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Veröffentlicht am 18.09.2022

Eines jener Bücher

Die Stimme meiner Schwester
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Dies ist eines jener Bücher, die man gelesen haben sollte. Es vermittelt fundierte Kenntnisse über eine Zeit und Gesellschaftsschicht, von denen wir in Europa so gut wie gar nichts wissen: es gab Sklaven, ...

Dies ist eines jener Bücher, die man gelesen haben sollte. Es vermittelt fundierte Kenntnisse über eine Zeit und Gesellschaftsschicht, von denen wir in Europa so gut wie gar nichts wissen: es gab Sklaven, die wurden irgendwann befreit, so wie in den USA während des Bürgerkriegs und alles war gut. Mitnichten. Die ehemaligen Sklaven und ihre Nachkommen waren nur dem Namen nach frei. Wie und wo lebten sie? Hatten sie die gleichen Rechte wie die weißen Plantagenbesitzer? Dieses Buch zeigt, wie ehemalige Sklaven zurechtkamen. Es gibt diesen bisher stimmlosen Menschen eine Stimme, beziehungsweise viele Stimmen. Sie haben nun, nach der Freilassung, die Freiheit, die sie so heiß ersehnt hatten, aber vor dem Gesetz sind sie rechtlos. Sie dürfen zwar gerne von einer Fazenda zur anderen ziehen, aber überall sind die Bedingungen gleich. Sie dürfen sich zwar Häuser bauen, aber nur aus Lehm, der erste Regen vernichtet sie wieder. Sie dürfen für Eigenbedarf Gemüse- und Obstgärten anlegen, aber in den Überschwemmungsgebieten der Flüsse oder wo der schlechteste Boden ist. Anbauen dürfen sie nur, nachdem sie auf den Feldern der Gutsbesitzer gearbeitet haben. Und wenn die Zeit ist, die eigenen Gärten abzuernten, kommt der Verwalter und nimmt ihnen die ganze Ernte weg. Wer nicht beizeiten einen Teil seiner eigenen Ernte versteckt, muss mit seinen Kindern hungern. Kinder dürfen diese ehemaligen Sklaven haben, je mehr, je besser, denn das sind nur zukünftige billigste Arbeiter auf den Plantagen. Schulbildung? Brauchen sie nicht, die Kirche und der Faziendero sagt ihnen alles, was sie wissen müssen. Wenn ein Fazendero zu Tode kommt, kommt sofort die Polizei und ermittelt gegen alle und jeden, Verhaftungen, Schläge, Beschuldigungen, alles was die Exekutive leisten kann. Wenn ein Schwarzer getötet wird, vor aller Augen, legt die Polizei den Fall schnell zu den Akten, als Streit unter Alkohol oder Drogeneinfluß und stellt alle Ermittlungen ein.
