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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2022

Rasanter Actionthriller

Game On - Der Einsatz ist dein Leben
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Während einer Live-Sendung der Talkshow-Moderatorin Jordan Briggs ruft ein Mann an und bietet Jordan an, mit ihm ein Spiel zu spielen. Was nach einem harmlosen Spaß klingt, entwickelt sich schnell zu einem ...

Während einer Live-Sendung der Talkshow-Moderatorin Jordan Briggs ruft ein Mann an und bietet Jordan an, mit ihm ein Spiel zu spielen. Was nach einem harmlosen Spaß klingt, entwickelt sich schnell zu einem tödlichen Ernst, als kurze Zeit später Bomben gezündet werden und Menschen sterben. Schnell ist klar, dass der Anrufer ein bestimmtes Ziel verfolgt, aber welches, bleibt lange Zeit sein Geheimnis. Officer Cole Hudley, der ins Gebäude des Radiosenders kommt, um Jordan einen Strafzettel auszustellen, wird in die Sache hineingezogen. Leicht macht es ihm die sehr eigenwillige Jordan nicht, zumal sie gerade andere Probleme hat.

Ich habe selten einen Thriller gelesen, der mich von der ersten Sekunde an und dann durchgehend so gut unterhalten hätte. Abwechselnd und in unregelmäßigen Abständen wechselt die Perspektive zwischen Jordan und Cole, fast jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger, der mich fast wahnsinnig macht und so die Spannung permanent oben hält. Dabei sind die Kapitel mit dem jeweiligen Namen überschrieben, sodass es keine Verwechslung gibt. Immer, wenn ich denke, es könnte keine Steigerung mehr geben, beweist der Autor mir das Gegenteil. Als etwa in der Mitte der Geschichte eine mögliche Erklärung im Raum steht, wird es plötzlich so emotional, sodass ich Mühe habe, meine Sympathie für die ein oder andere Person aufrechtzuerhalten. Mein Herz zerbricht in tausend Teile und gefühlsmäßig ist da ein riesiges Chaos in mir. Anscheinend war das aber noch nicht alles, ich habe das Gefühl, es geht jetzt erst richtig los, und das tut es auch. An eine Pause ist nicht zu denken, ich kann das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen! Das letzte Drittel setzt noch einmal einen drauf, es ist unglaublich, was da noch alles passiert, stellenweise ist die Spannung kaum noch auszuhalten. Das Finale ist so unglaublich, dass mir fast die Worte fehlen. Natürlich geht es nicht ohne Emotionen, die letztendlich bei mir überfließen. Aber lest lieber selbst. Von mir gibt es fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung. Grandios!

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Veröffentlicht am 10.08.2022

Was geschah wirklich?

Aufzeichnungen eines Serienmörders
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Bei dem pensionierten Tierarzt Byongsu Kim, 70 Jahre alt, wird beginnende Demenz diagnostiziert, also beginnt er, seinen Tag schriftlich und mündlich auf einem Aufnahmerecorder festzuhalten, um sich orientieren ...

Bei dem pensionierten Tierarzt Byongsu Kim, 70 Jahre alt, wird beginnende Demenz diagnostiziert, also beginnt er, seinen Tag schriftlich und mündlich auf einem Aufnahmerecorder festzuhalten, um sich orientieren zu können. Gleichzeitig schwelgt er hierbei in Erinnerungen an seine Taten. Als plötzlich ein weiterer Serienkiller sein Unwesen treibt, ist Byongsu Kim überzeugt davon, den Mann zu kennen. Bevor ihn sein Gehirn vollends im Stich lässt, nimmt er sich vor, diesem das Handwerk zu legen, um seine Tochter vor ihm zu schützen. Gar nicht so einfach, wenn die Demenz immer schlimmer wütet in seinem Kopf.

Das Buch ist eher eine Kurzgeschichte als ein Roman, aber mehr Seiten braucht es nicht, um einen Eindruck bei mir zu hinterlassen. Byongsu Kim ist kein zuverlässiger Erzähler, was seiner Krankheit geschuldet ist. Alte Erinnerungen vermischen sich mit neuen, Erlebtes mischt sich mit Fiktion und dazwischen gibt es sehr klare Momente. Ich habe eine Vermutung gehabt, lag aber tatsächlich etwas daneben, was den Ausgang der Geschichte angeht. Da wurde ich sehr schön aufs Glatteis geführt. Klasse! Wer auf außergewöhnliche Storys steht, sollte hier zugreifen. Von mir jedenfalls gibt es fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Leben passiert

Hotel Seattle
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Es handelt sich beim Buch um eine Sammlung von zehn Erzählungen. Diese sind außergewöhnlich gewöhnlich, dabei aber nicht alltäglich und dadurch so besonders. Da ist der Schock des Kindes über den lange ...

