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Veröffentlicht am 17.11.2022

Eine unvergleichbar intensive Geschichte

So viel Zorn und so viel Liebe
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Pakistan ist nicht mehr mein Zuhause. Juniper war es nie.
Aber Salahudin – Salahudin fühlt sich wie ein Zuhause an.
Also bleibe ich.
Salahudin und Noor waren schon immer anders als die anderen. Aber zusammen, ...

Pakistan ist nicht mehr mein Zuhause. Juniper war es nie.
Aber Salahudin – Salahudin fühlt sich wie ein Zuhause an.
Also bleibe ich.

Salahudin und Noor waren schon immer anders als die anderen. Aber zusammen, da waren sie unschlagbar. Salahudin akzeptierte, dass Noor nicht über alles sprechen wollte. Noor akzeptierte, dass Sal nicht angefasst werden wollte.
Aber dann war da dieser eine Sommerabend, der alles veränderte. Sie kamen sich so nahe – doch nun ertragen nun die Anwesenheit des anderen nicht mehr.
Dann jedoch stirbt Salahudins Mutter. Während er um die Existenz von ihm und seinem Vater kämpfen muss, kämpft Noor um ihre Zukunft. Immer wieder drohen sie beide zu scheitern. Nur zusammen bleiben sie stark.
Zumindest solange, bis sie einander gegenseitig in die Tiefe reißen.

Zugegeben, meine Beschreibung des Inhalts klingt absolut abstrakt und poetisch. Aber ich fand es angemessen, die Geschichte auf diese Weise zu beschreiben, weil sie genau das ist: Poetisch. Und in gewisser Weise auch abstrakt. Alles an der Geschichte machte auf mich einen besonderen Eindruck.
Es fängt direkt beim Cover an, das es mir total angetan hat. Ich liebe die gedeckten Farben –umso mehr, seit ich das Buch gelesen habe. Das nächtliche Bild passt einfach perfekt zu der eher bedrückenden Grundstimmung. Und der Schimmer am Horizont – das sind Sal und Noor.
Eine weitere Auffälligkeit ist der Aufbau der Geschichte. Das Buch ist in fünf Teile gegliedert und vor jedem Teil findet sich die Strophe eines Gedichts. Doch erst mit der Zeit versteht man die Bedeutung des Gedichts für den Roman voll.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht von Salahudin und Noor erzählt. Beide Perspektiven haben ganz eigene Schwerpunkte und doch liebte ich beide Perspektiven gleichermaßen. Zusätzlich gibt es eine dritte Perspektive – die Sicht von Salahudins Mutter in Form von Rückblicken. Auch diese POV habe ich von Anfang an sehr geschätzt, weil man nochmal ein tieferes Verständnis für Salahudins Familiengeschichte erhält. Aber auch hier wird erst mit der Zeit klar, dass noch viel mehr hinter den Rückblicken steht. Und erst am Ende zeigt sich das letzte Puzzlestück, dass die Bedeutung der gesamten Handlung nochmals komplett verändert.

Insgesamt haben mir an der Handlung ganz besonders die vielen Wendungen gefallen. Das Buch ist unvorhersehbar und spannend. Bis zum Ende war ich mir unsicher, wie es mit Salahudin und Noor ausgehen würde. Allerdings kommt es bei SO VIEL ZORN UND SO VIEL LIEBE nicht (nur) auf den Ausgang an. Es ist ein Buch, bei dem wirklich der Weg das Ziel ist.
Man liest die Geschichte zwar sehr gebannt. Ist total fasziniert von dem Schreibstil, welcher einen jugendlichen Unterton mit lyrischen Worten und bildhaften Beschreibungen verknüpft. Dennoch ist es kein Buch, das man eben mal an einem Tag durchliest. Stattdessen muss man immer wieder eine Pause einlegen, um die neuen Erkenntnisse zu verarbeiten und all die Emotionen, die das Buch in einem aufwirbelt, zu ordnen.
Die Geschichte hat eine Triggerwarnung zu diversen Themen, welche sie auch benötigt. Doch selbst wenn einen die einzelnen Themen nicht direkt triggern, sollte man vorbereitet sein auf die geballte Ladung an bedrückenden und ergreifenden Gefühlen, die einen in SO VIEL ZORN UND SOP VIEL LIEBE erwarten. Die Stimmung der Geschichte und die Schicksale der Figuren haben mich auf eine Weise berührt, gerührt und getroffen, wie ich es schon sehr, sehr lange in keinem Buch mehr erlebt habe. Vielleicht habe ich es sogar noch nie derart intensiv erlebt. Ich war beim Lesen an manchen Stellen mindesten so am Boden zerstört oder zornig aufgebracht, wie die Charaktere selbst.
Und mit all diesen Gefühlen kamen auch die Momente und Aspekte, die mich zum Nachdenken brachten. SO VIEL ZORN UND SO VIEL LIEBE macht es einem eigentlich unmöglich, NICHT nachzudenken. Und es stimmt den Leser auf eine prägende Weise nachdenklich. Dadurch ist dieser Roman einer, der den Leser wohl nie mehr so ganz loslassen wird und seine Spuren hinterlässt.