Den Menschen steht eigentlich eine Rente zu, für die vielen langen Jahre als Löhner auf den Gütern der weißen Grundbesitzer. Aber dafür benötigen sie Papiere, die beweisen, dass sie tatsächlich gearbeitet haben. Nur haben sie immer ohne Verträge und ohne Bezahlung gearbeitet. Für das Bleiberecht und für die Karen aus Lehm haben sie unentgeltlich auf den Feldern gearbeitet. Also können sie nicht ihre Arbeitsjahre belegen. Die wenigsten Fazenderos sind bereit, ihnen solche Dokumente auszustellen. Dabei werden die Schwarze nicht als Nachkommen der Sklaven anerkannt. “Auf diesen Ländereien hat es nie Quilombolas gegeben” (S. 263), äußern sich die Gutsbesitzer, um die Ansprüche der Schwarzen abzuwehren. Wenn die Schwarzen aber belegen können, dass der Besitzer die Grundsteuer für die Fazenda errichtet hat, können sie aufgrund dieser Urkunde, den Rentenantrag stellen. “Eine Kopie der Bescheinigung über die Bezahlung der Grundsteuer durch den Eigentümer wurde von Hand zu Hand gereicht. Sie galt als Nachweis dafür, dass die Älteren auf der Fazenda gearbeitet und somit Anspruch auf eine Rente hatten.” (S. 184)
Schulen? Werden nur unter Druck errichtet. Weil ein schwarzer Heiler das Kind eines Bürgermeisters geheilt hat und der Heiler als Dank und Lohn den Bau einer Schule erbittet, wird die Schule tatsächlich errichtet. Da trägt auch der Fazendero sogar mit dazu bei, aber nur, weil es ihm gerade in den Kram passt, sich wohltätig zu zeigen, zu beweisen, dass er demokratisch denkt und ein großes Herz für die Schwarzen hat.
Die Religion der Schwarzen in Brasilien ist ein faszinierender und eigenartiger Mix aus Elementen des Voodoo, des Christentums und Bruchstücken des alten animistischen Glaubens, den sie aus Afrika mitbrachten. Die Heiler können ihre Körper und Stimmen Geistern zur Verfügung stellen, die merkwürdige Namen tragen: Santa Rita Pescadeira. Eine heilige Rita gibt es im katholischen Glauben, aber sie ergreift nicht Besitz von Frauen oder Männern. Andere Verzauberte heißen Oxóssi, Mâe d’Água - die Meerjungfrau, Ventania - der Sturm. diese Verzauberten begleiten die Menschen und helfen ihnen, mit ihrem schweren Leben fertig zu werden. Aber nur solange die Menschen noch an sie glauben.
Die Heiler tragen zwei Namen: den offiziellen, José Alcino da Silva, aber auch einen Heilernamen, unter dem sie eher bekannt sind: Zeca Chapéu Grande. José Alcino da Silva muss schuften, wie ein Sklave, der er im Grunde immer noch ist, trotz der posaunten Freiheit. Als Zeca Chapeu Grande wird er verehrt, sein Wort hat Gewicht und er ist bestrebt, Gutes zu tun. Er heilt Menschen, nimmt sie unentgeltlich in seinem Haus auf, bis die Behandlung gewirkt hat, er überredet den Bürgermeister, eine Schule zu bauen, ist dabei aber bitterarm und haust mit Frau und Kindern in einer Lehmhütte, die jeder Regen in den Boden spülen kann.
Das Buch ist faszinierend. Die Menschen die da zu Wort kommen, hätten wir sonst nie kennengelernt, In einfachen Sätzen erzählen sie unaufdringlich von ihrem harten Leben, den Entbehrungen und ihren Schmerzen. Das Buch offenbart uns ein Leben, wie wir es uns nie hätten vorstellen können im 20. Jahrhundert.

