Anders als man es von Romantasy-Büchern gewöhnt ist, wird die Geschichte aus der dritten Person erzählt. Protagonistin ist einzig und allein Katsa – es gibt keine weiteren Perspektiven durch andere Charaktere. Genau das sorgt aber auch dafür, dass sich die Leser*innen gut mit ihr identifizieren können – trotz der Er/Sie-Perspektive. Dennoch kam mir der Anfang etwas holprig vor. Erst, als Bo auftaucht, nimmt die Geschichte weiter an Fahrt auf und konnte mich dann auch vollends in ihren Bann ziehen.
Das Worldbuilding hat mir ganz gut gefallen, war mir an einigen wenigen Stellen aber trotzdem noch ein bisschen zu unausgereift. Die Grausamkeit der Natur kam auf der Flucht von Katsa und Bo gut rüber, aber ansonsten fehlten mir an der ein oder anderen Stelle noch weitere Ausführungen, wie denn die Gegend aussieht, oder was das eine Schloss von dem anderen unterscheidet. Durch die Karte vorne im Buch konnte ich mir zumindest ein Bild davon machen, wo in etwa sich Katsa und Bo gerade auf ihrer Flucht befanden.
Doch wo das Worldbuilding hakt, überzeugen die Fantasy-Elemente. In der Welt von Katsa gibt es sogenannte „Beschenkte“. Diese haben zwei unterschiedliche Augenfarben, die sich jedoch nicht von Geburt an zeigen, sondern manchmal auch erst später zum Vorschein kommen. Auch Katsa und Bo sind Beschenkte, die eine Gabe besitzen, eine Fähigkeit, die sie von den „gewöhnlichen“ Menschen unterscheidet. Ihre Gaben machen sie zu Außenseitern, die vom Großteil der Bevölkerung verachtet und gefürchtet werden; nicht zuletzt aufgrund von Katsas Ruf, andere Leute auf Befehl ihres Königs zu bestrafen und teilweise sogar zu töten.
Katsas innere Hin- und Hergerissenheit hat mir ebenfalls gut gefallen. Einerseits ist da ihre Gabe, die es ihr ermöglicht, Angst und Schrecken unter den Menschen zu verbreiten. Andererseits will sie das nicht, weshalb sie sich schließlich dem König widersetzt und ihr eigenes Ding durchzieht. Nach und nach lernt sie sich selbst besser kennen, nachdem in all den Jahren zuvor kein Unterschied zwischen ihrer Persönlichkeit und ihrer Gabe bestanden hatte. Sie lernt ihre Stärken und ihre persönlichen Schwächen kennen, und Bo steht ihr dabei zur Seite.
Die Beziehung zwischen Katsa und Bo, die ja leider schon im Klappentext angedeutet wird, entwickelt sich nicht zu schnell und nicht zu langsam. Es ist deutlich spürbar, wie die beiden füreinander empfinden. Insbesondere am Ende spielt ihre Liebe noch eine bedeutende Rolle, denn dort ist es Katsa, die Bo in einer ausweglos scheinenden Situation zur Seite stehen muss. Nicht nur, um ihm zu helfen, sondern auch, um ihn nicht zu verlieren.
Fazit
„Die Beschenkte“ ist ein wirklich gut gelungenes High Fantasy Buch mit Romance-Elementen, das mir sehr gefallen hat. Leider schwächelt es an der ein oder anderen Stelle am Anfang, aber das wird durch die restlichen 450 Seiten wieder wettgemacht.