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Veröffentlicht am 05.12.2022

Sehr unterhaltsam, aber auch genauso repetitiv

The Secret Book Club – Kein Weihnachten ohne Liebesroman
1

Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Bei dieser Reihe ...

Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Bei dieser Reihe mag ich es sehr gerne, dass sich die Cover alle nur in der Farbe und in dem im Titel hervorgehobenen Wort unterscheiden. Man hat bei Romance ja ohnehin meistens nur die Möglichkeit, echte Personen aufs Cover zu legen oder nichtssagende Pastellfarben zu wählen. Der Kyss-Verlag hat sich hier (zum Glück) für Letzteres entschieden, wobei die Cover durch diesen abgerissenen Papierstreifen, hinter dem sich immer ein Wort des Titels verbirgt, nicht nur einen großen Wiedererkennungswert bekommen, sondern auch einen Bezug zum Secret Book Club bekommen. Es ist zwar gerade bei den farblich sehr ähnlichen Büchern (insbesondere Band 2 und 3, die grün bzw. blau sind) sehr schwierig, die einzelnen Bände auseinanderzuhalten, aber entsprechend gut passen sie natürlich auch zusammen.
Bei diesem Band haben wir aber das kleine besondere Detail, dass unter dem abgerissenen Papierstreifen mehrere kleine stilisierte Schneeflocken abgebildet sind, die thematisch natürlich zum Winter und zu Weihnachten passen, ebenso wie die Farbwahl.
Darüber hinaus wirkt das Buch durch das mattglänzende Cover und den haptisch hervorgehobenen Titel sehr hochwertig verarbeitet.


Meine Meinung:
Band 1-3 habe ich mit sehr großer Freude gelesen bzw. gehört, wobei mir besonders der zweite und dritte Teil viel Spaß bereitet haben. Der vierte war nicht so ganz mein Fall, weshalb ich zu Beginn von diesem Buch durchaus ein wenig die Befürchtung hatte, dass ich in Bezug auf diese Reihe möglicherweise etwas übersättigt bin. Wenn es sich rückblickend auch als wahr herausgestellt hat, dass die Geschichte des Buchclubs nun vielleicht auserzählt ist, hatte ich mit Colton und Gretchen aber doch wieder mehr Spaß als mit Vlad und Elena, zumindest in der ersten Hälfte des Buches.


Vor allem Colton trägt einen großen Teil dazu bei.
Wer meine Beiträge schon ein wenig länger verfolgt, weiß, dass ich eine Schwäche für freche, großspurige Sunnyboys mit viel Liebe in ihrem großen Herzen haben, und genau so eine Figur ist Countrystar Colton Wheeler. Dabei ist es der Autorin hier besonders gut gelungen, die Figur Colton, die wir bereits in den vier Vorgängerbänden kennengelernt haben, beizubehalten und sogar ein klein wenig weiterzuentwickeln, was sie (vor allem bei Vlad) nicht immer geschafft hat.

Aber auch wenn er hier meine Lieblingsfigur war, bin ich insgesamt ein klitzekleines bisschen enttäuscht davon, was letztlich aus ihm geworden ist. Man lernt ihn als Playboy kennen, der aber augenscheinlich viel mehr im Herzen hat, als es nach außen zunächst den Anschein macht.
Man merkt, dass der Playboy also nur eine Fassade ist, um sich selbst zu schützen. Wovor er sich schützen möchte und was dazu geführt hat, dass er eine Mauer um sich herum errichtet hat, erfährt man allerdings nicht so richtig. Zwar wird durchaus erwähnt, dass seine Familie es in der Vergangenheit schwer hatte, aber wirklich darauf eingegangen wird nicht, geschweige denn, dass dies tatsächlich in seinen Charakter eingebaut wird und zu seiner Entwicklung beiträgt.
Während Colton also durchaus sehr gut unterhalten kann und einem schnell ans Herz wächst, bleibt er objektiv betrachtet doch eine eher oberflächliche Figur, deren Potenzial nicht im Ansatz ausgeschöpft wurde. Das hat die Autorin mit ihren anderen Jungs teilweise besser hinbekommen, Dass sie es gerade bei Colton nicht geschafft hat, ihm einen soliden, vielschichtigen Charakter zu geben, ist angesichts dessen, dass er ein Liebling ist, durchaus sehr schade.


Mit dem zweiten Teil des Paars, Gretchen, hatte ich gerade in den letzten 200 Seiten des Buches aber noch mehr Probleme.
Während der ersten Hälfte war sie mir noch sehr sympathisch. Sie ist ein Workaholic, dem ihre Mandanten und deren Schicksal wichtiger sind als ihr eigenes Leben. Mit entsprechend viel Herzblut geht sie an ihre Arbeit heran, ohne (unabsichtlich) auf irgendjemandes Gefühle Rücksicht zu nehmen, und wirkt dadurch vielleicht engstirniger, strenger und unnahbarer als sie es sein könnte. Das mag dazu führen, dass sie für so manchen Leser vielleicht von vornherein zu kühl ist, als dass man sich in sie hineinversetzen könnte, ich fand hingegen, dass sie gerade diese Eigenschaft, nämlich dass ihr die Arbeit so wichtig ist, sehr nachvollziehbar und menschlich macht. Sie kommt aus einer sehr reichen Familie und fühlt sich deshalb schuldig gegenüber den Menschen, die nicht so viel Glück haben wie sie. Dass sie sich mit Eifer für diese Menschen einsetzt und dabei ihr eigenes Glück hintanstellt, ist logisch für sie und lässt sie in meinen Augen stark wirken.

