Cover-Bild Die karierten Mädchen
Band 1 der Reihe "Heimkehr-Trilogie"
(17)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 01.08.2022
  • ISBN: 9783832182571
Alexa Hennig von Lange

Die karierten Mädchen

Roman
Die über 90-jährige Klara ist blind und kann ihr Haus schon lange nicht mehr allein verlassen. Ganz unerwartet wird die Tür aufgestoßen, hinter der sie ihre Vergangenheit verschlossen hat. Ergreift sie ihre letzte Chance, ihr bestgehütetes Geheimnis – die Geschichte ihres Lebens – zu offenbaren?
Siebzig Jahre zuvor: Klara ist überglücklich; mitten in der Weltwirtschaftskrise 1929 bekommt sie eine Stelle als Hauswirtschaftslehrerin in einem Kinderheim in Oranienbaum. Als eines Tages dort ein Baby abgegeben wird, fühlt sie sich der kleinen Tolla auf Anhieb stark verbunden. Bald spitzt sich die wirtschaftliche Lage zu. Klara, die das Heim inzwischen leitet, sucht die Nähe der neuen Machthaber in der Hoffnung auf Rettung. Zu spät erkennt sie, mit wem sie sich eingelassen hat. Und dann ist sie plötzlich selbst in Gefahr: Denn Tolla, das Waisenmädchen, das inzwischen wie eine Tochter an Klaras Seite lebt, ist jüdischer Herkunft.

›Die karierten Mädchen‹ ist der erste Band der ›Heimkehr‹-Trilogie, die vom Ende der Zwanziger- bis in die Sechzigerjahre reicht. Sie ist inspiriert von den Lebenserinnerungen von Alexa Hennig von Langes Großmutter, die diese im hohen Alter auf mehr als 130 Tonbandkassetten aufgenommen hat.

Weitere Formate

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2022

Auf den Spuren der Großmutter

0

Alexa Hennig von Lange hat einen großartigen, sehr flüssigen und lebhaften Schreibstil. Lose auf den von ihrer Großmutter auf Kassette eingesprochenen Lebenserinnerungen beginnt der erste Band der Trilogie ...

Alexa Hennig von Lange hat einen großartigen, sehr flüssigen und lebhaften Schreibstil. Lose auf den von ihrer Großmutter auf Kassette eingesprochenen Lebenserinnerungen beginnt der erste Band der Trilogie mitten in der Wirtschaftskrise 1929. Die junge Klara ist froh eine Anstellung in einem Kinderheim in Oranienbaum gefunden zu haben, unterstützt sie doch ihre Familie im Harz auch finanziell. Das Kinderheim wird ihr Zuhause. Als inzwischen Leiterin trifft sie, als das Heim in finanzielle Not gerät, eine naive Entscheidung und unterstellt das Heim den neuen Machthabern, den Nationalsozialisten. Obwohl nicht mit der Idiologie einverstanden, macht sie Karriere.
Dieser Umstand ist etwas, dass mich befremdete. Sicherlich ein gutes Beispiel für die Mehrheit der Deutschen, die entweder mitliefen oder die Augen vor dem neuen Regime verschlossen, ist die Naivität Klaras und dann das "ich habe zwar davon profitiert, war aber immer dagegen" doch mit einem faden Beigeschmack verbunden. Vielleicht wird in den nächsten zwei Bänden noch etwas mehr reflektiert. Ansonsten aber ein gut zu lesender Titel, der einen nachdenklich macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.07.2022

Ein Leben

0

Die 90jährige Klara spricht ihre Lebenserinnerungen auf Kassetten, für ihre Kinder, Enkelkinder und bald auch ein Urenkel. Sie macht auch im hohen Alter einen selbstbewussten, fast strengen Eindruck. ...