Mein Fazit:
SO VIEL ZORN UND SO VIEL LIEBE habe ich mit einer Neugier auf die, mir fremde, pakistanische Kultur begonnen. Außerdem wollte ich mehr über die Freundschaft von Noor und Salahudin erfahren und darüber, ob da mehr als Freundschaft zwischen ihnen ist. All das habe ich auch erfahren – aber zudem soviel darüber hinaus. Auf jede erdenkliche Art und Weise beweist die Geschichte, dass das Leben nicht nur schwarz und weiß ist. Das ist einigen bestimmt schon klar, aber wirklich verstehen lehren uns das erst Noor und Salahudin. Dabei besitzt das Buch eine unvergleichliche Schönheit, die es zu einem Highlight macht. Eine Schönheit, die sich aus Schmerz und Traurigkeit und der bitteren Realität zusammensetzt. Aber eben auch aus der Kraft von Freundschaft, Familie, Gerechtigkeit und Liebe.
Ich könnte noch ewig weiter über das Buch schwärmen und würde doch nie Worte finden, die der Geschichte gerecht werden. Daher ganz kurz und knackig: Volle fünf Sterne und eine ausdrückliche Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.11.2022

Vom Leben und Sterben zwischen Hoffnung und Schicksal

CATAN - Der Roman (Band 1)
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Wenn ich an Catan denke, dann denke ich an lange, spaßige und diskussionsreiche Spieleabende – und damit bin ich sicherlich nicht die Einzige. Sehr viele, die das hier lesen, sind vermutlich mit dem Spiel ...

Wenn ich an Catan denke, dann denke ich an lange, spaßige und diskussionsreiche Spieleabende – und damit bin ich sicherlich nicht die Einzige. Sehr viele, die das hier lesen, sind vermutlich mit dem Spiel aufgewachsen oder haben es mit ihren Kindern gespielt. Ich würde sogar sagen, dass Catan eines meiner liebsten Brettspiele war, beziehungsweise noch immer ist. Als ich dann gesehen habe, dass es ein Buch dazu geben wird, war mir sofort klar, dass ich es lesen muss. Meine Neugier war einfach zu groß. Ich habe den Klappentext nicht wirklich angeschaut, bevor ich zu lesen begonnen habe. Doch wie es sich für meine Rezensionen gehört, werde ich natürlich mit einer kurzen Beschreibung des Inhalts beginnen.

Darum geht’s:
Björn lebt auf Catan. Er ist ein Nachfahre der mutigen Siedler, die vor einigen Jahren ihre Heimat im hohen Norden verlassen haben, um auf Catan ein neues Leben zu beginnen. Doch sind wir ehrlich: Es war nicht der Mut, der sie dorthin getrieben hat, sondern der Kampf um ihre Existenz.
Alles begann mit einer Liebe, die nicht sein durfte. Thorolf liebt Asla, Asla liebt Thorolf – aber sie ist einem anderen Fürsten versprochen. Asla sieht ihren einzigen Ausweg in einer Flucht von Zuhause. Dass ihr dabei ihre jüngere Schwester folgt, war allerdings kein Teil ihres Planes. Ebenso wenig, dass ihr Vater derart außer sich ist, dass er Thorolfs Kopf fordert und dessen Dorf verwüstet.
In einem Kampf auf Leben und Tod, zwischen Hoffnung und Schicksal sticht Thorolf zusammen mit seinen beiden Brüdern Digur und Yngvi, sowie Asla und einigen Dorfbewohnern in See.