Es handelt sich beim Buch um eine Sammlung von zehn Erzählungen. Diese sind außergewöhnlich gewöhnlich, dabei aber nicht alltäglich und dadurch so besonders. Da ist der Schock des Kindes über den lange zurückliegenden Tod des Vaters und die hieraus resultierende Entfernung von Tochter und Mutter, die unüberbrückbar zu sein scheint.

„Sie hatte sich so danach gesehnt, Hanne in den Arm zu nehmen. In den Arm genommen zu werden. Lass mich dich halten, hatte sie gebeten, immer und immer wieder.“ (Seite 137)

Da ist der Großvater, der hart und ungerecht seine Enkel behandelt hat, und nun am Bett seiner Enkelin zurückblickend merkt, dass sein Verhalten falsch und unangebracht war. Nun ist es vielleicht zu spät, die Reue und sein Selbstmitleid haben keinen Empfänger, verpuffen ungehört.

„Er hatte nie gelernt zu beten. Er wusste lediglich, wie man bettelte. Er bettelte, dass man dieses Kind verschonen solle, aber selbst im kleinen Echoraum seines eigenen Kopfes war seine Stimme nur schwach.“ (Seite 190)

Menschen, Schicksale, Leben; mal mehr, mal weniger aufregend, dabei aber immer interessant und unterhaltsam, verbunden mit einem leichten voyeuristischen Effekt für mich als Leser. Mir haben bis auf die letzte Erzählung alle gefallen, die abschließende Story war mir etwas zu mystisch, oder aber ich habe den Hintergedanken einfach nicht verstanden. Die Autorin hat ein großes und besonderes Talent, Alltägliches und Banales wunderbar miteinander zu mischen, herausgekommen ist eine schöne Sammlung von Kurzgeschichten, die mich unglaublich gut unterhalten haben. Gerne vergebe ich dafür fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 05.08.2022

Suche nach Erlösung

Was auf das Ende folgt
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In der beschaulichen Kleinstadt Tall Oaks gibt es kaum Verbrechen, umso größer ist also das Entsetzen, als der dreijährige Harry Monroe aus seinem Zimmer verschwindet und es keine Spur von ihm zu finden ...

In der beschaulichen Kleinstadt Tall Oaks gibt es kaum Verbrechen, umso größer ist also das Entsetzen, als der dreijährige Harry Monroe aus seinem Zimmer verschwindet und es keine Spur von ihm zu finden gibt. Die Polizei steht vor einem Rätsel, die Hoffnung stirbt von Tag zu Tag mehr. Harrys Mutter gibt die Suche nicht auf, verzweifelt klammert sie sich an die Möglichkeit, dass Harry noch lebt. Derweil geht das Leben in Tall Oaks weiter, wo die Gerüchteküche brodelt und jeder ein Geheimnis hat, das er eifersüchtig behütet.

Dies ist das Debüt des Autors, das hier aber zeitlich später als sein Vorgänger erscheint, der letztes Jahr übrigens zu meinen Highlights zählte und mir immer noch gut im Gedächtnis ist. Gute Bücher können das und das vorliegende zählt nun auf jeden Fall dazu. Es ist ein ruhiges, eher zurückhaltendes Buch, es gibt zwar eine Ermittlung, die aber nicht im Fokus der Erzählung liegt. Im Vordergrund stehen die Menschen in der Stadt, die alteingesessenen genauso wie die hinzugezogenen Bewohner. Anfangs bin ich deswegen erschlagen von der Fülle der Namen, es dauert ein wenig, bis ich alle zuordnen und die Verhältnisse unter- und zueinander überblicke. Dann aber bin ich so von der Story gefesselt, dass an eine Pause fast nicht zu denken ist. Immer mehr Geheimnisse kommen ans Licht, der Nebel lichtet sich und als die Auflösung dann präsentiert wird, bin ich überrascht, denn ein solches Ende habe ich nicht erwartet. Ein toller Roman, den ich sehr gerne weiterempfehle und mit voller Punktzahl bewerte. Absolut Lesenswert!