Leider bleibt es während der gesamten ~410 Seiten bei diesem einzigen Charakterzug. Sie durchlebt unzählige Momente, von denen sie lernen und an denen sie über sich hinauswachsen könnte, aber sie bleibt 95% des Buches dieselbe eingefahrene Einwanderungsanwältin, die vor sich selbst davonläuft, die man im ersten Kapitel kennenlernt. Ihr Charakter bleibt die gesamte Handlung über viel zu starr und eindimensional, lediglich am Ende legt sie gefühlt eine 180°-Wende hin, auf die im Vorfeld auf keinster Weise hingearbeitet wurde und die so letztlich völlig unglaubwürdig wirkt.
Gretchens Charakter bekommt mit ihren Schuldgefühlen, ihrer Familie und ihrer Kindheit ein starkes Fundament, auf das die Autorin aber leider nicht aufbaut. Sie gibt Gretchen keine Gelegenheit, aus ihren Fehlern zu lernen, sich gegenüber ihren Gegenspielern zu behaupten oder das Trauma ihrer Kindheit zu verarbeiten.
In einem noch stärkeren Maße als Colton bleibt Gretchen also eine eindimensionale, blasse Figur, mit der man zum Schluss aufgrund ihrer mangelnden Entwicklung noch nicht einmal mehr sympathisieren kann.


Auch mit dem Stil der Autorin hatte ich zunehmend Schwierigkeiten. Zwar ist „The Secret Book Club“ vom ersten Band an keine besonders tiefgründige Geschichte gewesen, aber unterhalten konnte sie dennoch sehr.
Hier ist mir dann aber beim Lesen besonders stark aufgefallen, dass alle fünf Geschichten im Prinzip eigentlich genau gleich aufgebaut sind, bis hin zu Szenen die sogar 1:1 identisch sind. Nur um ein Beispiel zu nennen: In jedem der Bücher kommt es zu einem Punkt, an dem sich der männliche Protagonist praktisch bis zur Besinnungslosigkeit betrinkt, weil er alle Hoffnung verloren hat. Dann wird er von den anderen Jungs geweckt, die über dem Bett/ der Couch zusammenstehen und auf den Protagonisten herabschauen, ihn aufpeppeln und für die große Geste wecken, die dann letztlich zu einem Wendepunkt führt. Genau das passiert in jedem Buch der Reihe.
Zwar bin ich durchaus auch ein Fan von wiederkehrenden Motiven, Easter Eggs oder Anspielungen auf vorangegangene Bücher, aber dabei erwarte ich natürlich etwas Originalität. Hier hat man aber nicht nur das Gefühl, die Geschichte bereits vier Mal gelesen zu haben, es ist auch tatsächlich so. Die eben geschilderte Szene war nur ein Beispiel.
Auch bei dem Rest des Buches drängt sich einem der Eindruck auf, die Autorin hätte eine Blaupause der Handlung, in die sie dann jedes Mal nur neue Namen und einen etwas anderen Subplot einfügt – hier ist es die Sache mit dem Einwanderungsrecht, das aber auch nur allenfalls oberflächlich angeschnitten und nicht wirklich thematisiert wird, sowie Gretchens Konflikt mit ihrer Familie, der aber auch nicht besonders ausgereift oder originell, sondern wie aus einem amerikanischen Hallmark-Weihnachtsfilm übernommen wirkte (die auch alle gleich sind, daher kein Fan).

Entsprechend vorhersehbar ist dann der Plot. Nochmal: Ich erwarte nicht von jedem Buch, dass es besonders tiefgründig ist, gerade Liebesromane dürfen auch gerne mal oberflächlich sein oder nur aus Fluff/ Smut bestehen. Aber nichtsdestotrotz wünsche ich mir natürlich trotzdem etwas, das das Buch von anderen unterscheidet, und das fehlt hier; selbst innerhalb der Reihe gleicht sich der Inhalt so stark, dass man im Prinzip fünf Mal die gleiche Handlung liest.
Auch hier gibt es im Übrigen wieder die für den Fortlauf der Handlung absolut unnötigen Kommunikationsschwierigkeiten, von denen ich ohnehin kein Fan bin und die ich auch schon in allen Vorgängerbänden bemängelt habe. Ich hatte damit deshalb zwar auch hier schon gerechnet, aber nervig ist es natürlich trotzdem, wenn mit immer gleichen Problemen und immer gleichen Lösungen aufgewartet wird – vor allem bei einer Reihe: Wenn man ohnehin alle Figuren die gleiche Geschichte bekommen, kann man es auch bei einer belassen.


Der Aspekt, der die Reihe eigentlich gerade von anderen Romance-Büchern abhebt, nämlich der Buchclub, kommt hier meiner Meinung nach auch zu kurz. Die Treffen, Besprechungen und Tipps fanden schon immer eher am Rande statt, denn der Buchclub war natürlich in erster Linie als Comic Relief und dazu da, die Beziehung der Protagonisten voranzubringen.
Abgesehen von derselben Leier, die die Jungs, vor allem Malcolm und Mack bei jedem Zusammentreffen von sich geben, und die letztlich nur dazu führen, dass auch sie zu statischen Nebenfiguren ohne Charakter degradiert werden, hat der Buchclub hier aber tatsächlich kaum Bedeutung. Die Buchclub-Jungs sind mittlerweile keine eigenständigen Figuren mehr, sondern muten wie NPCs in Computerspielen an, die sich nur innerhalb ihrer Programmierung bewegen und immer nur denselben Dialog abspielen können, wenn man sie anspricht. Das ist natürlich gerade deshalb sehr schade, weil so ihre eigenen Geschichten an Bedeutung verlieren und auch der Buchclub nur noch ein bedeutungsloses Detail wird, das genauso gut weggelassen werden könnte.
Denn anders als insbesondere im ersten Band, als das Buchclub-Buch noch eine Bedeutung für die Handlung hatte und es Gavin tatsächlich geholfen hat, seine Frau besser zu verstehen, existiert das Buchclub-Buch in diesem Teil einfach nur, ohne jemals wirklich in die Handlung integriert zu werden. Zwar gibt es auch hier Parallelen zwischen dem Buch und dem Buch im Buch, aber ähnlich wie der Buchclub selbst ist es für den Plot eigentlich völlig irrelevant.


