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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.08.2022

Eine Autorin, die man sich definitiv merken sollte!

Some Mistakes Were Made
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Von diesem Buch hatte ich mir eigentlich nichts Außergewöhnliches versprochen – aber genau das ist es: außergewöhnlich.
Der Erzählstil hat mir unglaublich gut gefallen. Er ist bildhaft, aber nie überzogen ...

Von diesem Buch hatte ich mir eigentlich nichts Außergewöhnliches versprochen – aber genau das ist es: außergewöhnlich.
Der Erzählstil hat mir unglaublich gut gefallen. Er ist bildhaft, aber nie überzogen blumig, und bringt einem Ellis und die gesamte Familie Albrey ganz nah.
Die Protagonistin ist eine ernste junge Frau, geladen mit unausgesprochenen Worten. Von Seite 1 an fragt man sich, was um Himmels willen schiefgelaufen sein muss, dass sich ihre Rolle in Eastons Familie so sehr verändert hat – warum sie fortgeschickt wurde.
Parallel zum Gegenwartsstrang (Ich-Erzählperspektive im Präsens) werden Teile ihrer Vergangenheit aufgerollt (Ich-Perspektive im Präteritum): wie ihre Eltern waren (der Vater kriminell, die Mutter eine flatterhafte Person, die nichts von Fürsorge versteht) und wie ihre Herkunft sie geprägt hat; wie sie Easton kennenlernte und bei den Albreys ein Zuhause und in ihnen ihre Wahlfamilie fand. Diesen Aufbau habe ich als sehr gelungen und spannungsfördernd empfunden.
Die Auflösung war anders als gedacht, aber stimmig, wobei sich der Konflikt gegen Ende für meinen Geschmack etwas zu schnell auflöst – doch das ist Jammern auf hohem Niveau.

Es handelt sich um ein Buch an der Schwelle zwischen Young und New Adult, um eine Coming-of-Age-Geschichte, die sich nicht bloß auf die Lovestory fokussiert, sondern so viel mehr in den Blick nimmt: die Bedeutung von Menschen, die einen seit der Kindheit kennen und lieben; das Aufwachsen in ärmlichen Verhältnissen und die Reaktionen sozial besser gestellter Menschen im Umfeld; die Chancen, die man bekommt, und die, die einem verbaut werden. Es geht um Vertrautheit und die Suche nach dem eigenen Platz in der Welt.

Kristin Dwyer hat ein echtes Talent für Figuren, die sich Genre-Schablonen entziehen und nicht nur aus einem groben Aussehen und ein, zwei Merkmalen bestehen, sondern durch und durch Charakter haben. Mit viel Menschenkenntnis zeichnet sie Beziehungen mit Tiefe und macht auch Nebenfiguren zu wichtigen, plastischen Personen, so etwa Eastons Bruder und Ellis' besten Freund Tucker oder die Jungsmama Sandry, die Ellis damals unter ihre Fittiche genommen hat.
Ich bin begeistert von der Kreativität, der Liebe zum Detail und dem Schreibstil der Autorin und hoffe, dass sie weitere Bücher veröffentlichen wird.

In einem Satz:

„Some Mistakes Were Made“ ist viel mehr als eine unterhaltsame, emotionale Romance – es ist eine wunderschön geschriebene Geschichte über Herkunft, Heimat und Zusammengehörigkeit, über Verbundenheit, Vertrauen und Familiengefüge: große Empfehlung!

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Veröffentlicht am 11.06.2022

Vom Umgang mit dem, was man sich von Herzen anders gewünscht hätte

Das hatte ich so nicht bestellt
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Manchmal ist das Leben nicht nur „kein Wunschkonzert“, sondern so richtig hart. Enttäuschungen, Scheitern, Schmerz, Verlust, Trauer – es gibt niemanden, den nie etwas Schweres trifft, der nie eine Krise ...

Manchmal ist das Leben nicht nur „kein Wunschkonzert“, sondern so richtig hart. Enttäuschungen, Scheitern, Schmerz, Verlust, Trauer – es gibt niemanden, den nie etwas Schweres trifft, der nie eine Krise durchmachen muss, und irgendwie müssen wir alle damit umgehen lernen. Umso schöner ist es, wie viel Mut die Frauen in diesem Buch mit ihren Geschichten machen.

Es sind ganz unterschiedliche Themen, die hier zur Sprache kommen, manche legen wunde Punkte in der Biografie offen, andere stellen plötzliche und einschneidende lebensverändernde Ereignisse dar, alle gehen nah. Es geht um das Platzen von Träumen, um das Alleinsein, das Heimatsuchen, um Krankheit, Armut, den Tod geliebter Menschen, das Ringen mit dem Kummer und in allem immer um den Halt, den der Glaube geben kann, und all das Gute, was bleibt. Ums Weitermachen.

