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Veröffentlicht am 05.01.2023

Nur für Piratenfans mit viel Geduld (3,5 Sterne)

Jack Bannister - Herr der Karibik
1

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Ich bin ein bisschen ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Ich bin ein bisschen verliebt in die Aufmachung! Bereits das Cover weist mit den verschiedenen Waffen um den Anker herum im Zentrum zwischen der Zeichnung zweier Schiffe, eins davon durch den Jolly Roger eindeutig als Piratenschiff erkennbar, eindeutig darauf hin, dass es sich hierbei um einen Piratenroman handelt. Auch die beige Farbgebung des Covers mit den schwarzen Rändern wirken wie eine alte Karte, was ebenfalls zur Thematik passt.
Darüber hinaus ist in der vorderen Innenklappe eine Karte der Karibik des 17. Jahrhunderts abgebildet, in der hinteren eine von Europa und Afrika derselben Zeit. So kann man beim Lesen immer nachverfolgen, wo sich Jack Bannister und seine Crew gerade befinden!
Die Abbildung der Segel eines Schiffs im 17. Jahrhunderts sowie das Personenregister vorne und das Glossar hinten helfen dazu beim Verständnis.


Meine Meinung:
Tatsächlich fällt mir diese Rezension viel schwerer, als ich zunächst gedacht hatte.
Ich liebe Piratengeschichten und alles, was auf dem Meer spielt, vor allem, wenn das Ganze noch einen historischen Hintergrund hat. Von daher war klar, dass ich das Buch unbedingt lesen muss!
Als ich mit dem Lesen angefangen habe, wurde mir aber schnell bewusst, dass ich trotz des spannenden Themas vermutlich nicht so schnell durch das Buch kommen würde, was einzig und allein am Schreibstil lag.

Zwar begrüße ich es gerade bei historischen Romanen, wenn sich der Erzählstil des Autors einer etwas altertümlichen Sprechweise der Figuren anpasst. Das hilft mir oftmals dabei, mich fallen- und auf die andere Zeit einzulassen.
Hier muss ich aber doch sagen, dass ich Lornes Stil die meiste Zeit als zu gezwungen empfunden habe. Ich hatte nie wirklich das Gefühl, dass die Figuren im 17. Jahrhundert sich wirklich so ausdrücken würden, sondern dass stattdessen der Autor der Meinung ist, die Figuren würden sich so ausdrücken. Also natürlich gehe ich davon aus, dass Lorne mehr Ahnung von dem Thema hat als ich und seine Ansicht schon richtig sein wird, aber beim Lesen möchte ich natürlich auch davon überzeugt werden und nicht stets das Bewusstsein beibehalten, gerade ein Buch zu lesen. Ich möchte mich eben fallenlassen, und das hat mir der Stil hier schwergemacht.
Das liegt aber nicht nur an der etwas gewöhnungsbedürftigen Ausdrucksweise, über die alleine ich noch hätte hinwegsehen können, sondern vor allem an der Langatmigkeit Lornes Stils und seinem Hang dazu, Alles und Jeden in der größtmöglichen Breite zu erklären und zu beschreiben.

Während ich es noch toll fand, dass man hier unglaublich viel über Galeonen und Schifffahrt im Allgemeinen im 17. Jahrhundert erfährt, dass lang und breit erklärt wird, wie die „Golden Fleece“ aufgebaut ist und all die richtigen Fachbegriffe verwendet werden, sodass man sich schon fast selbst wie ein Seemann fühlt, haben mich alle Beschreibungen, die darüber hinaus gingen, vor allem alles, was bei Marie-Claire und Nicholas Crispe in London passiert, doch eher gelangweilt.
Das lag hauptsächlich daran, dass ich in dem Punkt einfach in meinen Erwartungen enttäuscht wurde. Dabei finde ich nicht, dass man die Kapitel mit den Geschehnissen in London ganz streichen sollte, da sie durchaus Sinn machen und sehr viel zu Lornes Interpretation von Bannisters Entwicklung beitragen.
Allerdings hatte ich bei den Beschreibungen der Bälle, bei Marie-Claires ellenlangen Monologen ihrer Rechtfertigungen ihrer Taten und Crispes Pläneschmiederei oft das Gefühl, der Autor verliere hier ein wenig den Blick für das Wesentliche. Immerhin geht es in dem Buch ja um Jack Bannisters Leben, und natürlich könnte es sich so zugetragen haben, wie Lorne es hier schildert (man weiß ja gerade nicht, weshalb Bannister vom angesehenen Captain der Company zum Piraten geworden ist, der englische Schiffe überfallen hat), allerdings glaube ich, hätte es dem Buch gutgetan, wenn er nicht alles lang und breit erzählt, sondern den Leser ebenso wie Jack ein wenig im Ungewissen gelassen hätte.
So weiß man bereits im Vorfeld ziemlich genau, was wieso passieren wird, und während das bei einem auktorialen Erzähler im Normalfall gerade dafür sorgt, dass sich die Spannung steigert, hatte es hier genau den gegenteiligen Effekt.
Bereits kurz nach Beginn, noch bevor Jack im Buch überhaupt Captain geworden ist, konnte ich nämlich genau vorhersehen, was passieren würde, dass er sich schließlich dazu entscheidet, sich gegen die Company zu wenden und Pirat zu werden.
Das ist aber ja gerade die große Frage seines Lebens, weshalb ich finde, dass der Autor daraus ruhig ein größeres Geheimnis hätte machen können.
Stattdessen verrät er dem Leser viel zu viel und das mit seinen etwas über 600 Seiten ohnehin schon dicke Buch zieht sich unnötig in die Länge, sodass das Lesen anstrengend wird.

Dabei hilft es dann auch nicht, wenn immer mal wieder Dinge oder ganze Phrasen wiederholt werden, die an anderer Stelle bereits aufgetaucht sind und die dem Leser eigentlich nicht noch einmal ins Gedächtnis gerufen werden müssen. Selbst wenn man von Schiffen und den Fachbegriffen nicht groß Ahnung hat, findet man sich doch irgendwann damit zurecht, sodass das Buch nicht großartig komplex ist oder einem das Folgen schwerfallen dürfte.