Beim ersten Aufschlagen des Romans sind mir direkt die Landkarte auf der Innenseite des Buchdeckels aufgefallen. Hier finden sich - auf anschauliche Weise - neben der Verortung auch die ein oder anderen hilfreichen Details. Ein paar Seiten weitergeblättert sticht dann das Inhaltsverzeichnis ins Auge. Der Roman ist sehr durchdacht strukturiert. Das Buch ist in Teile eingeteilt, diese wiederum in relativ lange Kapitel. Die Kapitel sind in Absätze mit einer angenehmen Länge unterteilt – so wirkt die recht umfangreiche Geschichte doch sehr „handlich“.
Allerdings ist CATAN definitiv ist kein Buch, das sich einfach mal an einem Stück liest. Aber darum geht es bei diesem Buch auch nicht. CATAN ist ein Roman für neblige Sonntage und lange Winterabende. Es ist eine Geschichte, die einen innerhalb von nur einem Satz packt – egal ob man gleich hundert Seiten auf einmal oder immer wieder nur ein halbes Kapitel liest.
Der Schreibstil trägt hierzu sicherlich einen großen Teil bei. Er besitzt das richtige Maß an Spannung um Abenteuer-Feeling aufkommen zu lassen. Zugleich beschreibt er alles sehr detailreich – aber immer nur so viel wie notwendig. Dadurch erlebt man alles hautnah und doch wird es nie langatmig. Ebenso werden genau die richtigen Stellen mit einer Portion Humor gewürzt, was das Leseerlebnis noch vielfältiger gestaltet. Der Humor ist dabei so trocken, dass man gar nicht anderes kann als laut aufzulachen.

Das Buch wird zum größten Teil aus der dritten Person erzählt und beleuchtet dabei viele verschiedene Figuren. Tatsächlich gibt es sehr viele Hauptfiguren und noch mehr Nebenfiguren. Es dauert ein paar Seiten, bis man die vielen Namen zuordnen kann; aber irgendwann macht es dann klick und man denkt gar nicht mehr darüber nach, wie viele verschiedene Figuren es gibt. (Als kleiner Tipp: Am Ende der Danksagung gibt eine Figurenliste und einen Stammbaum)
Im Mittelpunkt stehen besonders die drei Halbbrüder Digur, Thorolf und Yngvi, sowie Asla. Sie leben in einer komplett anderen Zeit und auch die Sitten waren damals anderes - schließlich entstammen sie einer Wikinger-Familie. Dennoch fiel es mir erstaunlich leicht, mit den Figuren zu sympathisieren. Ich mochte ihr authentisches, nachvollziehbares Handeln sehr. Und auch ihre – sehr unterschiedlichen – Charakterzüge machen die Geschichte vielfältig.
Asla ist eine sehr junge Frau, doch das vergisst man schnell, wenn man bedenkt, womit sie zu kämpfen hat und was sie alles meistert. Sie arbeitet als Heilerin, was eine interessante Thematik darstellt. Ich mochte an ihr besonders ihre Klugheit und Selbstsicherheit.
Thorolf ist ein äußerst vielschichtiger Mann. Es sticht in nichts besonders heraus und ich mochte sein ausgeglichenes Gemüt sehr. Wie stark seine Liebe zu Asla ist, hat mich beeindruckt.
Digur ist der Inbegriff von „stille Wasser sind tief“. Er stellt einen spannenden Kontrast dar, denn obwohl er im Kampf ohne mit der Wimper zu zucken seine Gegner tötet, hat er ein unfassbar großes, weiches Herz.
Yngvi ist der Sonnenschein der Geschichte. Ob es in den Moment passt oder nicht – Yngvi hat immer einen Scherz parat. Doch taktlos ist er niemals – denn Yngvi weiß in den richtigen Situationen mit Ernsthaftigkeit zu überzeugen.

Insgesamt ist CATAN ein durch und durch facettenreicher Roman. Sämtlicher Aspekte des Lebens als Wikinger, Händler und Siedler wurden anschaulich und ausführlich belichtet. Alles ist gut recherchiert und nichts kommt zu kurz. Es geht um die Männer- und Frauenbilder jener Zeit. Die Stellung der Knechte und Mägde. Der ständige Kampf ums Überleben. Drohende Gefahren. Glückliche Fügungen. Handwerk und Kämpfe. Und ja, auch um die Liebe. Nur um ein paar Beispiel zu nennen…