Nun will ich aber nicht nur meckern, ansonsten passt meine abschließende Bewertung objektiv ja überhaupt nicht zu dem Inhalt meiner Rezension. Aber vielleicht wisst ihr ja, wie das ist: Kritik lässt sich oftmals viel leichter und vor allem ausführlicher äußern wie Lob. :D
Denn das habe ich nämlich auf jeden Fall auch zu vergeben; die guten Aspekte überwiegen letztlich nämlich trotz meines vorangegangenen Rants, der einen völlig anderen Eindruck erweckt, erheblich!

Vor allem in der ersten Hälfte hat mir nämlich die Beziehung zwischen Colton und Gretchen trotz aller Oberflächlichkeit der Figuren mit Ausnahme von Mack und Liv aus der gesamten Reihe am besten gefallen!

„‚Ist es immer so, wenn dir eine Idee für einen Song kommt?‘
‚Nein.‘ Er schüttelte den Kopf. ‚Das heißt, es war lange nicht mehr so.‘ Er nahm sie bei den Schultern und gab ihr einen Kuss zum Niederknien auf die Lippen. ‚Ich glaube, du bist meine Muse.‘“ (S. 169/416)

Wer ein paar meiner Lieblingsbücher selbst kennt, wird feststellen, dass viele davon eines gemeinsam haben: enemies to lovers. Zwar sind Colton und Gretchen keine enemies to lovers, aber das, was ich an diesem Trope so liebe, nämlich die Schlagabtausche zwischen den Protagonisten, die mit den Händen praktisch greifbare (sexuelle) Spannung und die intensiven Gefühle haben auch Colton und Gretchen. Beide sind sehr clevere, schlagfertige Figuren mit großem Selbstbewusstsein, die zwar unterschiedlicher nicht sein könnten – das Grumpy (oder in dem Fall eher Grinch :D) x Sunshine-Trope setzt Adams hier äußerst mitreißend um! –, entsprechend unterhaltsam ist das Hin und Her hier also! Und auch an sexueller Spannung mangelt es den beiden nicht. 😉
Zwar hat es mir hintenraus nicht so gut gefallen, wie sich die Beziehung der beiden entwickelt (oder eben nicht, es passiert, wie gesagt, gegen Ende alles sehr plötzlich, ohne dass darauf hingearbeitet wird), aber der Anfang und der Mittelteil sind umso heißer; vor allem die eine spicy Szene hat mir sehr gut gefallen, hehe. ;)))


Fazit:
In der zweiten Hälfte vom fünften Band der „The Secret Book Club“-Reihe werden nicht nur die Schwächen der aktuellen Protagonisten, sondern auch die der gesamten Reihe besonders deutlich.
Sowohl Colton als auch Gretchen sind beides Figuren, die trotz ihres Potenzials leider sehr eindimensional und flach bleiben, wobei Colton aufgrund seiner Großspurigkeit und seines Charmes trotzdem noch in hohem Maße unterhalten kann.
Der große Knackpunkt der Reihe ist dabei aber, dass es sich im Prinzip fünfmal um die gleiche Geschichte mit teilweise identischen Szenen handelt, die sich, abgesehen von unterschiedlichen Namen und mal mehr, mal (wie hier) weniger intensiv behandelten Subplots in allen wesentlichen Punkten entsprechen. Auch die Rolle des Buchclubs und des Buches, das die Jungs gemeinsam besprechen, die ursprünglich ja gerade die Aspekte sind, die die Reihe von anderen Romance-Titeln unterscheidet, nimmt zunehmend ab und ist in diesem Band praktisch völlig irrelevant.
Nichtsdestotrotz konnte mich die Umsetzung des Grumpy/ Grinch x Sunshine-Tropes hier vor allem in der ersten Hälfte komplett überzeugen, die Schlagabtausche zwischen Colton und Gretchen sind absolut unterhaltsam und die (sexuelle) Spannung ist mit Händen greifbar.
Nicht mein liebster Teil der Reihe, aber doch mein zweitliebstes Pärchen (auf gleicher Stufe mit Noah und Alexis)! 😊
3,5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Süß, aber insgesamt zu überspitzt

Boyfriend Material
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Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich bin sehr froh, dass der Verlag ...

Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich bin sehr froh, dass der Verlag schließlich doch das Originalcover (mehr oder weniger) übernommen hat - finde die englischen Cover von RomComs sowieso immer viel niedlicher, und das hier passt halt auch einfach. Dass der deutsche Verlag sich für Pastellfarben statt für das britische Rot und Blau entschieden hat, stört mich gar nicht so sehr wie andere; es passt eben zum Verlag und ich mag Pastellfarben.

Meine Meinung:
Ich fand’s ganz süß für zwischendurch, vor allem in der Phase, in der für jeden außer den beiden Protagonisten offensichtlich ist, dass Luc und Oliver sich gerade ineinander verlieben - sowas liebe ich! 🥰
Allerdings gibt es da so einige Aspekte, die nicht so ganz meins waren: Zum einen der letzte große Konflikt vor dem Ende - der kam für mich etwas zu sehr aus dem Nichts und wirkte in meinen Augen so, als sei das jetzt nur passiert, damit kurz vor Schluss nochmal etwas Drama auftaucht. Das Verhalten der Figuren passte da nicht zu dem, was man bisher von ihnen kennengelernt hat; ich konnte es nicht nachvollziehen.
Zum anderen war es mir teilweise etwas zu albern. Alex zB, Lucs Kollege, wird auf schon übertrieben ironische Weise als dumm dargestellt, während ihre Chefin sehr „akademikerhaft“ auf ihr Fachgebiet fixiert ist und keinerlei soziale Kompetenzen hat, Oliver ist vor allem anfangs sehr steif und förmlich, der Charakter von vielen Nebenfiguren besteht nur aus einem Zug, sei es unfreundlich, arrogant oder einfach nur Comic Relief. All das lässt die Figuren sehr eindimensional wirken, und während ich dieses Übertriebene anfangs noch unterhaltsam fand, war es mir nach der x-ten Wiederholung davon, ohne dass irgendwer dabei an Substanz gewonnen hätte, dann doch irgendwann zu viel des Guten. Das kann zwar durchaus ein Stilmittel des Autors gewesen sein, aber für meinen Geschmack wird das auf >500 Seiten irgendwann zu eintönig und repetitiv.
Ob ich die Fortsetzungen lesen werde, überlege ich mir noch - die Geschichte von Luc und Oliver könnte mit diesem Buch nämlich genauso gut abgeschlossen sein (auf der anderen Seite will ich schon irgendwie wissen, wie Luc durch den Heiratsantrag stolpert, also mal gucken).

