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Veröffentlicht am 12.08.2022

Erbsendosen im Blumenbeet

Denk ich an Kiew
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Cassie ist seit einem Jahr Witwe. Ihre Mutter überredet sie, mit der kleinen Tochter zur (Ur-)Großmutter Bobby umzuziehen. Die alte Dame scheint wunderlich zu werden. Sie schreibt kyrillische Notizen und ...

Cassie ist seit einem Jahr Witwe. Ihre Mutter überredet sie, mit der kleinen Tochter zur (Ur-)Großmutter Bobby umzuziehen. Die alte Dame scheint wunderlich zu werden. Sie schreibt kyrillische Notizen und fängt an, Essen zu verstecken. Parallel dazu wird die Geschichte der jungen Katja erzählt. Katjas Familie sind ukrainische Bauern, sie führen ein einfaches, aber auskömmliches Leben. Das ändert sich, als Stalin an die Macht kommt. Alles Private wird verstaatlicht. Zum Leben (und Essen) lässt man den Menschen nichts. Eine jahrelange Hungersnot fordert zahlreiche Opfer.

Warum das Buch diesen Titel trägt, bleibt unklar, denn Kiew kommt nicht vor.
Stil und Sprache sind flüssig und gut zu lesen. Die Hauptpersonen sind sympathisch und man folgt ihnen gerne. Das Ganze wirkt allerdings ein bisschen konstruiert. Die Frauen gehen sehr liebevoll miteinander um, nie treten größere Konflikte zwischen auf. Das erscheint eher unglaubwürdig.
Vom Holodomor, dem Verhungernlassen des ukrainischen Volkes in den 1930er Jahren, hatte ich bisher noch nichts gehört. Erschreckend: Genauso wie es heute in den Medien verschiedene Wahrheiten gibt und andere geleugnet werden, so wurde auch diese Hungersnot jahrzehntelang verschwiegen und klein geredet. Lange bevor es soziale Medien überhaupt gab. Fake News brauchen kein Facebook.

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Veröffentlicht am 17.07.2022

Tee aus Japan

Der Duft der Kirschblüten
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Berlin, 1870: Clara Winterfeld betreibt mit ihren Eltern und Geschwistern ein Teehaus. Neu ist ein grüner Tee aus Japan, das sich allmählich auch der westlichen Welt öffnen will. Die japanische Kultur ...

Berlin, 1870: Clara Winterfeld betreibt mit ihren Eltern und Geschwistern ein Teehaus. Neu ist ein grüner Tee aus Japan, das sich allmählich auch der westlichen Welt öffnen will. Die japanische Kultur und der Japaner, der den Tee vorstellt, wecken Claras Gefühle. Doch Akeno reist wieder ab und Clara kann sich mit ihrem Wunsch, den grünen Tee im Teehaus anzubieten, nicht durchsetzen. Zu exotisch, zu anders.
Das Leben geht weiter. Faktisch ist Clara längst die Geschäftsführerin des Teehauses, doch man erwartet eine Heirat von ihr. Was wird sie tun?

Clara ist eine sympathische Heldin in einer Zeit, in der nur Männer Helden sind. Sie hat ihren eigenen Kopf, möchte aber auch nicht anecken. Es gibt keine Perspektivwechsel; wir lernen Clara und ihre Mitmenschen nur aus ihrer eigenen Sicht kennen. Das und der angenehme, flüssige Stil machen es ausgesprochen leicht zu lesen. Ein unkomplizierter Schmöker ohne allzu tiefe Konflikte. Es gibt eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 08.05.2022

Durch Kriege ins Heute

Chinas Geschichte im Comic - China durch seine Geschichte verstehen - Band 5
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Das Buch besteht aus einer deutschen und einer identischen chinesischen Hälfte. Es ist ein fünfter Band, dem eine Zusammenfassung der vorherigen vier Bände vorangestellt ist. Er umfasst die Jahre 1912 ...

Das Buch besteht aus einer deutschen und einer identischen chinesischen Hälfte. Es ist ein fünfter Band, dem eine Zusammenfassung der vorherigen vier Bände vorangestellt ist. Er umfasst die Jahre 1912 bis 1949 und endet mit der Gründung der VR China durch Mao Tse-Tung.

Die Zeichnungen sind angenehm anzuschauen und nicht überladen. Dass es nur Schwarz-Weiß ist, erleichtert das Verstehen und lenkt nicht ab. So kommen auch keine Emotionen auf, es werden Fakten vermittelt. Man erkennt die handelnden Personen immer wieder, sie sind mit wenigen Strichen treffend charakterisiert.

