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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.08.2022

Vertreibung im Krieg, 12 Jahre und die Folgen auch für die Generation danach

Dein Schweigen, Vater
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Der zwölfjährige Paul ist dabei, beim Brünner Todesmarsch vom 12. Mai 1945. 27.000 deutschstämmige Einwohner dieser Stadt werden vertrieben und schließlich, ohne organisierte Verpflegung, über die Grenze ...

Der zwölfjährige Paul ist dabei, beim Brünner Todesmarsch vom 12. Mai 1945. 27.000 deutschstämmige Einwohner dieser Stadt werden vertrieben und schließlich, ohne organisierte Verpflegung, über die Grenze nach Österreich gebracht. In Wien wird der Junge von seiner Tante aufgenommen, aber die Erlebnisse während dieser sogenannten 'wilden Vertreibung', sie graben sich tief ein bei dem Kind und machen ihn zu einem wortkargen, diese traumatischen Ereignisse auch selbst verdrängenen Mann. Und natürlich lässt er seine Familie mit den Kindern Uli und Marie außen vor. Sie, die Nachkriegsgeneration, sie leben ihr Leben und kommen mit vielem nicht zurecht. Erst nach dem Tod des Vaters können sie sich dazu durchringen, der Vergangenheit nachzugehen, seine Traumata für sie selbst erfahrbar zu machen und so zu versuchen, den Einfluss, den dies auch auf sie genommen hat, so aufzuarbeiten, dass sie sich davon befreien können, dass diese unbewusste 'Last' wenigstens zu einem Teil von ihren Schultern genommen wird.
Dieses Buch, es erzählt uns von Paul und von seinen Kindern, fiktiv gewählten Personen, die stellvertretend erleben, fühlen, leiden, kämpfen und ergründen, für Menschen, die es wirklich gab. Paul steht für den Vater der Autorin Susanne Benda und sie selbst, sie kommt wohl der Tochter Marie ziemlich nah. Und so ist dies eigentlich die sehr persönliche Geschichte der Autorin, die hier das Erleben ihrer eingen Familie, beginnend 1945 bis in unser Heute hinein, erzählt und sicherlich so auch die eigene Aufarbeitung noch einmal ein Stück mehr abschließt. Und natürlich merkt man dem Buch das Persönliche an, das Leiden, die starken Emotionen, die Intensität der Geschichte. Hier ist jemand sehr nah dran und die Leser auch. Es berührt einen sehr und die Thematik so angetragen zu bekommen, da bleibt etwas hängen, für immer.

Veröffentlicht am 03.08.2022

Sommerferien, richtig heftig

Welche Farbe hat mein Tag
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Paula hat Sommerferien und das ist natürlich schön. Eigentlich möchte sie jetzt nur Dinge tun, die ihr Spaß machen, aber da ist ja noch die Sache mit Mathe. Paula kommt in der Schule einfach nicht damit ...

Paula hat Sommerferien und das ist natürlich schön. Eigentlich möchte sie jetzt nur Dinge tun, die ihr Spaß machen, aber da ist ja noch die Sache mit Mathe. Paula kommt in der Schule einfach nicht damit zurecht und so meint vor allem ihre Mutter Gabi, dass sie unbedingt Nachhilfe darin bräuchte und die würde ihr netterweise ihre Tante Viola, Papas Schwester, geben. Paula will das eigentlich so gar nicht, aber es hilft nichts. Und dann kommt es ganz dicke. Viola ist kein sehr netter Mensch und sie und Paula geraten aneinander. Als dann die Vorratskammer der Tante brennt, wird Paula verdächtigt, das getan zu haben. Ufo, ein entflogender Wellensittich, der bei Paula ein neues Zuhause gefunden hat, wird beinahe umgebracht und die Nachbarn, die selbst immer recht laut in ihrem Garten werkeln, beschweren sich über den Lärm, den Paula und ihre Familie verursachen würden. Gerade die Verdächtigung mit der Vorratskammer ist natürlich ein Hammer und irgendwie schaukelt sich das alles so auf, das Paula immer mehr angefeindet wird. Erst versucht sie noch, sich dagegen zu wehren, aber dann wird sie immer mutloser und das Gerede der anderen immer schlimmer. Aber keine Angst, Paula hat ja ihre Familie mit ihren ganz tollen Eltern, die natürlich zu ihr halten und dann gibt es da noch ein paar andere nette Menschen, ganz vorneweg ihre Freundin Fanni, die immer sagt, was sie denkt.
Diese Geschichte, sie spricht einen sehr an. Was Paula widerfährt, man fühlt richtig mit und ist empört über die Ungerechtigkeiten, die ihr da geschehen. Aber man freut sich auch, hier diese ganz normale Familie zu erleben, nicht überkandidelt, nicht 'Friede, Freude, Eierkuchen' um jeden Preis, sondern einfach ganz normal, mit viel Herzenswärme und Zusammenhalt.
Ein Lesevergnügen mit Spannung und viel Gefühl. Man muss diese Geschichte einfach mögen.