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Veröffentlicht am 24.08.2022

Ein Kind ist keine Schande!

Die Wunder
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Jung, ledig und schwanger. Bis vor nicht allzulanger Zeit war das auch hierzulande eine Schande für die ganze Familie. Im erzkonservativen Spanien zur Zeit der Diktatur Francos muss das noch schlimmer ...

Jung, ledig und schwanger. Bis vor nicht allzulanger Zeit war das auch hierzulande eine Schande für die ganze Familie. Im erzkonservativen Spanien zur Zeit der Diktatur Francos muss das noch schlimmer gewesen sein. Also lässt María ihre Tochter Carmen bei den Eltern und geht nach Madrid arbeiten. Sie schickt ihr ganzes verdientes Geld zu den Eltern für den Unterhalt der Tochter. Im Urlaub fährt sie heim nach Toledo zu ihrem Kind. Weil sie ihr Kind nur ein- oder zweimal im Jahr sehen kann, entfremdet sie sich dem kleinen Mädchen. Als sie das Kind zu sich nach Madrid holen will, ist die Mutter dagegen. Mit wem soll das Kind bleiben, wenn sie auf Arbeit ist? So wächst Carmen ohne der Mutter auf, wird groß, wird ihrerseits auch schwanger, dieses Mal aber heiratet der Kindsvater die werdende Mutter. Zwei Töchter haben sie gemeinsam, bis sich der Vater umbringt, weil finanziell ruiniert. Nun beginnt der Leidensweg Alicias, Marías Enkeltochter. In der Schule wird sie gemobbt, sie rächt sich in dem sie die Mitschüler bloßstellt. Der Höhepunkt ist wie vier der Mitschüler sie im Festsaal der Schule an einem Balken an einem Fuß aufhängen und sie so stundenlang hängen muss bis eine Lehrerin sie zufällig entdeckt. Älter geworden geht Alicia auch nach Madrid, arbeiten, sich ein eigenes Leben aufbauen. Das Ganze wird in Episoden erzählt, scheinbar lose, unzusammenhängend. Und doch bilden diese Episoden eine Einheit. María und Alicia führen in Madrid ein ähnliches Leben, versuchen sich selbstständig zu machen. María wird nie heiraten, Alicia heiratet zwar, wird aber ihr selbstbestimmtes Leben führen, außereheliche Affären haben. María liest viel, erklärt Pedro die Ideen aus den Büchern, die dann Pedro als seine eigenen im Freundeskreis angibt. Irgendwann wird María sich einer eigenen Frauengruppe anschließen, bei der Stadtverwaltung frauentypische Probleme anbringen. Pedro ist das nicht recht. Er will vor seinen Freunden angeben können, eine intelligente María, die das auch zeigt, würde ihn nur schmälern. Mará spürt, dass seine Aufforderung zusammen zu ziehen, in einem Bus abgehalten, nur darauf abzielt. Er spricht weder von Liebe noch Zuneigung oder Respekt, nur von finanziellen Vorteilen. María erkennt, Pedro geht es nur um Macht über María: “Es geht nicht um Geld, lautet Marías Schlussfolgerung, es geht um Macht. Darum, seinen Freunden - die María irrtümlich auch für die ihren gehalten hatte - zu beweisen, dass er Macht über Maria hat” (S. 203).

