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Venatrix

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Veröffentlicht am 13.08.2022

"Wer die Daten hat, hat die Macht"

Jagd im Wiener Netz
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Autorin und Netzjournalistin Barbara Wimmer entführt uns in das Wien von 2028. Die Stadt unterscheidet sich nicht allzu viel von heute, außer dass die Digitalisierung weiter fortgeschritten ist und viel ...

Autorin und Netzjournalistin Barbara Wimmer entführt uns in das Wien von 2028. Die Stadt unterscheidet sich nicht allzu viel von heute, außer dass die Digitalisierung weiter fortgeschritten ist und viel tiefer in die Leben der Protagonisten eingreift als denen lieb ist.

Staranwalt Stefan Huss bricht beim Joggen tot zusammen. Wenig später findet man ihn mit einem Zettel auf der Brust, auf dem sein Todestag und ein großes X steht. Chefinspektor Leyrhofer, der die Tage bis zu seinem Pensionsantritt zählt, wird mit den Ermittlungen betraut. Recht bald stellt sich heraus, dass Huss jede Menge Feinde hatte, denn er kannte die dunklen Geheimnisse seiner Mandanten. Von Betrug bis zur Korruption wirft man den Lobbyisten, die zu seiner Klientel zählen, vor.

Wenig später landen eben jene Dossiers, die Huss über seine Kunden angelegt hat, auf dem Rechner der Journalistin Stefanie Laudon, die im vorherigen Fall („Tödlicher Crash“) Machenschaften rund um den damaligen Finanzminister, der mit seinem manipulierten Elektroauto einen tödlichen Unfall hatte, an die Öffentlichkeit gebracht hat.

Während Chefinspektor Leyrhofer auf klassische Polizeiarbeit setzt, stochert Stefanie gemeinsam mit ihren Freunden im Internet herum. Als sie eine vielversprechende Spur entdecken, wird Stefanie selbst zur Gejagten.

Meine Meinung:

„Wer die Daten hat, hat die Macht.“ Dieses Zitat des Wiener Filmemachers Werner Boote passt auch zu diesem Krimi.

Geschickt wird der IT-Hintergrund in den Krimi integriert. Nämlich ohne, dass die Leser vor den Fachbegriffen kapitulieren.

Autorin Barbara Wimmer weiß, worüber sie schreibt: Sie ist Journalistin und als Redakteurin ist die „Futurzone“ der Tageszeitung Kurier. Sie schreibt über KI und Datenkraken sowie die damit einhergehenden Risiken und Nebenwirkungen, gegen die weder Arzt noch Apotheker einen Gegenmittel haben.

So beschreibt sie, wie Landwirte ihre Melkanlagen nicht mehr selbst warten können, weil dies um teures Geld nur vom Anlagenbauer gemacht werden soll. Diese Vernetzung treibt den einen oder anderen Landwirt in den Ruin, da diese Anlagenbauer natürlich durch ihre Monopolstellung die Preisgestaltung völlig in der Hand haben. Gleichzeitig beleuchtet Barbara Wimmer das wachsende Segment der Selbstoptimierung durch dubiose Nahrungsergänzungsmittel.

Mir hat dieser Krimi - wie schon sein Vorgänger „Tödlicher Crash“ - sehr gut gefallen. Die Story ist fesselnd erzählt, ein bisschen Humor, viel Technik und auch die zwischenmenschliche Seite kommen nicht zu kurz.

Der Titel erinnert ein wenig an den „Dritten Mann“, bei dem ein Verbrecher durch das Wiener Kanalnetz hetzt.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.

Veröffentlicht am 11.08.2022

Eine gelungene Fortsetzung

Salzburgrache
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Kris Kailer, seines Zeichens Eventmanager, liegt tot am Fuß der Festung Hohensalzburg. Dass es sich hier nicht um einen Unfall handeln kann, ist den Ermittlern schnell klar. Hat der Mord mit Kailers spektakulären ...