Die 90jährige Klara spricht ihre Lebenserinnerungen auf Kassetten, für ihre Kinder, Enkelkinder und bald auch ein Urenkel. Sie macht auch im hohen Alter einen selbstbewussten, fast strengen Eindruck. Alles muss ordentlich und geregelt sein. Sie war in ihren jungen Jahren Lehrerin für Hauswirtschaft in einem Kinderheim. Dort wurden kranke Kinder betreut und gleichzeitig Mädchen als Hauswirtschafterinnen und Kinderpflegerinnen ausgebildet.
Ein kleines Waisenmädchen nimmt sie als ihre Tochter an. Mit den Jahren übernimmt sie die Verantwortung für das Haus. Es wird wirtschaftlich immer schwieriger und sie beginnt mit den neuen Machthabern zu lebäugeln. Zu spät merkt sie das diese eine Gefahr für ihre Tochter darstellen, denn Tolla ist Jüdin von Geburt.
Dieses Buch basiert zum Teil auf den Kassetten die die Großmutter der Autorin besprochen hat. Es ist ein Versuch ,das Verhalten der Menschen die keine Widerständler und keine begeisterten Mitläufer waren, zu erklären. Denn diese Frage treibt viele Menschen heute um. Habt ihr es nicht kommen sehen, warum habt ihr euch nicht gewehrt, warum habt diese Partei gewählt, warum habt ihr nicht die Notbremse gezogen, warum habt ihr mitgemacht? Alle diese Fragen möchte man der Großelterngeneration stellen. Antworten können sie in den meisten Fällen nicht mehr geben. Denn am Beispiel von Klara wird klar, Viele waren politisch unbedarft. Viele hatten nicht genug Vorstellungskraft, andere dachten vielleicht so schlimm kann es nicht werden.
Klara ist eine Figur ihrer Zeit. Strebsam, ordentlich, verantwortungsbewusst gegenüber ihrer Familie. Ihre Entscheidung ihr Schweigen zu brechen und ihre Geschichte erst der Nachwelt zu erzählen passt gut dazu.
Denn wir wissen Menschen die diese Zeit erlebt haben, sprechen in den meisten Fällen nicht darüber.
Daher empfinde ich dieses Buch als spannend denn Klara könnte auch meine Großmutter sein. Das kleine jüdische Mädchen ist eine erfundene Figur, sie stellt sehr gut den Zwiespalt dar in dem sich Klara befindet, zwischen dem wirtschaftlichen Wohlergehen und ihrem Gewissen.
Der Schreibstil passt zu der Protagonistin, er wirkt etwas zurückhaltend, ernsthaft. fast streng.
Die Geschichte von Klara endet nicht mit diesem Buch, wir können erfahren wie ihr Leben bis heute sich entwickelt hat.

Veröffentlicht am 23.08.2022

Klaras Leben

0

Die einundneunzigjährige blinde Klara lebt noch eigenständig in ihrem Haus. Sie beginnt, ihre Lebensgeschichte auf Kassetten zu sprechen. So wechselt die Zeitebene immer zwischen Gegenwart und Nazideutschland ...

Die einundneunzigjährige blinde Klara lebt noch eigenständig in ihrem Haus. Sie beginnt, ihre Lebensgeschichte auf Kassetten zu sprechen. So wechselt die Zeitebene immer zwischen Gegenwart und Nazideutschland hin und her.
Klara beginnt ihren Lebenslauf als Hauswirtschaftslehrerin in einem Heim für tuberkulosekranke Kinder, dessen Leitung sie bald übernehmen kann. 
Die Zeiten werden immer schwerer, und um das Heim und die ihr lieb gewordenen Kinder halten zu können, arrangiert sich Klara mit dem Naziregime. Das Buch erzählt vom Alltag der Leiterin, von den Schwierigkeiten und von den schönen Momenten. Vor allem erzählt es die Geschichte einer Frau, die sich anpasst und den Mund hält, egal wie schlimm es um sie herum zugeht. Ein paar Jahre lang versteckt sie ein jüdisches Mädchen, aber für den Leser bleibt sie trotzdem eine Mitläuferin wie so viele damals, die den bequemen Weg gegangen sind. Es bleibt eine gewisse Distanz zu dieser Protagonistin. Man fiebert nicht mit, man hat höchstens Achtung vor ihrer Arbeitsleistung. Es gibt auch eine Liebesgeschichte samt langjähriger Ehe, die jedoch das Herz des Lesers nicht sehr berührt. Sehr ärgerlich ist, dass das Buch ziemlich abrupt aufhört. Etwas eher hätte es einen Sinnabschnitt gegeben. Die weiteren Bände werde ich wohl nicht lesen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass andere Leser Klaras Leben interessanter finden, als ich es tue.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.08.2022

Zu unkritisch

0

In "Die karierten Mädchen" erzählt Alexa Hennig von Lange in zwei Zeitebenen davon, wie Klara, blind und über 90-jährig, ihre Lebensgeschichte ab 1929 auf Kassetten aufnimmt. Vorlage dazu ist die Lebenserinnerung ...

In "Die karierten Mädchen" erzählt Alexa Hennig von Lange in zwei Zeitebenen davon, wie Klara, blind und über 90-jährig, ihre Lebensgeschichte ab 1929 auf Kassetten aufnimmt. Vorlage dazu ist die Lebenserinnerung ihrer eigenen Großmutter, die diese in gleicher Form ihrer Familie hinterlassen hat. Diese ist eingebettet in eine Erzählung, in der ihr die Autorin das jüdische Mädchen Tolla zur Seite stellt und - wie sie selbst im Nachwort sagt - "in der sich moralische Fragen stellen".

Der Erzählstil ist fesselnd und vom ersten Moment an mitreißend. Die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart ist gut gelungen. Allerdings bleibt Klaras Charakter oberflächlich und widersprüchlich. Sie wird als selbständige, anpackende junge Frau beschrieben, der alles zu gelingen scheint. Im Gegensatz dazu steht ihre Naivität, mit der sie den Nazis begegnet. Auch im Alter scheinen ihr keine großen Zweifel zu kommen, obwohl sie doch eigentlich ihren Kindern und Enkeln erzählen möchte, wer sie wirklich war und was sie getan hat und auf deren Verständnis hofft. "Dieser Teil ihrer Erinnerungen war düster und schmerzhaft. In ihm tobten Schuld und Verzweiflung, Sehnsucht und Liebe." Leider sind dies nur leere Worthülsen, die in der Geschichte nicht mit Leben gefüllt werden. Darüber kann auch Tolla nicht hinwegtäuschen, die eher den Eindruck eines Alibis erweckt, das die alte Dame von jeglicher Schuld freisprechen soll.