Fazit:
„Boyfriend Material“ punktet mit einer niedlichen Lovestory und einigen Lieblingstropes, vor allem natürlich fake relationship.
Vor allem die eindimensionalen Nebenfiguren und damit zusammenhängend das übertrieben Überspitzte, sowie auch das etwas unnötige Drama am Ende sorgen letztlich jedoch dafür, dass man nicht ganz so zufrieden aus der Geschichte geht, wie man hätte sein können. Einige Seiten weniger hätten dem Buch sicherlich nicht geschadet.
Kurz: Es ist zwischendurch durchaus wirklich süß, aber mehr braucht man hiervon auch nicht unbedingt (aber mal gucken 👀).
3,5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Süß, aber bleibt nicht lange im Gedächtnis

Tokyo ever after – Prinzessin auf Probe
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Vielen lieben Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich mag das schlichte, aber dennoch sehr ...

Vielen lieben Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich mag das schlichte, aber dennoch sehr auffällig Design des Covers sehr gerne! Man sieht das Profil eines Mädchens mit Krone, das offensichtlich Izumi darstellen soll, darum zwei Blumenranken mit goldenen Blüten und darüber der Titel in schlichter Schriftart. Der himmelblaue Hintergrund bildet einen starken Kontrast und sorgt dafür, dass das Buch ein echter Hingucker wird.
Der Titel „Tokyo ever after“, den der deutsche Verlag aus dem Original übernommen hat, ist eine Anspielung auf das Englische „Happily ever after“ und passt insofern gut, als dass Izumi praktisch das Märchen durchlebt, von dem viele kleine Mädchen träumen: Prinzessin zu werden – und das alles in Tokyo.


Meine Meinung:
Als ich das Buch im Programm des Verlags entdeckt habe, habe ich mich direkt auf eine zuckersüße und gleichzeitig humorvolle Cinderella-Story vor dem Setting Tokyos gefreut.
Ein bisschen habe ich auch bekommen, was ich mir erhofft hatte, wenn ich allerdings auch sagen muss, dass „Tokyo ever after“ meine Erwartungen nicht völlig erfüllen konnte.

Fangen wir jedoch mit damit an, was mich an diesem Buch überzeugen konnte, allen voran die Protagonistin Izumi.
Sie ist ein normales junges Mädchen, das kurz vor ihrem Schulabschluss steht, sich liebend gern mit ihren Freundinnen trifft, gerne mal Schulaufgaben liegen lässt, wenn sie keine Zeit dafür hat, und auch sonst eher das macht, worauf sie Lust hat. Sie lebt zusammen mit ihrer Mutter in Kalifornien, ihren Vater kennt sie nicht. Da sie ein sehr gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hat, was man als Leser auch sofort zu spüren bekommt, und was ich immer sehr schön finde, ist sie eigentlich glücklich. Als sie dann eines Tages durch Zufall einen Hinweis auf ihren Vater bekommt, über den ihre Mutter bisher nur wenige Worte verloren hat, beginnt sie zusammen mit ihrer besten Freundin dennoch ihre Nachforschungen und stößt ziemlich schnell auf den Kronprinzen Japans. Kurz darauf bekommt sie die Gelegenheit, nach Tokyo zu reisen und die andere Hälfte ihrer Familie kennenzulernen
Als Leser erlebt man mit, wie Izumi sich zwischen ihren Eltern und der amerikanischen Kultur, mit der sie aufgewachsen ist, und der japanischen Kultur, in der ihre Wurzeln liegen, hin- und hergerissen fühlt. Man kann sich gut in ihren inneren Konflikt hineinversetzen, und auch, wenn ich als Weiße vermutlich nicht nachempfinden kann, wie sich jemand wie Izumi fühlt, die theoretisch zwei Heimaten hat, in beiden jedoch nicht vollständig hineinpasst – in ihrem Zuhause fällt sie auf, weil sie anders aussieht, und in der Heimat, weil sie westliche Eigenheiten gewöhnt ist –, schafft es Emiko Jean, dass man sich gut in ihre Protagonistin hineinversetzen und sich ihre Situation vorstellen kann.
Bemerkenswert an Izumi fand ich außerdem, dass sie rebellisch ist, ihren eigenen Kopf hat und ehrgeizig die Ziele verfolgt, die sie für richtig hält, sich aber in den richtigen Situationen trotzdem zurückhalten und sehr erwachsen verhalten kann. Sie erfüllt nicht das typische YA-Protagonistinnen-Klischee, dass sie überall aneckt und von niemandem verstanden wird. Izumi hat zwar sehr mit den hohen Anforderungen, die Japan an seine junge Prinzessin stellt, zu kämpfen, aber sie gibt alles und versucht, das Beste aus der Situation zu machen.
Zusammen mit ihrem scharfen Verstand und trockenen Humor macht sie das zu einer tollen Hauptfigur, die man sehr gerne begleitet!

