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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.06.2017

Einfach nur genial!

Maurice, der Kater
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Wieder mal sind die Mitarbeiter der unsichtbaren Universität für Zauberei die Schuldigen. Sie entsorgen ihren Müll auf unsichere Art und Weise (einfach über die Mauer) und selbstverständlich finden einige ...

Wieder mal sind die Mitarbeiter der unsichtbaren Universität für Zauberei die Schuldigen. Sie entsorgen ihren Müll auf unsichere Art und Weise (einfach über die Mauer) und selbstverständlich finden einige Ratten diesen und siehe da: Sie entwickeln plötzlich ein Bewusstsein und können sprechen. Zu ihnen stößt ein ebenfalls sprechender Kater namens Maurice, der diesem Buch seinen Namen gab. Zusammen ziehen sie mit einem flötespielenden Jungen von Ort zu Ort um dort die Rattenfänger-Nummer abzuziehen und den Leuten das Geld aus der Tasche.

Irgendwann geraten sie in einen Ort, in dem keine einzige Ratte zu leben scheint - auf der Scheibenwelt eher ungewöhnlich. Hier überschlagen sich bald die Ereignisse und Pratchett wäre nicht Pratchett, wenn er nicht ein grandioses Gebilde zustande bringen würde.

Alleine die Namen der neuen Ratten sind schon ein Gedicht. Sie haben sie gewählt nach dem, was sie immer wieder zu lesen bekamen (ja... lesen können sie auch): Sardinen, Pfirsiche (natürlich eine Rättin), Gefährliche Bohnen, Sonnenbraun, Nahrhaft um nur mal die Hauptakteure zu nennen.

Es gibt allerlei Bezug zu bekannten Märchen und die Tochter des Bürgermeisters, Malizia, ist einfach wunderbar! Sie lebt in ihrer eigenen Geschichtenwelt, denn Ihre Vorfahren waren die Geschwister Grimm. Alles wird ausgeschmückt, als würde es für das nächste Märchen dienen. Mit ihr ist kaum vernünftig zu reden. Dennoch gerät der Junge (Keith) in die Verlegenheit, sich mit ihr zusammen auf die Suche nach seinen rattigen Freunden zu machen und einigen Ungereimtheiten im Ort auf den Grund zu gehen. Mit einer riesigen Tasche bewaffnet, in der sich für alle passenden und unpassenden Gelegenheiten Werkzeuge und Material befinden, kann fast nichts mehr schief gehen.

Das Buch lässt sich einfach nur verschlingen und manches Mal muss man wirklich lachen. Alleine die Vorstellung von synchron-schwimmenden Ratten in der Milchschüssel war zu köstlich!

Es ist hervorragend geschrieben und Pratchett war wirklich ein Fabulierer vor dem Herrn. Es ist lange her, dass mich ein Fantasybuch so unterhalten hat! Und auf jeden Fall für Erwachsene, die im Geiste jung geblieben sind, geeignet - jedoch nur für schon größere Kinder. Kleinere bekommen höchstens Albträume und verstehen auch die Seitenhiebe und Philosophie wohl noch nicht richtig.

Absolute Lese-Empfehlung!

Veröffentlicht am 22.06.2017

Ein typischer Jochimsen

"Krieg ich schulfrei, wenn du stirbst?"
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Auch dieses Jochimsen-Buch findet meine ungeteilte Begeisterung. Für mich ein Klo-Buch par Excellence! Hier stimmt alles: die Länge der einzelnen Kapitel, der Humor, der ausgezeichnete Stil bei Formulierung ...

Auch dieses Jochimsen-Buch findet meine ungeteilte Begeisterung. Für mich ein Klo-Buch par Excellence! Hier stimmt alles: die Länge der einzelnen Kapitel, der Humor, der ausgezeichnete Stil bei Formulierung und Wortwahl - es dürfte jedoch 50-100 Seiten mehr aufweisen.
Zum Inhalt ist nicht viel zu sagen: Der kleine Tom und sein Vater in allen erdenklichen Situationen und Wortwechseln, wobei der Vater oftmals arg in Nöte gerät. Meist nicht etwa wegen Tom, sondern vielmehr, weil er sich selbst von gesellschaftlichen Regeln unter Druck setzen lässt. Also ist im Grunde genommen er selbst die Ursache der Fettnäpfchen, in denen er oft zu stehen glaubt.
Zum Glück ertappt er sich oft genug selbst und dann ist er mächtig stolz auf seinen Sohn, der sich noch so wenig von gesellschaftlicher Etikette beeindrucken lässt. Und weil man sich als Elternteil sehr gut in dieses Empfinden hinein versetzen kann macht die Lektüre auch so ungeheuer viel Spaß!