Beide Frauen, zwei Generationen entfernt, finden ihren Weg, gut oder schlecht, sie leben so, wie sie es sich vorstellen und wünschen.

Die junge Frau auf dem Titelbild, die dem Betrachter intensiv in die Augen blickt fand ich als Motiv für einen Frauenroman sehr gut gewählt.

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Veröffentlicht am 23.08.2022

“Der künftige Mensch soll entschieden, fleißig und gutherzig sein” (S. 41)

Samson und Nadjeschda
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Dieser Spruch könnte so im Statut jeder kommunistischen Partei weltweit stehen. Er trieft
vor Idealismus, Ignoranz und Unkenntnis des Menschen. Außerdem, es gibt keinen “zukünftigen” Menschen. Es gibt ...

Dieser Spruch könnte so im Statut jeder kommunistischen Partei weltweit stehen. Er trieft
vor Idealismus, Ignoranz und Unkenntnis des Menschen. Außerdem, es gibt keinen “zukünftigen” Menschen. Es gibt nur den Menschen im Hier und Jetzt. Samson, Nadejschda, Najden, die Rotarmisten, die Schneider, die Schuhmacher, die Kosaken und Weißgardisten leben im Hier und Jetzt des Jahres 1919. Der erste Weltkrieg ist gerade zu Ende und das
zaristische Russland erlebt einen schrecklichen Bürgerkrieg, an dessen Ende nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. Eine Gesellschaft bricht zusammen, und bis die neue Form an die Stelle treten kann, gibt es Chaos, Gewalt, das Gesetz des Stärkeren. Bolschewiken und Weißrussen leisten sich heftige Kämpfe, fallen wiederholt in Kiew ein, versuchen es zurückzuerobern, ohne Rücksicht auf die Menschen, die hier leben. Mittendrin, Samson. Er hat Elektromaschinenbau studiert und hat allein mit seinem Vater gelebt. Mutter und Schwester starben früher. Kosaken erschlagen seinen Vater und hauen ihm ein Ohr ab, nun
ist Samson auf sich allein gestellt. Er ist der Willkür der neuen Machthaber schutzlos ausgeliefert. Es nisten sich zwei Rotarmisten bei ihm ein, bedienen sich an seinen Sachen und Möbeln. Als sie der Schreibtisch des Vaters stört, wird der einfach von Ihnen der neu
gegründeten Miliz gespendet. Samson rennt seinem Schreibtisch nach, kommt bei der Miliz an und bleibt dort, als neuer Mitarbeiter. So schnell kann das in bewegten Zeiten gehen.
Intelligent, mit einer raschen Auffassungs- und Kombinationsgabe, gelingt es ihm einen Silberschmuggel, Diebstahl und Mord aufzuklären. Dabei, und jetzt nimmt der Roman Züge
des russischen “magischen Realismus” an, kann er mit seinem abgeschlagenen Ohr Gespräche belauschen, die ihn betreffen. So z.B. kriegt er mit, wenn im Büro der Miliz über ihn gesprochen wird, wenn sein Ohr sich dort in einer Schublade befindet. Er wird nun das
Ohr im Zimmer der Rotarmisten in seiner Wohnung verstecken und sie belauschen. Das alles klingt so natürlich, so selbstverständlich. Als ob ein abgeschlagenes Ohr immer in Verbindung mit seinem ehemaligen Besitzer bleibt und seine Funktion weiterhin erfüllt. Erst im Nachhinein überlegt man sich: Wie soll das denn gehen? Aber dem Buch verleiht diese Eigenschaft fantastische Züge, die den Charme des Buches ausmachen.
Als Beweis, dass auch in Bürgerkriegszeiten die Liebe sich nicht unterdrücken lässt, entsteht die zarte Liebesgeschichte zwischen Nadjeschda und Samson. Zwei junge Menschen, die ihre Kräfte einerseits in den Dienst der Bolschewiken stellen, lernen sich kennen dank der Vermittlung der Hausmeisterin von Samson. Nadjeschda ist linientreu, hat den Bolschewismus verinnerlicht, Samson ist eher "menschlich", möchte allen helfen, ohne Ansehen der Person.
Wie ein Terrier, der sich einmal festgebissen hat, kann Samson nicht locker lassen. Er verfolgt seine Fälle bis er alles restlos aufgeklärt hat und der Gerechtigkeit Genüge getan wurde. Sein Glaube an die Gerechtigkeit, jenseits aller Klassenideologie macht Samson so
sympathisch. Nadjeschda eckt mit ihrer sturen Linientreue eher an. Aber sie ist naiv, der
Bolschewismus noch in den Kinderschuhen, Stalins Terror noch einige Jahre weg. Es wäre interessant zu beobachten, wie sich Nadjeschda weiter entwickeln wird.
Der lineare Erzählstil, der manchmal rasant die dramatischen Geschehnisse schildert, wird
dann, in den Szenen mit Nadjeschda und ihrer Familie oder der Hausmeisterin, wieder sanft und warm. Andrej Kurkow reiht sich nahtlos in die lange Tradition der großartigen russischsprachigen Literatur ein. Der Roman trägt Wesenszüge der Literatur von Solschenizyn, Pasternak und Bulgakov.
Abschließend sei gesagt: Kiew hat in Moskau schon immer Begehrlichkeiten geweckt, schon seit Iwan des Schrecklichen Zeiten. Es folgte dann Stalin der Schreckliche und heute ist es Putin der Schreckliche, der seine Hände nicht von der Ukraine und Kiew lassen kann.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Ein sehr interessantes Buch, das auf drei Ebenen spielt:

Auf See
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Erstens: Yada, ein junges Mädchen, das auf einer künstlichen Insel lebt. Ihr Vater ist ein sektiererischer Visionär, will alles und jeden seiner Idee unterordnen. Sich selbst aber ausgenommen. Er isst ...

