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Veröffentlicht am 16.08.2022

Emotionale Familiengeschichte

Findelmädchen
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Endlich leben Helga und Jürgen wieder bei ihrem Vater der aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist.
Der Vater versucht sich mit einem Büdchen eine neue Existenz aufzubauen und Jürgen beginnt ...

Endlich leben Helga und Jürgen wieder bei ihrem Vater der aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist.
Der Vater versucht sich mit einem Büdchen eine neue Existenz aufzubauen und Jürgen beginnt bei Ford.
Helga hingegen möchte gerne aufs Gymnasium gehen doch sie soll die Haushaltungsschule besuchen.
Als sie ein Praktikum in einem Waisenhaus absolviert spürt sie wie schlecht es den Kindern dort geht, wie schlecht sie behandelt werden.
Vor allem ein „Besatzungskind“ hat ihre Aufmerksamkeit geweckt und sie versucht es zu beschützen.
Helge verliebt sich, doch die Schatten des Krieges drohen alles zu zerstören was Helga sich vom Leben erhofft.

„Findelmädchen“ ist die Fortsetzung des Bestsellerromans „Trümmermädchen“
von Lilly Bernstein.
Die Bücher sind aber auch gut unabhängig voneinander zu lesen.

Es ist das Jahr 1955 und die Geschwister Helga und Jürgen sind endlich wieder bei ihrem Vater.
Das anfängliche Glück wird aber schnell von der Realität eingeholt.
In Köln wollen sie sich eine gemeinsam Zukunft aufbauen.
Während Jürgen eine Arbeit bei Ford bekommt muss Helga ihren Traum vom Gymnasium begraben.
Sie muss sich dem Willen des Vaters beugen und eine Haushaltungsschule besuchen.
Leider war es zu dieser Zeit für Mädchen immer noch nicht üblich ein Gymnasium oder gar eine Universität zu besuchen.
Als Helga ein Praktikum in einem Waisenhaus verrichtet muss sie erleben wie manche Kinder gequält werden.
Vor allem die Kinder der Besatzungsmacht und darunter die farbigen Kinder.

Lilly Bernstein hat für ihren Roman tolle Charaktere entwickelt und ihnen Leben eingehaucht.
Man kann sich die Schicksale der Protagonisten gut vor Augen führen.
Helga und Jürgen die seit Kriegsende auf einem französischen Weingut gelebt haben werden in Köln bei ihrem Vater von der Realität eingeholt.
Die LeserInnen bekommen aber auch vor Augen geführt wie schwer es war nach dem Krieg und der Gefangenschaft wieder in ein normales Leben zurückzukehren.
Genauso wird der Stand der Frau verdeutlicht. Auch Mitte der 1950er Jahre hatten die Frauen noch kein selbst bestimmtes Leben und so musste Helga sich auch dem Willen ihres Vaters beugen.

Lilly Bernstein vermittelt die Zeit der Handlung sehr authentisch.
Sie bringt den LeserInnen den Hass und die Vorurteile gegenüber den Besatzern zum Ausdruck.
Besonders die farbigen Kinder haben darunter zu leiden. Mich hat die Behandlung und die Quälerei der Kinder im Waisenhaus sehr betroffen gemacht.
Genauso ist aber auch das beginnende Wirtschaftswunder zu spüren.
Es ist die zeit des Petticoats, die Menschen wollen wieder Leben und sich vergnügen.
Das alles und noch so viel mehr wird in „Findelmädchen vermittelt.

Lilly Bernstein hat einen fesselnden und gut verständlichen Schreibstil.
Man spürt wie intensiv sich die Autorin mit der Recherche für ihren Roman beschäftigt hat.
So ist ein großer emotionaler Roman entstanden der das Schicksal einer Familie authentisch erzählt.

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Veröffentlicht am 15.08.2022

Facettenreicher Roman über eine faszinierende Frau

Die Entdeckerin der Welt
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Die Künstlerin Maria Sibylla Merian zieht nach ihrer Scheidung nach Amsterdam.
Sie möchte sich ihr eigenes Leben aufbauen.
Ihr Traum ist es eine Reise nach Südamerika und in die Tropen zu unternehmen.
Sie ...