Ich möchte aber ja nicht nur meckern, denn abgesehen davon fand ich das Buch wirklich gut.
Zwar schadet der Autor mit seinem ausholenden Erzählstil in meinen Augen dem Buch größtenteils, aber gerade in Bezug auf die maritimen Aspekte habe ich mich dann doch darüber gefreut. Man lernt hier praktisch nebenbei unglaublich viel über die Schifffahrt und Piraterie des 17. Jahrhunderts sowie die Dreiecksroute des Sklavenhandels hinzu, wobei gerade bei Letzterem nichts beschönigt wird.

Wer wie ich Schifffahrt und Piraterie unglaublich spannend findet, kommt hier also auf jeden Fall auf seine Kosten; auch die zahlreichen Seegefechte und Kampfszenen liefern genau das, was man bei einem Buch wie diesem erwartet!
Hätte es der Autor mit seinen ausschweifenden Beschreibungen in diesen Bereichen belassen, hätte ich ihn für seinen Schreibstil sogar gelohnt, denn das ist ja gerade das, was ich lesen will, wenn ich zu so einem Buch greife.


Schließlich hat mir auch die Charakterisierung des Piraten Jack Bannister hier sehr gut gefallen. Bei historischer Fiktion, die sich um einen Menschen handelt, der tatsächlich gelebt hat, finde ich es immer interessant, wie der Stempel aussieht, den der Autor ihm aufdrückt. Natürlich muss man sich bei so etwas immer in Erinnerung rufen, dass nicht wenig davon auf die Interpretation des Autors von historischen Quellen und ggf. auch auf seine eigene Fantasie zurückzuführen ist. Hier schafft Lorne es, aus einer historischen Figur eine greifbare Person zu machen.

„Keine der Wachen und vor allem niemand von der ausgelassenen Gesellschaft, die nur ihren Vergnügungen frönte, ahnte, dass soeben ein Mann geboren worden war, vor dem bald die ganze bekannte Welt zittern sollte und der bereit war, selbst einem Königreich und dessen gefürchteter Flotte den Krieg zu erklären.“ (S. 310/624)

Zwar wusste ich im Vorfeld nicht allzu viel über Jack Bannister, sodass ich beim Lesen nicht beurteilen konnte, wie viel von dem Geschilderten sich tatsächlich so zugetragen haben könnte und was der Autor eventuell hinzugedichtet hat, aber die Art und Weise, wie er ihn dargestellt hat, seine Handlungen und Überzeugungen wirkten so realistisch, dass ich ihm geglaubt habe. In seinem Nachwort geht der Autor dann noch einmal darauf ein, was man tatsächlich über Jack Bannister weiß und was er sich ausgedacht hat. Man erfährt auch, wie es mit dem berüchtigten Piraten zuende ging, was aus anderen relevanten Figuren geworden ist und welche anderen Gegebenheiten Lorne zu diesem Roman inspiriert haben.
Insgesamt erweckt sein Werk so einen fundierten, gut recherchierten Eindruck, bei dessen Lesen man an viel Wissen dazu gewinnt und gleichzeitig unterhalten wird. Ich habe während dieser 600+ Seiten richtig Lust bekommen, noch viel mehr über Piraten zu lesen und zu erfahren und mir direkt eine Liste mit Titeln angelegt, die ich mir einmal näher ansehen möchte!


Fazit:
Wer wie ich Schifffahrt und Piraterie unglaublich spannend findet, kommt hier auf jeden Fall auf seine Kosten; auch die zahlreichen Seegefechte und Kampfszenen liefern genau das, was man bei einem Buch wie diesem erwartet!
Die Charakterisierung des Piraten Jack Bannister hat mir hier sehr gut gefallen, der Autor schafft es, aus einer historischen Figur eine greifbare Person zu machen.
Allerdings habe ich den Schreibstil als sehr anstrengend empfunden. Es wird viel wiederholt, der Autor holt sehr weit aus und viele Beschreibungen kann man in meinen Augen auch einfach streichen, ohne dass es dem Buch schaden würde. Das schmälert den Lesespaß dann doch wieder erheblich, sodass ich letztlich 1,5 Punkte abziehen muss und „Jack Bannister: Herr der Karibik“ nur denjenigen unter euch empfehlen kann, die eingefleischte Piratenfans sind und ein wenig Geduld mitbringen. Wer nur oberflächliches Interesse aufbringt, wird hiervon vermutlich schnell gelangweilt sein.
3,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.12.2022

Sehr unterhaltsam, aber auch genauso repetitiv

The Secret Book Club – Kein Weihnachten ohne Liebesroman
1

Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Bei dieser Reihe ...

Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Bei dieser Reihe mag ich es sehr gerne, dass sich die Cover alle nur in der Farbe und in dem im Titel hervorgehobenen Wort unterscheiden. Man hat bei Romance ja ohnehin meistens nur die Möglichkeit, echte Personen aufs Cover zu legen oder nichtssagende Pastellfarben zu wählen. Der Kyss-Verlag hat sich hier (zum Glück) für Letzteres entschieden, wobei die Cover durch diesen abgerissenen Papierstreifen, hinter dem sich immer ein Wort des Titels verbirgt, nicht nur einen großen Wiedererkennungswert bekommen, sondern auch einen Bezug zum Secret Book Club bekommen. Es ist zwar gerade bei den farblich sehr ähnlichen Büchern (insbesondere Band 2 und 3, die grün bzw. blau sind) sehr schwierig, die einzelnen Bände auseinanderzuhalten, aber entsprechend gut passen sie natürlich auch zusammen.
Bei diesem Band haben wir aber das kleine besondere Detail, dass unter dem abgerissenen Papierstreifen mehrere kleine stilisierte Schneeflocken abgebildet sind, die thematisch natürlich zum Winter und zu Weihnachten passen, ebenso wie die Farbwahl.
Darüber hinaus wirkt das Buch durch das mattglänzende Cover und den haptisch hervorgehobenen Titel sehr hochwertig verarbeitet.