Die Idee, die Großmutter als Zeitzeugin zu Wort kommen zu lassen, finde ich prinzipiell sehr gut, allerdings hätte ich mir eine kritischere Auseinandersetzung mit deren Erinnerung gewünscht, wenngleich dies sicherlich keine leichte Aufgabe und schmerzhaft ist.

Wer über all das hinwegsehen will und kann, wird mit den "karierten Mädchen" aber gut unterhalten werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.08.2022

3 Sterne

0

Klappentext:
„Blind und mit über neunzig Jahren beginnt Klara, ihre Erinnerungen auf Kassette aufzunehmen. Auf der Suche nach dem Menschen, der sie einmal war, vertraut sie den Bändern ein Geheimnis an, ...

Klappentext:
„Blind und mit über neunzig Jahren beginnt Klara, ihre Erinnerungen auf Kassette aufzunehmen. Auf der Suche nach dem Menschen, der sie einmal war, vertraut sie den Bändern ein Geheimnis an, von dem nicht einmal ihre Kinder etwas wissen. Ist ihre Familie bereit für die wahre Geschichte ihres Lebens?
Siebzig Jahre zuvor: Die junge Klara ist überglücklich. Mitten in der Weltwirtschaftskrise 1929 bekommt sie eine Stelle als Lehrerin in einem Kinderheim in Oranienbaum. Als dort eines Tages Tolla, ein einjähriges Mädchen, abgegeben wird, fühlt sich Klara ihm auf Anhieb stark verbunden. Doch bald spitzt sich die wirtschaftliche Lage des Heims zu. Klara, die das Haus inzwischen leitet, sucht die Nähe der neuen nationalsozialistischen Machthaber in der Hoffnung auf Rettung. Zu spät erkennt sie, mit wem sie sich eingelassen hat. Die Nationalsozialisten wollen aus dem Heim eine Ausbildungsstätte für junge Frauen machen, in der Klara ihren Schülerinnen die Liebe zu Volk und Kind vermitteln soll, statt sie zu eigenständig denkenden Menschen zu erziehen. Gleichzeitig ist sie unter der Hakenkreuzflagge und den ständigen Besuchen der Nazi-Funktionäre plötzlich selbst in Gefahr: denn Tolla, das Waisenmädchen, das inzwischen wie eine Tochter an Klaras Seite lebt, ist jüdischer Herkunft.“

Alexa Hennig von Lange packt Themen immer etwas fester an. Nach ihrem Roman „Kampfsterne“ und „Die Wahnsinnige“ ist dies mein drittes Buch von ihr. Schlussendlich fällt sie mit diesem Roman in das momentan sehr angesagte Genre ein: Großmutter erzählt kurz vor dem Ableben nochmal ihr Leben inkl. Geheimnisse und die Kinder sollen dann damit etwas anfangen. Diesen Plot finden wir momentan mehr als häufig in der Literaturwelt. Die Geschichte rund um Klara ist dennoch interessant aufgebaut und bringt dem Leser ein recht genaues Bild der Dame näher. Ihre Geschichte klingt unheimlich bewegend und dennoch ist sie eine unter vielen von damals gemischt aus Realität und Fiktion. Der braune Sumpf macht auch vor Klara nicht Halt und wir Leser erleben hier eine wahre Achterbahnfahrt inkl. Geisterstation in der das Grauen sich ganz plötzlich zeigt - für Klara etwas unverhofft, für uns Leser war es glasklar. Die Autorin benutzt klare Worte für ihre Geschichte, der Ausdruck ist fließend, aber dennoch gibt es manchmal Parts die man nicht akzeptieren kann, gerade wenn Familienmitglieder ihre Geschichte erzählen (wir erlesen hier zwei Zeitebenen) als wäre es ihre eigene - es ist aber Klaras Geschichte! Klara macht den Leser manches Mal etwas Kopfzerbrechen. Ihr Desinteresse an der Politik wirkt nicht gerade glaubhaft oder ist es eher der Vogelstrauß in ihr? Hier kommt man wieder mal an den Punkt: Das muss man doch alles mitbekommen haben! Keiner kann doch wirklich glauben, dass man dieses „Ich wusste von nichts“ glaubt? So auch hier. Hier und da wird es zudem etwas unrund vom Verlauf und eben von der Glaubwürdigkeit der Protagonistin. Wie andere kritische Stimmen auch bereits schon schreiben: alles wirkt etwas „oberflächlich“ und dem kann ich nur zustimmen. 3 von 5 Sterne für eine gute Geschichte aber eben nicht wirklich herausragend.