Erstens: Yada, ein junges Mädchen, das auf einer künstlichen Insel lebt. Ihr Vater ist ein sektiererischer Visionär, will alles und jeden seiner Idee unterordnen. Sich selbst aber ausgenommen. Er isst morgens und mittags allein, lauter frische Leckerbissen während das
gemeine Volk, seine Tochter inklusive, einheitlichen grünen Vitaminbrei essen müssen. Zudem gönnt sich der Vater Auslandsreisen, obwohl er Yada immer erklärt, die Außenwelt ist zerstört, es gäbe sie nicht mehr, Doch die Tochter beginnt zu rebellieren. Dem Vater schwebt eine perfekte Gesellschaft auf dem Meer vor, alle Menschen streben nach Perfektion, Gleichheit, Freiheit. Aber es ist nur die vom Vater akzeptierte Freiheit, alle Andersdenkende werden entfernt, Yada wächst isoliert auf, ohne Kontakt zu anderen Kindern, die Erwachsenen um sie herum gängeln oder meiden sie. Irgendwann merkt Yada, wie sehr ihr Vater und seine Clique sie betrogen und belogen haben, sie mit Medikamenten gefügig gemacht haben und sie flieht von der Insel.
Zweitens: Helena, freie, ungebundene Künstlerin, Malerin, Bloggerin, aber alles ohne feste Überzeugung. Sie tut dies, weil sie es kann, nicht weil es ihr ein Bedürfnis ist. Sie hat eine riesige Fangemeinde, Follower und Bewunderer. Aber ihr liegt nichts an ihnen. Sie versteht auch nicht den Rummel, der um sie gemacht wird. Sie will einfach frei und ungebunden sein.
Drittens: Kapitel die “Archiv” betitelt sind und über Sonderwirtschaftszonen, über Unternehmungen diverser Visionäre oder Betrüger berichten, die versucht haben entweder eigene Mini-Staaten zu gründen, oder Menschen um ihre Ersparnisse zu bringen, mit
angeblichen Inseln oder Ländern in denen sie frei und ungebunden leben könnten.
Yada und Helena werden sich begegnen, Yadas Vater hat nun keine Macht mehr über sie und kann sie nicht zwingen, zu ihm zurück zu kehren, was für ihn persönlich katastrophale Folgen haben wird. Aber Yada ist endlich frei. Sie wird nun in einem alten geschenkten VW Golf ihre Freiheit genießen, die sie während ihrer Kindheit und Jugend nie hatte.
Während die “Archiv” betitelten Kapitel trocken und emotionslos über die missglückten Versuche selbständige Staaten zu bilden berichten, sind die anderen Kapitel, die über Yada, Helena oder die anderen agierenden Personen berichten, spannend, ja sogar dramatisch geschrieben, man lese nur das Kapitel über Yadas Flucht.
Das Buch ist in Abschnitte unterteilt, die die Namen der englischen grammatikalischen Zeiten im Indikativ Aktiv tragen: Future Simple, Future Progressive, Past Perfect, Present Progressive und Future Perfect. Weshalb hat die Autorin wohl das Present Simple ausgelassen?
Theresia Enzensberger hat ein faszinierendes Buch geschrieben, angesiedelt zwischen Utopie und Realismus, zwischen Fantasie und Wirklichkeit.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Spannender Krimi, der, wie könnte es anders sein, aus Schweden kommt.

Sturmrot
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Ein Vierzehnjähriger soll ein Mädchen getötet haben. Jahre später ist er wieder in seinem Heimatort. Und die alten Erinnerungen kommen wieder hoch. Vor allem, da er seinen Vater ermordet in der Dusche ...

Ein Vierzehnjähriger soll ein Mädchen getötet haben. Jahre später ist er wieder in seinem Heimatort. Und die alten Erinnerungen kommen wieder hoch. Vor allem, da er seinen Vater ermordet in der Dusche vorfindet. Alles stellt sich ganz anders heraus, als es die Ermittler damals darstellten. Nach monatelangen Verhören, mit Schlafentzug, ohne Beisein der Eltern oder eines Rechtsanwalts, gesteht das Kind alles, was die Polizisten wollen. Die Ermittler haben sich auf diesen Jungen eingeschossen, ohne anderen Spuren nachzugehen, ohne auch nur in Betracht zu ziehen, dass die Wahrheit eine ganz andere ist. Und nun, 23 Jahre später ist Olofs Vater getötet worden, Sofort glaubt die Polizei, er wäre auch in diesem Fall der Täter, obwohl er gar nicht zur Tatzeit am Tatort gewesen war.
Eira, die ermittelnde Polizistin, beißt sich an diesen Fall fest, sie geht allen Spuren nach, findet den Mörder von Olofs Vater, findet die Brandstifter, die Olofs Haus anzünden, findet heraus, was vor 23 Jahren mit Lina passiert war, findet auch die Leiche eines Unbekannten, der mit Linas Verschwinden zu tun hatte, findet auch heraus, wie ihre eigene Familie in diesem Fall mit verstrickt war.
Der mitreißende Schreibstil überzeugt und nimmt den Leser mit. Dabei kommt der Krimi ohne Hollywoodmäßige Showdowns aus, ohne Schießereien, Rettung in letzter Minute und dergleichen mehr. Und trotzdem lesen wir gebannt, fragen uns, wann endlich Linas Leiche auftauchen wird.
Klare Leseempfehlung!

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