Mein Fazit:
CATAN ist für mich auf jeden Fall ein Highlight, das ich bestimmt noch ein paar Male re-readen werde. Es überzeugt beim Lesen in praktisch jeder Kategorie. Zugleich findet der Autor immer ein Gleichgewicht – zwischen Spannung und Humor, Abenteuer und Gefühl, Detaillierung und Kurzweiligkeit. Das Buch mag zwar kein Schnäppchen sein, doch es ist die Investition wert oder auch ein sehr geeignetes Geschenk für die anstehenden Feiertage. Von mir gibt es zusammen mit vollen 5 Sternen eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 09.09.2022

Make Peach Festival Great again

A Place to Grow
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Manchmal ist die große Liebe viel näher, als man glaubt. Und manchmal ist sie zu nahe, nämlich genau dann, wenn man die große Liebe nicht haben kann. Weil sie nicht erwidert wird. Lilac McCarthy kennt ...

Manchmal ist die große Liebe viel näher, als man glaubt. Und manchmal ist sie zu nahe, nämlich genau dann, wenn man die große Liebe nicht haben kann. Weil sie nicht erwidert wird. Lilac McCarthy kennt sich damit viel zu gut aus. Sie war daher mehr als froh, als Bo Radisson vor einigen Jahren aus Palisade wegging.
Aber ihre innere Ruhe ist vorbei, als er nun zurückkehrt. Und dieses Mal wird er bleiben. Lilac hat keine Ahnung, wie sie damit umgehen soll, denn eines ist klar: Palisade ist nicht groß genug, um sich für immer aus dem Weg zu gehen.
Noch erschwert wird ihr dies, als Bo beginnt, das Peach Festival, ihre große Leidenschaft, komplett umzukrempeln. Aber das will Lilac sich nicht gefallen lassen. Selbst wenn das bedeutet, dass sie Bo öfter begegnen muss, als gut für ihr Herz ist…

Nachdem ich den ersten Band von Cherry Hill gelesen und geliebt habe, konnte ich es praktisch gar nicht erwarten, wieder dorthin zurückzukehren. Ich habe mich riesig gefreut, auf Cherry Hill und auf Lilac. Bereits im ersten Band empfand ich sie als eine überaus angenehme Person. Als ich A PLACE TO GROW dann begann zu lesen, dauerte es nur wenige Seiten und ich hatte sie bereits voll und ganz ins Herz geschlossen. Sie ist eine sehr engagierte Person und macht keine halben Sachen. Sie ist immer mit vollem Herzen dabei und für ihre Mitmenschen da. Dann ist da noch die Tatsache, dass sie ihr liebstes Hobby zum Beruf gemacht hat und nun einen eigenen Farmladen führt. Die Autorin spart nicht an Szenen, in denen Lilac süße Leckereien zaubert und ich habe diese Szenen so sehr geliebt. Ebenso wie alle Momente im Farm Store. Die Stimmung dort hat mich vom ersten Moment an mitgerissen und das Lesen hat sich eher nach Träumen angefühlt. Zugegeben, ich wurde beim Lesen etwas neidisch auf Lilac und ihren Job, weshalb ich am liebsten für immer zwischen den Seiten verschwunden wäre. Sie Atmosphäre auf ganz Cherry Hill ist total familiär, herzlich und warm. Heimelig.

Lilly Lucas‘ Romane sind nie besonders lang, vielmehr kurz, knackig und doch auf den Punkt gebracht. Ein wenig wie ein Kurzurlaub, dafür aber Erholung pur. Ich bin immer wieder verblüfft, wie rasend schnell die Settings der Autorin den Leser in ihren Bann ziehen, völlig einnehmen und mitreißen können. Lilly Lucas findet immer die richtigen Worte, ohne zuvor ewig ausholen zu müssen. Sie kommt mit der Mindestanzahl an Beschreibungen aus und beschert dadurch maximale Wohlfühl-Vibes.
Bei Lilac und Bos Geschichte kommt noch der unmessbar große Unterhaltungsfaktor dazu. Zwischen den beiden fliegen die Fetzen, für sehr lange Zeit, äußerst intensiv - zumeist auf eine sehr humorvolle Weise. Ich habe jeden einzelnen ihrer Schlagabtausche geliebt, mit breitem Grinsen wieder und wieder gelesen und war der Autorin so unglaublich dankbar, wie viele solcher Momente sie in die Geschichte eingewoben hat.
Die Handlung verläuft nicht in diesem typischen Schema, das man von Liebesromanen inzwischen (manchmal viel zu gut) kennt. Normalerweise weiß man genau, etwa an der Stelle küssen sie sich zum ersten Mal, an jener Stelle werden sie wieder auseinandergerissen. Aber A PLACE TO GROW verläuft in einer erfrischend anderen Handlungsstruktur.
Weil ich vorher nur erklärt habe, wie wohl ich mich mit Lilac als Protagonistin gefühlt habe, muss ich einfach noch was zu Bo loswerden. Denn ihn hatte ich ebenfalls richtig doll lieb. So sehr, dass ich mir einen eigene Bo wünsche.
Dabei ist es lange schwer, ihn einzuschätzen. Aber zwischen den Zeilen, wenn man ganz genau hinsieht, kann man ganz viel über sein Wesen entdecken. Seine Gefühle erahnen. Sich in ihn verlieben.
Als ich das Buch am Ende weggelegt habe, hatte ich jedoch das Gefühl, dass Bo noch einiges zu sagen gehabt hätte. Ich glaube, er hätte sich gefreut, manche (zusätzliche) Kapitel aus seiner Perspektive erzählen zu dürfen.

