„Niksen“ ist ein kleines Geschenkbuch zu den Themen Nichtstun, Entschleunigung und Achtsamkeit…
Übersicht
Einzelband oder Reihe: Einzelband
Altersempfehlung: ---
Erzählweise: Zitate, Sprüche ...
Inhalt
„Niksen“ ist ein kleines Geschenkbuch zu den Themen Nichtstun, Entschleunigung und Achtsamkeit…
Übersicht
Einzelband oder Reihe: Einzelband
Altersempfehlung: ---
Erzählweise: Zitate, Sprüche und Fotos
Inhaltswarnungen: ---
Dieses Buch solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge gut gefallen:
- Entschleunigung
- Nichtstun als Chance
- Leben genießen
- Achtsamkeit
- inspirierende Zitate
- ästhetische Bilder
- gemütliche Vibes
- Geschenkbücher mit Botschaft
Lieblingszitate
„Der Schlüssel zum Glück steckt von innen.“ Anonym, E-Book, Seite 12
„Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran als eine Pause.“ Elizabeth Barrett Browning, E-Book, Seite 38
Meine Rezension
Als Lehrerin ist man eigentlich ständig auf dem Sprung, dauernd im Stress, hat permanent eine Liste mit gefühlt 1000 Dingen im Kopf, die man erledigen muss. Abschalten und längere Zeit einfach einmal nichts tun – Fehlanzeige (zumindest während des laufenden Schuljahrs)! Nur in den Sommerferien ist das wirklich möglich, weswegen genau jetzt der perfekte Moment für das Geschenkbuch „Niksen – Die Kunst des Nichtstun“ gekommen war.
Viel gibt es über das dünne Büchlein mit den inspirierenden Sprüchen und optisch ansprechenden Bildern eigentlich nicht zu sagen. Für mich ist es eben ein typisches Geschenkbuch! Darin geht es um das niederländische „Niksen“, die Kunst des Nichtstun – um Entschleunigung, Achtsamkeit und darum, sich der Kostbarkeit des Lebens bewusst zu werden und seine Zeit auf Erden so gut es geht zu genießen. „Niksen“ will uns ermuntern, das Nichtstun als etwas Wertvolles, Schönes, als Chance und nicht als bloße Faulheit zu begreifen. Daher ist das kleine Buch als Geschenk für alle, denen ihr mal durch die Blume sagen möchtet, dass sie mal mehr auf SICH schauen und ein paar Gänge zurückschalten sollten, mit Sicherheit gut geeignet. ;)
Begeisterungsstürme bleiben aber leider aus, denn ich habe schon viele ähnliche Bücher gelesen und bei den meisten fand ich die Zusammenstellung der Fotos und die Auswahl der Zitate deutlich liebevoller, inspirierender und schöner. Es gab hier zumindest keinen Satz, den ich mir ausdrucken, auf den Kühlschrank kleben und an den ich mich für immer erinnern wollte. Das geht besser!
Mein größter Kritikpunkt kommt aber erst jetzt: Aus feministischer Sicht fand ich die „Kuration“ mehr als fragwürdig – denn obwohl sich das Buch scheinbar (durch die vielen auf den Fotos abgebildeten Frauen und die „Vibes“) an ein weibliches Publikum richtet, stammen NUR 2 der 16 abgedruckten Zitate von berühmten Frauen (Lucy Maud Montgomery, Elizabeth Barrett Browning), der Rest kommt von Männern wie Oscar Wilde, J. R. R. Tolkien und Wolfgang Amadeus Mozart. (Ja, ich habe mir die Mühe gemacht, das genau zu zählen und auszurechnen.) Das entspricht einer Frauenquote von 12,5 % und zeigt, wie schnell Frauen übersehen werden, wenn man sich das Geschlechterverhältnis nicht bewusst anschaut – was man auch hier tun hätte sollen, um genau so ein Ergebnis zu vermeiden. Auch das muss bei zukünftigen Geschenkbüchern des Verlags (die Person, die das Buch zusammengestellt hat, wird leider nicht namentlich genannt) besser werden!