Die Künstlerin Maria Sibylla Merian zieht nach ihrer Scheidung nach Amsterdam.
Sie möchte sich ihr eigenes Leben aufbauen.
Ihr Traum ist es eine Reise nach Südamerika und in die Tropen zu unternehmen.
Sie möchte die Natur erkunden, Raupen und Schmetterlinge erforschen.
Eine so lange Reise ist für eine alleinstehende Frau nicht ungefährlich.
Noch dazu ist die Überfahrt mit dem Schiff recht teuer.
So sucht Maria Sibylla Merian Geldgeber für ihr Abenteuer.
Dann bricht sie auf in das wohl größte Abenteuer ihres Lebens.

„Die Entdeckerin der Welt“ ist eine Hommage an eine faszinierende und mutige Frau von Alexander Schwarz.

Das Buch ist in drei Teile unterteilt.
Der erste Teil erzählt von Maria Sibylla Merian’s Zeit in Amsterdam 1691-1699.
Frisch geschieden zieht Maria Sibylla Merian mit ihren Töchtern nach Amsterdam um ein eigenständiges Leben zu führen.
Sie gibt sich ganz ihrer Kunst und dem Studium der Schmetterlinge hin.
Doch in ihr schwillt der Traum von einer Reise nach Südamerika und in die tropischen Regenwälder.
Doch um den Traum zu erfüllen braucht es Geldgeber.
Ihre Töchter Johanna und Dorothea unterstützen sie. Sie geben zusammen Zeichenunterricht und fertigen Illustrationen an.
Auch hat Maria Sibylla Merian schon erfolgreich Bücher veröffentlicht.

Der 2. Teil erzählt von der Reise nach Surinam1699-1701.
Maria Sibylla Merian und ihre Tochter Dorothea wagen die abenteuerliche Reise.
Diesen Teil fand ich besonders interessant.
Es wird nicht nur von einer mutigen Frau erzählt die sich in einer Welt der Männer zu behaupten weiß.
Auch Flora und Fauna werden eingehend beschrieben.
Maria Sibylla Merian studiert die Schmetterlinge die sie immer Sommervöglein nennt.
Die LeserInnen begleiten sie bei der Überfahrt, bei der Erkundung des Regenwalds und bei so viel mehr.

Im 3. Teil kehren Maria Sybilla Merian und ihre Tochter im Jahr 1701 nach Amsterdam zurück.
Hier entsteht ihr Lebenswerk „ Metamorphosis insectorum Surinamensium“:

Alexander Schwarz hat Maria Sybilla Merian mit seinem Buch ein Denkmal gesetzt.
Maria Sybilla Merian war eine große Künstlerin und Naturforscherin, ich bin glücklich, dass ich sie in diesem Buch eine Zeitlang abgleiten durfte.
Das Buch ist sehr gut recherchiert.
Vor allem der Teil der Reise hat mich fasziniert.
Ich frage mich ob der Autor die Reise für Recherchezwecke selbst unternommen hat.
Die meisten Personen denen man in diesem Buch begegnet haben wirklich gelebt.
Alexander Schwarz vermittelt seinen LeserInnen mit einer bewundernswerten Leichtigkeit viele historische Daten und wissenswertes über die Flora und Faune der Tropen.
Der Schreibstil ist flüssig und gut verständlich.

„Die Entdeckerin der Welt“ ist ein Buch das mir große Freude bereitet hat und viel interessantes und wissenswertes vermittelt hat.

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Veröffentlicht am 14.08.2022

Tolle Begleitung zum Film

Der Bozen-Krimi: Blutrache - Tödliche Stille
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Covertext:
Frühsommer in Südtirol: Der Bozener Commissario Matteo Zanchetti sieht seine Chance gekommen, den Mafiapaten Enzo Saffione endlich vor Gericht zu bringen. Doch die langen Arme des Verbrechens ...

Covertext:
Frühsommer in Südtirol: Der Bozener Commissario Matteo Zanchetti sieht seine Chance gekommen, den Mafiapaten Enzo Saffione endlich vor Gericht zu bringen. Doch die langen Arme des Verbrechens reichen bis in den Polizeiapparat: Eine Informantin wird gekidnappt, Zanchettis Kollegin, Commissario Sonja Schwarz, gerät in einen Undercover-Einsatz, und auf einer Schutzhütte am Rittner Horn werden zwei Bergsteiger ermordet. Zanchetti und Schwarz ermitteln.