Insgesamt fand ich, das Buch hätte ein paar mehr Seiten gut vertragen. Und wenn es nur zehn mehr am Ende gewesen wären. Es endete mir zu abrupt und alles am Schluss schrie geradezu nach Epilog. Den es dann leider nicht gab.
So bleibt mir nun die Hoffnung, im nächsten Band nochmal den ein oder anderen Blick auf Lilac und Bo erhaschen zu dürfen. Bis zum nächsten Band vergeht leider noch viel zu viel Zeit, die ich nutzen werde, um Band zwei das ein oder andere Mal zu re-readen.

Mein Fazit:
A PLACE TO GROW ist definitiv zu einem Jahreshighlight für mich geworden. Ich hatte hohe Erwartungen an das Buch, die sogar noch übertroffen wurden. Wenn man genau hinsieht, mögen zwar Kritikpünktchen auffallen, aber ein Lieblingsbuch wählt man nicht mit dem Kopf und einem kritischen Auge. Ich wähle meine Lieblingsbücher mit dem Herzen und das hat sich für diesen zweiten Band aus der CHERRY HILL-Reihe entschieden.
Deshalb möchte ich das Buch unbedingt weiterempfehlen. Egal, ob man Country-Stimmung liebt oder auf der Suche nach einem Buch zum Durchatmen und Abschalten ist. Ob man hoffnungsvolle Second-Chance-Romance oder hitzige Enemies-to-Lovers-Stimmung liebt.
A PLACE TO GROW wird so vielen verschiedenen Vorlieben auf einmal gerecht - auf eine spritzige, entspannte und gefühlvolle Weise.
Ganz viel Liebe und volle 5 Sterne für Lilac & Bo!

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Die Geschichte der Gefühlgefühle

Boyfriend Material
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Es gibt Geschichten, bei denen weiß ich bereits beim Reveal des Klappentextes: Die musst du lesen! BOYFRIEND MATERIAL war genau so ein Buch für mich. Ich habe mich direkt in die Idee der Geschichte verleibt.
Es ...

Es gibt Geschichten, bei denen weiß ich bereits beim Reveal des Klappentextes: Die musst du lesen! BOYFRIEND MATERIAL war genau so ein Buch für mich. Ich habe mich direkt in die Idee der Geschichte verleibt.
Es geht um Luc, der vielleicht etwas tollpatschig ist und sicherlich die ein oder andere Fehlentscheidung in seinem Leben getroffen hat, hauptsächlich jedoch vom Pech verfolgt wird. Und dann ist da noch Oliver, der auf den ersten Blick keine einzige Fehlentscheidung getroffen und sein Leben perfekt im Griff hat. Trotzdem wird auch er vom Pech verfolgt.
Als Luc sich eine Beziehung suchen muss, wenn er nicht seinen Job verlieren will, ist Oliver die einzig ihm bekannte Person, die in Frage kommt. Das Problem: Oliver und er sind noch nie gut klargekommen sind. Sie sind zu unterschiedlich. Und was ihr Pech mit Beziehungen angeht zu gleich. Eine Beziehung könnte also nicht funktionieren. Aber eine Fake-Beziehung, das wäre sicherlich kein Problem, oder?