Meine Meinung:
Band 1-3 habe ich mit sehr großer Freude gelesen bzw. gehört, wobei mir besonders der zweite und dritte Teil viel Spaß bereitet haben. Der vierte war nicht so ganz mein Fall, weshalb ich zu Beginn von diesem Buch durchaus ein wenig die Befürchtung hatte, dass ich in Bezug auf diese Reihe möglicherweise etwas übersättigt bin. Wenn es sich rückblickend auch als wahr herausgestellt hat, dass die Geschichte des Buchclubs nun vielleicht auserzählt ist, hatte ich mit Colton und Gretchen aber doch wieder mehr Spaß als mit Vlad und Elena, zumindest in der ersten Hälfte des Buches.


Vor allem Colton trägt einen großen Teil dazu bei.
Wer meine Beiträge schon ein wenig länger verfolgt, weiß, dass ich eine Schwäche für freche, großspurige Sunnyboys mit viel Liebe in ihrem großen Herzen haben, und genau so eine Figur ist Countrystar Colton Wheeler. Dabei ist es der Autorin hier besonders gut gelungen, die Figur Colton, die wir bereits in den vier Vorgängerbänden kennengelernt haben, beizubehalten und sogar ein klein wenig weiterzuentwickeln, was sie (vor allem bei Vlad) nicht immer geschafft hat.

Aber auch wenn er hier meine Lieblingsfigur war, bin ich insgesamt ein klitzekleines bisschen enttäuscht davon, was letztlich aus ihm geworden ist. Man lernt ihn als Playboy kennen, der aber augenscheinlich viel mehr im Herzen hat, als es nach außen zunächst den Anschein macht.
Man merkt, dass der Playboy also nur eine Fassade ist, um sich selbst zu schützen. Wovor er sich schützen möchte und was dazu geführt hat, dass er eine Mauer um sich herum errichtet hat, erfährt man allerdings nicht so richtig. Zwar wird durchaus erwähnt, dass seine Familie es in der Vergangenheit schwer hatte, aber wirklich darauf eingegangen wird nicht, geschweige denn, dass dies tatsächlich in seinen Charakter eingebaut wird und zu seiner Entwicklung beiträgt.
Während Colton also durchaus sehr gut unterhalten kann und einem schnell ans Herz wächst, bleibt er objektiv betrachtet doch eine eher oberflächliche Figur, deren Potenzial nicht im Ansatz ausgeschöpft wurde. Das hat die Autorin mit ihren anderen Jungs teilweise besser hinbekommen, Dass sie es gerade bei Colton nicht geschafft hat, ihm einen soliden, vielschichtigen Charakter zu geben, ist angesichts dessen, dass er ein Liebling ist, durchaus sehr schade.


Mit dem zweiten Teil des Paars, Gretchen, hatte ich gerade in den letzten 200 Seiten des Buches aber noch mehr Probleme.
Während der ersten Hälfte war sie mir noch sehr sympathisch. Sie ist ein Workaholic, dem ihre Mandanten und deren Schicksal wichtiger sind als ihr eigenes Leben. Mit entsprechend viel Herzblut geht sie an ihre Arbeit heran, ohne (unabsichtlich) auf irgendjemandes Gefühle Rücksicht zu nehmen, und wirkt dadurch vielleicht engstirniger, strenger und unnahbarer als sie es sein könnte. Das mag dazu führen, dass sie für so manchen Leser vielleicht von vornherein zu kühl ist, als dass man sich in sie hineinversetzen könnte, ich fand hingegen, dass sie gerade diese Eigenschaft, nämlich dass ihr die Arbeit so wichtig ist, sehr nachvollziehbar und menschlich macht. Sie kommt aus einer sehr reichen Familie und fühlt sich deshalb schuldig gegenüber den Menschen, die nicht so viel Glück haben wie sie. Dass sie sich mit Eifer für diese Menschen einsetzt und dabei ihr eigenes Glück hintanstellt, ist logisch für sie und lässt sie in meinen Augen stark wirken.

Leider bleibt es während der gesamten ~410 Seiten bei diesem einzigen Charakterzug. Sie durchlebt unzählige Momente, von denen sie lernen und an denen sie über sich hinauswachsen könnte, aber sie bleibt 95% des Buches dieselbe eingefahrene Einwanderungsanwältin, die vor sich selbst davonläuft, die man im ersten Kapitel kennenlernt. Ihr Charakter bleibt die gesamte Handlung über viel zu starr und eindimensional, lediglich am Ende legt sie gefühlt eine 180°-Wende hin, auf die im Vorfeld auf keinster Weise hingearbeitet wurde und die so letztlich völlig unglaubwürdig wirkt.
Gretchens Charakter bekommt mit ihren Schuldgefühlen, ihrer Familie und ihrer Kindheit ein starkes Fundament, auf das die Autorin aber leider nicht aufbaut. Sie gibt Gretchen keine Gelegenheit, aus ihren Fehlern zu lernen, sich gegenüber ihren Gegenspielern zu behaupten oder das Trauma ihrer Kindheit zu verarbeiten.
In einem noch stärkeren Maße als Colton bleibt Gretchen also eine eindimensionale, blasse Figur, mit der man zum Schluss aufgrund ihrer mangelnden Entwicklung noch nicht einmal mehr sympathisieren kann.