Die Kurzvorstellungen zum Kapitelanfang sind sehr gelungen. Man hat das Gefühl, der jeweiligen Person leibhaftig gegenüberzusitzen und einen ersten Eindruck von ihrer Art zu bekommen. Schöne Porträtaufnahmen und weitere ganzseitige Fotografien zum Thema der Krise runden die Erzählungen ab, die mal wie Tagebucheinträge daherkommen, mal wie ein vertrauensvoller Deep Talk beim Kaffeetrinken.

Die Zusammenstellung ist gut durchdacht. Es sind verschiedenste Arten von heftigen Erfahrungen vertreten, körperliche wie seelische.
Egal, ob Themen einen persönlich auch schon betroffen haben / betreffen, im Umfeld aufgetreten sind oder das eigene Leben noch nie berührt haben: Bei jedem Kapitel lässt sich von der Haltung der Betroffenen etwas für sich selbst mitnehmen.
Hinzu kommen vier wirklich interessante Interviews mit Fachleuten zu den Fragen „Wie werden wir glücklich?“, „Wie kann man loslassen lernen?“, „Was muss man im Leben eigentlich lernen?“ und „Was können wir glauben, wenn unsere Hoffnung enttäuscht wird?“, die zum Nachdenken anregen und zu neuen Blickwinkeln einladen.

In einem Satz:

„Das hatte ich so nicht bestellt“ ist eine Sammlung intensiver, berührender wahrer Geschichten von Frauen, die am Erlebtem gewachsen sind und zwischen den Zeilen zu jeder Leserin zu sagen scheinen: Egal, was es ist, was dich niederdrückt und zweifeln lässt: Du bist stark, du wirst es da durch schaffen.

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Ein wertvolles Buch, das inspiriert und weiterbringt!

Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich
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„Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich“ hat mich von Beginn an berührt.
Es gibt so viele Andachtsbücher – im richtigen Moment das richtige davon für sich zu entdecken, ist nicht unbedingt ...

„Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich“ hat mich von Beginn an berührt.
Es gibt so viele Andachtsbücher – im richtigen Moment das richtige davon für sich zu entdecken, ist nicht unbedingt leicht. Umso mehr hat es mich gefreut, dass dieses Buch und ich sofort wunderbar zusammengepasst haben.
Was mich häufig stört, ist zum einen, wenn große Themen eher aus der Gesamtperspektive betrachtet werden, sodass alles schön klingt, aber wenig konkret wird. Zum anderen wird häufig davon ausgegangen, dass Frauen, die zu geistlichen Frauenbüchern greifen, Mütter sind, was dann auch in den Impulsen inhaltlich oft viel Raum einnimmt. Beides ist hier nicht der Fall.

Das Buch ist wunderschön gestaltet, nicht nur äußerlich, sondern auch im Innenteil, wo Überschriften, Schlüsselzitate und Seiten mit bspw. meditativen Texten goldfarben gedruckt sind. Zudem gibt es wirklich schöne Begleitillustrationen (ebenfalls in schwarz-gold) von Tamara Friede.

Jede Andacht wird mit einem passenden Bibelvers eröffnet und mit einem kurzen „Down to Earth"-Tipp, einer praktischen Anregung, abgeschlossen. Dazwischen erzählt die Autorin von ihren eigenen Glaubenserfahrungen und -zweifeln, findet treffende Bilder für die Botschaften ihrer Texte und nimmt die Leserin ehrlich, offen und Mut machend mit in die Überlegungen zu vielem, was im Leben und Glauben unser Kämpferherz in Aufruhr bringen und zu den kraftvollsten Schlägen animieren kann.
Sie widmet sich dabei den verschiedensten, oft alles andere als einfachen Fragen und Gefühlen, und das aus der Perspektive einer, wie sie sich selbst bezeichnet, „geheilten Liberalistin" (S. 92): reflektierend, suchend und offen, ohne dabei herausfordernde Wahrheiten auszuklammern.

In einem Satz:

„Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich“ ist ein besonderes Buch voller guter Gedanken, die die Autorin in lebensnah persönlicher Art und mit kreativem Tief- und Weitblick zu Papier gebracht hat.

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Veröffentlicht am 21.04.2022

Ein Buch mit (positiver) Sogwirkung über eine Freundschaft mit (negativer) Sogwirkung

Ein bisschen Konfetti macht noch keine Freundin
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Wow, was für ein Buch.
Gespannt, wie die Geschichte das herausfordernde Thema toxischer Freundschaften (insbesondere in der Teenagerzeit) angehen würde, habe ich es innerhalb kürzester Zeit verschlungen.

Cilias ...

Wow, was für ein Buch.
Gespannt, wie die Geschichte das herausfordernde Thema toxischer Freundschaften (insbesondere in der Teenagerzeit) angehen würde, habe ich es innerhalb kürzester Zeit verschlungen.

Cilias Erzählstimme ist unglaublich stark und prägnant geschrieben. Man erlebt sie praktisch hautnah in all ihrer Verlorenheit und Naivität, mit ihrem Lebenshunger und der Sehnsucht, endlich irgendwo dazuzugehören. Und man wird Zeuge davon, wie sie an dem, was ihr widerfährt, wächst, mehr und mehr reflektiert und zu einer aufmerksamen jungen Frau wird, die für sich selbst und andere einzustehen lernt.

