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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2023

Falsche Zielgruppe

3000 Yen fürs Glück
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Miho steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben und möchte sich einen Hund und ein eigenes Haus leisten. Ihre Schwester Maho ist mit einem Feuerwehrmann verheiratet und hat ein Kind. Das Geld ist knapp. ...

Miho steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben und möchte sich einen Hund und ein eigenes Haus leisten. Ihre Schwester Maho ist mit einem Feuerwehrmann verheiratet und hat ein Kind. Das Geld ist knapp. Und auch ihre Mama, sowie die Großmutter Kotoko machen sich zunehmend Gedanken um ihre finanzielle Zukunft, so dass sich letztere mit ihren 70 Jahren eine Arbeit suchen möchte.

Die vier Frauen, die drei verschiedene Generationen abbilden, unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich des Umgang mit Geld, sondern auch mit dem Ein-j und Ansparen finanzieller Mittel. Die Abschnitte, in denen sich dann explizit mit dem Spar-Aspekt beschäftigt wird, sind für mein Empfinden jedoch teilweise viel zu langatmig und ausschweifend geraten und haben von der eigentlichen Handlung sehr abgelenkt. Zudem stolpert man beim Lesen immer wieder über zahlreiche, ausschließlich in Yen angegebenen Geldbeträge, mit denen ich als deutsche Leserin nicht wirklich etwas anfangen kann. Ein Sparfuchs lernt hier jedenfalls eher nichts Neues. Methoden wie das Führen eines Haushaltsbuches sind schließlich hinreichend bekannt und alles andere im Buch zu umständlich erklärt. Man sollte keinesfalls DIE „ultimativen“ Ratschläge zum Sparen erwarten.
Betrachtet man das Buch mit dem kulturellen Hintergrund der Autorin, ist es jedoch kein Wunder, dass dieser Roman in Japan ein Bestseller geworden ist.
Es wirkt wie ein unaufdringlicher Ratgeber, der sich in erster Linie an (zukünftige) Hausfrauen und Witwen in der konservativen, patriarchalischen japanischen Gesellschaft richtet. Durch die Lebenssituationen, in denen sich die Protagonistinnen in der Geschichte jeweils befinden, werden nämlich gerade die Schwachstellen der traditionelle Lebensweise, die das Eingehen einer Ehe als erstrebenswert und gleichbedeutend für eine finanzielle Absicherung sieht, unmissverständlich thematisiert. In diesem Fall lohnen sich dann auch die aufgezeigten Möglichkeiten, mit denen sich die Frau zumindest in monetärer Hinsicht, eine gewisse Unabhängigkeit sichern kann.

Insgesamt hat mir der zwischenmenschliche Aspekt in dem Roman ganz gut gefallen, wurde jedoch an einigen Stellen zu sehr von dem Spar-Thema überlagert und konnte mich daher am Ende nicht vollends überzeugen.

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Veröffentlicht am 26.02.2023

Hat mich nicht überzeugt!

Ohne mich
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Eine Mittzwanzigerin, kurz vor Ende ihres Jurastudiums, frisch getrennt von ihrem „Ehemann“, mit dem sie ein recht kurzes Ehe-Intermezzo hatte, nun ein drogengeschwängertes Partyhopping betreibt.
Im Grunde ...

Eine Mittzwanzigerin, kurz vor Ende ihres Jurastudiums, frisch getrennt von ihrem „Ehemann“, mit dem sie ein recht kurzes Ehe-Intermezzo hatte, nun ein drogengeschwängertes Partyhopping betreibt.
Im Grunde sind es eine Aneinanderreihung zahlreicher Versuche der namenlosen Hauptprotagonistin, in einer Selbstfindungsphase, ihre eigenen Wünsche, Ziele und Bedürfnisse auszuloten.

Ich beende das Buch und weiß erst einmal nicht genau, was ich von dem Gelesenen halten soll.
Es ist auf eine Weise, die sich nicht näher definieren lässt, einerseits besonders und einzigartig, andererseits habe ich nicht das Gefühl, etwas aus diesem Buch mitzunehmen oder mich mit der Geschichte auch nur ansatzweise identifizieren zu können.
Denn obwohl ich, wie vermutlich jede*r Andere in den Zwanzigern eine Phase der Identitätsfindung und -festigung durchmacht,
ist diese Darstellung schon sehr extrem. Die Partywut, nachvollziehbar, der nicht unerhebliche Alkohol-, Koks- und Haschischkonsum als angehende Juristin finde ich strange.

