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Veröffentlicht am 25.09.2022

Poetin und Romancier

Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Die Poesie der Liebe
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Der berühmte Schriftsteller Max Frisch ist von den Werken der Lyrikerin Ingeborg Bachmann sehr angetan. Er lädt sie zur Aufführung seines Bühnenstücks „Biedermann und die Brandstifter“ nach Paris ein. ...

Der berühmte Schriftsteller Max Frisch ist von den Werken der Lyrikerin Ingeborg Bachmann sehr angetan. Er lädt sie zur Aufführung seines Bühnenstücks „Biedermann und die Brandstifter“ nach Paris ein. Die Vorstellung verpassen sie, Max ist sofort in Ingeborg verliebt, sie muss erst noch die gerade erst vollzogene Trennung von Paul Celan verarbeiten.
In dem Roman von Bettina Storks wird die fünfjährige Liebesbeziehung der Beiden beschrieben. Eine extrem schwierige, mit mehr Tiefen als Höhen. Viele Umzüge, immer wieder neue Wohnungen sollen von den Problemen ihres Zusammenlebens ablenken. In der von Ingeborg angemieteten Wohnung in Zürich wird der unzüchtige Herrenbesuch nicht geduldet, die große gemeinsame Wohnung bringt die Unterschiede im Alltag ans Licht. Max ist ein Frühaufsteher, hat einen Arbeitsplan, eine Tagesstruktur und liebt ein aufgeräumtes Zuhause, Ingeborg ist ein Nachtmensch und chaotisch. Immer wieder flüchtet Ingeborg und der massive Schriftverkehr mit ihr nahestehenden Männer schürt zusätzlich die schon bestehende Eifersucht Max Frischs, der selbst nicht viel von Treue hält.
Sie können nicht ohne einander, jedoch auch nicht miteinander. Alkohol und Tabletten sorgen für weitere Probleme und auch der erneute Umzug nach Rom, Ingeborgs Sehnsuchtsort, helfen nicht über ihre Schreibblockade hinweg.
Beide sind sehr starke Persönlichkeiten, sind egoistisch veranlagt und können mit Worten verletzen. Wir erleben diese Intensität in der Beziehung mit, bei dem man mal mit dem einen, mal mit der anderen mitleidet.
Auch wenn beide Autoren bekannt sind, hätte ich mir zur Abrundung des Romans ein wenig mehr an Hintergrundinformationen, wie Lebenslauf und Werksverzeichnis gewünscht. An einigen, wenigen Stellen ist die Handlung zu schwülstig, meistens jedoch sehr gut geschrieben.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Ein kleines hellblaues Fläschchen

Die versteckte Apotheke
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Caroline Parcewell verbringt ihren 10. Hochzeitstag alleine in London. Kurz vor ihrer Abreise hat sie von der Untreue ihres Mannes erfahren und beschlossen, die lange geplante Reise alleine anzutreten. ...

Caroline Parcewell verbringt ihren 10. Hochzeitstag alleine in London. Kurz vor ihrer Abreise hat sie von der Untreue ihres Mannes erfahren und beschlossen, die lange geplante Reise alleine anzutreten. Um sich abzulenken nimmt sie an einer Mudlarkingtour teil, sie sucht mit anderen Teilnehmern im Matsch der Themse nach Gegenständen. Tatsächlich findet sie etwas Seltsames, ein kleines hellblaues Fläschchen, das sich als ein Arzneifläschchen aus längst vergangener Zeit entpuppt.
Im Jahr 1791 betreibt Nella Clavinger eine ganz besondere Apotheke in der versteckten Backalley. Einstmals war es die Apotheke ihrer Mutter, die heilende Mittel für ihre Kunden herstellte, inzwischen rührt Nella dort Gifte zusammen. Durch einen Verrat eines Mannes an ihr selbst will sie allen hintergangenen Frauen helfen, die sich gegen ihre Männer wehren müssen. Ihr Grundsatz ist, es darf niemals eine Frau zu schaden kommen. Als das junge Dienstmädchen Eliza um ein Mittel für ihre Herrin bittet, schließt Nella das Kind in ihr Herz, so aufgeweckt und wissbegierig währe jetzt ihre Tochter, wenn sie eine bekommen hätte. Und Hilfe kann sie gut gebrauchen.
Abwechselnd werden die Schicksale der Frauen aus zwei verschiedenen Zeitebenen beschrieben, die Sorgen und Probleme, die diese Frauen plagen. Die Recherchearbeit von Caroline über diese längst vergangene Zeit der versteckten Apotheke ist spannend erzählt.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

erwachsen werden

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 2)
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Betty, Martha und Clara sind dicke Freundinnen. Jeden Sommer verbrachten sie gemeinsam am Müggelsee. Inzwischen sind sie keine Teenager mehr, sie werden erwachsen. Der Roman schließt direkt an den Vorgängerroman ...