Veröffentlicht am 30.07.2022

1936, ein tröstender Kleinkosmos, Olympiade als Multikulti getarnt und das Dahinter

Drei Tage im August
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Berlin, August 1936, für die olymischen Spiele glänzt die Stadt in all ihrer Pracht und die Ziele der Naziherrschaft werden kurzzeitig 'ausgesetzt'. Internationales Flair und multikulturelles Leben werden ...

Berlin, August 1936, für die olymischen Spiele glänzt die Stadt in all ihrer Pracht und die Ziele der Naziherrschaft werden kurzzeitig 'ausgesetzt'. Internationales Flair und multikulturelles Leben werden der Welt präsentiert, doch dahinter steht die perfide Maschinerie mit ihren Vernichtungsbestrebungen nicht still.
'Unter den Linden', der Adresse der Chocolaterie Sawade, hier versucht die fast 40-jährige Elfie, selbst von jeher mit der Schwermut kämpfend, ihren Teil dazu beizutragen, dem Leben der Menschen, trotz der harten Repressalien durch das NS-Regim,e glückliche Momente zu schenken, mit ihren Pralinen. Zu ihrem bunten Mikrokosmos gehören der jüdische Buchhändler Marcus, der Nachtclub-Besitzer El Hamady, Madame Conte, eine alte Dame, die noch die Kaiserzeit um 1880 miterlebt hat, ihr treues Dienstmädchen Mine, das Blumenmädchen, der Drehorgelmann und noch einige mehr. Es sind drei Tage, in denen wir als Leser sie begleiten durch diese unwirtliche Zeit. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, seine Probleme, seine Ängste vor der näher kommenden Gefahr. Und in dieser Zeit geschehen Dinge und werden Entscheidungen getroffen, die für jeden von ihnen Veränderungen bringen.
Es ist gerade bei diesem Thema nicht leicht, das gewählte persönliche Element mit der Schwere des übermächtigen politischen Regims und seinen schon weit vorangeschrittenden Strukturen 'in Balance' zu halten, aber die Autorin hat es geschafft, ihre Geschichte zu einem wirklich schönen Leseerlebnis zu machen, ohne dabei etwas auszublenden.
Die Welt besteht aus Menschen, zu jeder Zeit und ein paar davon haben hier ein wenig Raum bekommen. Ein Buch, etwas anders und sehr gelungen.

Veröffentlicht am 29.07.2022

Eine junge Frau blüht auf und wird zum Segen eines ganzen Klosters

Matrix
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Marie, ein unehelicher Adelssproß im Gefolge von Eleonore von Aquitanien, wird von dieser verabschiedet, weggeschickt in ein weitentferntes heruntergekommenes Kloster, mit dem vorgeschobenen Auftrag, dass ...