Der Autorin ist es extrem gut gelungen, eine permanente Untergrundspannung zu erzeugen. Während sie vom nach außen hin harmlosen Schulalltag und den Freizeitunternehmungen von Cilia und ihrer neuen Clique erzählt, spürt man eine starke Bedrohung im Zwischenmenschlichen, wartet mit angehaltenem Atem darauf, dass die Stimmung kippen und eine Abwärtsspirale in Gang kommen wird, aus der es kaum ein Entrinnen gibt.

Die Protagonistinnen und die Entwicklungsstufen ihrer „Freundschaft“ sind bis ins Detail ausgearbeitet, die Nebencharaktere bringen weitere wichtige Facetten des Thema ein: Wie reagiert das Umfeld auf eine toxische Freundschaft bzw. wer nimmt sie überhaupt wahr? Wer verschließt die Augen davor und wer äußerst vielleicht Kritik oder bietet Hilfe an, nur um von der betroffenden Person wahrscheinlich scharf zurückgewiesen zu werden? Wie verhalten sich Menschen, die bereits ähnliche Erfahrungen machen mussten? Was bedeutet Eifersucht in einer toxischen Beziehung?

Titel und Covergestaltung hätte ich ganz anders gewählt, kann mir aber vorstellen, dass es für die Kernzielgruppe funktioniert – als eine Art sanfter Köder.

Es ist in vielen Punkten eine tragische Geschichte, die der Realität ganz nah kommt und weniger mahnend als ermutigend sagt: Wenn du das kennst, wenn das jemals auch in deinem Leben vorkommt, dann pass auf dich auf. Sieh genau hin. Tu was.

In einem Satz:

„Ein bisschen Konfetti macht noch keine Freundin“ zeigt auf eindringliche Weise, wie und warum man, ohne es zu merken, in toxische Beziehungen hineinrutschen kann – und das der Teufelskreis nicht endlos sein muss.

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Veröffentlicht am 16.01.2022

Comics über Introversion? Wie genial!!!

Quiet Girl (deutsche Hardcover-Ausgabe)
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Wie es mir gefallen hat:

Als ich dieses Buch aus dem neuen Label Loewe Graphix zum ersten Mal online entdeckt habe, wusste ich sofort, dass für mich kein Weg daran vorbei führen würde. Comics über Introversion? ...

Wie es mir gefallen hat:

Als ich dieses Buch aus dem neuen Label Loewe Graphix zum ersten Mal online entdeckt habe, wusste ich sofort, dass für mich kein Weg daran vorbei führen würde. Comics über Introversion? Wie genial!
Zuvor war mir die Künstlerin Debbie Tung nicht bekannt, nun werde ich sie aber definitiv im Auge behalten.

Der Unteritel „Geschichten einer Introvertierten" trifft meiner Meinung nach nicht wirklich, was Debbie Tung in diesem Buch zusammengestellt hat. Vielmehr hat sie eine Vielzahl von Wesensmerkmalen Introvertierter (sowie Hochsensibler) und Situationen, zu denen diese führen können, visualisiert. Dabei sind alle mit ihrer Autobiografie verknüpft. Gewissermaßen begleitet man die Illustratorin rückblickend ein Stück auf ihrem Weg: von ihrem Uni-Zeit über den Einstieg in die Arbeitswelt und ihre Hochzeit bis hin zu ihrer Selbstständigkeit, und einen kleinen Ausflug in ihre Kindheit gibt es auch.
Es ist ihr gelungen, chronologisch zu erzählen und gleichzeitig jede Szene für sich selbst stehen und eine eigene Aussage transportieren zu lassen.

Die ganz- und manchmal auch doppelseitigen Comics sind unglaublich warmherzig, oft selbstironisch und äußerst kurzweilig. Es ist ein bisschen wie mit Chips – einer mehr geht immer noch.
Introvertierte werden sich in Vielem wiederfinden (wobei natürlich jede*r Introvertierte einzigartig introvertiert ist) und bekommen das Gefühl vermittelt, dass sie genau so sind, wie sie sein sollen und dürfen. Ich kann mir vorstellen, dass das Buch gerade für junge Menschen, denen es schwerfällt, ihre Introversion mit ihrem Umfeld und unserer lauten, schnellen Zeit zu vereinbaren, eine große Erleichterung darstellen kann.
Natürlich kann es auch tendenziell extrovertierten Persönlichkeiten Einblicke geben, die im besten Fall mehr Empathie zur Folge haben; allerdings bleiben viele der „Eigenarten" eher auf einer beschreibenden, statt erklärenden Ebene. Daher wäre meine Einschätzung, dass das Buch nur eingeschränkt Verständnis und stattdessen schlimmstenfalls sogar Mitleid wecken kann.

In einem Satz:

„Quiet Girl“ ist eine kluge, witzige und ehrliche Sammlung von Comics über Introversion, die eine große innere Verbundenheit mit der Künstlerin herstellt – ganz viel Liebe für dieses Buch!

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