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Veröffentlicht am 09.08.2022

Geschmunzelt, gelitten, geliebt - tolles Buch!

Kein Sommer ohne dich
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Wie beschreibt man einen Roman ohne alles vorweg zu nehmen? Im Fall von Kein Sommer ohne dich von Emily Henry gar nicht mal so einfach.

Poppy – jung, wild, frech, unheimlich witzig und in der Welt zuhause ...

Wie beschreibt man einen Roman ohne alles vorweg zu nehmen? Im Fall von Kein Sommer ohne dich von Emily Henry gar nicht mal so einfach.

Poppy – jung, wild, frech, unheimlich witzig und in der Welt zuhause als Karla Kolumna der Reisewelt
Alex – ebenso jung, aber alles andere als wild und frech, eher besonnen, ruhig, fürsorglich, der geborene Lehrer und nach wie vor in der bescheidenen Heimatstadt der beiden

Unterschiedlicher können zwei Menschen kaum sein, doch eines verbindet beide eine Freundschaft, die ihresgleichen sucht. Seit Jahren verbringen beide jeden Sommer zusammen, bis ein Urlaub alles ins Wanken bringt.

Selten habe ich von so unterschiedlichen Charakteren gelesen und konnte mich nicht entscheiden, wen von beiden ich lieber mag oder authentischer finde. Man begleitet beide durch die Jahre und bewegt sich auf zwei Ebenen sowohl durch die vergangenen Sommerreisen der beiden gemeinsam als auch durch ihre aktuelle Reise und Poppys Versuch die Freundschaft zu retten, die nach Jahren bröckelt. Die Zeitsprünge waren zu Beginn etwas schwierig, sie ließen einen zu Beginn der Kapitel fast ein bisschen orientierungslos, was wiederum gut zur Entwicklung von Story und Charakteren passt. Man merkt, wie lost und jung beide zu Beginn der Freundschaft waren bis man am Ende vollkommen ankommt und sich einfach fallen lassen kann.

Für mich das Kaufkriterium schlechthin ist, dass ich zunächst einen vorhersehbaren Feel-good-Roman erwartet habe. Die Überraschung und Begeisterung war dann jedoch umso größer, als die Story wirklich an Intensität und Melancholie zunahm. Mit jeder Seite wurde ich mehr mitgerissen, habe gelitten und geschmunzelt und mich in Poppy und Alex verliebt.

Perfekte Sommerlektüre!

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Veröffentlicht am 29.06.2021

Wunderschönes Flair - luftig leichte Lektüre!

Wie Träume im Sommerwind
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Usedom, England, Rosen, Familie und ein tragischer Unfall. Katharina Herzog nimmt den Leser in „Wie Träume im Sommerwind“ mit auf eine Reise, die den zarten Duft von Rosen in der Luft an einem herrlichen ...

Usedom, England, Rosen, Familie und ein tragischer Unfall. Katharina Herzog nimmt den Leser in „Wie Träume im Sommerwind“ mit auf eine Reise, die den zarten Duft von Rosen in der Luft an einem herrlichen Sommertag heraufbeschwört, doch liegt in dessen Duft nicht auch stets eine Melancholie nach vergangenen Zeiten?

Familie Jung lebt seit jeher auf der beschaulichen, kleinen Insel Usedom und betreiben dort seit Generationen den hiesigen Rosenhof. Nichts kann dem familiären Erbe einen Abbruch tun, nichts außer ihrer rebellischen Tochter Emilia, die sich überall sieht, nur nicht im kleinen Usedom, das voller unangenehmer Erinnerungen steckt. Als ihre Schwester Clara jedoch nach einem schweren Autounfall im Koma liegt, hängt alles an Emilia. Die Gärtnerei, Claras Kinder und jede Menge unentdeckter Geheimnisse. Gemeinsam mit Claras bestem Freund alias Emilias Jugendschwarm begibt diese sich auf die Reise nach England um den Geheimnissen ihrer Schwester auf die Spur zu gehen und entdeckt eine ungeahnte, zutiefst bewegende Liebesgeschichte.