Mein Fazit
Um ehrlich zu sein, habe ich schon bessere und liebevoller zusammengestellte Geschenkbücher gesehen, die länger in Erinnerung blieben und die ich mir auch gerne mehrmals angesehen habe – dieses Potential sehe ich hier leider nicht. Außerdem wurde bei der Auswahl der Zitate fast vergessen, dass die Menschheit nicht nur aus Männern besteht –enttäuschend, das geht besser! Von mir gibt es deshalb leider keine Empfehlung.
Seit vielen Jahren erschüttern heftige Unwetter Minas Heimat und fordern viele Tote. Schuld ist der Meeresgott, der die Gebete der Menschen nicht mehr erhört. Jedes Jahr ...
Spoilerfreie Rezension!
Inhalt
Seit vielen Jahren erschüttern heftige Unwetter Minas Heimat und fordern viele Tote. Schuld ist der Meeresgott, der die Gebete der Menschen nicht mehr erhört. Jedes Jahr wird deshalb ein Mädchen dem Meer geopfert – in der Hoffnung, den Meeresgott zu besänftigen und die Menschenwelt zu retten. In diesem Jahr soll die große Liebe ihres Bruders in die Fluten geworfen werden, doch das kann Mina nicht zulassen. Sie opfert sich selbst. In der Geisterwelt unter dem Meer angekommen, muss sie feststellen, dass auf dem Meeresgott ein Fluch liegt und sie nur 30 Tage Zeit hat, ihn zu brechen, bevor sie selbst stirbt…
Übersicht
Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präsens
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: kurz bis mittel
Inhaltswarnung: Blut, Gewalt, Trauer, Tod, nicht-vegane Ernährung
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: --- ♥
Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:
- Märchen-Neuerzählungen
- SEHR langsames, ruhiges Erzähltempo
- stellenweise kitschiger und pathetischer Ton
- Unterwasser-Setting
- Geister und Gottheiten
- Flüche
- ein Mädchen muss die Welt retten
Meine Rezension
„‘Der Meergott ist nicht wütend, Mina. Er ist verloren. Er wartet, in seinem weit entfernten Palast jenseits dieser Welt. Auf jemanden, der den Mut hat, ihn zu finden.“ E-Book, Position 191
Wenn es um Göttinnen und Götter geht, bin ich normalerweise raus – zu wenig interessiere ich mich für diese unmenschlich starken, unsterblichen Wesen ohne richtige Probleme (don’t @ me! 😉). In diesem Fall habe ich mich dann aber doch vom Klappentext (asiatische Märchen-Neuerzählungen findet man dann doch nicht so oft auf dem deutschen und österreichischen Buchmarkt) und Cover neugierig machen und von den begeisterten Rezensionen aus dem englischsprachigen Raum mitreißen lassen. Doch war das vielleicht ein Fehler? Diese Frage kann ich im Nachhinein leider nur bejahen, denn es stellte sich schon nach wenigen Seiten heraus: Dieses Buch und ich – wir passen nicht zusammen. Deshalb habe ich heute mal wieder eine „unpopular opinion“ für euch…
Ich wünschte, ich könnte mich an dieser Stelle über Spannungseinbrüche im Mittelteil oder Ähnliches beschweren, aber die Wahrheit ist, dass für mich dieses ganze Buch ein einziger Spannungseinbruch war, ein spannungs- und druckfreier Raum, ein Vakuum. Die Wahrheit ist, dass mich die Geschichte überhaupt nie richtig fesseln und mitreißen konnte, dass ich bis zum Ende nicht richtig darin angekommen bin. Der Schreibstil ist verträumt, das Erzähltempo ist extrem behäbig und langsam (was wohl typisch für asiatische Märchen-Retellings sein soll, wie mir gesagt wurde) und die Story plätschert die ganze Zeit ohne große Höhepunkte vor sich hin. Es gab so viele Momente, die mich emotional aufwühlen hätten sollen, mich aber durch den distanzierten Schreibstil kaltließ. Bei Vorkommnissen, die mir eigentlich ein „O mein Gott!“ entlocken hätten sollen, kam von mir innerlich nur ein müdes: „Okay – und weiter?“
