Profilbild von Durga108

Durga108

Lesejury Star
offline

Durga108 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Durga108 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.06.2017

Starker Inhalt, schwache Sprache

Hobos-Trail
0

Ich habe dieses Buch in einer Leserunde gelesen und der Austausch mit dem Autor Marlin half mir, das Buch besser zu verstehen. Marlin wird übrigens nie mit Nachnamen genannt. Sein interessanter Lebenslauf ...

Ich habe dieses Buch in einer Leserunde gelesen und der Austausch mit dem Autor Marlin half mir, das Buch besser zu verstehen. Marlin wird übrigens nie mit Nachnamen genannt. Sein interessanter Lebenslauf ist im Klappentext erwähnt.

Schon lange interessiert mich die Hobo-Bewegung Nordamerikas, die berühmte Vertreter wie Jack London und Woody Guthrie hervorbrachte. Ein Hobo ist ein Wanderarbeiter, der auf der Suche nach Arbeit quer durch das Land reist. Das Transportmittel der Wahl sind Züge oder besser gesagt, offene Güterzugwaggons, Boxcars genannt, manchmal auch Zugdächer. Selbstverständlich war dies den Bahnbediensteten ein Dorn im Auge und sie machten Jagd auf die blinden Passagiere.

Hobos Trail springt direkt ins Jahr 1870 in eine Zeit, in der viele Hobos unterwegs sind. Es ist die Zeit der sog. Reconstruction nach dem Sezessionskrieg, in der die Südstaaten wieder in die Union eingegliedert werden, der Ku-Klux-Klan die befreiten Sklaven jagt und die Indianerkriege ausbrechen. In dieser Zeit der Umbrüche und Krisen bricht auch Bill nach einem Streit mit seinem Vater auf und schließt sich drei jungen Hobos an - Jack, Joe und Tom. Nach einem Zwischenfall, bei dem ein Bahnbediensteter zu Tode kommt, trennen sich die Wege der jungen Männer. Bill reist mit Tom weiter und Jack, der indianische Wurzeln hat, macht sich mit Joe zusammen auf. Marlin hat die Handlung so geschickt in zwei Stränge geteilt und bringt mehr Spannung hinein. Bill und Tom werden des Mordes verdächtigt und per Steckbrief gesucht. Jack und Joe lernen ihre zukünftigen Frauen kennen und schließen sich einem Sioux-Stamm an. Sie treffen auf Menschen, die ihnen sehr wohlgesonnen, aber auch solche, denen sie ein Dorn im Auge sind. Marlin streut geschickt alle Themen der Zeit in die Handlung, sei es der Ku-Klux-Klan, Greueltaten, die gegenüber den Indianern verübt, die entweder niedergemetzelt oder unter menschenunwürdigen Bedingungen in Reservate gesteckt werden. Letztendlich finden Jack und Joe ihren vermeintlichen Frieden als Mitglieder eines Stamm der Sioux in einem abgelegenen Tal. Bill trifft in Utah auf die Mormomen, deren Lebensstil ihn sehr beeindruckt. Hier schließt sich der Kreis zu Marlins Biografie, dessen Religionszugehörigkeit ungewöhnlicherweise im Klappentext gedruckt steht, "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage". Selbstverständlich habe ich wieder im Internet recherchiert, wie so oft bei dieser Lektüre, und lerne, dass es sich dabei um die Religionsgruppe der Mormonen handelt. Das erste Mal werden die Mormonen bereits im 4. Kapitel kurz erwähnt und genau bei dieser Religionsgruppe landet auch Bill und "empfand gute Gefühle für sie". Musste das so sein, hätte er nicht weiterhin in den Wäldern als Trapper leben können?

Ich habe durch die Lektüre wirklich viel amerikanische Geschichte gelernt und deren Zusammenhänge verstanden, allerdings hat mir die Sprache enorme Schwierigkeiten bereitet. Auf Rechtschreibfehler und den Nichtgebrauch des ß möchte ich nicht weiter eingehen, genauso wenig auf Schweizer Begriffe wie z.B. innert für innerhalb, binnert für binnen, Conducteur für Schaffner usw. Was ich aber nicht tolerieren kann, sind wild eingestreute englische Wörter für die es zum einem kein Glossar gibt, zum anderen Dialoge lächerlich wirken lassen. Die Protagonisten sprechen nämlich so: "Mit der Union Pacific Railroad, die hat dort eine new Train Station seit 1867... bei der New Town Cheyenne." Oder "Das sind good news,...", "... Sonst jagt uns die Trainpolice!". Ich kann verstehen, dass der Autor dadurch das Sprachgewirr der ersten Siedler deutlich machen will. M.E. ist dieser Versuch kläglich gescheitert und macht mir das Lesen einfach nur schwer. Noch weniger kann ich jedoch tolerieren, dass das Wort "Neger" eingesetzt wird und zwar nicht weil in dieser Passage in der Sprache von 1870 gesprochen wird, sondern weil ich Marlin schlichtweg Unwissenheit unterstelle. Es muss nicht mehr diskutiert werden, dass es sich bei diesem Begriff in der heutigen Zeit zweifelsfrei um eine Beleidigung handelt.