Weil ich gerade davon gesprochen habe, dass mich die Idee direkt überzeugt hat, bleibe ich am besten direkt dabei. Konnte mich die Idee auch in ihrer Umsetzung überzeugen?
Ja, definitiv! Das Buch ist eines der dicksten LYX-Bücher die ich bisher gelesen habe, weshalb die Grundidee sich natürlich noch breit ausfaltet. Hier kommt ein schräger Freundeskreis, dort eine verrückte Wohltätigkeitsorganisation hinzu und an den unpassendsten Stellen, sodass es schon wieder passend ist, reißt Luc einen Witz nach dem anderen. Zugleich lauern im Roman die echten Probleme des Lebens, die zu keinem Zeitpunkt durch die rosarote Brille betrachtet werden. Der Roman bietet also ebenso Humor wie Emotionen. Was mir besonders gefallen hat: Die Grundidee zieht sich durch das gesamte Buch und verliert sich nicht zwischen den Seiten. Das fällt mir nämlich oft bei Enemies-to-Lovers-Romanen auf (was BOYFRIEND MATERIAL zwar nicht ist, aber das Beispiel passt sehr gut). Zunächst hassen sich die Charaktere und werfen mit schlagfertigen Anspielungen um sich, und dann verliert sich diese Dynamik mit der Zeit komplett. Das finde ich immer ein wenig schade, weil das hitzige Knistern noch so viel Potential geboten hätte.
Umso glücklicher war ich, als Luc und Oliver, obwohl sie sich irgendwann näher gekommen sind, sie selbst blieben. Oliver, der sich zu jeder Situation bedacht ausdrückt. Und Luc, der Witze reißt, andere gerne aufzieht und oft nicht die richtigen Worte findet.

Kommen wir also nun zu den Hauptfiguren, Luc und Oliver. Man möchte meinen, die beiden sind zu verschieden, um sie auf dieselbe Weise gernzuhaben. Wo Luc der reinste Chaot ist, ist Oliver ein Ordnungs-Freak. Mit Luc muss man manchmal ein wenig Nachsicht haben und es gibt Punkte, an denen sein Verhalten nervt. Versteht mich nicht falsch, es handelt sich hierbei nicht um die du-nervst-mich-und-ich-habe-keine-Lust-weiterzulesen-Art. Vielmehr hat man das Gefühl, Luc so gut zu kennen, dass man wie bei einem langjährigen Freund die ein oder andere Macke entdeckt. Und am Ende hat man ihn noch lieber, weil man ihn so gut verstehen kann und sich Luc sehr nahe fühlt. Ich war ehrlich überrascht, wie plastisch Alexis Hall seine Figuren beschrieben hat.

„Ich finde, es ist für gewöhnlich besser, sich der Welt so zu stellen, wie sie ist. Je mehr wir uns vor etwas verstecken, desto mehr Macht geben wir dieser Sache.“(Oliver)

Auch zu Oliver habe ich problemlos Zugang gefunden, obwohl die Geschichte ausschließlich aus Lucs Sicht erzählt wird und Oliver zudem eine sehr verschlossene Person ist. Trotzdem habe ich gespürt:
er ist ebenso verloren und unsicher.
Das ist der Grund, weshalb ich Oliver und Luc auf die gleiche Weise geliebt habe. Beide sind insgeheim süß und soft. Und ja, ich spreche immer noch von ihrem Charakter und nicht von den Schokoladenkaramellbrownies im Buch.

Aber wenn ich nun schon beim Essenthema angekommen bin, kann ich direkt mit dem Schreibstil fortfahren – der die reinste Köstlichkeit ist. Eine Leckerei in Buchstabenform. Hierbei rede ich nicht von Buchstabensuppe, sondern von Unterhaltung pur.
Sicherlich liegt es auch an Lucs überaus sarkastischer Art, dass die Geschichte so humorvoll ist. Doch woran auch immer es liegen mag, ich habe es unfassbar genossen, das Buch mit ganz vielen kleineren und größeren Lachern zu lesen. Zugleich beweist Alexis Hall sein Händchen dafür, den Schreibstil sehr vielfältig zu gestalten, und verleiht jeder Figur eine andere Art, sich auszudrücken.