Ich empfand die Erzählweise als unglaublich mühsam, es gab so viele Wiederholungen und es passierte so wenig. Dazu kam der immergleiche Ablauf in der ersten Hälfte: Umgebungsbeschreibungen, „Meine Großmutter hat gesagt…“, Naturbeschreibungen, „Meine Großmutter hat gesagt…“, Umgebungsbeschreibungen, plötzlich wie aus dem Nichts extrem feindselige Dialoge, die eher zu Eniemies-to-lovers-NA-Romantasy-Geschichten gepasst hätten (?), dann wieder Beschreibungen, dann wieder die Oma und so weiter und so fort… Vor allem in der ersten Hälfte musste ich mich förmlich zwingen, Seite um Seite umzublättern – trotzdem dauerte es TAGE, bis ich einen nennenswerten Fortschritt erzielte. Ich habe immer wieder mit dem Gedanken gespielt, das Buch abzubrechen, habe mich selten so gelangweilt.
Vieles blieb mir hier auch einfach zu oberflächlich: Die ständigen Umgebungsbeschreibungen waren so nichtssagend und wenig atmosphärisch, dass das Kopfkino nicht ansprang. Die Figuren wirkten auf mich (mit wenigen Ausnahmen) so flach und unecht und uninteressant wie Pappaufsteller. Die Protagonistin, die als bester und tollster und mitfühlendster Mensch der Welt dargestellt wurde (es nervte irgendwann!) und ansonsten keine nennenswerte Persönlichkeit, keine Ecken und Kanten besitzt, war mir vollkommen egal. Dazu kamen die Liebesgeschichte, die sich zu schnell entwickelt, und die Liebesbekundungen, die sich überstürzt anfühlten, sodass ich Minas Gefühle nicht nachvollziehen und auch nicht nachempfinden konnte (auch wenn der Love Interest Potential hatte und ganz nett war). Themen wie Erwachsenwerden, Familie, Glaube, Emanzipation von gesellschaftlichen Erwartungen, Trauer und Liebe werden nicht mit der notwendigen Tiefe behandelt. Auf keiner Seite konnte ich je vergessen, dass ich hier einen konstruierten, erfundenen Roman vor mir habe – denn genau so fühlt sich dieser Text auch an. Vor allem gegen Ende wurde es mir stellenweise auch deutlich zu pathetisch und kitschig im Ton.
Besonders feministisch fand ich die Geschichte übrigens auch nicht. Ich kann nur dem zustimmen, was ich auf Goodreads in einer Rezension gelesen habe: Frauen und Mädchen treten in dieser Welt hauptsächlich als Ehefrauen, fürsorgliche Mütter und Großmütter und Bräute (eher Spielbälle) der mächtigen, kämpferischen Männer auf – auch wenn es durchaus den einen oder anderen starken Moment und ein paar coole Göttinnen gibt und wenn Geschlechterstereotype hin und wieder gebrochen werden. Aber auch hier habe ich einfach mehr erwartet.
„Ich ‚fühle‘, wie mein Wille bröckelt. Ich bin nicht wie Joon, der ein weiches Herz hat. Ich kann trotzig und grausam sein. Grimmig und nachtragend. Und all das will ich jetzt sein, damit ich den Mut nicht verliere.“ E-Book, Position 304
Doch nicht alles war an diesem Jugend-Fantasy-Roman von Axie Oh schlecht, versteht mich bitte nicht falsch – es gab sie durchaus, die kreativen Ideen (z. B. Fische, die am Himmel ihre Bahnen ziehen), die schönen, die berührenden und gelungenen Momente und magischen Formulierungen. Manche Stellen habe ich mir sogar markiert. Leider können meiner Meinung nach dadurch die gravierenden Schwächen dieses Buches in den Bereichen Spannung, Figurenzeichnung, Plot und Tiefe nicht aufgewogen werden. Deshalb gibt es von mir auch nur 2 Sterne. Ich bin durchaus bereit, dem Genre (asiatische Neuerzählungen von Sagen oder Märchen) noch eine Chance zu geben, der Autorin hingegen eher nicht. Wir zwei passen einfach nicht zusammen.