Kris Kailer, seines Zeichens Eventmanager, liegt tot am Fuß der Festung Hohensalzburg. Dass es sich hier nicht um einen Unfall handeln kann, ist den Ermittlern schnell klar. Hat der Mord mit Kailers spektakulären Konzept, die Salzburger Burgen und Schlösser in einer Art Disneyland zu bewerben zu tun? Denn die vorgeschlagene Werbekampagne ist einer Reihe renommierter Historiker ein spitzer Dorn im Auge. Kann das ein MOrdmotiv sein? Aber welcher der honorigen Herren würde den Eventmanager von der Festung stürzen? Professor und dreifach Doktor Dankwart Kupferkann, den alle nur Second Hand Copper nennen, etwa?

Als die Ermittler entdecken, dass der Tote auch für die FFB, die Freiheit-für-Bürger-Partei tätig ist, bekommt der Tod von Kris Kailer eine ganz andere Dimension. Denn diese selbsternannte Bürgerwehr, die gegen die etablierte Ordnung auftritt und umstürzlerische Umtriebe pflegt, hat schon manchem Politiker eben genau jenen Tod angedroht, den Kailer jetzt gestorben ist.

Wenig später gibt es einen zweiten Toten - in der Folterkammer von Schloss Moosham...

Meine Meinung:

Wie schon in den neun Vorgängern kommen sowohl die Landeshauptstadt Salzburg als auch das gleichnamige Bundesland mit deren schönen Seiten vor. So dürfen neben der Feste Hohensalzburg auch die Burg Hohenwerfen und Schloss Moosham Schauplatz der Ermittlungen sein.

Genial finde ich den Einfall mit dem Raben, der das Treiben der FFB und den Mord beobachtet. Dass einer dieser FFB-Radaubrüder sich zwar des Rabenlogos aus der NS-Zeit bedient, aber keine Ahnung von Hugin und Munin, den beiden Vögeln von Odin hat, hat mich trotz des ernsten Themas schmunzeln lassen.

Der arme Martin Merana fällt wieder einmal unter die Räuber. Diesmal bekommt er es auch noch mit einer Schlange zu tun.

Wie bei allen Krimis aus Manfred Baumanns Feder, ist der Täter nicht leicht zu entlarven. Auch diesmal führt uns der Autor mehrmals in die Irre.

Gemeinsam mit seinem Team sammelt Merana Zahlen, Daten und Fakten. Die eingeschweißte hält zusammen. Jede/r weiß, was won ihm/ihr erwartet wird. Mir gefällt, wie umsichtig Merana seine Team führt. Er hat ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Mitarbeiter. Er mutet ihnen nicht mehr zu als er selbst zu geben ist. Martin Merana und sein Team lösen die Fälle mit solider Polizeiarbeit und Köpfchen. Dass Merana gute Verbindungen hat und sich auch in kulturellen Umfeld zu bewegen weiß, ist Teil des Erfolges dier Krimi-Reihe.

Fazit:

Auch der zehnte Fall hat mir sehr gut gefallen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 09.08.2022

Eine gelungene Fortsetzung

Mühlviertler Gift
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Das Team rund um Oskar Stern hat sich noch kaum von Edwins Tod erholt hat, als ein, in der Politik gut bekannter Geschäftsmann auf einer Parkbank sitzend tot aufgefunden wird. Schnell ist klar, dass der ...

Das Team rund um Oskar Stern hat sich noch kaum von Edwins Tod erholt hat, als ein, in der Politik gut bekannter Geschäftsmann auf einer Parkbank sitzend tot aufgefunden wird. Schnell ist klar, dass der Mann vergiftet worden ist.

Um Mara Grünbrecht, Edwins Verlobte aus ihrer Trauer herauszuholen, beschließt Chefinspektor Oskar Stern, sie in die Ermittlungen einzubeziehen, vor allem als klar wird, dass der Tote seine Ehefrau regelmäßig schwerst misshandelt hat. Stern zählt auf Maras Instinkt und darauf, dass die Ehefrau des Mordopfers eher mit einer Frau als mit einem Mann über ihr Martyrium spricht.

Natürlich sind die nahen Angehörigen in erster Linie verdächtig. Vor allem in diesem Fall, in dem die Mutter und die Schwester der Witwe einen Freudentanz aufführen und auch noch wie Pech und Schwefel zusammenhalten.

Doch ist die Lösung des Falls wirklich so simpel?

