passt dieser gar nicht, aber so langsam raufen sich die beiden Ermittler als Team zusammen und decken ungeahnte Geheimnisse auf.

Mein Eindruck:
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Mir gefiel der Schreibstil sehr gut. Er ist leicht und flüssig zu lesen wie ein Sommerroman, gespickt mit Humor. Gleichzeitig kommt aber auch ständig Spannung auf, denn es gibt viele, die das Opfer nicht mochten und jede(r) hat so seine Geheimnisse. Gut fand ich auch die Spannungen und Wortgefechte zwischen Peter und Tove und wie sich diese unterschiedlichen Charaktere als Ermittler zu schätzen lernen, ohne sich dabei persönlich zu stark anzunähern. Hier wird zum Glück mal kein Klischee bedient.
Ermittlungstechnisch fühlte ich mich an einigen Stellen an Romane von Agatha Christie erinnert. Peter ist sehr penibel, zieht ungern voreilige Schlussfolgerungen und beobachtet sehr genau. Die Puzzleteile fügen sich nur sehr langsam aneinander und am Ende kommen alle Verdächtigen in einen Raum zusammen für die finale Auflösung. Dies ist m. E. sehr gut konstruiert: glaubwürdig, aber überraschend. Bezüglich des Täters hatte ich schon länger eine Ahnung, aber auf das "Wie" bin ich bis zum Schluss nicht gekommen, sehr clever! Ich freue mich auf eine Fortsetzung.

Fazit:
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Gelungener Auftakt einer Cozy-Crime-Reihe in Schweden mit Humor, interessanten Ermittlern und raffiniertem Fall

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Veröffentlicht am 15.08.2022

Ferienabenteuer in Schweden

Die Mittsommer-Bande
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Cover:
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Das Titelbild mit den 4 Kindern samt Blauente sitzend in einem Blumenkranz und im Hintergrund die typischen roten Schwedenhäuser wirkt sehr ansprechend und fröhlich. Erinnert ...

Cover:
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Das Titelbild mit den 4 Kindern samt Blauente sitzend in einem Blumenkranz und im Hintergrund die typischen roten Schwedenhäuser wirkt sehr ansprechend und fröhlich. Erinnert ein wenig an die Bücher von Astrid Lindgren und macht neugierig.

Inhalt:
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Die 10-jährige Floriane, genannt Flo, besucht das erste Mal ihre schwedische Brieffreundin Malin, genannt Motte. Im Gepäck hat sie ihre Familie samt Schwester Fabienne (Biene) und ihren Eltern. Motte wohnt mit ihrem Bruder Jonte bei ihren Großeltern auf der Insel Lyckaholmen. Und Omelette, die Blauente, gehört auch mit dazu. Bei ihrem Besuch erleben die Kinder gemeinsam mit Jontes Freund Mats und dessen Bruder Bo ein aufregendes Ferienabenteuer, bei dem es um Umweltschutz, eine Legende, den Erhalt der Insel und Zusammenhalt geht.

Mein Eindruck:
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Ich habe das Buch mit meiner 8-jährigen Tochter gelesen und wir waren begeistert. Am Anfang werden die Personen mit Bildern kurz eingeführt, so bekommt man gleich einen guten Überblick. Die Kapitel sind für die Zielgruppe mit einem Seitenumfang von ca. 8-10 Seiten angemessen und die Sprache ist auch passend gewählt. Es gibt viel zu lachen, wenn z. B. die Ente Omelette wie ein Geist mit einem Tuch auf dem Kopf auftaucht und auch sonst sehr anhänglich ist oder wenn Flos Vater oder Mottes Opa mal wieder eine lustige Geschichte erzählen oder Biene die Wörter verdreht. Außerdem geht es spannend zur Sache, weil man wissen möchte, was es mit dem geheimnisvollen Mann vom Flughafen auf sich hat, ob die Legende vom weißen Rentier sich bewahrheitet und ob die Bäume auf der Insel gerettet werden können.

