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Veröffentlicht am 17.08.2022

Gelungene Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart

Die versteckte Apotheke
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Der Roman "Die versteckte Apotheke" spielt auf zwei Zeitebenen, der Gegenwart und dem 18. Jahrhundert.

Die Amerikanerin Caroline Parcewell wollte eigentlich mit ihrem Mann in London ihren Hochzeitstag ...

Der Roman "Die versteckte Apotheke" spielt auf zwei Zeitebenen, der Gegenwart und dem 18. Jahrhundert.

Die Amerikanerin Caroline Parcewell wollte eigentlich mit ihrem Mann in London ihren Hochzeitstag feiern, kurz vorher hat sie jedoch erfahren, dass er sie betrügt, und reist daher alleine. Zufällig gerät sie an einen Guide, der eine Art Schatzsuche anbietet, bei der es darum geht, im Schlamm der Themse Gegenstände aus vergangenen Zeiten zu finden. Dabei stößt sie auf ein altes Glasfläschchen mit einer geheimnisvollen Gravur und versucht anschließend, mehr über dessen Herkunft zu erfahren.

Im London des 18. Jahrhunderts hat es sich eine Apothekerin, nachdem sie selbst schwer enttäuscht wurde, zur Aufgabe gemacht, anderen Frauen zu helfen, die unter ihren Ehemännern leiden. Sie mischt, neben ihrer eigentlichen Tätigkeit, in einem geheimen Hinterzimmer ihrer Apotheke giftige Substanzen zusammen, die ihre Auftraggeberinnen ihren Gatten dann verabreichen. Das weckt auch die Neugier des Dienstmädchens einer ihrer letzten Kundinnen, die ebenfalls in die Geheimnisse der Apothekerin eingeweiht werden möchte.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Der Autorin ist es gelungen, die beiden Zeitebenen so miteinander zu verknüpfen, dass die Geschichte am Ende sehr rund wirkt. Zudem steigert dies natürlich auch die Spannung. Immer wieder gibt es auch Parallelen zwischen dem Leben und Denken der Apothekerin im 18. Jahrhundert und dem von Caroline in der Gegenwart. Der Schreibstil der Autorin ist gut lesbar und zugleich anschaulich.

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Vom Zweifeln und Neubeginnen

Die Ewigkeit ist ein guter Ort
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Elke arbeitet nach ihrem Theologie-Studium in einem Kölner Altenheim, plötzlich kann sie aber nicht einmal mehr das Vater Unser sprechen und auch keine anderen Gebete oder altbekannten Kirchenlieder. Für ...

Elke arbeitet nach ihrem Theologie-Studium in einem Kölner Altenheim, plötzlich kann sie aber nicht einmal mehr das Vater Unser sprechen und auch keine anderen Gebete oder altbekannten Kirchenlieder. Für sie selbst fühlt es sich wie eine "Gott-Demenz" an und sie hat keine Ahnung, ob sie überhaupt als Pfarrerin arbeiten kann und will. Ihr Freund Jan glaubt nur an die Wissenschaft und versteht Elkes Problem nicht wirklich, sie hält ihn aber auch auf Distanz, was ihre Probleme, ihre Familie und vor allem den Tod ihres Bruders als 17-Jähriger angeht. So entfremden sie sich immer mehr und Elke verbringt stattdessen immer mehr Zeit mit einem Motorradartisten. Irgendwann muss sie sich dann aber doch wieder ihrer Vergangenheit und ihren Zweifeln stellen stellen und zurückkehren in ihren Heimatort, zu ihren Eltern und zu der Kirche, in der ihr Vater Pastor ist.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, ich konnte mich total gut in Elke hineinversetzen und kann sehr gut verstehen, wie sie damit hadert, Pfarrerin zu sein, obwohl es ihr zugleich schwerfällt, wirklich an Gott zu glauben. Der Roman bietet einiges an Tiefgang, zugleich finden sich aber auch Stellen mit einem sehr feinsinnigen Humor. Neben Elke gibt es so einige interessante, teilweise leicht verschrobene, aber sympathische Nebencharaktere. Der Schreibstil der Autorin hat mich ebenfalls sehr angesprochen, er ist recht modern und zugleich auch wortgewaltig und ansprechend. Ich würde sehr gerne mehr von Tamar Noort lesen.

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Runder Abschluss der Strandbad-Reihe

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 2)
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Der zweite Band rund um die drei Freundinnen vom Strandbad Müggelsee beginnt 1961. Clara lebt nach ihrer Flucht mittlerweile in West-Berlin, Martha und Betty weiterhin im Ostteil der Stadt, ohne (offiziellen) ...

Der zweite Band rund um die drei Freundinnen vom Strandbad Müggelsee beginnt 1961. Clara lebt nach ihrer Flucht mittlerweile in West-Berlin, Martha und Betty weiterhin im Ostteil der Stadt, ohne (offiziellen) Kontakt zu ihrer Freundin. Betty ist zudem in ihrer Ehe unglücklich und Martha versucht, als kritische Journalistin etwas zu verändern.