Meine Meinung:

Eva Reichl hat hier einen ganz tollen Krimi geschrieben. Zum einem thematisiert sie das Trauma, wenn ein Kollege im Dienst stirbt und zum anderen schreibt sie über häusliche Gewalt, die quer durch alle Gesellschaftsschichten präsent ist.

Gut gelungen ist die Gratwanderung bei der Trauerbewältigung um Edwins Tod (siehe „Mühlviertler Kreuz-4“). Der Dienst, der durch den Verlust eines Kollegen stark belastet ist, muss weitergehen. Die Kollegen sind da ziemlich gefordert und der Neue im Team hat es nicht wirklich leicht. Doch Oskar Stern ist ein guter Vorgesetzter, der auch die manchmal unwirsch reagierende Mara Grünbrecht zur Räson bringt.

Eva Reichl legt sowohl für die Leser als auch für die Ermittler zahlreiche Spuren, von denen die eine oder andere anfangs viel verspricht, um anschließend in einer Sackgasse zu münden.

Die Charaktere sind sehr gut angelegt. Sie dürfen ihre Ecken und Kanten haben, sowie Gefühle wie jeder Mensch zeigen.

Schmunzeln musste ich, als Mara den Dienstwagen havariert hat, das Team auf ein neues, schnelles Fahrzeug hofft und alle enttäuscht werden.

Fazit:

Ein sehr gut gelungener Krimi, der ernste Themen anspricht und sehr gut auflöst. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 09.08.2022

Open Your Mind - mit und ohne Chemie

Yoga, Tee, LSD
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Open Your Mind – mit und ohne Chemie!

Andrea Jungaberle ist Notfallmedizinerin und Anästhesistin. Als solche sind ihr Drogenge- und missbrauch sehr gut bekannt. Zusätzlich forscht sie seit Jahren intensiv ...

Open Your Mind – mit und ohne Chemie!

Andrea Jungaberle ist Notfallmedizinerin und Anästhesistin. Als solche sind ihr Drogenge- und missbrauch sehr gut bekannt. Zusätzlich forscht sie seit Jahren intensiv zum Thema Bewusstseinserweiterung. Nun hat sie dieses Sachbuch geschrieben.

Obwohl es hier um ein ernstes Thema geht, kommt auch der Humor nicht zu kurz. Jedes Kapitel hat einen Songtext als Überschrift:

Let`s Talk About Drugs, Baby
It Ain´t Me Babe - Was hat das alles mit dir zu tun?
Skandal im Sperrbezirk - legale und illegale BEwusstseinsänderung
Money for Nothing - Von Gurus, Möchtegern-Experten und dreisten Abzockernn
Walking on the Moonv- Erleben in psychedelischen Erfahrungen
No Milk Today - nichtpaharmakologische Techniken, um das Bewusstsein zu erweitern
Light my Fire - Alkohol, Nikotin und Koffein
Black Hole Sun - Antidepressiva und Antipsychotika
The Drugs don`t Work - Opiate, Beruhigungsmittel, Ketamin, Stimulantien und Cannabis
The End Of The World We Know It - Psychedelika und Entaktogene
Losing My Religion - Das Problem der kulturellen ANeignung und die gesellschaftliche Verantwortung
Major Tom To Ground Control - Integration und bewusster Substanzgebrauch
I Just DIed In Your Arms Tonight - Tripsitting, Notfälle und und psychische Störungen
Wind Of Change - Magic Mushrooms auf Rezept

Die Autorin lädt in ihrem Buch die Leser ein, sich eingehend mit dem Thema zu beschäftigen und zu hinterfragen, was Drogen eigentlich wirklich „können“ und was nicht.

Der Schreibstil ist weder reißerisch noch verharmlosend, sondern fachlich fundiert. Die zahlreichen weiterführenden Tipps regen an, sich mit der Materie weiter zu beschäftigen.

Fazit:

Das Buch ist unterhaltsam, persönlich und mit großem Engagement geschrieben. Risken und Nebenwirkungen? Eine Horizonterweiterung für diejenigen, die sich mit diesem Thema befassen wollen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 05.08.2022

Eine Hommage an einen fast Vergessenen

Gareth Jones
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„Gareth Jones – Chronist der Hungersnot in der Ukraine 1932/33“


Dieses Buch des polnischen Autors Mirosław Wlekły ist die Biografie eines zu Unrecht längst Vergessenen: Gareth Jones.