Marie, ein unehelicher Adelssproß im Gefolge von Eleonore von Aquitanien, wird von dieser verabschiedet, weggeschickt in ein weitentferntes heruntergekommenes Kloster, mit dem vorgeschobenen Auftrag, dass man sie dort brauche. Am Hofe ist das junge Mädchen mit seiner grobschlächtigen Erscheinung und seinem wenig liebreizenden Wesen nicht mehr erwünscht und so macht sich Marie, bitter im Herzen, auf den Weg zu ihrem neuen Bestimmungsort. Und eigentlich stimmt es ja, das Kloster ist heruntergekommen, die Lebensumstände der Nonnen desolat. Aber natürlich hätte niemand gedacht, dass Marie als neue Priorin es wirklich anpackt, die Dinge verändert, Strukturen aufbricht und neue schafft und sich nicht nur in den inneren Mauern durchsetzt, sondern ihre Kämpfe auch mit der übergeordneten Geistlichkeit austrägt und gewinnt. Sie schafft für ihre Mitschwestern ein Leben, das einer Art feministischer Emanzipation gleichkommt, gerade wenn man sich vor Augen hält, wir sprechen vom England in den Jahren ab 1158.
Das ist die Geschichte, doch was dieses Buch erst richtig zum Leuchten bringt, das ist der Schreibstil der Autorin Lauren Groff. Er ist anders, eigen und doch flüssig und leicht zu lesen und so lebendig und intensiv in seiner in indirekter Rede gehalten Form, dass einen ihr Werk vom ersten Augenblick an packt. Man jagt sozusagen mit Marie im fliegendem Galopp auf ihr neues Leben zu, dasdann tatsächlich auch eines wird, ausgefüllt und kämpferisch, mit einem innerlich loderndem Feuer versehen, für das Recht auf weibliche Selbstbestimmtheit und ein gutes Leben.
Und auch mich hat dieses Buch fast schon ein wenig zum Glühen gebracht, einfach weil es dieses Buch ist und ich bin begeistert.

Veröffentlicht am 27.07.2022

Eine Freundschaft und die reale Magie des Waldes

Waldmädchensommer
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Alva und ihre Familie sind gerade umgezogen. Ihre Geschwister haben, obwohl gerade Sommerferien sind, keine Probleme, neue Freunde zu finden, aber Alva ist da anders. Sie sitzt in ihrem Zimmer und fühlt ...

Alva und ihre Familie sind gerade umgezogen. Ihre Geschwister haben, obwohl gerade Sommerferien sind, keine Probleme, neue Freunde zu finden, aber Alva ist da anders. Sie sitzt in ihrem Zimmer und fühlt sich einsam. Und so beschließt sie, den nahen Wald zu erkunden und begegnet dort Toni. Die beiden Mädchen streifen gemeinsam durch den Wald und Antonia, so Tonis richtiger Name, lässt Alva Anteil nehmen an der herrlichen Natur, an der Pflanzenwelt und auch an der Magie, die diesem Ort offenbart. Jeden Tag treffen sie sich hier und lassen ihrer Fantasie freien Lauf. Sie verwandeln sich selbst in magische Wesen und kreieren Spiele, in denen sie eine tiefe Verbindung zur Natur erleben. Das alles ist wunderschön erzählt und gibt einem als Leser die Möglichkeit, miteinzutauchen in diese magische Welt, die aber trotzdem nicht abgleitet und in der Realität verankert bleibt. Und die Realität, Tonis tatsächliche Lebensrealität, irgendwann durchdringt sie dieses schöne gemeinsame kindliche Erleben der beiden Mädchen. Das dauert und Alva steht der Entwicklung in ihren Spielen, in Tonis Verhalten erst einmal sehr verunsichert und überfordert gegenüber, aber irgendwann stellt sich dann heraus, das diese Geschichte auf ein sehr ernstes Thema zusteuert, häusliche Gewalt, wobei die Einbindung in die wirklich schöne auch zum Wohlfühlen gedachte Geschichte sehr gut gelungen ist und deshalb auch genau richtig für die angedachte Zielgruppe funktioniert.
Und so hat 'Waldmädchensommer' mit seiner absolut bewusst gewählten positiven Gefühlswelt absolut Bestand und ist sehr zu empfehlen