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Veröffentlicht am 07.08.2022

Karriere oder Familie?

Die Hennakünstlerin
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Es ist ein Roman über eine starke Frau, die in Indien in den 50ern nach Erfolg strebt. Sie hat ihren Mann verlassen und damit ihre Eltern blamiert. Seit 13 Jahren arbeitet sie selbstständig als eine Hennakünstlerin. ...

Es ist ein Roman über eine starke Frau, die in Indien in den 50ern nach Erfolg strebt. Sie hat ihren Mann verlassen und damit ihre Eltern blamiert. Seit 13 Jahren arbeitet sie selbstständig als eine Hennakünstlerin. Außerdem hat sie eine andere „illegale“ Tätigkeit sozusagen. Ihr größter Wunsch ist ein Haus zu bauen, wo sie mit ihren Eltern leben kann. Und sie ist nah dran. Als ihre 13-jährige Schwester auftaucht, über deren Existenz Lakshmi nicht wusste, wird ihr Leben auf den Kopf gestellt.

Im Roman wird die Frauenrolle in Indien im XX Jahrhundert thematisiert. Die Zeit, wann die Frauen für sich allein nicht entscheiden dürften. Man erfährt, welche Prüfungen Lakshmi bestehen musste, um ihr Ziel zu erreichen und wie leicht es war, in einem Moment alles zu verlieren. War es Karma? Die Autorin zeigt uns einen schwierigen Weg der Protagonistin, bis sie sich selbst findet. All der Schmerz und Angst der Hauptfigur konnte ich fühlen.

Das Haus symbolisiert Erfolg und Wohlstand. Ob Lakshmi glücklich in diesem Haus bleibt ist eine andere Frage. In kleinen Teilchen verliert sie allmählich ihr Glück. Was würde sie machen?

Wenn ihr eine neue Kultur kennenlernen wollt, dann liest dieses Buch. Die Geschichte ist so beeindruckend und interessant geschildert, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Erzählung wirkt lebendig und bunt. Im Text findet man einige indische Wörter, die Bedeutung von denen im Glossar dargelegt wird.

Eine absolute Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 26.07.2022

Klassischer Kriminalroman

Die Tote auf dem Maskenball
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Ein gelungenes und fesselndes Debüt des Autors, das euch sicher gefallen wird. Es ist ein klassischer Kriminalroman mit einem feministischen Unterton. Die Handlung findet in New York der 1940er Jahren ...

Ein gelungenes und fesselndes Debüt des Autors, das euch sicher gefallen wird. Es ist ein klassischer Kriminalroman mit einem feministischen Unterton. Die Handlung findet in New York der 1940er Jahren statt. Die charismatischen und unterschiedlichen Ermittlerinnen Pentecost und Parker mit witzigen Sprüchen werden das Geschehen spannend machen. Die Frauen müssen ein Rätsel lösen, wobei die Familiengeheimnisse und Intrigen ans Licht kommen. Alle Charaktere wirken authentisch und lebendig. Die Erzählung wird von Parkers Perspektive erzählt. Das Ende konnte ich nicht voraussehen. Die Handlung fand ich wirklich raffiniert und gut ausgearbeitet. Es gibt außerdem eine Liebesgeschichte, die im Hintergrund bleibt. Die Ermittlerinnen konnten sich weiter entwickeln und ich kann es nicht mehr abwarten, den zweiten Teil zu lesen, der erst im nächsten Jahr erscheint.
Ehrlich gesagt, habe ich von diesem Buch nichts Besonderes erwartet. Vielleicht auch deswegen hat mir der Kriminalroman sehr gut gefallen. „Die Tote auf dem Maskenball“ war für mich eine unterhaltsame, spannende und atmosphärische Lektüre, die ich euch gerne empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Authentisch und fesselnd

Die versteckte Apotheke
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Eine berührende Geschichte von Frauen aus 2 verschiedenen Epochen.

1791 führt Nella ihre Apotheke in London mit dem Ziel, Frauen zu helfen und sie von Männern zu schützen, indem sie verschiedene Giftmischungen ...

Eine berührende Geschichte von Frauen aus 2 verschiedenen Epochen.