Aufgrund der sprachlichen Mängel gibt es nur drei Sternchen und nicht vier, die inhaltlich absolut berechtigt wären.

Veröffentlicht am 28.04.2017

Ölkrise mit Happy End

Ausgebrannt
0

Markus Westermann will in Amerika das große Glück finden. Er wird von seiner Firma in die USA gesandt, legt sich dort mächtig ins Zeug und lernt zufällig den schrulligen Österreicher Karl Walter Block ...

Markus Westermann will in Amerika das große Glück finden. Er wird von seiner Firma in die USA gesandt, legt sich dort mächtig ins Zeug und lernt zufällig den schrulligen Österreicher Karl Walter Block kennen. Dieser gibt vor, eine Methode entwickelt zu haben, mit der er Öl finden kann und zwar so viel, dass es für die nächsten tausend Jahre reicht. Die beiden gründen eine Firma. Parallel dazu fliegt ein saudi-arabischer Ölhafen in die Luft und stürzt die Welt in eine Ölkrise. Nicht nur den Arabern sind Westermann und Block ein Dorn im Auge. Es kommt zu div. Katastrophen, Markus Westermann kommt nach einem schweren Autounfall in den USA in einem deutschen Krankenhaus zu sich, er flieht, geht zurück in die USA, wo mittlerweile bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen, und lebt einen Winter lang in einer Kommune.

Andreas Eschbach hat eine kleine Schwierigkeit eingebaut, in dem er nicht nur Markus Geschichte erzählt, sondern auch die seines Bruders Frieder und deren Schwester Dorothea sowie die des saudischen Prinzen Abu Jabr. Der Autor beschreibt jedoch nicht nur die Charaktere, sondern auch welchen Einfluss die Ölkrise auf sie und die Gesellschaft hat. Hinzu kommt, dass Andreas Eschbach immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herspringt. In den Sprüngen sehe ich eher eine Bereicherung und es fiel mir trotzdem leicht, den Handlungssträngen zu folgen.

Was mich jedoch stört, und deshalb gibt es auch nur drei Punkte, ist die Liebesbeziehung zwischen Markus Westermann und der koksenden Milliardärstochter mit chinesischen Wurzeln, Amy-Lee Wang. Eschbach bedient sich dabei aller Klischees und zusätzlich gibt es noch ein kitschiges Happy End à la Hollywood.

Zum Schluß will ich jedoch lobend Ulrich Noethen als Sprecher erwähnen. Er gibt allen Charakteren einen individuellen stimmlichen Touch, sogar mit schwäbischem Dialekt, ohne lächerlich zu wirken. Es macht richtig Freude, ihm zuzuhören. Deshalb trotz Kitsch - hörenswert!

Veröffentlicht am 26.04.2017

No Future

Furtum Memoria
0

Als erstes will ich feststellen, dass ich keine ausgesprochene SciFi-Leserin bin. Mich sprach jedoch die Geschichte sehr an. Menschen, auf der Erde von Katastrophen bedroht, fliegen zum Mars, um ein besseres ...

Als erstes will ich feststellen, dass ich keine ausgesprochene SciFi-Leserin bin. Mich sprach jedoch die Geschichte sehr an. Menschen, auf der Erde von Katastrophen bedroht, fliegen zum Mars, um ein besseres Leben zu finden. Die einen leben in der sog. Biosphäre, die anderen außerhalb, gesetzlos und sich selbst überlassen. Gut war, dass ich mich an einer Leserunde beteiligen konnte, an der auch Dörthe Haltern, die Autorin, teilnahm. Das hat mir sehr viel gebracht, ich habe einiges besser verstanden und ließ mich von anderen LeserInnen inspirieren.

Der Anfang ist schwer, man wird fast in die Geschichte hineingeworfen. Damit kam ich nicht zurecht, es ist sehr abrupt und die unterschiedlichen Charaktere mit all ihren Namen, die sehr detailliert gezeichnet sind, überfordeten mich. Sobald die Handlungsstränge zusammenlaufen, wird es spannender und überschaubarer und ich fand den roten Faden. Flüssig ging es weiter, zumal ich Halterns Stil sehr mag. Trotzdem konnte das Buch die Spannung nicht halten, es wird langatmig, zu technisch und der Schluss ist zu gewollt.

Ich würde das Buch dennoch dem geneigten Science fiction-Leser empfehlen. Ich werde mich in Zukunft allerdings wieder der guten alten Belletristik zuwenden.

Veröffentlicht am 22.06.2018

Bahnhof...

Dunkelsprung
0

Zum Inhalt: "Julius Birdwell, Goldschmiedemeister, Flohdompteur und unfreiwilliger Einbruchkünstler wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich eine ruhige, unbescholtene Existenz führen zu können. Doch ...