Auch die Nebenfiguren, insbesondere Izumis beste Freundin Noora, sind sympathisch ausgearbeitet und sorgen für den einen oder anderen Lacher. Zwar bekommen nicht alle Figuren die Tiefe, die ihnen vielleicht zusteht, aber den Anspruch stellt das Buch auch gar nicht, von daher hat es mich nicht so gestört.
Einzig Izumis Vater, von dem man ja doch eigentlich meint, dass er eine eher bedeutsame Rolle einnimmt, bleibt die ganze Handlung über sehr blass und unnahbar, was vor allem daran liegt, dass er kaum Auftritte hat. Natürlich hat er als Kronprinz viele Pflichten zu erfüllen, aber trotzdem hätte ich mir hier gewünscht, dass man ihn ein bisschen besser kennenlernt, sodass man vielleicht auch eine genauere Vorstellung davon erhält, wie er mit der ganzen Situation und der Information, dass er seit 17 Jahren eine Tochter hat, umgeht. Darauf geht die Autorin leider kaum ein, sodass das eher im Hintergrund bleibt.

Ähnliches gilt im Übrigen für die Lovestory mit Izumis Leibwächter Akio. Bereits früh merkt man, dass er ihr Love Interest sein und dass es zwischen beiden ordentlich knistern soll. Die Betonung liegt hier allerdings auf „soll“: Man erkennt, welche Rolle die Autorin ihm zugeordnet hat, aber so wirklich nachfühlen kann man es nicht. Natürlich gibt es immer mal wieder interessante Szenen und süße Dialoge zwischen beiden, aber wirklich nachfühlen konnte ich ihr Banter und die Spannung nicht – das typische aufregende Kribbeln, das enemies-to-lovers-Geschichten so mitreißend macht, lässt hier auf sich warten. Wie auch schon die Beziehung zwischen Izumi und ihrem Vater bleibt auch die zu Akio eher oberflächlich, die Autorin schöpft eben nicht das gesamte Potenzial der Geschichte aus.

Stattdessen verwendet sie sehr viel Energie darauf, zu beschreiben, wie Izumi mit den Pflichten als Prinzessin konfrontiert wird, wie sie japanisch lernt oder die richtige Etikette für Mahlzeiten beigebracht bekommt. Auch das ist für eine Cinderella-Story natürlich wesentlich: Eine Geschichte wie diese lebt hauptsächlich auch davon, wie ein bürgerliches Mädchen mit royalen Regeln umgeht, wie sie scheitet, von einem Skandal in den nächsten stolpert, bis sie dann irgendwann den Dreh raushat und zu einer Prinzessin des Volkes wird. All das erwartet man selbstverständlich, wenn man zu so einem Buch greift, und in dieser Hinsicht erfüllt die Autorin die Erwartungen. Allerdings hat sie für meinen Geschmack die Balance zwischen diesem Teil der Geschichte und den zwischenmenschlichen Beziehungen nicht gefunden. Man liest viel davon, wie sie von ihrer Zofe, der Presse, anderen Familienmitgliedern und allen anderen möglichen Leuten kritisiert wird, wogegen die beiden anderen Hauptplots von „Tokyo ever after“ – Izumis sich gerade erst entwickelnde Beziehung zu ihrem Vater und die Spannung mit ihrem Leibwächter – im Hintergrund laufen und Zeitweise sogar gänzlich außer Acht gelassen werden, nur damit dann bei der nächsten Gelegenheit manches schlicht festgestellt wird, um den nächsten Konflikt einzuleiten.
Das sorgt dafür, dass das Buch zum einen zwischendurch trotz seiner Kürze doch einige Längen aufweist, und zum anderen, dass es in sich nicht ganz rund wirkt. Das ist schade, denn dadurch verblassen die Stärken des Buches – der Humor, die Protagonistin – und man geht mit eher gemischten Gefühlen aus der Geschichte.


Fazit:
„Tokyo ever after“ ist eine süße Cinderella-Story für zwischendurch, die vor allem mit Humor und einer starken, frechen Protagonistin punkten kann. Wer allerdings eine kribbelige enemies-to-lovers-Romanze erwartet oder auf ein herzerwärmendes Vater-Tochter-Kennenlernen hofft, wird hier eher enttäuscht, denn diese beiden doch eigentlich wesentlichen Aspekte bleiben größtenteils im Hintergrund.
Nichtsdestotrotz kann ich das Buch jedem empfehlen, der eine ruhige Geschichte zum Abschalten mit dem modernen royalen Setting im japanischen Kaisertum und einer humorvollen Protagonistin sucht.
3,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 28.05.2022

Bleibt minimal hinter dem Auftakt zurück

Askeria: Hüter des Seelenfeuers
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Vielen lieben Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon bei „Die letzte Generation“ ...

Vielen lieben Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon bei „Die letzte Generation“ kann ich die Aufmachung hier wieder nur loben. Auf den ersten Blick scheinen 15,99 € (bzw. 2 € mehr, wenn man nicht direkt von der Autorin, sondern über einen Händler kauft) für ein Taschenbuch nicht wenig. Allerdings ist das Papier sehr dick, der Einband ist fest und auch innen kann die Buchgestaltung mit vielen schönen Details überzeugen. So finden sich wie im Auftakt statt Kapitelüberschriften kleine Bildchen, die jeweils für eine Figur stehen, und am Anfang des Buches kann man jeweils eine detaillierte Karte von Mitaeria und Malluma bewundern, die man über einen QR-Code mit dem Handy auch in Farbe abrufen kann.
In meiner Rezension zu Band 1 habe ich besonders gelobt, wie sehr die Autorin auf Details bedacht ist und an alles Mögliche gedacht hat, und genau das spiegelt sich auch in der Aufmachung wider.
Darüber hinaus ist auch das Cover wieder wunderschön. Wie auch schon bei dem Cover von „Die letzte Generation“ steht der Schmetterling im Fokus, der, wie wir jetzt wissen, für den Geheimbund Askeria steht. Auch hier findet man bei näherem Betrachten des Covers einige Zahnräder, allerdings stehen sie hier nicht im Fokus. Stattdessen wirkt der Schmetterling, als sei er aus einem flirrenden Energienetz, was dem Cover zum einen ein dynamisches, atmosphärisches Aussehen gibt, zum anderen auch einen sehr starken Bezug zum Inhalt hat, der einem jedoch erst hinterher wirklich bewusst wird. Das liebe ich!
Abgerundet wird das Cover nur noch von der dunkelblauen Grundfarbe, die mit ihren hellblauen Sprengseln an einen Nachthimmel erinnert, was ich nicht nur in ästhetischer Hinsicht wunderschön finde, sondern mich vor allem auch an die Farbstimmung von Malluma erinnert, und von dem lilafarbenen Feuer am unteren Bildrand, das offensichtlich für das Seelenfeuer, auf dem auch im Titel bezuggenommen wird, stehen soll.
Aufgrund dieser nahezu perfekten Aufmachung sind knapp 16 € also mehr als gerechtfertigt!