Vor allem, weil mir zu dem ein paar Parallelen zwischen der Geschichte und dem Autorinnenkurzportrait auffallen, bei dem ich mir die Frage stelle, ob es sich ein Stück weit, um einen Teil autobiografischer Aufarbeitung handelt??

Schlussendlich bin ich von der Geschichte enttäuscht, nachdem ich den „Wow-Effekt“ leider vergeblich gesucht, aber nicht gefunden habe.
An dieser Stelle kann ich nur empfehlen, sich selbst ein Bild von dem Buch zu machen, das bisher zahlreiche positive Kritiken erhalten hat.
Mein Geschmack war es leider nicht.

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Veröffentlicht am 18.12.2022

Kulturschock

Ein Alman feiert selten allein
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Elif, die Tochter einer türkischen Gastarbeiterfamilie ist, bekommt eine Einladung zur Weihnachtsfeier bei den Eltern ihres deutschen Freundes Jonas. Ihrer anfänglichen Freude und ehrlichen Begeisterung ...

Elif, die Tochter einer türkischen Gastarbeiterfamilie ist, bekommt eine Einladung zur Weihnachtsfeier bei den Eltern ihres deutschen Freundes Jonas. Ihrer anfänglichen Freude und ehrlichen Begeisterung folgt jedoch bald der Kulturschock.
Mit der eigens hierfür gegründeten WhatsApp-Gruppe stellt sich schnell heraus, dass Weihnachten bei Jonas Familie keinesfalls besinnlich und ruhig zu werden scheint, wie sie sich das in Gedanken zunächst ausgemalt hat, sondern dank der Planungswut ihrer zukünftigen Schwiegermutter, Ähnlichkeiten mit einem straff organisiertem Schlachtplan hat und durch die Anzahl der geladenen Familienmitglieder, eher einer Großveranstaltung anmutet.
Bereits genervt, bevor es tatsächlich losgeht, wird der Weihnachtsabend für Elif tatsächlich zum Spießrutenlauf und die Beziehung zu Jonas steht nach wenigen Stunden auf der Kippe.

Die Geschichte ist voller Klischees und kulturellen Vorurteilen, in der man immer wieder den Spiegel vorgehalten bekommt.
Gerade in Sachen “Alltagsrassimus” kann der ein oder andere durch dieses Buch noch einiges lernen.
Die Darstellung der deutschen Weihnachtstraditionen sind zwar nicht allgemeingültig und sehr überspitzt dargestellt, doch teilweise mit Wiedererkennungswert und aus einem anderen Blickwinkel heraus, möglicherweise auch etwas seltsam anmutend.

Insgesamt hat mich die Geschichte gut unterhalten, wenn auch nicht ganz meinem Humor entsprechend, aber das ist bekanntlich Geschmacksache!

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Veröffentlicht am 05.08.2022

Abgründe der Menschlichkeit

Krähenmädchen
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„Krähenmädchen“ von dem Autorenduo Erik Axl Sund, erschienen im Goldmann-Verlag, bildet der Auftakt der Victoria Bergman-Triologie.

In Schwedens Hauptstadt tauchen in kurzen Abständen Leichen von zu Tode ...

„Krähenmädchen“ von dem Autorenduo Erik Axl Sund, erschienen im Goldmann-Verlag, bildet der Auftakt der Victoria Bergman-Triologie.