Mein Fazit:
BOYFRIEND MATERIAL ist ein Roman, auf den ich mich nicht grundlos sehr gefreut habe. Er wurde meinen Erwartungen voll und ganz gerecht und hat mich darüber hinaus wunderbar unterhalten. Obwohl alle tiefen Gefühle unter einer Decke aus Sarkasmus und Ironie schlummern, ist der Roman auch definitiv etwas fürs Herz und er spricht ernste Themen an. Ich habe mich durch BOYFRIEND MATERIAL in Alexis Halls Stil, Figuren zu entwickeln und Geschichten zu erzähle verliebt. Daher freue ich mich darauf, wie die chaotisch-niedliche Lovestory rund um Oliver und Luc in Band zwei weitergeht. Noch mehr freue ich mich, dass der Autor bereits zwei weitere Bände in der Reihe angekündigt hat. Mit Band eins konnte er mich jedenfalls voll überzeugen und ich kann das Buch jedem, der gerne Geschichten mit Herz UND Humor liest, empfehlen. Von mir gibt es verdiente 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 18.07.2022

Liebe und Versprechen zwischen Leben und Tod

Sonnenkönig, Pechrabe
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Wer Bridgerton kennt (und liebt) hat wohl schon eine grobe Ahnung, was den Leser erwartet, wenn er ins London 1816 entführt wird. Schimmernde Bälle, eine große Zahl von Heiratswilligen und eine noch größere ...

Wer Bridgerton kennt (und liebt) hat wohl schon eine grobe Ahnung, was den Leser erwartet, wenn er ins London 1816 entführt wird. Schimmernde Bälle, eine große Zahl von Heiratswilligen und eine noch größere Zahl von Gerüchten. Ein Skandal jagt den anderen und jeder ist darauf bedacht, nicht zum Mittelpunkt des nächsten zu werden. Doch hier hören auch schon bald die Gemeinsamkeiten von SONNENKÖNIG, PECHRABE und Bridgerton auf. Wer Bridgerton liebt und wer ein Faible für Gay-Romance hat (ja, so geht es auch mir), der wird nicht umher kommen, diesen Roman hier zu lesen. Aber ich möchte eben auch betonen, dass alle, für die Bridgerton zu dramatisch, seicht oder sonst irgendwie nicht passend ist, SONNENKÖNIG, PECHRABE eine Chance geben sollten. Geben müssen ;)

Darum geht’s:
Große Bälle mögen zwar für Heiratswillige aufregend sein, aber für denjenigen, der sich vor einer Vermählung drückt, für jemanden wie Lord Frederick Melville (Freddy) sind sie der reinste Graus. Edward dagegen geht leidenschaftlich gern auf Bälle, denn hier findet er Arbeit. Reiche Männer, die ihm seine Miete und eine Mahlzeit finanzieren indem er sich ihnen verkauft. Er weiß, wie gefährlich er lebt. Immer nur einen Schritt vom Gefängnis oder einer Hinrichtung entfernt. Daher hat Edward sich seine eigenen Regeln, die ihn schützen sollen, zurechtgelegt.
Aber als Edward auf einem Ball auf Freddy trifft, merkt er, wie seine wichtigste Regel bröckelt. Ob es Freddy gleich geht? Steckt mehr hinter der Fassade aus Ablehnung, Hass und wirren Anschuldigungen?

Meine Meinung:
Wie bereits erwähnt, liebe ich sowohl Geschichten im Bridgerton-Stil, als auch Gay-Romance. Daher ist es kein Wunder, das es für mich unmöglich war, dieser Buch NICHT zu lesen. Tatsächlich aber hat es, als ich SONNENKÖNIG, PECHRABE zu Hause hatte, dann noch ein Weilchen gedauert, bis ich begonnen habe, es zu lesen. Es hat mich einiges an Überwindung gekostet, denn da war eine skeptische Angst in mir. Nicht, dass ich glaubte, das Buch könnte mir nicht gefallen. Ich hatte eher Furch vor dem Ende. Homosexualität zur Regency-Zeit galt geradezu als Schwerverbrechen. Queere Menschen zahlten nicht selten mit ihrem Leben. Oder wie Edward es formulieren würde:

„Ein männerliebender Mann konnte sich entscheiden zwischen Tod oder Einsamkeit. Wer die Liebe wählte, würde alsbald auffliegen und zweifelsohne ein grausames Ende finden. Wer das Leben wählte, entsagte sowohl Gewalt als auch wahrhafter Geborgenheit.“