1791 führt Nella ihre Apotheke in London mit dem Ziel, Frauen zu helfen und sie von Männern zu schützen, indem sie verschiedene Giftmischungen herstellt und sie an die Frauen verkauft, die Hilfe suchen. Eines Tages taucht 12-jähriges Mädchen Eliza in Nellas Apotheke auf, die unbedingt ihren Herr töten will.

In der Gegenwart treffen wir Caroline, die eine Auszeit von ihrem Mann nimmt und nach London reist, um ihre Gedanken zu sortieren und zu überlegen, was sie in ihrem Leben weiter machen möchte. Bei ihrem Spaziergang findet sie zufällig ein altes Fläschchen, unwissend, welche Geheimnisse es verbirgt.

Ich liebe es, wenn die Geheimnisse der Vergangenheit sich mit der Gegenwart verknüpfen lassen. Kapitel nach Kapitel wie Puzzleteile ergeben am Ende ein vollkommenes Bild. Die Autorin musste viel recherchiert haben, um die Geschichte so authentisch zu schreiben. Die Figuren sind sehr lebendig, ich konnte alle drei Frauen verstehen. Egal, in welcher Zeit Frauen leben, solche Themen wie Verrat, Kinderwunsch und Freundschaft bleiben immer aktuell. Die Atmosphäre von London des 18. Jahrhunderts konnte so gut dargestellt werden: graue Stadt, dunkle Gassen, eine Giftapotheke mit ihren staubigen Regalen und hunderten Glasfläschchen für ein Heilmittel oder Gift.

Dieses Buch hat meine Seele berührt, sodass ich zum Geschehen nicht gleichgültig sein konnte. Es mag klingeln, als ob es etwas Magisches im Buch gäbe. Tatsächlich gibt es hier nichts Übernatürliches, sondern das echte Leben wie es ist, mit Höhen und Tiefen.

Am Ende bleibt noch eine Frage offen: Ist diese Apothekerin eine Heldin oder eine Mörderin? Der Leser kann hier anhand seinen moralischen Vorstellungen für sich alleine entscheiden, wie er es denkt.

Es ist ein Roman über die Träume von Frauen, den Glauben in sich selbst und über starke Frauen, die sich gegenseitig unterstützen. Manche Geheimnisse sollen nicht enthüllt werden, nicht wahr?
Ein Jahreshighlight und eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 04.07.2022

Jahreshighlight trotz des Themas

Meine dunkle Vanessa
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Vanessa ist 32. Es sind bereits 17 Jahre her, als sie die erste sexuelle Erfahrung mit ihrem 42-jährigen Schullehrer Strane hatte. Dies hat sie sehr geprägt, mehr als jemanden anderen. Sie denkt immer ...

Vanessa ist 32. Es sind bereits 17 Jahre her, als sie die erste sexuelle Erfahrung mit ihrem 42-jährigen Schullehrer Strane hatte. Dies hat sie sehr geprägt, mehr als jemanden anderen. Sie denkt immer noch, dass Strane sie geliebt hat. Auch nach seinem Tod trauert sie und nimmt ihn in Schutz. All diese 17 Jahren versucht Vanessa zu verstehen, ob sie ihn auch geliebt hat. Sie erwähnt es nie ihrerseits. Sie sagt nur, dass sie die Aufmerksamkeit ihres Lehrers mochte. Als die anderen Mädchen Strane beschuldigen, von ihm missbraucht zu werden, wirkt Vanessas psychischer Zustand labiler zu sein. Sie ist nicht fähig zur Reflexion. Auch ihre Therapeutin kann ihr nicht helfen. Vanessa kämpft innerlich mit der Tatsache, dass sie anders war, als diese Mädchen. Sie bestreitet alles und muss sich selbst beweisen, dass sie kein Opfer von ihm war. Man merkt, unter welchem Einfluss sie nach all diesen Jahren immer noch steht. Sie bestätigt immer wieder, dass ihr Lehrer sie zu nichts gezwungen hat, dass es ihr Wunsch war, mit ihm ins Bett zu gehen. Ich hatte das Gefühl, dass sie extra alles verneint, um ihre innerliche Leere, gefüllt mit der Täuschung, zu behalten. Ansonsten würde sie verrückt werden. Wie Strane recht hatte, als er sagte, dass er Vanessas Leben ruinieren würde. Ihr Leben ist tatsächlich ruiniert, sie selbst als ein Individuum ist auch ruiniert.