Nebenher lernt man einige schwedische Ausdrücke, die in die Handlung integriert werden und bekommt viel über die schwedische Kultur und vor allem kulinarische Aspekte vermittelt. Außerdem lernt man noch eine Geheimsprache und am Ende runden viele Bastelideen und Rezepte das Buch ab.
Super fanden wir auch, dass die Geschlechterklischees mal keine Rolle spielten bzw. umgedreht wurden. So schnitzt Flo gerne und klettert auf Bäume und Mottes Oma ist die, die alles repariert, während der Opa eher linke Hände hat bzw. kulinarische Qualitäten besitzt. Das war mal richtig erfrischend!
Flo hat eine sehr soziale Einstellung, sie war uns am sympathischsten, auch weil sie immer um eine diplomatische Lösung für alle bemüht ist. Aber auch die anderen Charaktere haben uns gut gefallen und auch, dass es erst einiger Turbulenzen bedarf, bis die Mittsommer-Bande gegründet wird.

Da ich selber kein Schwedisch kann, hätte ich mir für die schwedischen Wörter eine Art Lautsprache als Fußnote oder im Anhang gewünscht, um authentischer Vorlesen zu können. Ansonsten hatten wir viel Spaß und haben bis zum Ende mitgefiebert. Wir waren sehr traurig, als das Buch zu Ende war und hoffen nun auf eine Fortsetzung!

Fazit:
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Spannendes und lustiges Ferienabenteuer, bei dem nebenher einiges über schwedische Kultur und Sprache vermittelt wird.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.08.2022

Suzannes und Henrys 2. Fall

Dunkle Gemäuer
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Cover:
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Das alleinstehende Haus im düsteren Licht wirkt unheilverkündend. Da wird man gleich neugierig. Von der Art her passt es gut zum ersten Band der Reihe.

Inhalt:
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Bei dem ...

Cover:
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Das alleinstehende Haus im düsteren Licht wirkt unheilverkündend. Da wird man gleich neugierig. Von der Art her passt es gut zum ersten Band der Reihe.

Inhalt:
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Bei dem Dreh des Horrorfilms "Dunkle Gemäuer" verschwinden erst Filmrequisiten und dann auf einmal die Kamerafrau, die ein paar Tage später tot auftaucht: Genickbruch im Horrorhaus. Abergläubische vermuten, der Massenmörder Hildebrand, um den es im Film geht, hätte sie auf dem Gewissen. Aber daran können die Privatermittler Suzanne Griesbaum und Henry Marbach nicht glauben. Bei ihren Ermittlungen kommen zu einem weiteren Toten immer mehr Ungereimtheiten ans Tageslicht und schließlich kommen die beiden dem Mörder näher, als ihnen lieb ist.

Mein Eindruck:
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Ich mochte den ersten Teil der Reihe sehr gerne und war gespannt, wie es mit Suzanne, Henry und ihren Freunden weitergeht. Man kann diesen Band auch ohne Vorkenntnisse lesen, die wichtigen Details aus Band 1 werden erklärt. Ich empfehle jedoch, den Vorgänger zuerst zu lesen, da die Beziehungen der Protagonisten zueinander so greifbarer sind.
Mich hat die Handlung von Anfang an gefesselt. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig und über allem schwebt stets die Legende vom Massenmörder im Horrorhaus. Ich hatte immer wieder eine leichte Gänsehaut beim Lesen. Zudem gibt es mehrere Verdächtige und bis zur Auflösung am Ende tappte ich tatsächlich im Dunkeln, wer der Mörder ist und wie sich alle Puzzleteile schließlich zu einem Ganzen vereinen lassen. Auch die Action kam nicht zu kurz und zwischendurch blitzte immer wieder der badische Humor auf, wenn auch nicht so häufig wie im ersten Band
Was ich schade fand, war, dass Liam und Achim diesmal eher am Rande vorkamen und dass die Schwärmerei Suzannes für Liam sich nicht weiterentwickelt hat. Dafür gefällt mir die Weiterentwicklung des Ermittlerduos Suzanne-Henry sehr gut.
Das Ende verspricht eine weitere Fortsetzung, auf die ich hoffentlich nicht zu lange warten muss!