Allerdings war ich wie einige andere ebenfalls verblüfft, dass diese tollen Storys nur erfunden sein sollen. Die Erlebnisse wirken so authentisch, dass man es kaum glauben mag. Vielleicht haben wir Glück und aus den zahlreichen Tom-Storys die existieren wird noch ein weiterer Band erscheinen. Neue Geschichten von Tom soll es wohl leider nicht mehr geben, wenn man Jess Jochimsen glauben schenken darf - und der wird es wohl wissen

Veröffentlicht am 22.06.2017

Keiner schreibt wie von Schirach!

Verbrechen
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Er zählt zu meinen Lieblingsautoren, denn niemand schafft es, mich so vom ersten Satz an ein Buch zu fesseln.

In seinem Buch erzählt er von verschiedenen Fällen aus seiner Praxis als Rechtsanwalt.

Sein ...

Er zählt zu meinen Lieblingsautoren, denn niemand schafft es, mich so vom ersten Satz an ein Buch zu fesseln.

In seinem Buch erzählt er von verschiedenen Fällen aus seiner Praxis als Rechtsanwalt.

Sein Schreibstil ist m. E. einzigartig: präzise und knackig auf den Punkt! Er trifft mit wenigen Worten haargenau den Kern dessen, was er zu schildern gedenkt. Kein überflüssiger Schnickschnack, keine Schönmalereien, keine unnötigen Gefühlsduseleien. Alles sitzt genau an der Stelle, wo es hingehört. Ich liebe diese Schreibe!

Dabei schafft er es mit seiner beinahe emotionslosen, analytischen Schilderung, einen tief zu bewegen und mitfühlen zu lassen. Man fühlt förmlich die Ungerechtigkeiten und die Verzweiflung, die manchen Protagonisten seiner Erzählungen überkommen haben mag. Man liest jede dieser Geschichten und muss sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass es keine erfundenen Storys sondern das wahre Leben ist, was hier geschildert wird. Dass jede dieser Lebens-Geschichten anders ist, macht die Lektüre umso schöner, denn Eintönigkeit ist hier nirgends zu finden.

Das Buch ist sehr gut zu lesen, auch von Leuten, die nicht ständig mit Buch in der Hand anzutreffen sind. Allerdings ist es alles andere als leichte Kost. Nicht wegen des Schreibstils, sondern wegen der Geschichten, die einem nicht selten Tränen des Mitgefühls in die Augen steigen lassen. Wie schafft dieser Mann das, ohne rührselig zu schreiben? Man muss es lesen, dann weiß man es!

Veröffentlicht am 22.06.2017

Lehrerin aus Überzeugung

Ghetto-Oma
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Dieses Buch habe ich mit richtig viel Vergnügen gelesen! Die Schilderungen des Schulalltages an einer sog. Brennpunktschule in Berlin sind wirklich amüsant geschrieben. Frl. Krise erzählt in chronologischer ...