Auch mit dem Stil der Autorin hatte ich zunehmend Schwierigkeiten. Zwar ist „The Secret Book Club“ vom ersten Band an keine besonders tiefgründige Geschichte gewesen, aber unterhalten konnte sie dennoch sehr.
Hier ist mir dann aber beim Lesen besonders stark aufgefallen, dass alle fünf Geschichten im Prinzip eigentlich genau gleich aufgebaut sind, bis hin zu Szenen die sogar 1:1 identisch sind. Nur um ein Beispiel zu nennen: In jedem der Bücher kommt es zu einem Punkt, an dem sich der männliche Protagonist praktisch bis zur Besinnungslosigkeit betrinkt, weil er alle Hoffnung verloren hat. Dann wird er von den anderen Jungs geweckt, die über dem Bett/ der Couch zusammenstehen und auf den Protagonisten herabschauen, ihn aufpeppeln und für die große Geste wecken, die dann letztlich zu einem Wendepunkt führt. Genau das passiert in jedem Buch der Reihe.
Zwar bin ich durchaus auch ein Fan von wiederkehrenden Motiven, Easter Eggs oder Anspielungen auf vorangegangene Bücher, aber dabei erwarte ich natürlich etwas Originalität. Hier hat man aber nicht nur das Gefühl, die Geschichte bereits vier Mal gelesen zu haben, es ist auch tatsächlich so. Die eben geschilderte Szene war nur ein Beispiel.
Auch bei dem Rest des Buches drängt sich einem der Eindruck auf, die Autorin hätte eine Blaupause der Handlung, in die sie dann jedes Mal nur neue Namen und einen etwas anderen Subplot einfügt – hier ist es die Sache mit dem Einwanderungsrecht, das aber auch nur allenfalls oberflächlich angeschnitten und nicht wirklich thematisiert wird, sowie Gretchens Konflikt mit ihrer Familie, der aber auch nicht besonders ausgereift oder originell, sondern wie aus einem amerikanischen Hallmark-Weihnachtsfilm übernommen wirkte (die auch alle gleich sind, daher kein Fan).

Entsprechend vorhersehbar ist dann der Plot. Nochmal: Ich erwarte nicht von jedem Buch, dass es besonders tiefgründig ist, gerade Liebesromane dürfen auch gerne mal oberflächlich sein oder nur aus Fluff/ Smut bestehen. Aber nichtsdestotrotz wünsche ich mir natürlich trotzdem etwas, das das Buch von anderen unterscheidet, und das fehlt hier; selbst innerhalb der Reihe gleicht sich der Inhalt so stark, dass man im Prinzip fünf Mal die gleiche Handlung liest.
Auch hier gibt es im Übrigen wieder die für den Fortlauf der Handlung absolut unnötigen Kommunikationsschwierigkeiten, von denen ich ohnehin kein Fan bin und die ich auch schon in allen Vorgängerbänden bemängelt habe. Ich hatte damit deshalb zwar auch hier schon gerechnet, aber nervig ist es natürlich trotzdem, wenn mit immer gleichen Problemen und immer gleichen Lösungen aufgewartet wird – vor allem bei einer Reihe: Wenn man ohnehin alle Figuren die gleiche Geschichte bekommen, kann man es auch bei einer belassen.


Der Aspekt, der die Reihe eigentlich gerade von anderen Romance-Büchern abhebt, nämlich der Buchclub, kommt hier meiner Meinung nach auch zu kurz. Die Treffen, Besprechungen und Tipps fanden schon immer eher am Rande statt, denn der Buchclub war natürlich in erster Linie als Comic Relief und dazu da, die Beziehung der Protagonisten voranzubringen.
Abgesehen von derselben Leier, die die Jungs, vor allem Malcolm und Mack bei jedem Zusammentreffen von sich geben, und die letztlich nur dazu führen, dass auch sie zu statischen Nebenfiguren ohne Charakter degradiert werden, hat der Buchclub hier aber tatsächlich kaum Bedeutung. Die Buchclub-Jungs sind mittlerweile keine eigenständigen Figuren mehr, sondern muten wie NPCs in Computerspielen an, die sich nur innerhalb ihrer Programmierung bewegen und immer nur denselben Dialog abspielen können, wenn man sie anspricht. Das ist natürlich gerade deshalb sehr schade, weil so ihre eigenen Geschichten an Bedeutung verlieren und auch der Buchclub nur noch ein bedeutungsloses Detail wird, das genauso gut weggelassen werden könnte.
Denn anders als insbesondere im ersten Band, als das Buchclub-Buch noch eine Bedeutung für die Handlung hatte und es Gavin tatsächlich geholfen hat, seine Frau besser zu verstehen, existiert das Buchclub-Buch in diesem Teil einfach nur, ohne jemals wirklich in die Handlung integriert zu werden. Zwar gibt es auch hier Parallelen zwischen dem Buch und dem Buch im Buch, aber ähnlich wie der Buchclub selbst ist es für den Plot eigentlich völlig irrelevant.


Nun will ich aber nicht nur meckern, ansonsten passt meine abschließende Bewertung objektiv ja überhaupt nicht zu dem Inhalt meiner Rezension. Aber vielleicht wisst ihr ja, wie das ist: Kritik lässt sich oftmals viel leichter und vor allem ausführlicher äußern wie Lob. :D
Denn das habe ich nämlich auf jeden Fall auch zu vergeben; die guten Aspekte überwiegen letztlich nämlich trotz meines vorangegangenen Rants, der einen völlig anderen Eindruck erweckt, erheblich!

Vor allem in der ersten Hälfte hat mir nämlich die Beziehung zwischen Colton und Gretchen trotz aller Oberflächlichkeit der Figuren mit Ausnahme von Mack und Liv aus der gesamten Reihe am besten gefallen!

„‚Ist es immer so, wenn dir eine Idee für einen Song kommt?‘
‚Nein.‘ Er schüttelte den Kopf. ‚Das heißt, es war lange nicht mehr so.‘ Er nahm sie bei den Schultern und gab ihr einen Kuss zum Niederknien auf die Lippen. ‚Ich glaube, du bist meine Muse.‘“ (S. 169/416)

Wer ein paar meiner Lieblingsbücher selbst kennt, wird feststellen, dass viele davon eines gemeinsam haben: enemies to lovers. Zwar sind Colton und Gretchen keine enemies to lovers, aber das, was ich an diesem Trope so liebe, nämlich die Schlagabtausche zwischen den Protagonisten, die mit den Händen praktisch greifbare (sexuelle) Spannung und die intensiven Gefühle haben auch Colton und Gretchen. Beide sind sehr clevere, schlagfertige Figuren mit großem Selbstbewusstsein, die zwar unterschiedlicher nicht sein könnten – das Grumpy (oder in dem Fall eher Grinch :D) x Sunshine-Trope setzt Adams hier äußerst mitreißend um! –, entsprechend unterhaltsam ist das Hin und Her hier also! Und auch an sexueller Spannung mangelt es den beiden nicht. 😉
Zwar hat es mir hintenraus nicht so gut gefallen, wie sich die Beziehung der beiden entwickelt (oder eben nicht, es passiert, wie gesagt, gegen Ende alles sehr plötzlich, ohne dass darauf hingearbeitet wird), aber der Anfang und der Mittelteil sind umso heißer; vor allem die eine spicy Szene hat mir sehr gut gefallen, hehe. ;)))