Katharina Herzog beweist, wie bereits in früheren Romanen, ein Händchen für interessante, liebenswerte Charaktere. Auch wenn diese gewisse Klischees, die man als Lovestory-Fan, zwangsläufig hat nahezu alle befeuert tut dies dem Roman keinen Abbruch und es ist dennoch unterhaltsam und emotional die Figuren bei ihrer Entwicklung zu begleiten.
Humor und eine luftig leichte Schreibweise verleihen der Geschichte Schwung. Gerade die quirlige Emilia steuert neben einigen emotionalen Momenten eine gehörige Portion Witz bei. Als Hauptfigur ist sie nicht nur nachvollziehbar und nahbar sondern derart sympathisch, dass man sie sich direkt als beste Freundin wünscht.
Die Lovestorys sind leider für mich recht vorhersehbar gewesen, wie die Handlung insgesamt, jedoch meiner Meinung nach in diesem Genre sehr gut vertretbar (mal ehrlich, wir kommen doch alle für eine sommerlich, frische Liebesgeschichte, da wollen wir doch eigentlich gar keine großen Überraschungen).
Das sommerliche Klima und das enorm schöne Flair der Handlungsorte runden den Roman perfekt ab.

Definitiv wert gelesen zu werden.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Das perfekte Leben?

Die Mitternachtsbibliothek
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Matt Haigs „Mitternachtsbibliothek“ öffnet ihre Pforten für alle die ähnlich wie die Protagonistin Nora ihren Weg im Leben noch nicht gefunden haben, ihre Entscheidungen hinterfragen oder einfach Spaß ...

Matt Haigs „Mitternachtsbibliothek“ öffnet ihre Pforten für alle die ähnlich wie die Protagonistin Nora ihren Weg im Leben noch nicht gefunden haben, ihre Entscheidungen hinterfragen oder einfach Spaß daran haben die Tiefen ihrer Persönlichkeit zu erkunden.

Nora Seed ist eine bemitleidenswerte Frau. Das Leben scheint es nicht gut zu meinen mit ihr und irgendwie geht alles immer wieder steil bergab. Keine Beziehung, keine Freunde, kein Job und dann stirbt auch noch ihr geliebter Kater. Daher entscheidet sich Nora zum brutalsten aller Enden und versucht ihrem Leid ein Ende zu setzen. Doch erwarten sie weder Himmel noch Hölle noch ein großes Nichts. Nora erwacht in einer Bibliothek voller Bücher und in jedem steckt ein Leben voller neuer Chancen. Doch findet sie in einem dieser Bücher ihr perfektes Leben?

Der Roman liest sich so gut weg und ist so spannend nachzuverfolgen. Zu Beginn liest man sich durch einen Countdown bis zum Suizidversuch, recht bedrückend aber dennoch nicht unangenehm zu lesen. Doch die eigentliche Geschichte beginnt mit Noras Ankunft in der Mitternachtsbibliothek. Jeder Ausflug in ein mögliches Leben war sehr anders verglichen mit dem jeweils vorherigen. Viel Abwechslung und trotz mancher Logikfehler eine interessante, amüsante und witzige Reise.

Noras Charakterentwicklung macht so viel Spaß zu verfolgen, wie sie vom stillen, grauen Mäuschen immer selbstbestimmter und stärker wird. Alle anderen Charaktere werden zur Nebenrolle, sie füllen das Buch mit Leben, aber dennoch bleibt es immer Nora, der man als Leser die ungeteilte Aufmerksamkeit schenken möchte.

Insgesamt war der Roman stellenweise schon eher voraussehbar und wenn man so will vielleicht auch etwas abgedroschen, aber mit der viel Charme und Encouragement genau das Richtige für alle Sinnsucher.

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Wissenschaft und Liebe - tolles Buch über eine außergewöhnliche Frau

Madame Curie und die Kraft zu träumen (Ikonen ihrer Zeit 1)
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Hausarbeit, Ehemann, Kinder kriegen. Gefangen in einer Zeit, in der Frauen ins Heim und Männer in die Universitäten gehörten beweist eine außergewöhnliche, einzigartige Frau, dass ein unbändiger Wille ...

Hausarbeit, Ehemann, Kinder kriegen. Gefangen in einer Zeit, in der Frauen ins Heim und Männer in die Universitäten gehörten beweist eine außergewöhnliche, einzigartige Frau, dass ein unbändiger Wille jeden Traum erfüllen kann. Susanna Leonard verarbeitet den Weg der polnischen Wissenschaftlerin Maria Salomea Sklodowska oder wie die Welt sie für immer in Erinnerung halten wird: Madame Marie Curie.

Ein junges Mädchen geboren im unterdrückten Polen gegen Ende des 19. Jh.. Früh erkennt sie ihre größte Leidenschaft und den Zweck ihres Lebens. Sie strebt nach Bildung, danach die Rätsel dieser Welt zu erkunden, doch ebendiese Welt bereitet einer Frau mit Karriereambitionen keinen leichten Start. Ihre Reise führt sie nach Paris. Zur Ausbildung, die sie immer wollte und zu einem Mann, den sie immer lieben wird. Marie Curies Beitrag zur Physik und Chemie wird immer unvergessen bleiben, doch birgt ihr Kind, die Radioaktivität, große Gefahr.