Betty, Martha und Clara sind dicke Freundinnen. Jeden Sommer verbrachten sie gemeinsam am Müggelsee. Inzwischen sind sie keine Teenager mehr, sie werden erwachsen. Der Roman schließt direkt an den Vorgängerroman an und beginnt im Jahr 1961. Clara hat ihre Flucht in den Westen überlebt und wird von der mütterlichen Freundin Lilli umsorgt. Als Professor fördert sie die unbändige Neugier Claras. Doch die Freiheit hat einen Preis, sie vermisst nicht nur Martha, Betty und ihre Familie, auch ihre große Liebe Alex ist zurückgeblieben. Martha hat vom Verrat ihres Adoptivvaters erfahren, der sie angelogen und ausspioniert hat. Nun lebt sie bei ihrer leiblichen Mutter Anna und kämpft gegen das SED Regime. Dabei lernt sie den Freigeist und Kunstmaler Tom kennen gegen den die treue Seele Micha keine Chance hat. Die Schauspielerin Betty ist, seitdem sie mit dem Regisseur Kurt verheiratet ist und ein Kind erwartet, arbeitslos. Ihr Mann bestimmt über ihr Leben. Nur in ihren Träumen erscheint noch der Drehbuchautor Charlie.
Das Leben dieser drei sehr unterschiedlichen jungen Frauen, ihren Drang zu Freiheit und Selbstbestimmung und auch die richtige Entscheidung in Liebesangelegenheiten, alle Aufs und Abs des Erwachsenwerdens und -sein werden mitreißend erzählt. An manchen Stellen leidet die Logik, eine Rückreise in die DDR nach einer Flucht würde keiner wagen, dramaturgisch wurde es jedoch eingebaut.

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Veröffentlicht am 03.08.2022

Unterwanderung von Demokratien

Die Cellistin
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In London wird der sehr wohlhabende Russe Wiktor Orlow, dessen Ziel es ist, russische Kleptokraten unschädlich zu machen, mittels eines Nervengiftes getötet. Die Unterlagen, die ihm seine Mitarbeiterin ...

In London wird der sehr wohlhabende Russe Wiktor Orlow, dessen Ziel es ist, russische Kleptokraten unschädlich zu machen, mittels eines Nervengiftes getötet. Die Unterlagen, die ihm seine Mitarbeiterin Nina gebracht hat, waren mit Nowitschok versehen. Die flüchtige Russin Nina wird als Täterin im Auftrag des russischen Staates gesucht. In die Ermittlungen hat sich auch Gabriel Allon, Leiter des israelischen Geheimdienstes, eingeschaltet. Er findet Verbindungen in die Schweiz zu einer Bank, die für die Mächtigen in Russland Geld im großen Stil wäscht. Isabel, eine hoch talentierte Mitarbeiterin der Bank, die nebenbei auch hervorragend Cello spielt, hilft bei der Untergrabung tatkräftig mit.
Neben den Machenschaften der Oligarchen und Putin, der immensen Summen, die diese für sich sich abzwacken und waschen müssen geht es auch darum, wie Geld Einfluss auf Demokratien nehmen kann und diese auch Unterwandern kann. Wie Wahlen und Menschen manipuliert werden können, wie korrupt Menschen sind.
Die Vorgeschichte benötigt circa 100 Seiten, an manchen Stellen ein wenig zu langatmig geschrieben, bis erstmals die Cellistin in der Handlung erscheint. Viele Anspielungen auf die Vorgängerbände über den Agenten Allon sind enthalten, doch auch, wenn man diese nicht kennt, kommt man gut in die Geschichte hinein. Da die Geschichte zu Beginn des Coronavirus spielt, wird auch dieses mit thematisiert. Erschreckend an diesem Thriller ist die Nähe zu tatsächlich stattgefundenen politischen Ereignissen.

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Veröffentlicht am 03.08.2022

Hörgefühlt

Das Letzte, was du hörst
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Hörgefühlt heißt der Podcast von Marc Maria Hagen. Mit seiner anziehenden Stimme gibt er Ratschläge, man soll auf seine eigene innere Stimme hören, dann wird alles gut. Dieser Podcast war das letzte, was ...

Hörgefühlt heißt der Podcast von Marc Maria Hagen. Mit seiner anziehenden Stimme gibt er Ratschläge, man soll auf seine eigene innere Stimme hören, dann wird alles gut. Dieser Podcast war das letzte, was Martina hörte, bevor sie starb. Wie es aussieht, hat sie zuerst ihren als gewalttätig bekannten Mann getötet und anschließend sich selbst. Doch warum dann der Hilferuf an die freie Journalistin Roya Mayer? Die Kommissarin Carola Barreis vermutet ebenso wie Roya einen anderen Täter. Die ständig gestresste Altenpflegerin lebt für ihre Auszeiten mit dem Podcast, der auf keinerlei Gegenliebe bei ihrem Freund Björn trifft. Soll sie ihn verlassen, liebt sie ihn wirklich? Dann ist sie plötzlich verschwunden.
In zwei weiteren Handlungssträngen wird von einem Kind erzählt, dass Angst vor dem Monster unter seinem Bett hat und sich dennoch dort versteckt. Die andere lauernde Gefahr ist größer. In einem Keller wird ein Mann gefoltert um endlich die Wahrheit zu erzählen.
Am Ende ergeben diese rückwirkenden Erzählungen einen Sinn. Die Persönlichkeiten der Protagonisten werden sehr gut und nachvollziehend beschrieben. Gewalt gegen Frauen wird thematisiert und der Wunsch nach jemandem, der zuhört, bei Problemen hilft. Doch gerät man im anonymen Internet wirklich an jemanden, der es gut mit einem meint oder nur viel Geld verdienen will? Die Handlung ist spannend, weißt jedoch an einigen Stellen Längen auf.

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