Das Schockierendste war für mich die Tatsache, dass viele Leute darüber wussten und Vanessa nicht geholfen haben. Ich meine hier nicht nur ihre Schulfreunde, sondern die Erwachsenen, die Pädagogen des Internats und ihre Eltern, die einfach Augen zugemacht haben. Damit haben sie es zugelassen, dass Strane in der Zukunft die anderen Mädchen misshandelt wird.

Das Buch hat mich sehr gefesselt. Ich wollte immer wissen, ob Vanessa es sich irgendwann anders überlegt, Strane anzuzeigen. Jedoch fiel es mir manchmal schwer, weiter zu lesen. Der Autorin hat es gut gelungen, die Protagonistin aus einer psychologischen Sicht darzustellen. Der Roman verfügt eher über das Psychologische als über das Grausame.

Man erfährt nie, was die Autorin darüber denkt. Die Geschichte wird von Vanessa erzählt. Ihre Erinnerungen und Gedanken können sie täuschen, aber den Leser nicht.
Eine provokante Geschichte, in der ein 15-jähriges Mädchen von ihrem Lehrer kalt manipuliert wird. Das Buch mit einer wichtigen Nachricht ist nicht für jeden, aber ich würde es trotzdem vor allem allen Lehrern und Erziehern empfehlen. Für mich war es ein Highlight.

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Veröffentlicht am 27.06.2022

Unerhört gut

Der Markisenmann
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Die Hauptfigur Kim ist eine Außenseiterin, sie hat keine Freunde. Ihr Stiefvater bezeichnet sie als eine andere, eine Pappel - das ist der Nachname ihres richtigen Vaters. Sie kommt mit ihrem Stiefvater ...

Die Hauptfigur Kim ist eine Außenseiterin, sie hat keine Freunde. Ihr Stiefvater bezeichnet sie als eine andere, eine Pappel - das ist der Nachname ihres richtigen Vaters. Sie kommt mit ihrem Stiefvater nicht zurecht, weil sie das Gefühl der Zugehörigkeit zur Familie nicht hat. Nach einer fast unrealistischen und unangenehmen Situation muss Kim ihre Sommerferien bei ihrem Vater verbringen, den sie noch als kleines Baby gesehen hat und daher keine Erinnerungen an ihn hat.

Bei ihrem Aufenthalt lernt sie neue Leute kennen und das Wichtigste - sie lernt ihren Vater besser kennen und dadurch sich selbst. Zwischen den beiden entsteht eine enge Verbindung, die über Jahre in ihrem Leben präsent bleiben wird. Diese außergewöhnlichen Ferien prägen Kim. Als sie zurück nach Hause kommt, wirkt sie anders, ein wenig gewachsener oder überlegener. Auch am Ende des Romans, als Kim eine erwachsene Frau ist, erfährt sie eigene Geheimnisse ihres Vaters. Man wird aufmerksam auf die Tatsache gemacht, dass wir unsere Eltern nicht gut genug kennen. Wir wissen zwar über sie alles mögliche, aber nicht alles.

Den Roman konnte ich irgendwo zwischen der Realität und Fiktion wahrnehmen. Manche Abschnitte der Handlung kamen mir zu absurd vor. Die Beziehung zwischen Kim und ihrer Mutter und ihrem Stiefvater fand ich an manchen Stellen übertrieben. Jedoch gibt es im Roman auch das Reale: die lebendigen Figuren, die lustigen Dialoge und die reale Beziehung zwischen Kim und ihrem Vater.

Die Sommerferien, die einen verändern. Das Buch hat mir viel Spaß bereitet. Es ist ein Roman über das Erwachsenwerden, in dem Familienwerte im Zentrum der Erzählung stehen. „Der Markisenmann“ kann ich euch herzlich empfehlen.

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