Meine Meinung:
Während ich hinsichtlich des Covers also eindeutig die Fortsetzung bevorzuge, hat mir inhaltlich doch der Auftakt ein wenig mehr gefallen, wobei das hauptsächlich am Mittelteil liegt.

Dadurch, dass „Hüter des Seelenfeuers“ genau an der Stelle einsetzt, wo „Die letzte Generation“ endet, ist man zunächst wieder sofort in der Handlung drin. Zugegebenermaßen hatte ich nichtsdestotrotz minimalste (!) Schwierigkeiten beim Einstieg, obwohl bei mir zwischen Band 1 und 2 nur ein knapper Monat lag. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ich noch größere Schwierigkeiten gehabt hätte, wenn ich Band 1 direkt zum Erscheinungstermin gelesen hätte und dann ein ganzes Jahr auf die Fortsetzung hätte warten müssen.
Das liegt aber ganz einfach daran, wie unfassbar komplex diese Reihe ist und wie viel bereits im Auftakt passiert ist. Da gerade diese inhaltliche Dichte, bei der man beim Lesen auch viel mitdenken muss, genau das ist, was „Askeria“ ausmacht, kann man daran jedoch, denke ich, nicht wirklich etwas ändern, und das muss man für mein Empfinden auch gar nicht. Natürlich wird die Reihe, wie ich das auch schon in meiner Rezension zum Auftakt mehrfach erwähnt hatte, dadurch definitiv nichts für High Fantasy-Einsteiger, und ein „Buch für zwischendurch“ ist „Askeria“ auch nichts. Das müsst ihr definitiv bedenken, wenn ihr überlegt, mit der Reihe zu starten!
Aber durch die oben bereits erwähnte Detailverliebtheit der Autorin hat man trotz anfänglicher Einstiegsschwierigkeiten den Anschluss sehr schnell wiedergefunden, da sie durch subtil eingestreute Hinweise auf die vergangene Handlung dem Leser bei der Erinnerung hilft.

Hat man diese (wirklich kleine!) Schwelle also überwunden, geht es direkt spannend weiter, was sich vor allem darin äußert, dass man fast schon übergangslos mit neuen Informationen versorgt wird. Man hat also gerade mal vielleicht 50 bis 100 Seiten gelesen und ist schon wieder voll am Miträtseln, denn gerade die Rückblenden aus Soutas und Lias Sicht geben neue Hinweise auf. Deshalb, und weil man dabei Mallluma endlich kennenlernt (dazu später noch mehr), haben mir diese Kapitel am besten gefallen!
Man saugt jede noch so kleine Information auf, sammelt sie, stellt eigene Theorien auf, rätselt darüber, wohin die Reise noch führen könnte und was andere Hinweise wohl bedeuten könnten, nur um dann am Ende erneut festzustellen, dass man gegen das Genie der Autorin sowieso keine Chance hat. Ich schaffe es ohne Erinnerungen und To-Do-Listen kaum, daran zu denken, meinen eigenen Kopf mitzunehmen, wenn ich das Haus verlasse, insofern bin ich jedes Mal sprachlos, wenn ich daran denke, wie ungeheuer komplex „Askeria“ ist. Ich wiederhole mich hier, aber das ist wirklich krass, Leute!
Im Übrigen ist das auch der Grund, weshalb ich mit jeweils gut einem Monat unverhältnismäßig lange für die beiden Bücher gebraucht habe. Es sind eben viele Informationen, die man aufnehmen und verarbeiten muss (oder will, in dem Fall, man will ja nichts verpassen! xD), was das Lesen anspruchsvoll macht und die volle Aufmerksamkeit erfordert. Noch einmal: Die Reihe ist daher nicht für jeden was, aber wer Spaß am Rätseln hat, kommt hier voll auf seine Kosten!


All dies schafft die Autorin quasi nebenbei, während sie den Weltenaufbau und das Magiesystem erklärt, die Entwicklung der Figuren voranbringt und zwischendurch auch mal für Spannung sorgt. Einzig im Mittelteil stagniert hier die Handlung etwas. Das mag aber auch gut nur mein subjektives Empfinden sein, ich kann mir nämlich sehr gut vorstellen, dass ich das hier allein aus dem Grund so wahrgenommen habe, weil mich Piaras kurzzeitige anstrengende Sturheit gegenüber Souta in Bezug auf ihre Beziehung mit Rigoras sehr genervt hat. Das wiederum liegt womöglich einzig daran, dass ich in diesem Punkt mit Souta voll einer Meinung bin und ihr Verhalten nicht nachvollziehen bzw. gutheißen kann – das war ja im Prinzip mein Hauptkritikpunkt an Band 1. Dass sich dieser Konflikt dann in diesem Band kurzfristig fortsetzen würde, war mir daher von vornherein klar, das war ja schon im Auftakt angelegt. Deshalb hat dieser Aspekt hier zwar letztlich dafür gesorgt, dass „Hüter des Seelenfeuers“ mich im Mittelteil nicht ganz catchen konnte, was wiederum der Grund für meinen Punktabzug am Ende ist, aber im Ganzen ändert das trotz allem nichts an der Genialität der Reihe.