Fazit:
In der zweiten Hälfte vom fünften Band der „The Secret Book Club“-Reihe werden nicht nur die Schwächen der aktuellen Protagonisten, sondern auch die der gesamten Reihe besonders deutlich.
Sowohl Colton als auch Gretchen sind beides Figuren, die trotz ihres Potenzials leider sehr eindimensional und flach bleiben, wobei Colton aufgrund seiner Großspurigkeit und seines Charmes trotzdem noch in hohem Maße unterhalten kann.
Der große Knackpunkt der Reihe ist dabei aber, dass es sich im Prinzip fünfmal um die gleiche Geschichte mit teilweise identischen Szenen handelt, die sich, abgesehen von unterschiedlichen Namen und mal mehr, mal (wie hier) weniger intensiv behandelten Subplots in allen wesentlichen Punkten entsprechen. Auch die Rolle des Buchclubs und des Buches, das die Jungs gemeinsam besprechen, die ursprünglich ja gerade die Aspekte sind, die die Reihe von anderen Romance-Titeln unterscheidet, nimmt zunehmend ab und ist in diesem Band praktisch völlig irrelevant.
Nichtsdestotrotz konnte mich die Umsetzung des Grumpy/ Grinch x Sunshine-Tropes hier vor allem in der ersten Hälfte komplett überzeugen, die Schlagabtausche zwischen Colton und Gretchen sind absolut unterhaltsam und die (sexuelle) Spannung ist mit Händen greifbar.
Nicht mein liebster Teil der Reihe, aber doch mein zweitliebstes Pärchen (auf gleicher Stufe mit Noah und Alexis)! 😊
3,5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Süß, aber insgesamt zu überspitzt

Boyfriend Material
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Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich bin sehr froh, dass der Verlag ...

Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich bin sehr froh, dass der Verlag schließlich doch das Originalcover (mehr oder weniger) übernommen hat - finde die englischen Cover von RomComs sowieso immer viel niedlicher, und das hier passt halt auch einfach. Dass der deutsche Verlag sich für Pastellfarben statt für das britische Rot und Blau entschieden hat, stört mich gar nicht so sehr wie andere; es passt eben zum Verlag und ich mag Pastellfarben.

Meine Meinung:
Ich fand’s ganz süß für zwischendurch, vor allem in der Phase, in der für jeden außer den beiden Protagonisten offensichtlich ist, dass Luc und Oliver sich gerade ineinander verlieben - sowas liebe ich! 🥰
Allerdings gibt es da so einige Aspekte, die nicht so ganz meins waren: Zum einen der letzte große Konflikt vor dem Ende - der kam für mich etwas zu sehr aus dem Nichts und wirkte in meinen Augen so, als sei das jetzt nur passiert, damit kurz vor Schluss nochmal etwas Drama auftaucht. Das Verhalten der Figuren passte da nicht zu dem, was man bisher von ihnen kennengelernt hat; ich konnte es nicht nachvollziehen.
Zum anderen war es mir teilweise etwas zu albern. Alex zB, Lucs Kollege, wird auf schon übertrieben ironische Weise als dumm dargestellt, während ihre Chefin sehr „akademikerhaft“ auf ihr Fachgebiet fixiert ist und keinerlei soziale Kompetenzen hat, Oliver ist vor allem anfangs sehr steif und förmlich, der Charakter von vielen Nebenfiguren besteht nur aus einem Zug, sei es unfreundlich, arrogant oder einfach nur Comic Relief. All das lässt die Figuren sehr eindimensional wirken, und während ich dieses Übertriebene anfangs noch unterhaltsam fand, war es mir nach der x-ten Wiederholung davon, ohne dass irgendwer dabei an Substanz gewonnen hätte, dann doch irgendwann zu viel des Guten. Das kann zwar durchaus ein Stilmittel des Autors gewesen sein, aber für meinen Geschmack wird das auf >500 Seiten irgendwann zu eintönig und repetitiv.
Ob ich die Fortsetzungen lesen werde, überlege ich mir noch - die Geschichte von Luc und Oliver könnte mit diesem Buch nämlich genauso gut abgeschlossen sein (auf der anderen Seite will ich schon irgendwie wissen, wie Luc durch den Heiratsantrag stolpert, also mal gucken).

Fazit:
„Boyfriend Material“ punktet mit einer niedlichen Lovestory und einigen Lieblingstropes, vor allem natürlich fake relationship.
Vor allem die eindimensionalen Nebenfiguren und damit zusammenhängend das übertrieben Überspitzte, sowie auch das etwas unnötige Drama am Ende sorgen letztlich jedoch dafür, dass man nicht ganz so zufrieden aus der Geschichte geht, wie man hätte sein können. Einige Seiten weniger hätten dem Buch sicherlich nicht geschadet.
Kurz: Es ist zwischendurch durchaus wirklich süß, aber mehr braucht man hiervon auch nicht unbedingt (aber mal gucken 👀).
3,5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Süß, aber bleibt nicht lange im Gedächtnis

Tokyo ever after – Prinzessin auf Probe
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Vielen lieben Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich mag das schlichte, aber dennoch sehr ...

Vielen lieben Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich mag das schlichte, aber dennoch sehr auffällig Design des Covers sehr gerne! Man sieht das Profil eines Mädchens mit Krone, das offensichtlich Izumi darstellen soll, darum zwei Blumenranken mit goldenen Blüten und darüber der Titel in schlichter Schriftart. Der himmelblaue Hintergrund bildet einen starken Kontrast und sorgt dafür, dass das Buch ein echter Hingucker wird.
Der Titel „Tokyo ever after“, den der deutsche Verlag aus dem Original übernommen hat, ist eine Anspielung auf das Englische „Happily ever after“ und passt insofern gut, als dass Izumi praktisch das Märchen durchlebt, von dem viele kleine Mädchen träumen: Prinzessin zu werden – und das alles in Tokyo.