Als biografischer Roman deckt Susanna Leonard eine sehr große Zeitspanne des Lebens der Forscherin ab, was gerade durch die schwierige Herkunft und Kindheit hilft die späteren Charakterzüge und Eigenheiten der Marie Curie nachzuvollziehen. Das Abbild der Wissenschaftlerin scheint sehr realistisch und wenig geschönt. Es ist sehr interessant und fesselnd zu verfolgen wie diese charakterstarke und gleichzeitig doch sehr ruhige Frau Geschichte schreibt. Die Seiten fliegen nur so dahin während man gemeinsam Polonium und Radium entdeckt, über radioaktive Strahlung forscht und nicht zuletzt eine großartige Liebesgeschichte mitverfolgt.

Die anfängliche Skepsis der Roman könne entweder in sehr komplizierte naturwissenschaftliche Erklärungen abdriften oder (noch schlimmer) diesen Teil zugunsten der Liebesgeschichte großzügig auslassen wurde glücklicherweise nicht bestätigt. Auch wenn ich keine Aussage über die Richtigkeit der Fakten und chemischen und physikalischen Inhalte treffen kann, war es für mich sehr leicht verständlich und in einem guten Maße, welches das Buch gleichermaßen lehrreich und herzzerreißend macht.

Alles in allem toll umgesetzt. Lesevergnügen garantiert.

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Veröffentlicht am 02.09.2020

Das beste Buch des Jahres!

Zugvögel
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"Man kann die Wirkung eines Lebens an dem messen, was es gibt und hinterlässt, aber man kann sie auch an dem messen, was es der Welt wegnimmt " S. 151

Zugvögel. Küstenseeschwalben, Fischer und Franny. ...

"Man kann die Wirkung eines Lebens an dem messen, was es gibt und hinterlässt, aber man kann sie auch an dem messen, was es der Welt wegnimmt " S. 151

Zugvögel. Küstenseeschwalben, Fischer und Franny. Charlotte McConaghy entführt uns an der Seite ihrer ungewöhnlichen Reisenden in ihrem dystopischen Roman „Zugvögel“ in eine zukünftige Gesellschaft, die alles andere als rosige Aussichten verspricht.

Seit jeher ist Franny fasziniert von Vögeln. Für sie versinnbildlichen sie die ultimative Freiheit, besonders die Küstenseeschwalben, die so weit reisen. Für Franny mit ihren Wanderfüßen ein Geschenk. Sie schließt sich einer Gruppe Fischer an um den Vögeln auf ihrer langen Reise zu folgen. Doch jeder Weg ist steinig, auch der Seeweg.

Ein Buch, in dem Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit erschreckend und beängstigend sind.

Franny ist wirklich ein außergewöhnlicher Charakter, denn obwohl man als Leser sehr viel über sie liest und an ihrem Leben und ihrer Vergangenheit teilhat bleibt sie doch ein kleines Mysterium, das man um alles in der Welt verstehen will. Sei es ihr kompromissloser Drang den Vögeln zu folgen, egal wie beschwerlich, ihre Wanderfüße, die sie in so manche Schwierigkeiten gebracht haben, die Briefe an ihren Mann, die sie nie abschickt oder ihre Mutter, die sie als kleines Kind verlassen hat. Franny schrittweise näherzukommen erzeugt eine enorme Spannung, sorgt für Lächeln, Schocks und Tränen. Ein Buch, das den Leser die gesamte Palette an Emotionen spüren lässt.

Besonders ist aber das Setting in einer nahen Zukunft. Die Menschen fokussieren auf ihren wirtschaftlichen Profit, was dabei jedoch keine Berücksichtigung findet sind die Tiere, die genauso, wenn nicht noch wichtiger für den Planeten sind als die Spezies Mensch. Nahezu alle Rassen, welche nicht als Nutz- oder Haustiere genutzt werden können sind tot. Vollständig ausgerottet. Die Welt verändert sich. McConaghy zeichnet ein Bild einer Welt, auf die wir zusteuern, wobei es unser aller Aufgabe sein sollte dies zu vermeiden.

Dieser Roman ist wahnsinnig spannend, witzig, tiefgehend, aufrüttelnd, von einer großartigen sprachlichen Qualität und all das ohne im geringsten anstrengend zu sein. Nach jeder Seite hatte ich ein „nur noch eine Seite“ Gefühl und selbst nach Beenden des Buches hatte ich das Gefühl noch viele hundert Seiten mehr lesen zu wollen.

Ein perfektes Buch! Must Read!

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