Fazit:
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Spannende Fortsetzung mit leichtem Gruselschauer und einem weiterhin vielversprechenden und sympathischen Ermittlerduo

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  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 03.08.2022

Depressionen aus der Tabuzone holen

Gläubig. Depressiv. Gehalten.
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Inhalt:
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Der Autor ist Pastor, Anwalt, Psychotherapeut und selbst Patient in Sachen Depression. In diesem Buch möchte er das Thema Depression aus der Tabuzone holen, Betroffene ermutigen ...

Inhalt:
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Der Autor ist Pastor, Anwalt, Psychotherapeut und selbst Patient in Sachen Depression. In diesem Buch möchte er das Thema Depression aus der Tabuzone holen, Betroffene ermutigen und Tipps zur (Selbst-)Hilfe geben.

Mein Eindruck:
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"Das ist das Fatale bei psychischen Störungen. Sie merken erst, dass Sie darunter leiden, wenn die Krankheit schon das Ruder übernommen hat und versucht, Ihr Leben zu zerstören. Das passiert meistens, weil es uns so schwerfällt, uns ehrlich einzugestehen, was in unserem Herz und in unserem Kopf vor sich geht. Deshalb werden psychische Störungen oft erst diagnostiziert, wenn, nun ja, wenn es einfach nicht mehr anders geht, weil wirklich sonderbare Dinge passieren." (S. 14)

Ryan Casey Waller hat mich unglaublich in diesem Buch beeindruckt. Seine offene und ehrliche Art, mit seiner Krankheit umzugehen, gefiel mir gut. Ein Teil des Buches handelt von seinen eigenen Erfahrungen mit der Krankheit. Er gibt zu, dass es auch bei ihm erst bis zum äußersten kommen musste (er hat z. B. einen Gottesdienst in betrunkenen Zustand gehalten), bis er sich und anderen eingestehen konnte, dass er depressiv und sogar zum Alkoholiker geworden ist. Er hat daraufhin eine Therapie und um anderen helfen zu können, anschließend selbst die Ausbildung zum Therapeuten gemacht.

In seinem Buch weist er immer wieder darauf hin, dass psychische Krankheiten genauso als Krankheiten zu sehen sind wie physische und dass Betroffene ebenso Unterstützung benötigen. Er plädiert dafür, auch darüber zu sprechen und psychisch Kranke nicht zu stigmatisieren, wie es leider häufig der Fall ist, auch in christlichen Gemeinden.
Um ein besseres Verständnis zu wecken, geht er sehr ausführlich auf die Beschreibung und Kategorisierungen von psychischen Krankheiten ein. Diese Theorie war mir etwas zu ausschweifend, was aber sicher daran liegt, dass ich mich mit dem Thema bereits befasst hatte.
Besonders punkten konnte das Buch für mich mit den persönlichen Erfahrungen des Autors, der nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daher kommt, sondern auf Augenhöhe seine Erfahrungen beschreibt und seine Tipps an den Leser weitergibt. Bei der Übersetzung wurden die Ratschläge und Linktipps an das deutsche System angepasst. Das fand ich klasse, denn das amerikanische System unterscheidet sich in einigen Dingen leider erheblich vom deutschen. Dass dies bei der Übersetzung berücksichtigt wurde, ist nicht selbstverständlich.
Gut finde ich auch, dass er auf das Thema Suizid und dem Umgang damit ausführlich eingeht. So beschreibt er auch, wie man als nicht Betroffener suizidal eingestellten Menschen helfen kann. Und dass Medikamente nehmen keine Schwäche, sondern auch ein Segen sein kann, thematisiert er. So holt er auch diesen Aspekt aus der Tabuzone heraus.

Das Buch ist aus christlicher Sicht geschrieben und es werden immer wieder Bibelstellen angeführt, die Gläubige trösten können und auch ein Appell an die Gemeinden sind, psychisch Kranke nicht auszugrenzen. Ich empfand dies als sehr hilfreich. Aber auch für nicht Gläubige ist das Buch eine gute Hilfestellung, da die praktischen Erfahrungen und Tipps für alle gleichermaßen gelten.

Fazit:
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Ehrlich geschriebenes Buch über Depressionen aus Sicht eines Betroffenen und Therapeuten mit vielen hilfreichen Ratschlägen

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