„In mir steigt sengende Wut auf, von meinem Bauch aus krallt sie sich einen Weg in die Höhe, um mir die Kehle zuzuschnüren.“ E-Book, Position 124
Mein Fazit
Das Jugendbuch „Das Mädchen, das in den Wellen verschwand“ hat leider überhaupt nicht meinen Geschmack getroffen. Es konnte mich weder fesseln noch mitreißen, noch berühren und ich konnte die Lektüre leider nicht genießen, sondern habe mich gelangweilt und durchgequält. Die guten Momente, die es durchaus gab, können für mich die großen Schwächen (Plot, Tiefe, Figurenzeichnung, Spannung) leider nicht aufwiegen. Deshalb gibt es von mir leider keine Leseempfehlung.
Kein Handy, kein Alkohol, kein Make-up, keine Berührungen – das sind die strengen Regeln auf Wisewood, einem „Retreat“ auf einer abgeschiedenen Insel, bei dem man seine ...
Spoilerfreie Rezension!
Inhalt
Kein Handy, kein Alkohol, kein Make-up, keine Berührungen – das sind die strengen Regeln auf Wisewood, einem „Retreat“ auf einer abgeschiedenen Insel, bei dem man seine Ängste bekämpfen kann und dadurch absolute Freiheit erlangen soll. Als Nathalie in einer beunruhigenden E-Mail unter Druck gesetzt wird, ihrer Schwester Kit, die schon seit 6 Monaten auf Wisewood ist, eine schlimme Tat zu beichten, macht sie sich sofort auf den Weg. Wer hat die Mail geschrieben? Woher weiß die Person, was sie getan hat? Und was geht in dieser seltsamen Gemeinschaft wirklich vor sich?
Übersicht
Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präsens und Präteritum im Wechsel
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel
Tiere im Buch: - Spinnen werden lebendig geschluckt.
Content Note / Inhaltswarnung: Tod von Menschen, Feuer, Gewalt gegen Kinder und Frauen, Blut, Depression, Krankheit, Suizid, Suizidgedanken, Alkoholmissbrauch, Gaslighting, toxische Männlichkeit, emotionale Erpressung, selbstverletzendes Verhalten
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Weib, N+tte,
Rezension
„Furcht ist nicht real“, verkündet sie, „nur wenn wir es zulassen.“ Seite 9
Bei diesem Thriller haben mich tatsächlich die Leseprobe (besonders der düstere, atmosphärische Prolog), das vielversprechende Setting (eine abgeschiedene, verregnete Insel) und die beruflich erfolgreiche, selbstbewusste Protagonistin, die sich auf den ersten Seiten gleich in einem männlich dominierten Arbeitsumfeld durchsetzt, neugierig gemacht.
Vor der Lektüre hatte ich gesehen, dass dieser Thriller bereits einige negative Rezensionen erhalten hatte, aber davon wollte ich mich natürlich nicht abhalten lassen, denn unter polarisierenden Büchern habe ich schon einige Male richtige Perlen entdeckt (wie zum Beispiel „Fische“ von Melissa Broder, bitte lest es alle! ♥). Jetzt jedoch, nachdem die letzte Seite gelesen ist, muss ich den kritischen Leser·innen leider zustimmen: Auch mich hat „Willkommen in Wisewood“ leider sehr enttäuscht!