Mir hat dieser Teil noch etwas besser gefallen, als der erste, weil er recht eindrücklich verdeutlicht, was es für Freunde und Angehörige und auch den Geflüchteten selbst, bedeutet hat, wenn jemand Republikflucht begangen hat. Es war schwer, überhaupt wieder Kontakt zueinander herzustellen, geschweige denn, sich wiederzusehen. Und auch Martha und Betty haben im System der DDR ihr Päckchen zu tragen und können nicht alles tun, was sie gerne tun würden. Das beschreibt die Autorin sehr anschaulich und man kann sich gut in die Protagonist:innen hineinversetzen. Zudem war es interessant, mitzuerleben, wie die Mädchen aus dem ersten Teil nun zu erwachsenen Frauen werden. Der Schreibstil des Romans ist gut lesbar und ich empfehle das Buch gerne allen, die sich für die deutsch-deutsche Vergangenheit interessieren.

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Veröffentlicht am 31.07.2022

Lindas Lieblinge

Wenn ich das kann, kannst du das auch!
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Linda Zervakis ist bisher nicht als Köchin oder Kochbuchautorin bekannt, ihre Freundin und Mitautorin Elissavet Patrikiou hat aber erst vor kurzem im GU-Verlag ein Buch mit vegetarischen griechischen Rezepten ...

Linda Zervakis ist bisher nicht als Köchin oder Kochbuchautorin bekannt, ihre Freundin und Mitautorin Elissavet Patrikiou hat aber erst vor kurzem im GU-Verlag ein Buch mit vegetarischen griechischen Rezepten herausgebracht und Linda motiviert, ebenfalls mehr selbst zu kochen. Für ihr eigenes Kochbuch hat sich die Nachrichtensprecherin auch noch Unterstützung ihrer griechischen Mutter, von Freundinnen aus Syrien und dem Iran und befreundeten Köchen geholt und sich in die Zubereitung von deren Lieblingsspeisen einführen lassen.

Im Kochbuch findet sich so dann auch eine bunte Mischung aus etwa 50 Rezepten aus Griechenland, dem Orient und Deutschland, sowohl für herzhafte Speisen als auch für Gebäck. Das meiste davon ohne Fleisch. Mich persönlich haben die Mezze aus dem Orient und die griechischen Rezepte am meisten angesprochen.

Die Rezepte werden ausführlich beschrieben und auch bebildert, sodass auch Anfänger:innen alles hinbekommen sollten. Die Zutaten sind meist halbwegs einfach zu bekommen, nur bei den orientalischen Speisen braucht es vielleicht doch teilweise einen arabischen Supermarkt für bestimmte Bestandteile. Das Buch ist aber kein reines Kochbuch, sondern man lernt Linda Zervakis auch etwas von ihrer privaten Seite kennen, zudem ihre Mutter und einige ihrer Freunde. Es gibt viele tolle Fotos und das Layout ist sehr modern gehalten, eher wie bei einer Zeitschrift als bei einem klassischen Kochbuch, ich finde das sehr ansprechend.

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Veröffentlicht am 31.07.2022

Zurück im Nachkriegs-Köln

Findelmädchen
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"Findelmädchen" ist nach "Trümmermädchen" der zweite historische Roman von Lilly Bernstein, der im Köln der Kriegs- und Nachkriegszeit spielt. Es gibt dabei auch ein Wiedersehen mit Nebenfiguren aus dem ...

"Findelmädchen" ist nach "Trümmermädchen" der zweite historische Roman von Lilly Bernstein, der im Köln der Kriegs- und Nachkriegszeit spielt. Es gibt dabei auch ein Wiedersehen mit Nebenfiguren aus dem ersten Buch. Mittlerweile ist das Jahr 1955 gekommen und die schlimmsten Kriegsschäden sind beseitigt. Die 15-jährige Helga und ihr ein Jahr älterer Bruder Jürgen haben bis zu diesem Zeitpunkt auf einem französischen Weingut gelebt, dessen Besitzer sie kurz nach Kriegsende als Straßenkinder in Köln aufgesammelt und bei sich aufgenommen haben. Nun ist aber ihr Vater doch noch aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurückgekommen und sie sind zurück bei ihm und der recht seltsamen Schwester ihrer verschollenen Mutter in Köln. Während Jürgen bei Ford arbeitet und zusammen mit einer Nachbarin eine Milchbar eröffnet, darf Helga nicht auf's Gymnasium gehen, was ihr großer Traum war, sondern wird auf eine Hauswirtschaftsschule geschickt. Die Schule schickt sie für ein Praktikum in ein katholisches Waisenhaus, wo sie großes Leid miterlebt und sieht, dass besonders "Mischlingskinder", deren Väter amerikanische Soldaten waren, sehr schlecht behandelt werden. Sie möchte den Kindern im Waisenhaus unbedingt helfen.

Mir hat auch dieser historische Roman der Autorin wieder sehr gut gefallen, weil man anschaulich miterleben kann, wie es war, Anfang der 50er Jahre als junge Frau im vom Krieg stark getroffenen Köln zu leben. Das Schicksal der Waisenkinder und die Art, wie die Nonnen diese als Menschen zweiter Klasse abstempelten, aus denen eh nie was werden würde, lässt einen nicht kalt. Der Schreibstil des Buches lässt sich sehr angenehm lesen und man kann es, wenn man einmal angefangen hat, kaum aus der Hand nehmen. Die Covergestaltung gefällt mir ebenfalls sehr gut, da direkt der Schauplatz zu erkennen ist und die Kleidung der beiden abgebildeten Personen typisch für die 50er und 60er Jahre ist.

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