Wie also wäre ein Happy End für diese Lovestory denkbar? Ich selbst bin Romantikerin durch und durch, weshalb ich mit Unhappy Ends stets zu kämpfen habe. Dennoch habe ich nun also den Mut gefunden und wurde belohnt mit einer genialen Geschichte voller Liebe und Emotionen.
Doch meine anfänglichen Bedenken hatten auch etwas Gutes und haben mich somit vorbereitet auf all die schweren Thematiken des Romans. Es hat einen Grund, dass das Buch mit einer Triggerwarnung (der etwas anderen Art) beginnt. SONNENKÖNIG, PECHRABE ist zwar ein Liebesroman, aber alles andere als einfach süß, leicht und verzaubernd. Ja, der Roman ist romantisch, leidenschaftlich und gefühlvoll. Aber er ist auch aufwühlend, sensibilisierend, erschütternd und geprägt von der Grausamkeit und Engstirnigkeit der Gesellschaft. Kai Spellmeier fängt die Gesellschaft samt sämtlicher Schokoladen- und Schattenseiten perfekt ein und verschont dem Leser daher nicht die Konfrontation mit Grauen und Gewalt, Folter oder Suizid.

Damit wäre nun alles abgehakt, was ich voraussetzend erwähnen möchte, bevor ich meine Leseempfehlung aussprechen kann. Und nun ist es an der Zeit, all die Dinge zu betonen, die ich an dem Buch mochte, geradezu liebte. Und das ist so vieles, dass ich gar nicht weiß, wo anfangen.

Freddy und Edward sind beide ganz wundervolle Protagonisten, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Vielleicht ein wenig zu sehr, denn ich habe nicht nur mit ihnen gelacht, sondern auch mit ihnen gelitten. Obwohl die Geschichte in der dritten Person erzählt wird und ich zunächst meine Bedenken hatte, fühlt man sich beim Lesen den Figuren sehr nahe. Neben den großartigen Protagonisten gibt es eine Großzahl von Nebenfiguren. Von derart vielen Figuren zu berichten kann schwierig und verwirrend werden, aber Kai Spellmeier hat die Situation perfekt gemeistert. Ebenfalls gut durchdacht war der Wechsel zu verschiedenen Perspektiven. Im Fokus stehen natürlich Freddy und Edward, aber hier und da werden auch Nebenfiguren genauer vorgestellt. Scheinbar wahllos, dachte ich auf den ersten Blick und war skeptisch. Doch mit der Zeit habe ich Sinn und Zweck dahinter verstanden und genossen, wie der Roman mit jeder weiteren Seite seinen Facettenreichtum präsentiert.

Und wenn ich gerade schon von der Erzählweise berichte, leite ich hiervon direkt zum Schreibstil über. Zugegeben, man braucht ein paar Sätze, bis man an den altertümlichen Wortlaut gewöhnt ist. Doch sobald ich dies war, habe ich den Schreibstil voll und ganz genossen. Er wirkt unfassbar kostbar und es ist ein Genuss, weiter und weiter zu lesen. Die Worte zergehen sozusagen wie Blattgold auf der Zunge. Und sie nehmen den Leser gefangen, ziehen ihn in ihren Bann. Ich konnte das Buch ehrlich nicht mehr aus den Händen legen.
Womöglich lag das aber auch an der Handlung an sich. Sie ist geprägt von Spannung, Amüsement und hitzigen Auseinandersetzungen zwischen Edward und Freddy. Es gilt, einen Juwelenraub aufzudecken. Es geht um Leben und Tod. Und dann ist da noch der Enemies-to-Lovers-Touch der Geschichte, durch welchen ich ihr endgültig verfallen bin.

Mein Fazit:
SONNENKÖNIG, PECKRABE hat alles zu bieten, was ich in Lieberomanen gerne lese. Die (Liebes)Geschichte ist durch und durch überzeugend und ich könnte noch mit hunderten weiteren Worten von ihr schwärmen. Die Geschichte ist aber weit mehr als Unterhaltung. Sie öffnet auch die Augen für eine Gesellschaft voller Engstirnigkeit und Ignoranz, welche leider bis heute nicht in allen Teilen der Welt vergangen ist. Alles an dem Roman ist überaus gelungen, weshalb ich zusammen mit meiner 5-Sterne-Bewertung eine ganz große Leseempfehlung ausspreche.
SONNENKÖNIG, PECHRABE wird mich so schnell nicht mehr loslassen, denn ich habe in dem Buch ein wahres Jahreshighlight und neues Lieblingsbuch gefunden. Noch dazu hat es mich in einen Fan von Kai Spellmeier verwandelt – und dies, obwohl (ACHTUNG! SPOILER) mich der Schlusskonflikt ziemlich zerstört hat, schnief. Ich brauche eine Fortsetzung!

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