Zum Inhalt: "Julius Birdwell, Goldschmiedemeister, Flohdompteur und unfreiwilliger Einbruchkünstler wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich eine ruhige, unbescholtene Existenz führen zu können. Doch als seine Flohartisten einem plötzlichen Nachtfrost zum Opfer fallen und die geheimnisvolle Elizabeth Thorn in sein Leben tritt, überstürzen sich die Ereignisse. Ein Magier wird ohnmächtig, eine alte Dame macht sich in einem gestohlenen Lastwagen davon, ein Detektiv mit Konzentrationsstörungen findet zu einem ungewöhnlichen Haustier. Und plötzlich steht Julius vor einer Reihe ungelöster Fragen: Wie befreit man eine Meerjungfrau? Wie viele Flöhe passen auf eine Nadelspitze? Und warum ist das Leben trotz allem kein Märchen? Julius bleibt nichts anderes übrig, als sich weit über den Tellerrand seiner Welt hinauszulehnen und den Sprung ins Unbekannte zu wagen. Ein phantastisches Abenteuer beginnt..."

Weder Andrea Sawatzkis brillante Stimme, noch die schöne Aufmachung des Hörbuchs, konnten mich nicht dazu ermutigen, die Geschichte zu Ende zu hören. Nachdem ich ca. acht Stunden mehr schlecht als recht der Lesung von "Dunkelsprung" folgte, habe ich abgebrochen. Wie der Untertitel bereits verspricht, handelt es sich nicht um ein Märchen und leider auch nicht um eine phantasievolle Geschichte. Die Handlung fährt jede Menge Personal auf, noch mehr Getier, von einem Albinofloh bis zu einem Leguanwesen, springt nicht nur ins Dunkle, sondern v.a. hin und her in Zeit und Raum. Für mich bleibt das Ganze bizarr und chaotisch, verbindet und erschließt sich mir nicht. Dabei habe ich "Glennkill", ebenfalls von Leonie Swann, so gerne gelesen. "Garou" zeigt m.E. auch schon Schwächen.

Mich konnte das Hörbuch nicht in seinen Bann ziehen.

Veröffentlicht am 21.06.2017

Zeitverschwendung

Kommissar Pascha
0

Sagte ich schon, dass ich Hörbücher, v.a. Regionalkrimis liebe?

Die ersten zwei CDs von Kommissar Pascha finde ich ganz nett, zu Nummer 3 und 4 habe ich mich gezwungen und die 5. habe ich nach den ersten ...

Sagte ich schon, dass ich Hörbücher, v.a. Regionalkrimis liebe?

Die ersten zwei CDs von Kommissar Pascha finde ich ganz nett, zu Nummer 3 und 4 habe ich mich gezwungen und die 5. habe ich nach den ersten Minuten ausgeschaltet.

Was genau ist denn so schlimm: Ein guter Sprecher ist die halbe Miete und nicht zu unterschätzen. Manches Buch ist nicht so überragend, wird aber als Hörbuch mit einer guter Stimme zu einem Hörgenuß. Bestes Beispiel ist die Eberhofer-Reihe von Rita Falk, genial gelesen von Christian Tramitz. Manche Autoren können auch gut lesen. Bestes Beispiel hierfür ist das Autorenduo Kobr-Klüpfel und ihr Kluftinger. Nicht so bei Kommissar Pascha. Su Turhan liest leider selbst und sollte es besser sein lassen. Einfach runterlesen reicht nun mal nicht, es gibt sowas wie Intonation, Rhythmus und Aussprache.

Erschwerend kommt die Story hinzu: Eine verstümmelte Leiche wird in einem türkischen Puff gefunden und es kommen noch mehr Tote hinzu. Kommissar Demirbilek fängt also mit seinem Team an absolut dilettantisch zu ermitteln. Außerdem stellt eine türkische Industriellentochter eine nicht unwesentlich Rolle dar. Wenn sie dabei nur nicht zweimal ihr Jungfernhäutchen hätte nähen lassen und nachts halbnackt in Discotheken tanzen würde. Ihr Vater traut dieser selbstbewussten Frau nicht mal zu, seine Firma nach seinem Ableben zu leiten. Dafür muss ein echter türkischer Schwiegersohn aus Istanbul her. Die Charaktere sind stereotyp, die Handlung nicht plausibel, die Beschreibungen viel zu blumig und dazu wird man noch mit div. türkischen Namen erschlagen.

Ein deutsch-türkischer Krimi geht doch bestimmt besser, spannender, witziger und anspruchsvoller. Achja, und viele gute Sprecher gibt es auch.

Fairerweise muss ich sagen, dass ich weder die Bücher der Kommissar Pascha-Reihe, noch den ARD-Krimi "Kommissar Pascha" kenne. Es kann gut sein, dass die Bücher oder der Film lesens- bzw. sehenswerter sind als das Hörbuch. Das kann ich leider nicht empfehlen und verweise auf bessere Hörbücher von Regionalkrimis.