Chinesische Geschichte im Comic – größer könnten die Gegensätze kaum sein. Chinesische Geschichte und Kultur sind wenig bekannt in unserem Land, die stark vereinfachte Darstellung könnte helfen, einiges dazuzulernen. Ich war allerdings erschrocken, dass diese Zeit offenbar nur von Kriegen bestimmt war – Warlords, Revolution, Kriege gegen Japan, Bürgerkriege und dann gab es auch noch die beiden Weltkriege. Über chinesische Lebensweise, Philosophie und Kultur habe ich wenig gelernt aus diesem Buch. Gab es nichts Schönes in China?

Wer die Geschichte Chinas gründlicher studieren will, findet hier ein leicht verständliches Nachschlagewerk. Die zweisprachige Darstellung kann beim Erlernen der chinesischen Sprache und Schrift helfen. Ein unterhaltsamer Comic ist es nicht.

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Veröffentlicht am 27.12.2024

Im Süden lebt es sich angenehmer

Es kann so schön sein, das Leben
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Eigentlich wissen wir alle ganz genau, wie man besser leben könnte: Sich Zeit lassen, Solidarität mit anderen pflegen, gut essen, sich Bewegung gönnen und einiges andere mehr. Jeder weiß das, aber kaum ...

Eigentlich wissen wir alle ganz genau, wie man besser leben könnte: Sich Zeit lassen, Solidarität mit anderen pflegen, gut essen, sich Bewegung gönnen und einiges andere mehr. Jeder weiß das, aber kaum jemand tut es. Der Autor, deutscher Journalist und Frankreich-Experte, schaut sich an, wie die Menschen im Süden Europas leben und listet auf, warum es ihnen so gut geht. Auch Frankreich zählt er zu diesem „Süden“.
Die Tipps, die er ausschließlich aus persönlichen Erlebnissen und Beobachtungen folgert, sind naheliegend und längst bekannt. Er verortet sie geografisch, im Sinne des französischen „Savoir-Vivre“ oder des italienischen „Dolce Vita“.
Wenn also im Süden tatsächlich alles besser ist, warum dann nicht auswandern? Diesen konsequenten Schritt ist er anscheinend selbst gegangen. Was das für den Einzelnen bedeuten kann, welche Gedanken und Entwicklungen damit verbunden sind. Leitsätze, die dabei helfen können, runden das Buch ab. Ganz am Ende findet sich ein unterhaltsames Alphabet des „Dolce Vita“.
Das Lektorat sorgt an einigen Stellen für Fragen – hier war offenbar eine automatische Rechtschreibprüfung aktiv, die nicht weiter kontrolliert wurde.
Dies ist vielleicht eine inspirierende Zusammmenstellung für Menschen, die Leichtigkeit in ihrem Leben vermissen. Insgesamt gibt es aber wenig Neues.

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Veröffentlicht am 11.11.2024

Frau, Wut, Drachin

When Women were Dragons – Unterdrückt. Entfesselt. Wiedergeboren: Eine feurige, feministische Fabel für Fans von Die Unbändigen
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Eine alternative Gegenwart: Im Jahr 1955 verwandeln sich hunderttausende Frauen in den USA in Drachen. Dieser Sache auf den Grund zu gehen, ist nicht möglich, denn es gibt Denkverbote. Und es gibt Scham. ...

Eine alternative Gegenwart: Im Jahr 1955 verwandeln sich hunderttausende Frauen in den USA in Drachen. Dieser Sache auf den Grund zu gehen, ist nicht möglich, denn es gibt Denkverbote. Und es gibt Scham. Die Drachinnen werden als etwas Unanständiges betrachtet.
In den fünfziger Jahren können Frauen praktisch nur Hausfrau und Mutter sein, etwas anderes ist nicht möglich. Alex ihat eine Begabung für Mathematik, sie hat Mutter und Tante verloren und ihr Vater lehnt es ab, ihr ein Studium zu finanzieren. Um Klos zu putzen, so sein Argument, brauche es keinen Universitätsabschluss.
Die Sprache ist schön, oftmals poetisch und sehr angenehm zu lesen. Die Hauptperson Alex ist leidenschaftlich, zielstrebig und durchaus glaubwürdig. Doch die Geschichte einer Frau, die sich gegen alle Widerstände Bildung und ein eigenes Leben erkämpft, hat man schon allzu oft gelesen. Alle anderen Persönlichkeiten wirken etwas blass.
Die Idee, dass unterdrückte Frauen aus Wut zu Drachinnen werden, funktioniert als Geschichte nicht so richtig. Die Wut ist mehr als begreiflich. Aber Drachen mit Lippenstift und Handtäschchen? Zwar gehören Feuerspeien und das Verschlingen von Menschen zu den Dingen, die diese Drachinnen tun. Doch sie backen auch Kuchen, häkeln und besuchen den Gottesdienst oder eben Schulen und Universitäten.
Eine kühne Idee, deren Umsetzung mich nicht überzeugt hat. Besonders unpassend fand ich den englischsprachigen Titel für ein Buch in deutscher Sprache.

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