Was der gelungene, düstere Prolog und die ersten starken Seiten versprechen, kann der Rest des Buches nämlich leider nicht halten. Seine schwierige Entstehungsgeschichte (bis zur Veröffentlichung wurden insgesamt 7 verschiedene Fassungen von der Autorin erstellt) merkt man diesem Werk leider an; es schafft es überhaupt nicht, das Potential seiner guten Grundidee und seines großartigen Settings zu nutzen.
Nach den ersten, überzeugenden Seiten begann für mich das große Warten: darauf, dass mich die Geschichte endlich fesselt, darauf, dass endlich etwas passiert, darauf, dass es endlich spannend wird. Nun ist die letzte Seite bereits gelesen – und ich warte immer noch! Es gelingt der Autorin einfach nicht, einen Spannungsbogen aufzubauen. Sie verliert sich in langweiligen Alltagsbeschreibungen, die zahlreichen, sich inhaltlich wiederholenden Rückblenden (sie machen ungefähr die Hälfte dieses Buches aus) nehmen zusätzlich Tempo raus – und wenn Geheimnisse enthüllt werden, geschieht das auf eine unglaublich lahme, uninteressante Weise. Ein Thriller ist das in meinen Augen auf gar keinen Fall! Sehr schade finde ich auch, dass das tolle Setting nicht besser genutzt und atmosphärischer und detaillierter beschrieben wurde – hier hätte man so viel mehr herausholen können! Immer wieder habe ich mit dem Gedanken gespielt, das Buch abzubrechen – und im Nachhinein hat sich das Durchhalten leider nicht gelohnt.
Thematisch geht es in „Willkommen in Wisewood“ um Schuld, Familie, Selbstliebe, Trauer, Angst und gesellschaftliche Erwartungen. Leider behandelt die Autorin die meisten Themen nur oberflächlich und konnte mich mit ihrer kühlen Erzählweise emotional nicht erreichen. Auch die Figuren haben mich enttäuscht: Die Protagonistinnen wurden mir mit jeder Seite unsympathischer, ihr Verhalten war für mich oft unglaubwürdig und nicht nachvollziehbar. Ich konnte mit ihnen auch nicht mitfühlen und ihr Schicksal war mit dementsprechend egal. Die anderen Figuren bleiben großteils (mit wenigen Ausnahmen) auch eher blass.
Keine Beschwerden gib es dafür aus feministischer Sicht, da im Buch viele starke und intelligente Frauenfiguren vorkommen, Sexismus angesprochen wird und es den Bechdel-Test besteht. Das eine oder andere Geschlechterstereotyp kann ich da verzeihen, allerdings hätte ich mir von der Übersetzerin, Marie Rahn, noch gewünscht, dass sie bei weiblichen Charakteren auch konsequent die weibliche Form verwendet (MentalistIN statt Mentalist, FreundIN statt Freund). Den Schreibstil habe ich übrigens – auch wenn er mir etwas zu distanziert und kühl war – als sehr angenehm und flüssig empfunden. Aus diesem Grund könnte ich mir durchaus vorstellen, der Autorin irgendwann noch einmal eine zweite Chance zu geben!
„Wir sind viel zu vernünftig. […] Unsere gesamte Zeit verschwenden wir an das Falsche. Wir tun so, als würden wir ewig leben.“ Seite 13
Mein Fazit
Ein Thriller ist „Willkommen in Wisewood“ für mich definitiv nicht, denn es fehlen die Grundzutaten: Spannung, eine dichte Atmosphäre, überraschende Wendungen. Das Potential ihrer guten Grundidee und ihres großartigen Settings kann Stephanie Wrobel leider nicht nutzen. Auch die unsympathischen Protagonistinnen und die fehlende Tiefe haben mich enttäuscht. Ich kann dieses Buch daher leider nicht weiterempfehlen! Da draußen auf dem Buchmarkt gibt es so viele großartige Thriller (wie zum Beispiel „Ragdoll“ von Daniel Cole und „Orphan X“ von Gregg Hurwitz ♥) – lest lieber die!