Wer ist er nun, ...

„Gareth Jones – Chronist der Hungersnot in der Ukraine 1932/33“


Dieses Buch des polnischen Autors Mirosław Wlekły ist die Biografie eines zu Unrecht längst Vergessenen: Gareth Jones.

Wer ist er nun, dieser Gareth Jones?

Gareth Jones (1905-1935) war ein walisischer Journalist, der in den Jahren 1930, 1931 und 1933 mehrere Reisen in die Sowjetunion unternommen hat. Als Politberater des britischen Premierministers David Lloyd George war er der erste und einzige westliche Journalist, der sich zu jener Zeit in der Ukraine aufgehalten hat und über die dortige Hungersnot berichtet hat. Diese als Holodomor in der Geschichte bekannte Katastrophe ist kein Naturereignis, sondern ein von Josef Stalin bewusst herbeigeführter Tod an der ukrainischen Bevölkerung. Die Bauern wurden enteignet, des Viehs, des Saatgutes und der Ernte beraubt. Wer sich weigerte, dem Kolchos beizutreten wurde entweder gleich ermordet oder nach Sibirien verschleppt. Warum? Das Getreide wurde gegen harte Devisen exportiert, um Maschinen zur Industrialisierung der Landwirtschaft zu kaufen.

Gareth Jones hat dies alles dem Westen berichtet und wurde nicht ernst genommen. Im Gegenteil, man hat seine Recherchen hinuntergespielt und ihn mundtot gemacht. In der Sowjetunion wurde er Persona non grata.

Auf seiner letzten Reise nach Mandschuko, einem von den Japanern zwischen 1932 und 1945 errichteten Kaiserreich in der (eigentlich) chinesischen Mandschurei, wurde Garth Jones entführt und vermutlich vom sowjetischen Geheimdienst ermordet.

Meine Meinung:

Der Holodomor - Töten durch Hunger - war mir zwar bekannt, doch Gareth Jones war es nicht.
Dies Biografie vermittelt einen besonderen Eindruck dieser Jahre. Der Journalist hat Adolf Hitler und seine Gefolge kennengelernt und ist sogar mit ihm in einem Flugzeug geflogen. Dabei sollen die denkwürdigen Worte gefallen, dass wenn das Flugzeug abstürze, die Weltgeschichte eine andere sein würde. Weiter erhalten wir Einblick in die zaudernde Haltung des britischen Premierministers David Lloyd George und in den Wahnsinn Josef Stalins.

Vernichtung der Ukraine um jeden Preis? Kommt uns das bekannt vor? Dass das erste Todesopfers eines Krieges (und sei es ein Krieg gegen die eigenen Bürger) die Wahrheit ist, zeigt dieses Buch deutlich. Niemand im Westen wollte über die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine der dreißiger Jahre lesen. Journalistenkollegen und Politiker haben Gareth Jones mundtot gemacht.

Zahlreiche Ausschnitte aus Briefen und einige Fotos bringen uns die Person Gareth Jones näher. Interessant die These, dass George Orwell, nach einem Treffen mit Gareth Jones, zu seinem Buch „Animal Farm“ inspiriert worden ist.

Mirosław Wlekły, geboren 1978, Reporter, Autor von sechs Sachbüchern und Co-Autor von fünf auf Fakten beruhenden Theaterstücken lebt in Warschau.


Das Buch wurde für das Finale des Literaturpreises »Juliusz« 2020 nominiert, der für die beste polnische Biografie des Jahres vergeben wird. 2020 vom ukrainischen Verlag Choven verlegt, wurde das Buch vom PEN-Club der Ukraine als eines der besten Bücher des Jahres bewertet.


Fazit:

Diese Biografie ist die Geschichte eines Journalisten, der den Mut hatte, die Wahrheit über die Situation in der Ukraine öffentlich auszusprechen und dafür mit seinem Leben bezahlt hat. Gerne gebe ich diesem Buch 5 Sterne und eine Leseempfehlung.