Wenn überhaupt, dann spricht die Tatsache, dass mich der ganze Konflikt rund um Piara, Rigoras und Souta so stark mitnehmen konnte, für beachtliches Characterbuilding! Eine Figur muss es erstmal schaffen, dass ich vergesse, dass sie fiktiv ist, und beim Lesen anfange mit ihr zu argumentieren. :D


Sobald Piara und Souta sich ausgesprochen haben, war ich im Übrigen nicht mehr genervt und die Handlung hat sich auch nicht mehr gezogen (was weiterhin dafür spricht, dass ich nur aufgrund des Konfliktes so empfunden habe). Stattdessen kann man sich wie auch zu Beginn wieder über die vielen (versteckten und offenkundigen) Rätsel freuen, und vor allem das Worldbuilding bestaunen!
Wie oben bereits angeschnitten, lernt man hier endlich den anderen Kontinent Malluma kennen. Wie auch Mitaeria hat er einzigartige Bewohner, die aber ihre ganz eigenen Gepflogenheiten, Sitten und Gesellschaftsstrukturen haben und die man zusammen mit Souta kennenlernt. Dabei sind mir die vielen Gegensätze zwischen den beiden Kontinenten, die sich nicht nur darin äußern, dass es auf Mitaeria fast dauerhaft Tag ist, während Malluma nahezu durchgehend in der Dunkelheit liegt, beim Lesen besonders positiv aufgefallen. Auch hier findet sich die Detailverliebtheit der Autorin also wieder, was einem aber nur beim besonders aufmerksamen Lesen auffällt! Man kann den Weltenbau wieder nur in den höchsten Tönen loben.


„Hüter des Seelenfeuers“ endet zuletzt mit einem unerhört fiesen Cliffhanger, und ich bin überfroh, dass Band 3 bereits erhältlich ist und ich nicht ein ganzes Jahr darauf warten muss.


Fazit:
Dieser Band konnte mich nicht ganz so sehr von sich überzeugen wie sein Vorgänger, was hauptsächlich daran lag, dass Piara zwischendurch sehr anstrengend war und sich der Mittelteil etwas gezogen hat.
Aber das hat sich irgendwann wieder gelegt, und ab dann glänzt „Askeria“ wie gewohnt insbesondere mit hervorragendem Worldbuilding und einer Undurchsichtigkeit, die die Geschichte zwar sehr komplex macht, aber die vor allem dafür sorgt, dass man gar nicht anders kann, als eigene Theorien aufzustellen und mitzurätseln! Man entdeckt immer wieder Neues und ist stets überrascht davon, wie dicht verwoben alles ist und wie gut die Autorin ihr Werk durchdacht hat.
Das ist die größte Stärke der Reihe, die mit Leichtigkeit die Schwierigkeiten des Mittelteils überschattet, und zusammen mit dem Cliffhanger dafür sorgt, dass Band 3 auf der Wunschliste weit nach oben wandert.
3,5/5 Lesehasen, aber mit sehr starker Tendenz zu den 4 Punkten (man könnte also sagen 3,75/ 5 Lesehasen, wenn mein Bewertungssystem das zuließe).

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.02.2022

Eigentlich sogar besser als der Auftakt, aber das Ende enttäuscht

The Magpie Society - Aller bösen Dinge sind drei
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Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Die ...

Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Die Aufmachung der Dilogie finde ich absolut gelungen. Beide Cover harmonieren wunderbar miteinander dadurch, dass sie vom Grundaufbau her sehr ähnlich gestaltet sind: Auf beiden Covern sieht man im Vordergrund den Titel der Dilogie „The Magpie Society“, auf dem ersten Band in lila, auf dem zweiten in orange (nebenbei: finde es toll, dass hierfür die Kontrastfarbe gewählt wurde!), im Hintergrund Elstern und die Silhouette der Illumen Hall.
Die Cover unterscheiden sich jedoch in den Details entscheidend: Während auf dem des Auftakts nur eine Elster zu sehen ist, zeigt das dieses Buches zwei, was – kennt man den Inhalt – Sinn ergibt.
Die Untertitel finde ich im Original passender (Band 1: „One for sorrow“, Band 2: „Two for joy“), aber die deutschen passen ebenfalls.


Meine Meinung:
Mir hat ja bereits der Auftakt der Dilogie bis auf wenige Kleinigkeiten sehr gut gefallen, und eigentlich könnte ich sagen, dass ich diesen Band insgesamt sogar noch viel spannender fand. Das Ende sorgt jedoch leider dafür, dass mein Eindruck von der Reihe im Gesamten nicht mehr ganz so positiv ausfällt.


Aber fangen wir erstmal mit etwas Lob an:
In meiner Rezension zum Auftakt hatte ich kritisiert, dass ich die beiden Protagonistinnen Audrey und Ivy nicht voneinander hätte unterscheiden können, wenn am Kapitelanfang nicht jeweils der Name genannt worden wäre, da der Erzählton beider Figuren für mein Empfinden viel zu ähnlich war.
Hier ist in diesem Punkt eine deutliche Steigerung zu erkennen. Zwar habe ich die Perspektiven zwischendurch durchaus immer mal wieder verwechselt, allerdings fiel es mir trotz allem insgesamt leichter, die Kapitel von Audrey und Ivy auseinander zu halten. Der Ton der beiden unterscheidet sich zwar immer noch nicht allzu sehr voneinander, aber immerhin doch so sehr, dass ab und zu wesentlich leichter erkennbar war, aus wessen Sicht nun geschrieben wurde.