Mit der nächtlichen Entführung des 3-jährigen Harry aus seinem Bettchen halten das Böse und die Angst Einzug in die eigentlich idyllische Kleinstadt Tall Oaks. Der Täter: ...
Spoilerfreie Rezension!
Inhalt
Mit der nächtlichen Entführung des 3-jährigen Harry aus seinem Bettchen halten das Böse und die Angst Einzug in die eigentlich idyllische Kleinstadt Tall Oaks. Der Täter: eine Person mit Clown-Maske. Auch in einer Stadt, in der eigentlich jeder jeden kennt, gibt es Geheimnisse – doch wer hat mehr zu verbergen als alle anderen? Wer hat Harry entführt?
Übersicht
Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: viele weibliche und männliche Perspektiven im schnellen Wechsel
Kapitellänge: kurz bis mittel
Tiere im Buch: + Im Buch werden keine Tiere verletzt, gequält oder getötet.
Content Note / Inhaltswarnung: Tod von Menschen, Tod von Kindern & Babys, Trauer, Depression, Alkoholmissbrauch, psychische Krankheiten, Suizid, Suizidgedanken, Gewalt, Blut, Sexismus, Rassismus, Queerfeindlichkeit, Diskriminierung, Fatshaming, Slutshaming, Mobbing, Erbrechen, (sexualisierte) Gewalt gegen Frauen, selbstverletzendes Verhalten, schwierige Beziehung zu den Eltern
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: H+re, N+tte, Schl+mpe, Miststück (fast alles mehrmals)
Rezension
„Auf die eine oder andere Art sind wir alle abgef*ckt.“ E-Book, Position 2446
Da beide bereits auf Deutsch erschienenen Bücher des Autors sowohl von der Kritik als auch vom Lesepublikum viel Lob erhalten haben (sein 2. Buch hat sogar Preise bekommen!) und da der Klappentext nach einem tiefgründigen Roman mit liebevoll ausgearbeiteten Figuren und einem überzeugenden Kleinstadt-Setting klang (das mag ich eigentlich sehr ♥), wollte ich ihn unbedingt lesen.
Überzeugen konnte mich das Buch leider schlussendlich nicht, denn: Diese Mischung aus Roman und Krimi ist für alle Leute perfekt, die sich schon seit Jahren aufregen, dass man ja heutzutage „überhaupt nichts mehr“ sagen dürfe. Denn Chris Whitaker beweist mit diesem Buch: Man darf nicht nur ALLES sagen, was man will (und marginalisierte Gruppen am laufenden Band beleidigen & verletzen), sondern man darf es sogar SCHREIBEN – und wird trotzdem von Verlagen veröffentlicht, sogar in andere Sprachen übersetzt, von der Kritik gelobt und von den Leser·innen gefeiert. Und DAS finde ich wirklich traurig! Die Geschichte enthält nämlich so ziemlich alle -Ismen, die es gibt.
Fangen wir mit dem Fatshaming (= Fettfeindlichkeit) an: Die dicken Figuren in diesem Buch sind wandelnde Klischees, ihre Persönlichkeit besteht zu 80% aus ihrem Dicksein, fast alle ihre Gedanken drehen sich um die Leibesfülle – und damit wir es als Leser·innen auch ja nicht vergessen, werden wir in jedem zweiten Satz daran erinnert, wie UNGLAUBLICH dick und ekelhaft und verschwitzt die Person ist und dass sie auf zwei Sesseln sitzen muss, nach gefühlt 10 m Fußweg außer Atem ist und den ganzen Tag nur süße Limonade trinkt. Natürlich sind auch alle mehrgewichtigen Leute in diesem Buch entweder schreckliche Menschen oder haben einen sehr geringen IQ.