Meine Meinung:
Als ich das Buch im Programm des Verlags entdeckt habe, habe ich mich direkt auf eine zuckersüße und gleichzeitig humorvolle Cinderella-Story vor dem Setting Tokyos gefreut.
Ein bisschen habe ich auch bekommen, was ich mir erhofft hatte, wenn ich allerdings auch sagen muss, dass „Tokyo ever after“ meine Erwartungen nicht völlig erfüllen konnte.

Fangen wir jedoch mit damit an, was mich an diesem Buch überzeugen konnte, allen voran die Protagonistin Izumi.
Sie ist ein normales junges Mädchen, das kurz vor ihrem Schulabschluss steht, sich liebend gern mit ihren Freundinnen trifft, gerne mal Schulaufgaben liegen lässt, wenn sie keine Zeit dafür hat, und auch sonst eher das macht, worauf sie Lust hat. Sie lebt zusammen mit ihrer Mutter in Kalifornien, ihren Vater kennt sie nicht. Da sie ein sehr gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hat, was man als Leser auch sofort zu spüren bekommt, und was ich immer sehr schön finde, ist sie eigentlich glücklich. Als sie dann eines Tages durch Zufall einen Hinweis auf ihren Vater bekommt, über den ihre Mutter bisher nur wenige Worte verloren hat, beginnt sie zusammen mit ihrer besten Freundin dennoch ihre Nachforschungen und stößt ziemlich schnell auf den Kronprinzen Japans. Kurz darauf bekommt sie die Gelegenheit, nach Tokyo zu reisen und die andere Hälfte ihrer Familie kennenzulernen
Als Leser erlebt man mit, wie Izumi sich zwischen ihren Eltern und der amerikanischen Kultur, mit der sie aufgewachsen ist, und der japanischen Kultur, in der ihre Wurzeln liegen, hin- und hergerissen fühlt. Man kann sich gut in ihren inneren Konflikt hineinversetzen, und auch, wenn ich als Weiße vermutlich nicht nachempfinden kann, wie sich jemand wie Izumi fühlt, die theoretisch zwei Heimaten hat, in beiden jedoch nicht vollständig hineinpasst – in ihrem Zuhause fällt sie auf, weil sie anders aussieht, und in der Heimat, weil sie westliche Eigenheiten gewöhnt ist –, schafft es Emiko Jean, dass man sich gut in ihre Protagonistin hineinversetzen und sich ihre Situation vorstellen kann.
Bemerkenswert an Izumi fand ich außerdem, dass sie rebellisch ist, ihren eigenen Kopf hat und ehrgeizig die Ziele verfolgt, die sie für richtig hält, sich aber in den richtigen Situationen trotzdem zurückhalten und sehr erwachsen verhalten kann. Sie erfüllt nicht das typische YA-Protagonistinnen-Klischee, dass sie überall aneckt und von niemandem verstanden wird. Izumi hat zwar sehr mit den hohen Anforderungen, die Japan an seine junge Prinzessin stellt, zu kämpfen, aber sie gibt alles und versucht, das Beste aus der Situation zu machen.
Zusammen mit ihrem scharfen Verstand und trockenen Humor macht sie das zu einer tollen Hauptfigur, die man sehr gerne begleitet!

Auch die Nebenfiguren, insbesondere Izumis beste Freundin Noora, sind sympathisch ausgearbeitet und sorgen für den einen oder anderen Lacher. Zwar bekommen nicht alle Figuren die Tiefe, die ihnen vielleicht zusteht, aber den Anspruch stellt das Buch auch gar nicht, von daher hat es mich nicht so gestört.
Einzig Izumis Vater, von dem man ja doch eigentlich meint, dass er eine eher bedeutsame Rolle einnimmt, bleibt die ganze Handlung über sehr blass und unnahbar, was vor allem daran liegt, dass er kaum Auftritte hat. Natürlich hat er als Kronprinz viele Pflichten zu erfüllen, aber trotzdem hätte ich mir hier gewünscht, dass man ihn ein bisschen besser kennenlernt, sodass man vielleicht auch eine genauere Vorstellung davon erhält, wie er mit der ganzen Situation und der Information, dass er seit 17 Jahren eine Tochter hat, umgeht. Darauf geht die Autorin leider kaum ein, sodass das eher im Hintergrund bleibt.

Ähnliches gilt im Übrigen für die Lovestory mit Izumis Leibwächter Akio. Bereits früh merkt man, dass er ihr Love Interest sein und dass es zwischen beiden ordentlich knistern soll. Die Betonung liegt hier allerdings auf „soll“: Man erkennt, welche Rolle die Autorin ihm zugeordnet hat, aber so wirklich nachfühlen kann man es nicht. Natürlich gibt es immer mal wieder interessante Szenen und süße Dialoge zwischen beiden, aber wirklich nachfühlen konnte ich ihr Banter und die Spannung nicht – das typische aufregende Kribbeln, das enemies-to-lovers-Geschichten so mitreißend macht, lässt hier auf sich warten. Wie auch schon die Beziehung zwischen Izumi und ihrem Vater bleibt auch die zu Akio eher oberflächlich, die Autorin schöpft eben nicht das gesamte Potenzial der Geschichte aus.

Stattdessen verwendet sie sehr viel Energie darauf, zu beschreiben, wie Izumi mit den Pflichten als Prinzessin konfrontiert wird, wie sie japanisch lernt oder die richtige Etikette für Mahlzeiten beigebracht bekommt. Auch das ist für eine Cinderella-Story natürlich wesentlich: Eine Geschichte wie diese lebt hauptsächlich auch davon, wie ein bürgerliches Mädchen mit royalen Regeln umgeht, wie sie scheitet, von einem Skandal in den nächsten stolpert, bis sie dann irgendwann den Dreh raushat und zu einer Prinzessin des Volkes wird. All das erwartet man selbstverständlich, wenn man zu so einem Buch greift, und in dieser Hinsicht erfüllt die Autorin die Erwartungen. Allerdings hat sie für meinen Geschmack die Balance zwischen diesem Teil der Geschichte und den zwischenmenschlichen Beziehungen nicht gefunden. Man liest viel davon, wie sie von ihrer Zofe, der Presse, anderen Familienmitgliedern und allen anderen möglichen Leuten kritisiert wird, wogegen die beiden anderen Hauptplots von „Tokyo ever after“ – Izumis sich gerade erst entwickelnde Beziehung zu ihrem Vater und die Spannung mit ihrem Leibwächter – im Hintergrund laufen und Zeitweise sogar gänzlich außer Acht gelassen werden, nur damit dann bei der nächsten Gelegenheit manches schlicht festgestellt wird, um den nächsten Konflikt einzuleiten.
Das sorgt dafür, dass das Buch zum einen zwischendurch trotz seiner Kürze doch einige Längen aufweist, und zum anderen, dass es in sich nicht ganz rund wirkt. Das ist schade, denn dadurch verblassen die Stärken des Buches – der Humor, die Protagonistin – und man geht mit eher gemischten Gefühlen aus der Geschichte.