Auch mit den beiden Protagonistinnen an sich konnte ich dieses Mal viel besser warmwerden als noch im Auftakt, vor allem mein Verhältnis zu Audrey hat sich stark verbessert. Sowohl sie als auch Ivy verhalten sich in meinen Augen allerdings immer noch sehr kindlich, aber das kann ich ihnen nach wie vor nicht vorhalten, da sie eben noch Teenager sind und demnach ab und zu durchaus etwas impulsiv handeln dürfen – jüngeren Leser*innen dürfte dieser Punkt bestimmt nicht so stark auffallen wie mir. Das liegt wieder einfach daran, dass ich mit meinen 22 Jahren schon aus der Zielgruppe falle.
Trotzdem kann ich nicht verschweigen, dass ich an einer Stelle auch mal genervt von den beiden gewesen bin; das liegt aber, denke ich, weniger daran, dass die Figuren im Buch noch so jung sind, sondern schlicht an fehlender Kommunikation, wovon ich per se nicht so gerne lese.
Nichtsdestotrotz sind Ivy und Audrey auch in der Fortsetzung tolle Protagonistinnen, die man gerne begleitet und in die man sich gut hineinversetzen kann!

Die Nebenfiguren bleiben allerdings auch in diesem Band wieder eindimensional und blass, selbst diejenigen, die für die Handlung relativ wichtig sind. Das mag wieder an der Zielgruppe liegen, aber ich finde nicht, dass Figuren blass ausgestaltet sein müssen, nur weil das Buch an Jüngere gerichtet ist. Diese Blässe führt letztlich dazu, dass die Figuren durchschaubar bleiben und Vieles sich im Vorfeld erahnen lässt.


Trotz aller Vorhersehbarkeit gilt aber auch hier wieder: „The Magpie Society“ ist spannend, Band 2 sogar noch mehr als der Auftakt! Es gibt hier weniger ruhigere Zwischenmomente, der Fokus ist noch stärker auf den Ermittlungen, Ivy und Audrey müssen sich noch mehr Hürden und unvorhergesehenen Ereignissen stellen. Die Spannungsdichte ist in „Aller bösen Dinge sind drei“ enorm hoch. Hinzu kommt, dass man zwar Vieles vorher erahnen kann, aber das Rätsel um Lola und Clover bleibt stets das: ein Rätsel. Man stellt seine eigenen Theorien auf und verwirft sie wieder, sobald Audrey und Ivy etwas Neues herausfinden, stets stellt man sich die Frage: Wer hat Lola denn nun getötet?
Das ist und bleibt ein Mysterium, ebenso wie alles rund um die Magpie Society. Das haben die beiden Autorinnen wirklich geschickt aufgebaut und den Leser in ein Chaos verstrickt, aus dem er von alleine nicht mehr herausfindet.

Jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt. Dort hat sich bei mir nämlich ein Verdacht eingestellt, den ich eigentlich relativ schnell wieder verworfen habe – nicht etwa, weil andere Hinweise davon weggeführt hätten, sondern aus der schlichten Hoffnung, die Autorinnen mögen doch bitte ein anderes Ende gefunden haben. Denn das, was ich da vermutet hatte, würde in meinen Augen einfach keinen Sinn ergeben und mich unbefriedigt zurücklassen. Ich würde aufgrund allem, was man bisher so erlebt hat, einfach viel mehr von der Lösung des Rätsels erwarten, als das, was sich an diesem gewissen Punkt in meinem Kopf eingenistet hat, insbesondere auch, weil es einfach nicht zu dem Eindruck passen würde, den man vor allem durch den Auftakt von der Geschichte und ihren Figuren erhalten hat.

So also meine Gedanken zu diesem Verdacht. Tja, genau dieser hat sich dann am Ende leider bewahrheitet und ich war stark enttäuscht von der gesamten Dilogie. All das Drama für diese Auflösung?
Der Weg, für den sich die beiden Autorinnen dann also entgegen meiner Hoffnungen letztlich tatsächlich entschieden haben, macht in meinen Augen das gesamte spannende Leseerlebnis und auch die eigene Rätselei zunichte, weil es einfach nicht passt.
Im Prolog zeichnet sich die Lösung rückblickend zwar durchaus ab (insofern passt es also jedenfalls dazu), aber vor allem mit Blick auf den Auftakt wirkt es schlicht so, als wäre dieses Ende nicht von Anfang an geplant gewesen und wäre im Sinne einer Schnapsidee den Autorinnen noch im Schreibprozess eingefallen. Das gesamte Verhalten einer gewissen Person vor allem im ersten Teil, aber auch noch in diesem Band widerspricht der Lösung.

Darüber hinaus führt dieser Lösungsweg dazu, dass viele Konflikte damit viel zu lapidar und „mal eben“ gelöst werden, insbesondere alle Fragen, die sich im Hinblick auf die Magpie Society im Laufe der Handlung stellen, werden meiner Meinung nach nicht zufriedenstellend gelöst. Ich hätte mir da schlicht viel mehr erhofft!


Um die Rezension noch mit ein paar netten Worten abzuschließen:
Das Setting in der Illumen Hall hat mir wieder sehr gut gefallen. Insbesondere durch die ganzen Geheimgänge wirkt die Schule wieder grandios mysteriös; zusammen mit dem englischen Regenwetter und der düsteren Grundstimmung erhält man hier ganz wunderbare dark academia-Vibes.


Fazit:
„The Magpie Society: Aller bösen Dinge sind drei“ ist eigentlich durchweg ein Pageturner, der zwar insbesondere im Hinblick auf die Figuren nicht allzu tiefgründig oder vielschichtig ist, der aber trotzdem eine enorm hohe Spannungsdichte aufweist und trotz einiger Vorhersehbarkeit fast bis zum Schluss fesseln kann.
Das Ende enttäuscht jedoch einfach nur. Es passt zum einen nicht zu dem Bild, das man vor allem durch den Auftakt von den Figuren und dem Rätsel hat, zum anderen werden viele Konflikte, insbesondere all diejenigen rund um die Magpie Society viel zu lapidar gelöst.
Ende vom Lied: Das Buch lässt einen sehr unzufrieden zurück, wodurch im Nachhinein der Eindruck der gesamten Reihe heruntergezogen wird, und ich trotz des starken Anfangs und Mittelteils wegen der letzten 30 Seiten einen ganzen Punkt abziehen muss.
3,5/5 Lesehasen.

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