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Veröffentlicht am 03.08.2022

Pakt mit dem Teufel

Die karierten Mädchen
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Mit über neunzig Jahren beginnt die blinde Klara damit, ihr vergangenes Leben auf Musikkassetten aufzunehmen. Sie beginnt mit einem Tag Anfang August 1929, als sie mit einundzwanzig Jahren, damals hieß ...

Mit über neunzig Jahren beginnt die blinde Klara damit, ihr vergangenes Leben auf Musikkassetten aufzunehmen. Sie beginnt mit einem Tag Anfang August 1929, als sie mit einundzwanzig Jahren, damals hieß sie noch Fräulein Möbius, als Haushaltungslehrerin in einer Heilstätte für Kinder aus ärmsten Verhältnissen mit angrenzendem Waisenhaus ihren ersten Arbeitstag angetreten hat. Eines Tages wird dort ein Baby abgegeben, dessen jüdische Mutter es abholen möchte, sobald sie Arbeit gefunden hat. Klara nimmt sich des Kindes an und gibt das Waisenmädchen Tolla als eigenes Kind aus, als sich herausstellt, dass die Mutter sich umgebracht hat. Bald gibt es Veränderungen in Deutschland, die Lage verändert sich dramatisch und Klara, mittlerweile Leiterin des Heims, bemüht sich darum, dass das Heim verstaatlicht wird, da es sonst aus finanziellen Gründen geschlossen werden muss. Mit wem sie sich da eingelassen hat, wird ihr zu spät klar. Bald gilt es, Tolla zu schützen, sodass Klara eine verhängnisvolle Entscheidung trifft.

Der Schreibstil ist nüchtern, zurückhaltend, fast schon emotionslos, aber dies liest sich oberflächlich nur so. Es passt zur Geschichte und der damaligen Zeit, dass hier keine blumige Sprache gewählt wurde, das Thema ist zu ernst. Mir hat diese distanzierte Erzählweise sehr gefallen und nach einiger Zeit fiel es mir gar nicht mehr auf, so vertieft war ich in die Erinnerungen der alten Frau. Die junge Klara steht für mich stellvertretend für viele Menschen zur damaligen Zeit; nichts sehen, nichts hören, aussitzen und abwarten, bis sie vorüber ist, die Macht der braunen Brut. Dass dies nicht geklappt hat, kann man heute in jedem Geschichtsbuch nachlesen.

„Soll doch die Hakenkreuzflagge da draußen wehen. Mir bedeutet sie gar nichts. Und wäre ich eine Schriftstellerin, ich würde darum betteln, dass sie meine Bücher verbrennen. Gäbe es denn einen schöneren Beleg dafür, dass ich reinen Herzens bin?“ (Seite 218)

Für Klara spricht ihre Jugend und ihre Naivität, die für mich so eine große Diskrepanz darstellen zu ihrem sonstigen Wesen; sie ist intelligent, tatkräftig, selbstbestimmt und fleißig genug, um bereits mit Mitte zwanzig eine leitende Funktion erlangt zu haben. Die junge Frau ist so damit beschäftigt, das von ihr geleitete Heim zu retten, dass sie sich mit dem Teufel einlässt, und als es ihr auffällt, ist es zu spät, aus dem Deal wieder auszusteigen. Entweder mitlaufen oder sterben, eine weitere Wahl gibt es nicht für Klara, wie sie sehr schnell lernen muss.

„Sie alle passten sich an, machten heimlich ihre kleinen Witze oder schimpften, wenn niemand zuhörte. Doch keiner von ihnen tat etwas gegen das, was so klar als Unrecht gegen die jüdische Bevölkerung und politisch Andersdenkende zu erkennen war. Der Zeitpunkt, an dem sie oder andere gleichgesinnte Menschen noch einmal ihre Stimme hätten erheben können, um den Anfängen zu wehren, war längst vorbei.“ (Seite 255)

Mir hat das Buch sehr gefallen, die Geschichte von Klara, die auf echten Erzählungen der Großmutter der Autorin beruht, war unterhaltsam, spannend, oft aufwühlend und am Ende sehr emotional. Viele Fragen blieben bei mir offen, was daraus resultiert, dass es sich um eine Trilogie handelt. Dies war der erste Teil und ich kann die Fortsetzung bereits kaum erwarten. Von mir gibt es verdiente fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

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