Fazit:
„Tokyo ever after“ ist eine süße Cinderella-Story für zwischendurch, die vor allem mit Humor und einer starken, frechen Protagonistin punkten kann. Wer allerdings eine kribbelige enemies-to-lovers-Romanze erwartet oder auf ein herzerwärmendes Vater-Tochter-Kennenlernen hofft, wird hier eher enttäuscht, denn diese beiden doch eigentlich wesentlichen Aspekte bleiben größtenteils im Hintergrund.
Nichtsdestotrotz kann ich das Buch jedem empfehlen, der eine ruhige Geschichte zum Abschalten mit dem modernen royalen Setting im japanischen Kaisertum und einer humorvollen Protagonistin sucht.
3,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.05.2022

Bleibt minimal hinter dem Auftakt zurück

Askeria: Hüter des Seelenfeuers
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Vielen lieben Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon bei „Die letzte Generation“ ...

Vielen lieben Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon bei „Die letzte Generation“ kann ich die Aufmachung hier wieder nur loben. Auf den ersten Blick scheinen 15,99 € (bzw. 2 € mehr, wenn man nicht direkt von der Autorin, sondern über einen Händler kauft) für ein Taschenbuch nicht wenig. Allerdings ist das Papier sehr dick, der Einband ist fest und auch innen kann die Buchgestaltung mit vielen schönen Details überzeugen. So finden sich wie im Auftakt statt Kapitelüberschriften kleine Bildchen, die jeweils für eine Figur stehen, und am Anfang des Buches kann man jeweils eine detaillierte Karte von Mitaeria und Malluma bewundern, die man über einen QR-Code mit dem Handy auch in Farbe abrufen kann.
In meiner Rezension zu Band 1 habe ich besonders gelobt, wie sehr die Autorin auf Details bedacht ist und an alles Mögliche gedacht hat, und genau das spiegelt sich auch in der Aufmachung wider.
Darüber hinaus ist auch das Cover wieder wunderschön. Wie auch schon bei dem Cover von „Die letzte Generation“ steht der Schmetterling im Fokus, der, wie wir jetzt wissen, für den Geheimbund Askeria steht. Auch hier findet man bei näherem Betrachten des Covers einige Zahnräder, allerdings stehen sie hier nicht im Fokus. Stattdessen wirkt der Schmetterling, als sei er aus einem flirrenden Energienetz, was dem Cover zum einen ein dynamisches, atmosphärisches Aussehen gibt, zum anderen auch einen sehr starken Bezug zum Inhalt hat, der einem jedoch erst hinterher wirklich bewusst wird. Das liebe ich!
Abgerundet wird das Cover nur noch von der dunkelblauen Grundfarbe, die mit ihren hellblauen Sprengseln an einen Nachthimmel erinnert, was ich nicht nur in ästhetischer Hinsicht wunderschön finde, sondern mich vor allem auch an die Farbstimmung von Malluma erinnert, und von dem lilafarbenen Feuer am unteren Bildrand, das offensichtlich für das Seelenfeuer, auf dem auch im Titel bezuggenommen wird, stehen soll.
Aufgrund dieser nahezu perfekten Aufmachung sind knapp 16 € also mehr als gerechtfertigt!


Meine Meinung:
Während ich hinsichtlich des Covers also eindeutig die Fortsetzung bevorzuge, hat mir inhaltlich doch der Auftakt ein wenig mehr gefallen, wobei das hauptsächlich am Mittelteil liegt.

Dadurch, dass „Hüter des Seelenfeuers“ genau an der Stelle einsetzt, wo „Die letzte Generation“ endet, ist man zunächst wieder sofort in der Handlung drin. Zugegebenermaßen hatte ich nichtsdestotrotz minimalste (!) Schwierigkeiten beim Einstieg, obwohl bei mir zwischen Band 1 und 2 nur ein knapper Monat lag. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ich noch größere Schwierigkeiten gehabt hätte, wenn ich Band 1 direkt zum Erscheinungstermin gelesen hätte und dann ein ganzes Jahr auf die Fortsetzung hätte warten müssen.
Das liegt aber ganz einfach daran, wie unfassbar komplex diese Reihe ist und wie viel bereits im Auftakt passiert ist. Da gerade diese inhaltliche Dichte, bei der man beim Lesen auch viel mitdenken muss, genau das ist, was „Askeria“ ausmacht, kann man daran jedoch, denke ich, nicht wirklich etwas ändern, und das muss man für mein Empfinden auch gar nicht. Natürlich wird die Reihe, wie ich das auch schon in meiner Rezension zum Auftakt mehrfach erwähnt hatte, dadurch definitiv nichts für High Fantasy-Einsteiger, und ein „Buch für zwischendurch“ ist „Askeria“ auch nichts. Das müsst ihr definitiv bedenken, wenn ihr überlegt, mit der Reihe zu starten!
Aber durch die oben bereits erwähnte Detailverliebtheit der Autorin hat man trotz anfänglicher Einstiegsschwierigkeiten den Anschluss sehr schnell wiedergefunden, da sie durch subtil eingestreute Hinweise auf die vergangene Handlung dem Leser bei der Erinnerung hilft.