In Schwedens Hauptstadt tauchen in kurzen Abständen Leichen von zu Tode misshandelten Jungen auf, deren Identitäten nicht festgestellt werden können, da es sich offensichtlich um Kinder handelt, die keiner vermisst.
Auf der Suche nach dem Täter kreuzen sich hierbei die Wege von Polizeikommissarin Jeanette Kihlberg und der Psychologin Sofia Zetterlund.
Es stellt sich die Frage:
„Wie viel Leid kann ein Mensch verkraften, eher er selbst zum Monster wird!“

Auf den 480 Seiten wird man zwangsläufig immer wieder mit den Abgründen der Menschlichkeit konfrontiert, in der Gewissheit, dass dies nicht einfach der Phantasie der zwei Autoren entspringt, sondern für viele Kinder bittere Realität ist oder war!
Die Geschichte thematisiert nicht nur Kindesmisshandlung und Kindesmissbrauch, sondern auch die vielschichtigen Auswirkungen, die dies auf die menschliche Psyche hat.

Bereits beim Lesen des ersten Kapitels wurde mir klar, dass dieses Buch nichts für schwache Nerven ist!
Auch wenn es nicht konkret angesprochen wird, lassen die Schilderungen sehr viel Interpretationsspielraum für das, was an Grausamkeiten vermutlich im Anschluss noch auf den Lesenden wartet.
Allein die Vorstellungen des Möglichen haben mich daran zweifeln lassen, ob ich dieses Buch wirklich weiterlesen möchte.
Während die Grundsubstanz mich stellenweise fassungslos gemacht und entsetzt hat, wirken die Nebenstränge der Handlung, wie bespielsweise die Eheprobleme der Hauptprotagonistin Jeanette Kihlberg mit dem brotlosen Künstler teilweise langatmig, zusammenhanglos und unnötig.
Das Buch ist durchzogen von ständigen Orts- und Zeitwechseln, die viel Aufmerksamkeit erfordern, um der Geschichte in der Gesamtheit folgen zu können.
Einen Spannungsaufbau kann man hierbei jedoch nicht erwarten und so plätschert die Story mehr oder weniger vor sich hin.
Der einzige Höhepunkt bildet der Cliffhänger am Ende.

Letztlich habe ich deutlich mehr von diesem Buch erwartet. Es konnte mich keineswegs so weit fesseln, dass ich im Anschluss nun unbedingt Teil 2 und 3 lesen möchte.

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Veröffentlicht am 28.07.2022

Thriller meets Raubkunstschmuggel

Das letzte Grab
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Das Leben der Frankfurter Anwältin Carla Winter wird vollkommen auf dem Kopf gestellt, als sie die Nachricht über den Tod ihres Ex-Mannes erhält. Es tauchen Hinweise auf, die ihn mit globalen Raubkunstschmuggel ...

Das Leben der Frankfurter Anwältin Carla Winter wird vollkommen auf dem Kopf gestellt, als sie die Nachricht über den Tod ihres Ex-Mannes erhält. Es tauchen Hinweise auf, die ihn mit globalen Raubkunstschmuggel in Verbindung bringen und dann findet sie auch noch in ihrer völlig verwüsteten Wohnung, ihren letzten Liebhaber tot im Kleiderschrank vor.
Während sie auf der Suche nach Antworten ist, bei der es auch um den Verbleib einer babylonischen Statue geht, verfolgt sie ein Killer auf Schritt und Tritt.

Die Geschichte ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite, ich mochte das Buch gar nicht aus der Hand legen.
Der Autor legt ein atemberaubendes Erzähltempo vor, das einerseits den Spannungsbogen durchweg hochhält, aber andererseits auch dazu führte, dass ich zeitweise die örtliche Orientierung verloren habe.
So tough, wie Hauptprotagonistin Carla Winter darstellt wird, sind auch ihre Übersprungshandlungen, denn wer provoziert schon absichtlich einen türkischen Polizeibeamten bis aufs Blut?!
Generell habe ich mit ihr nicht so richtig mitfiebern können, weil Carlas Gedankengänge für mich oftmals schlichtweg nicht nachvollziehbar waren.
Der Unterhaltung tut dies letztlich aber keinen Abbruch, da die Story selbst, viele Überraschungen und Wendungen bereit hält.
Die eher ungewöhnliche Thematik „Raubkunstschmuggel“ fand ich auch sehr interessant und anschaulich dargestellt.


Insgesamt hat mir die Geschichte gut gefallen, jedoch hätte die Story und darin vorkommenden Charaktere stellenweise ein wenig mehr Tiefe gebraucht, um ein wirklich rundes Lesebild abzugeben.

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