„Der Bozen Krimi Tödliche Stille“ von Corrado Falcone ist das Buch zum gleichnamigen TV Film.
Da ich die TV Reihe kenne sind mir die Charaktere schon bekannt.
Ich lese allerdings lieber als das ich Fernsehen schaue so musste ich einfach noch das Buch lesen.

Sonja Schwarz ist eine sehr sympathische und toughe Frau.
Sie muss Familie und Beruf unter einen Hut bringen. Die Tochter ist zwar schon erwachsen aber da ist immer noch die Schwiegermutter und das Weingut.
Wenn sie an ihren verstorbenen Mann denkt fühlt sie sich schuldig.
Jetzt plant sie eine Bergtour mit ihrer Tochter Laura und gerät dabei in ihren nächsten Fall.

Auch die Kollegen von Sonja Schwarz sind sympathisch.
Commissario Matteo Zanchetti kämpft gegen die Mafia.
Zusammen mit Sonja Schwarz hatte er schon einig Erfolge gegen die Famiglia zu verbuchen.
Jetzt sieht es so aus, dass Giulia Santoro, die Patin vom Bozen Rache nehmen will.

Man muss nicht lange lesen um Bilder im Kopf zu haben.
Ich denke auch wenn man den Film nicht gesehen hat werden eigene Bilder im Kopf entstehen.

Corrado Falcone hält sich in seinem Buch sehr nahe am Film.
Der Schreibstil ist spannend und flüssig.
Der Autor gibt seinen LeserInnen Einblicke in den Kampf gegen die Mafia.
Und auch der Handlungsort Bozen und die Südtiroler Bergwelt werden anschaulich beschrieben.
Viele Details die mir im Film nicht so aufgefallen sind kommen hier richtig zu Geltung.

Bisher gibt es drei Bücher zum Film.
„Der Bozen Krimi Tödliche Stille“ war für mich das erste Buch zur Filmreihe.
Die verbleibenden zwei Bücher möchte ich auch noch gerne lesen.

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Veröffentlicht am 12.08.2022

Eine interessante historische Erzählung

Die Herrin der Päpste
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Rom, Anno Domini 963:
Marocia, Senatrix von Rom steht wegen Hochverrats vor Gericht.
Ihr droht der Tod und so schaut sie auf ihr Leben zurück.
Als junges Mädchen mit gerade einmal 16 Jahren wurde sie an ...

Rom, Anno Domini 963:
Marocia, Senatrix von Rom steht wegen Hochverrats vor Gericht.
Ihr droht der Tod und so schaut sie auf ihr Leben zurück.
Als junges Mädchen mit gerade einmal 16 Jahren wurde sie an Papstes Sergius III. verschachert.
Doch Marocia will ihr Leben selbst bestimmen.
Sie erkämpft sich mit viel Raffinesse um Macht und Einfluss.
Marocia wird über 90 Jahre alt und stirbt im Kloster.
Am Ende ihres Lebens war sie Geliebte, Mutter, Großmutter und Tante je eines Papstes.

„Die Herrin der Päpste“ ist ein Buch über das außergewöhnliche Leben einer faszinierenden historischen Frauengestalt das Eric Berg als Eric Walz veröffentlicht hat.
Es war der Debütroman von Eric Walz und erschien bereits 2003 bei Weltbild.
Mittlerweile hat der Autor unter dem Namen Eric Berg einige Erfolge zu feiern.
Blanvalet hat das Buch jetzt noch einmal neu aufgelegt.

Im Mittelpunkt steht wohl eine der faszinierendsten Frauen der Geschichte.
Marocia, Senatrix von Rom war mir bisher völlig unbekannt um so gespannter war ich auf die Geschichte.
Die Erzählung beginnt mit der Kindheit von Marocia.
Sie wurde von der Außenwelt abgeschottet erzogen.
Schon als junges Mädchen wurde sie auf Geheiß ihrer Eltern zur Geliebte von Papst Sergius III.
Marocia war eine wissbegierige, intelligente und mutige Frau.
Sie wollte ihr Leben selbst in die Hand nehmen was für diese Zeit ja fast unmöglich war.

