Atmosphärisch und voller Twists
„Abendrot“ überzeugt mit einem stimmungsvollen Cover und einem düsteren, geheimnisvollen Klappentext. Die ganze Aufmachung ist eine Einladung für einzutreten und sich in den Geheimnissen des Hauses am ...
„Abendrot“ überzeugt mit einem stimmungsvollen Cover und einem düsteren, geheimnisvollen Klappentext. Die ganze Aufmachung ist eine Einladung für einzutreten und sich in den Geheimnissen des Hauses am Ende der Straße zu verlieren. Lucy Foley hat hier ein absolut stimmungsvolles Buch geschaffen. Ob ich es wirklich ins Thriller-Genre stecken würde, bin ich allerdings unsicher.
Zum Inhalt: nachdem ihr Job in London eskaliert ist, muss Jess dringend da weg. Zuflucht will sie bei ihren Bruder Ben in Paris suchen. Doch als sie dort eintrifft fehlt von Ben jede Spur. Und Jess beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und seine Nachbarn zu befragen. Und die verhalten sich zusehends merkwürdiger. Schnell stellt Jess fest, dass in dem Haus in dem Ihr Bruder lebte, nichts so ist wie es scheint.
Das Buch ist aus den wechselnden Perspektiven der Bewohner des Hauses geschrieben. Alles Figuren sind als Ich-Erzähler angelegt, wodurch der Leser auf den jeweiligen Informationsschatz der erzählenden Personen zugreifen kann und so die Geschichte nach und nach zusammenpuzzelt. Dabei wird nicht nur das mysteriöse Verschwinden von Ben aufdeckt, sondern auch die einzelnen Geheimnisse der Hausbewohner- und davon gibt es jede Menge.
Das Haus und seine Bewohner sind wirklich erstklassig beschrieben. Ein altes, stattliches Herrenhaus, mit geheimen Gängen und verschlossenen Türen- allein das sorgt schon für eine gewisse Gänsehaut-Atmosphäre. Mit den Informationen aus dem Prolog miss der Leser erstmal vom schlimmsten ausgehen und so wirkt jede Begegnung und jedes Gespräch potentiell verdächtig. Lucy Foley spielt hier mit Leser, gibt ihm Informationshappen und führt ihn an der Nase herum, nur um mit der nächsten Enthüllung alle Theorie zunichte zu machen.
So richtiges Thrillerfeeling ist bei mir einfach nicht aufgekommen. Ja, der Fall ist total interessant und verdüstert sich immer mehr. Aber für mich war es bestenfalls ein Kriminalroman. Was ja absolut nicht verkehrt ist, aber wer einen rasanten, nervenaufreibenden Thriller erwartet, könnte vielleicht enttäuscht sein. Mir hat das Buch trotzdem wieder gut gefallen.