Der Dreißigjährige Krieg aus der Sicht einer FRau
„...Ganz abgesehen davon, dass Weibsbilder ohnehin nicht in der Lage waren, etwas von dem zu lernen, was Männern schon in die Wiege gelegt wurde. Deshalb schickte man seiner Meinung nach ja auch besser ...
„...Ganz abgesehen davon, dass Weibsbilder ohnehin nicht in der Lage waren, etwas von dem zu lernen, was Männern schon in die Wiege gelegt wurde. Deshalb schickte man seiner Meinung nach ja auch besser nur Buben in die Schulen und keine Mädchen...“
Das sind noch die freundlichen Worte von Magdalenas Vater. Immer wieder lässt er sie seinen Zorn spüren, weil sie nur ein Mädchen ist. Die öffentliche Meinung des niederösterreichischen Dorfes gibt ihr sogar die Schuld, dass die beiden Buben gestorben sind. Sie habe ihnen die Kraft ausgesaugt.
Wir schreiben ungefähr das Jahr 1614. Magdalenas Vater ist Schmied. Als ein Pferd ihn verletzt, ohne dass er die Arbeit beendet hat, schlägt Magdalena das letzte Hufeisen an. Lange genug hat sie den Vater bei der Arbeit beobachtet. Doch anstatt sie zu loben, verweist sie der Vater des Hauses. Im Ort mehren sich die Stimmen, die sie als Hexe bezeichnen.
Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Darin schildert sie die Vorgänge des Dreißigjährigen Krieges aus der Sicht einer Frau.
Der Schriftstil ist ausgefeilt. Er passt sich gekonnt der Handlung an. Die Personen werden gut charakterisiert. Magdalena hat sich selbst Lesen und Schreiben beigebracht.
Mit Junker Leonhart, dem Reiter, dem sie das Pferd beschlagen hat, gelangt Magdalena nach Krems. Er besorgt ihr eine Anstellung. Ihr Brotgeber ist genau wie sie protestantisch. Das bedingt, dass sie schon bald aus der Stadt fliehen müssen. Magdalena kommt in einem Tross unter. Dort fragt keiner, ob sie Mann oder Frau ist, wenn es ein Pferd zu beschlagen gilt.
Ab und an kann sie ganz schön sarkastisch werden.
„...“Ich wurde als ein Mädchen geboren“, gab sie bissig zurück. „Das sind Menschen mit einem Hirn, das zu nichts als dem taugt, was die Männer ihnen zugestehen...“
In den Wirren des Krieges stellen Magdalena und die Frauen sih immer wieder die gleichen Fragen:
„...Woher hat er (Anmerkung: der Kaiser) das Recht, uns zu sagen,welcher Religion wir angehören sollen? Warum schickt er Soldaten los, die ganze Dörfer niedermetzeln, damit die Übriggebliebenen vor Angst und Schrecken doch katholisch werden?...“
Die Gräuel des Krieges werden von der Autorin an passender Stelle thematisiert, ohne sie zu überhöhen oder zu stark ins Detail zu gehen. Es geht mehr um die Folgen, als um die Darlegung der konkreten Grausamkeit. Vergewaltigung von Frauen, das Zerstören der Felder und das Ausrauben der Bauern sind einige Aspekte. Je länger der Krieg dauert, desto weniger Rücksicht wird genommen. Hinzu kommt, dass auch die politische Großwetterlage gekonnt und in Maßen eingebunden wird.
„...Inzwischen war ohnehin schon fast gleichgültig geworden, zu welcher Seite man gehörte. Unter seinen Männern befanden sich sowohl katholische als auch evangelische Söldner, und auch im Tross, waren, was die Religionszugehörigkeit betraf, beide Seiten vertreten. […] Wichtig war inzwischen nur noch, irgendwie zu überleben...“
Doch nicht allein der Krieg überzieht das Land. In einigen Orten nimmt der Hexenwahn zu. Deshalb ist Magdalena erneut auf der Flucht. Sie hat sich erlaubt, einen Mann in die Schranken zu weisen. Das will der sich nicht gefallen lassen.
Das Geschehen wurde von der Autorin in eine Rahmenhandlung eingebunden. Kurz vor ihrem Tod erzählt Magdalena ihre Geschichte selbst.
Ein Personenregister und eine Interview mit der Autorin runden das Buch ab.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Mit einer bitteren Erkenntnis von Magdalena möchte ich meine Rezension beenden:
„...Es würde keine Sieger geben. Nur Besiegte...“