Dieses Buch habe ich mit richtig viel Vergnügen gelesen! Die Schilderungen des Schulalltages an einer sog. Brennpunktschule in Berlin sind wirklich amüsant geschrieben. Frl. Krise erzählt in chronologischer Reihenfolge von mehr oder weniger besonderen Erlebnissen während ihres Lehrerlebens mit ihrer 8. und 9. Klasse. Dass in ihrer Klasse bis auf 2 Schüler ausschließlich Kinder mit Migrationshintergrund sind, wird zwar einleitend erwähnt, spielt jedoch für sehr viele Geschichten überhaupt keine Rolle. Die sind multikulturell und einfach hormonell bedingt.
Nichtsdestoweniger macht es vieles nicht gerade einfacher an dieser Schule. Da in der Klasse überwiegend Moslems geschult werden ist manches anders als in einer überwiegend deutschen Klasse. Sehr angenehm fällt mir jedoch gerade bei diesem Thema auf, wie oft Frl. Krise versucht, gerade diese Probleme aus Sicht der Jugendlichen oder zumindest die Ursache dessen zu betrachten.
Immer wieder schafft sie es, ihre Sympathie für "Ihre" Kinder anklingen zu lassen. Ob es der mit ihrer Kollegin durchgeführte Kopftuchtest ist oder die gemeinsame Weihnachtsfeier, der Besuch bei ihren Schülern zu Hause, wenn die Leistungen sehr zu wünschen übrig lassen und der in einem gemeinsamen Essen mündet - mit gegenseitigen Beteuerungen, alles in Zukunft besser zu machen: Der Schüler, die Eltern, die Schwester und auch die Lehrerin. Und die etwas bittere Erkenntnis, dass nach diesem Abend sich selbstverständlich nichts geändert hat.
Ob der wörtlich übernommene Slang, der von den Jugendlichen gesprochen wird, wirklich notwendig ist, wage ich zu bezweifeln. Ganz sicher lockert er jedoch die Geschichten auf und ist sicherlich auch authentischer, als den Schülern grammatikalisch einwandfreie Sätze in den Mund zu legen.

Das Buch ist in kurzen Sequenzen geschrieben, die immer wieder mit ebenso kurzen Geschichten von früheren Jahren abwechseln. Diese sind dankbarer Weise in kursiver Schrift gedruckt, sodass einem dieser Zeitwechsel nicht entgehen kann. Die Geschichten von "Früher" handeln von Frl. Krises Zeit als Referendarin, ihrer ersten Klasse, ihrer Arbeit mit Referendaren und von einigen ihrer früheren Klassen. Diese Gegenüberstellung ist nicht nur spannend sondern macht das Buch in sich interessanter als eine bloße Schilderung dieser beiden letzten Schuljahre.

Bei vielen ihrer Erzählungen muss man schmunzeln, manchmal wirklich lachen (ich sage nur: Bolzenschneider!) und manchmal auch traurig lächeln, denn vieles kann man wirklich gut verstehen und man ahnt, dass manche Kinder einfach nur Pech haben. Es ist sehr locker geschrieben und für mich war es das ideale Klobuch! Durch die sehr kurzen Geschichten ist es hervorragend dafür geeignet, immer wieder mal in einer kurzen Pause zur Hand genommen zu werden. Nach kurzer Zeit hat man die Namen der Kinder und auch sicher jeder ein passendes Bild dazu im Kopf. Durch seine Art nicht unbedingt ein Buch welches man in einem Zug liest wie einen Roman.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Nicht zuletzt, weil man der Schreiberin ihre Leidenschaft für ihren Beruf deutlich anmerkt. Auch wenn manches sehr humorvoll geschildert ist - manches auch durchaus fatalistisch - so ist vollkommen klar, dass sie sowohl ihren Beruf als auch ihre Kinder wirklich von ganzem Herzen mag. Dies verdeutlicht auch am Ende des Buches ihre Widmung, wo sie sich besonders bei all ihren Schülern bedankt, die ihr Leben so sehr bereichert haben.
Wer keinen platten Schulhumor sucht und auch keine Verteufelung derselben, der ist mit Frl. Krise gut beraten! Ich kann es nur weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 22.06.2017

Historische Spannung

Sehet die Sünder
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Winter in der Bretagne 1440. Die Autorin versteht es meisterhaft, diese Zeit und die Personen der Story vor dem geistigen Auge aufleben zu lassen. Obwohl recht viele Personen vorkommen (die auch alle vor ...