Marocia war insgesamt dreimal verheiratet.
Ihre Männer waren alle mächtig und einflussreich.
Darunter auch Hugo I. der später König von Italien wurde.
Ihr Sohn ging als Papst Johannes XI. und ihr Enkel als Papst Johannes XII.in die Geschichte ein.

Der Autor lässt Marocia mit 94 Jahren im Kloster sterben.
Genau ist ihr Todesjahr nicht übermittelt.
Man kann nachlesen, dass sie nach 932 gestorben ist.
Es gibt wohl auch Dokumentationen das sie 936 oder 945 gestorben sein soll.
Der Autor hat sich allerdings an eine Überlieferung gehalten wo Kaiserin Theophanu sie zusammen mit ihrem 3-jährigen Sohn Otto III. noch vor ihrem Tod besucht haben soll.

Am Ende der Geschichte stellt sich die Frage was ist Realität und was ist Fiktion.
Da es über Marocia ab einem bestimmten Zeitpunkt keine geschichtliche Überlieferung mehr gibt, hat der Autor seine künstlerische Freiheit spielen lassen.
Ich muss sagen daraus ist ein sehr interessanter Historischer Roman entstanden.
Mich hat Marocia fasziniert. Sie war wahrlich die Herrin der Päpste und die Geschichte wäre ohne sie eine andere gewesen.

Eric Walz versteht es mit seinem Schreibstil seine LeserInnen zu fesseln.
Viele historisch überlieferte Persönlichkeiten finden ihren Auftritt in der Geschichte.
Somit ist die Geschichte trotz einiger Fiktionen recht glaubwürdig und realistisch.

„Die Herrin der Päpste“ ist für mich ein großer Historischer Romane.
Alle die „Die Päpstin“ gelesen haben werden auch „Die Herrin der Päpste“ lieben.

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Veröffentlicht am 10.08.2022

Familiengeschichte über drei Generationen in der Elbmarsch

Die Rückkehr der Kraniche
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Die Schwestern Grete und Freya treffen nach langer Zeit wieder aufeinander.
Ihre Mutter Wilhelmine hatte einen Schwächeanfall und das führt die Töchter zurück in das Elternhaus.
Auch Gretes Tochter Anne ...

Die Schwestern Grete und Freya treffen nach langer Zeit wieder aufeinander.
Ihre Mutter Wilhelmine hatte einen Schwächeanfall und das führt die Töchter zurück in das Elternhaus.
Auch Gretes Tochter Anne kommt um bei ihrer Großmutter zu sein.
Die Atmosphäre ist angespannt, die Frauen haben sich wenig zu sagen.
Sie müssen sich ihrer Vergangenheit stellen und ihre Chance zu einem Neuanfang nutzen.

Die Protagonisten sind sehr gut gezeichnet. Es handelt sich um 4 Frauen aus 3 Generationen. Sie sind stark und mutig.
Ich mochte alle 4 Frauen gerne.
Jede hat ihre Stärken und ihre Schwächen.

Freya lebt in Berlin und wurde gerade von ihrem Freund verlassen. Den Traum von einer eigenen Familie muss sie erst einmal begraben.

Grete lebt auch alleine, ist aber nie von der Heimat weggekommen.
Als alleinerziehende Mutter hat sie sich stets für ihre Tochter Anne gesorgt und dann hat die Mutter Hilfe gebraucht.

Anne hat ein angespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter. Grete hat ihr nie erzählt wer ihr Vater ist.

Romy Fölck, die selbst in der Elbmarsch lebt beschreibt die Umgebung sehr eindrucksvoll.
Ihren Charakteren hat sie richtig Leben eingehaucht. Man kann sich die einzelnen Personen gut vorstellen.
Es ist schön mitzuerleben wie die Frauen sich recht langsam annähern und versuchen ihre Dämonen zu bekämpfen.

Ich kenne die Autorin bisher nur durch ihre spannende Krimireihe die auch in der Elbmarsch spielt.
In ihrem Roman „Die Rückkehr der Kraniche“ hat die Autorin eine ganz andere Seite ihrer schriftstellerischen Kunst gezeigt.
Der Schreibstil ist fesselnd manchmal richtig poetisch.

„Die Rückkehr der Kraniche“ ist eine wunderbar geschrieben Familiengeschichte.
Ich wünsche mit mehr solcher Geschichten von Romy Fölck.

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