Turmschatten
TurmschattenEphraim Zamir ist ein ehemaliger Mossad-Agent. Er hat sich in Deutschland einen alten Turm zu einem Wohnhaus umgebaut und lebt dort mit seiner Haushälterin. Eines Tages brechen Neonazis bei Zamir ein. ...
Ephraim Zamir ist ein ehemaliger Mossad-Agent. Er hat sich in Deutschland einen alten Turm zu einem Wohnhaus umgebaut und lebt dort mit seiner Haushälterin. Eines Tages brechen Neonazis bei Zamir ein. Er überwältigt die Einbrecher und sperrt sie in einzelne Zellen. Jeden der drei Neonazis konfrontiert er vor laufender Kamera mit ihrer Vergangenheit und überträgt dies ins Internet. Der Internetstream beinhaltet für die Zuschauer zwei Abstimmungsbuttons. Soll Zamir seine Geiseln leben lassen oder nicht? Die Zuschauer haben es in ihrer Hand.
„Turmschatten“ reißt den Leser mit in die Abgründe des Menschen. Während des Lesens stellen sich viele Fragen, Gefühle wallen auf und es wird deutlich, dass der Mensch wirklich selbst sein größter Feind ist. Peter Grandl zeigt deutlich, wie falsche Ideologien, Gier, Machtgefühl und eigene Vorteile das Denken und Handeln einer Person beeinflussen.
Emotional hat „Turmschatten“ mich mitgenommen und immer wieder die Frage aufgeworfen, wer über Leben und Tod eines Menschen zu richten hat. Ist das Töten von Neonazis damit zu rechtfertigen, dass sie selbst getötet haben? Begibt man sich durch das Anklicken eines Buttons nicht auf dieselbe Stufe und entscheidet, dass dessen Leben nichts wert ist?
In dieser Geschichte wird der breiten Gesellschaft der Spiegel ohne erhobenen Zeigefinger vorgehalten. In Rückblicken erfährt der Leser Hintergründe zu den einzelnen Neonazis oder der Geschichte. Diese Informationen lassen aktuelle Geschehnisse emotional noch näher an den Leser herankommen.
Ich könnte noch seitenweise weiterschreiben, so sehr hat mich dieses Buch gepackt. Dabei kannte ich die Geschichte bereits und wusste, wie es ausgehen wird, da ich ein um einige Seiten kürzere Veröffentlichung von „Turmschatten“ bereits 2020 lesen dürfte. Schon damals war ich sehr begeistert. Die nun gelesene Neuausgabe hat mich emotional noch stärker gepackt. Ich habe allerdings nicht beide Exemplare auf irgendwelche Unterschiede untersucht, sondern habe mich wieder komplett neu auf die Geschehnisse und Figuren eingelassen.
„Turmschatten“ ist einfach ein wunderbares Buch. Das ausgelöste Kopfkino hat noch lange nach Ende des Buches angehalten. Auch die Frage, wie ich mich verhalten würde. Welchen Button hätte ich gedrückt? Hätte ich mir eine solche Sendung überhaupt angesehen?
Ich danke dem Autor Peter Grandl und dem Piper Verlag für die Zusendung dieses Rezensionsexemplars.