Winter in der Bretagne 1440. Die Autorin versteht es meisterhaft, diese Zeit und die Personen der Story vor dem geistigen Auge aufleben zu lassen. Obwohl recht viele Personen vorkommen (die auch alle vor dem eigentlichen Buch dankbarer Weise erläutert stehen) war es für mich ein Leichtes, sie schnell zuzuordnen und unterscheiden zu können. Sogar die Personen im Dorf prägten sich mir zügig ein, sodass ich nach ca. 40 Seiten nicht mehr nachschlagen musste.
Sofort taucht man ein in diese dunkle Zeit, die mir stellenweise sogar noch etwas schöngefärbt erschien. Im Mittelpunkt stehen Catheline, die Haushälterin des Dorfpfarrers und der junge Bauer Mathis. Mathis und Catheline sollten eigentlich im nahenden Frühjahr heiraten, doch Mathis möchte von diesem Plan Abstand nehmen, da er sich durch eine Kriegsverletzung als Krüppel und Last betrachtet. Obwohl es sich hierbei natürlich um eine Romanze handelt, steht sie erfrischend selten im Vordergrund und beeinträchtigt daher für mich auch nicht die Spannung, die sich im Verlauf des Buches immer weiter aufbaut.
Lehnsherr der Dorfgemeinschaft ist Baron Amédé de Troyenne sowie dessen Frau Bérénice, die im angrenzenden Schloss Troyenne leben. Eine wichtige Rolle spielt außerdem der Klerus in Nantes: Der Bischof und sein Schreiber und Notar. Die Handlung wird parallel in Saint Mourelles sowie auf Schloss Troyenne und in Nantes fortgeführt. Dieser Aufbau war für mich in dieser Geschichte genial, da man sozusagen an verschiedenen Orten gleichzeitig ist.
Im Dorf Saint Mourelles verschwinden 2 Kinder und auch der Fund der ersten Leiche lässt nicht lange auf sich warten. Bald geschehen weitere Morde und im Dorf breitet sich Unruhe aus. Was bisher im Einklang war gerät aus dem Takt. Jeder verdächtigt nahezu jeden und das Miteinander gerät gehörig aus den Fugen. Mit der Zeit deuten immer mehr Spuren in Richtung Schloss, was die Tätersuche nicht gerade einfacher gestaltet, denn die Hierarchien sind in jener Zeit strikt und kompromisslos geregelt. Dennoch ist der Baron ausgesprochen zugänglich, da Mathis ihm seinerzeit das Leben rettete (woher auch dessen Verletzung rührt). Immer mehr Puzzleteilchen müssen verarbeitet werden und mehr als einmal stimmen die Rückschlüsse der Protagonisten nicht überein, was alles noch verzwickter macht.
Neben dieser Tätersuche werden etliche andere Themen behandelt, um den Personen mehr Gestalt und der Geschichte mehr Dichte zu verleihen. Welche Möglichkeiten der Klerus zu jener Zeit hatte, an immer größere Ländereien zu gelangen, wie das Verhältnis der Lehnsherren zu ihren Bauern war, welche Macht die Kirche allgemein hatte - bis hin zur Führung von Strafprozessen zu jener Zeit mithilfe der Inquisition und deren unheiligen Mitteln.
Überhaupt scheint das Buch sehr gut historisch recherchiert zu sein. Am Ende des Buches befindet sich noch ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen sowie Näheres zum historischen Hintergrund. Auf keinen Fall sollte man Letzteres vor dem Ende des Buches lesen, denn sonst erfährt man nur vorab den Täter. Ich hätte jedoch nicht gedacht, dass die Kernhandlung (also der Kriminalfall) tatsächlich auf einem realen Fall beruht.
Der bildhafte Schreibstil zieht einen sofort in die Handlung hinein. Nicht zu einfach gehalten sondern wirklich schön und glatt zu lesen. Man rauscht nur so durch die Seiten. Ich hätte nie gedacht, dass ich dieses kräftige Buch so schnell gelesen bekäme aber es ging fast wie im Flug. An keiner Stelle hatte ich Verständnis- oder Orientierungsprobleme. Beachtenswert finde ich, dass dieses Buch trotz der vielen Morde ohne wirklich grausige Schilderungen auskommt. So wie sie in der Romanze auf ein Zuviel verzichtet, tut sie das auch bei den Greueltaten. Das gefällt mir persönlich sehr gut, da auf jede Effekthascherei verzichtet wird.
Das Cover finde ich auch haptisch toll mit seinem glänzend rot lackierten Titel und den erhabenen Buchstaben. Die umlaufenden Ranken sind ebenfalls hochglänzend und wirken auch sehr schön, obwohl es insgesamt schlicht wirkt - rundum gelungen! Lediglich auf die Einschläge des Einbands hätte man verzichten können, da sie viel zu starr sind um als Lesezeichen Verwendung zu finden. Da wäre ein Lesebändchen eindeutig praktischer gewesen! Wer gerne historische Krimis liest, der kann hier getrost zugreifen!