Hat man diese (wirklich kleine!) Schwelle also überwunden, geht es direkt spannend weiter, was sich vor allem darin äußert, dass man fast schon übergangslos mit neuen Informationen versorgt wird. Man hat also gerade mal vielleicht 50 bis 100 Seiten gelesen und ist schon wieder voll am Miträtseln, denn gerade die Rückblenden aus Soutas und Lias Sicht geben neue Hinweise auf. Deshalb, und weil man dabei Mallluma endlich kennenlernt (dazu später noch mehr), haben mir diese Kapitel am besten gefallen!
Man saugt jede noch so kleine Information auf, sammelt sie, stellt eigene Theorien auf, rätselt darüber, wohin die Reise noch führen könnte und was andere Hinweise wohl bedeuten könnten, nur um dann am Ende erneut festzustellen, dass man gegen das Genie der Autorin sowieso keine Chance hat. Ich schaffe es ohne Erinnerungen und To-Do-Listen kaum, daran zu denken, meinen eigenen Kopf mitzunehmen, wenn ich das Haus verlasse, insofern bin ich jedes Mal sprachlos, wenn ich daran denke, wie ungeheuer komplex „Askeria“ ist. Ich wiederhole mich hier, aber das ist wirklich krass, Leute!
Im Übrigen ist das auch der Grund, weshalb ich mit jeweils gut einem Monat unverhältnismäßig lange für die beiden Bücher gebraucht habe. Es sind eben viele Informationen, die man aufnehmen und verarbeiten muss (oder will, in dem Fall, man will ja nichts verpassen! xD), was das Lesen anspruchsvoll macht und die volle Aufmerksamkeit erfordert. Noch einmal: Die Reihe ist daher nicht für jeden was, aber wer Spaß am Rätseln hat, kommt hier voll auf seine Kosten!


All dies schafft die Autorin quasi nebenbei, während sie den Weltenaufbau und das Magiesystem erklärt, die Entwicklung der Figuren voranbringt und zwischendurch auch mal für Spannung sorgt. Einzig im Mittelteil stagniert hier die Handlung etwas. Das mag aber auch gut nur mein subjektives Empfinden sein, ich kann mir nämlich sehr gut vorstellen, dass ich das hier allein aus dem Grund so wahrgenommen habe, weil mich Piaras kurzzeitige anstrengende Sturheit gegenüber Souta in Bezug auf ihre Beziehung mit Rigoras sehr genervt hat. Das wiederum liegt womöglich einzig daran, dass ich in diesem Punkt mit Souta voll einer Meinung bin und ihr Verhalten nicht nachvollziehen bzw. gutheißen kann – das war ja im Prinzip mein Hauptkritikpunkt an Band 1. Dass sich dieser Konflikt dann in diesem Band kurzfristig fortsetzen würde, war mir daher von vornherein klar, das war ja schon im Auftakt angelegt. Deshalb hat dieser Aspekt hier zwar letztlich dafür gesorgt, dass „Hüter des Seelenfeuers“ mich im Mittelteil nicht ganz catchen konnte, was wiederum der Grund für meinen Punktabzug am Ende ist, aber im Ganzen ändert das trotz allem nichts an der Genialität der Reihe.

Wenn überhaupt, dann spricht die Tatsache, dass mich der ganze Konflikt rund um Piara, Rigoras und Souta so stark mitnehmen konnte, für beachtliches Characterbuilding! Eine Figur muss es erstmal schaffen, dass ich vergesse, dass sie fiktiv ist, und beim Lesen anfange mit ihr zu argumentieren. :D


Sobald Piara und Souta sich ausgesprochen haben, war ich im Übrigen nicht mehr genervt und die Handlung hat sich auch nicht mehr gezogen (was weiterhin dafür spricht, dass ich nur aufgrund des Konfliktes so empfunden habe). Stattdessen kann man sich wie auch zu Beginn wieder über die vielen (versteckten und offenkundigen) Rätsel freuen, und vor allem das Worldbuilding bestaunen!
Wie oben bereits angeschnitten, lernt man hier endlich den anderen Kontinent Malluma kennen. Wie auch Mitaeria hat er einzigartige Bewohner, die aber ihre ganz eigenen Gepflogenheiten, Sitten und Gesellschaftsstrukturen haben und die man zusammen mit Souta kennenlernt. Dabei sind mir die vielen Gegensätze zwischen den beiden Kontinenten, die sich nicht nur darin äußern, dass es auf Mitaeria fast dauerhaft Tag ist, während Malluma nahezu durchgehend in der Dunkelheit liegt, beim Lesen besonders positiv aufgefallen. Auch hier findet sich die Detailverliebtheit der Autorin also wieder, was einem aber nur beim besonders aufmerksamen Lesen auffällt! Man kann den Weltenbau wieder nur in den höchsten Tönen loben.


„Hüter des Seelenfeuers“ endet zuletzt mit einem unerhört fiesen Cliffhanger, und ich bin überfroh, dass Band 3 bereits erhältlich ist und ich nicht ein ganzes Jahr darauf warten muss.


Fazit:
Dieser Band konnte mich nicht ganz so sehr von sich überzeugen wie sein Vorgänger, was hauptsächlich daran lag, dass Piara zwischendurch sehr anstrengend war und sich der Mittelteil etwas gezogen hat.
Aber das hat sich irgendwann wieder gelegt, und ab dann glänzt „Askeria“ wie gewohnt insbesondere mit hervorragendem Worldbuilding und einer Undurchsichtigkeit, die die Geschichte zwar sehr komplex macht, aber die vor allem dafür sorgt, dass man gar nicht anders kann, als eigene Theorien aufzustellen und mitzurätseln! Man entdeckt immer wieder Neues und ist stets überrascht davon, wie dicht verwoben alles ist und wie gut die Autorin ihr Werk durchdacht hat.
Das ist die größte Stärke der Reihe, die mit Leichtigkeit die Schwierigkeiten des Mittelteils überschattet, und zusammen mit dem Cliffhanger dafür sorgt, dass Band 3 auf der Wunschliste weit nach oben wandert.
3,5/5 Lesehasen, aber mit sehr starker Tendenz zu den 4 Punkten (man könnte also sagen 3,75/ 5 Lesehasen, wenn mein Bewertungssystem das zuließe).

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