Auch „witzige“ rassistische Sprüche dürfen da natürlich nicht fehlen! So kommt zum Beispiel (zumindest in der Übersetzung) das I-Wort ohne Einordnung und ohne Kommentar vor, als wäre es das normalste Wort der Welt, es wird sich darüber lustig gemacht, was ein asiatisch aussehender Mann „in der Hose“ hat und beim Autokauf fällt der „ironische“ Spruch: „Einmal ´nen Schwarzen, immer ´nen Schwarzen!“ Diese Sätze beschreiben sehr gut den Humor des Autors, der auf mich wirkt, als hätte er in seinem ganzen Leben noch nicht einmal seine männlich-weißen Privilegien hinterfragt und in den letzten Jahren aus irgendeinem Grund (wie ist das überhaupt möglich?) überhaupt nichts von den Diskursen über Sexismus, Rassismus und Fatshaming mitbekommen.
Am schlimmsten fand ich jedoch das problematische Frauenbild, den Sexismus und die Misogynie: Von den zahlreichen Figuren, aus deren Sicht erzählt wird, sind gerade einmal 2 weiblich – und natürlich treten fast alle Frauen nur als besorgte Mütter und verlassene Ehefrauen in Erscheinung; sie lieben ihre Kinder, sie trösten, sie kochen, sie trauern ihren Männern nach. Die Beschreibungen des Autors sind so dermaßen vom Male Gaze (= männlichen Blick) und von Sexismus geprägt, dass es für mich von Seite zu Seite unerträglicher wurde: Frauen werden mit läufigen Hündinnen verglichen, ihre Röcke sind „n+ttenkurz“, es gibt haufenweise Slutshaming, ständig werden ihre Brüste, Lippen, langen Beine im Detail beschrieben (warum wird eigentlich nie beschrieben, wie lang die Beine der Männer und wie eng ihre Hosen sind? Ach so, das sind ja keine Frauen und damit keine S+xobjekte, Entschuldigung, mein Fehler!), sie sind verrückt und lachen hysterisch und irre – und wenn sie beispielsweise in großer Gefahr schweben und gerade kurz davor sind, von einer ganzen Gruppe Männer vergewaltigt zu werden, ist der erste Gedanke, der ihnen durch den Kopf geht, natürlich der, dass sie es VERDIENT haben, weil ihr Kind entführt wurde. Hier merkt man einfach, dass es dem Autor überhaupt nicht gelingt, sich von seiner privilegierten Sicht heraus in die Lebensrealität von Frauen hineinzuversetzen.
Ich bin jedenfalls sehr enttäuscht (und auch etwas wütend) und frage mich: Warum werden solche Bücher im Jahr 2022 nicht nur veröffentlicht, sondern auch noch von deutschen Verlagen eingekauft und übersetzt? Dabei gäbe es doch so viele talentierte, junge Stimmen, die in ihren Geschichten nicht permanent marginalisierte Gruppen beleidigen und verletzen. Ich würde mir wünschen, dass man in der Zukunft stattdessen diesen Menschen eine Chance gibt!
Im Zentrum dieser -Ismen steht der jugendliche Möchtegern-Gangster Manny – aber auch die anderen Figuren sind nicht viel besser, weil der Sexismus (etc.) halt einfach schon im Schreibstil steckt und demnach das ganze Buch durchzieht. Ich hätte kein Problem damit gehabt, dass Manny so redet (und diese in der Realität nun einmal vorkommenden Probleme angesprochen werden), wenn andere Figuren diese Sprüche eingeordnet und kritisiert hätten, wenn es ein Gegengewicht gegeben hätte, wenn es nicht auch noch eine Figur gewesen wäre, mit der wir offensichtlich mitfühlen und uns identifizieren sollen. Bis auf eine Stelle gegen Ende, in der er sich auch noch transfeindlich äußert, gibt es niemals für ihn Gegenwind, sondern Betroffene lachen sogar noch herzlich über seine Sprüche und bestärken ihn. Das heißt, hier werden kommentarlos und vermutlich ohne jedes Bewusstsein für die Problematik munter Rassismus, Sexismus, Fatshaming und (selten) Homofeindlichkeit („Schw+nzlutscher“) reproduziert! Dieses Buch wirkt wie aus der Zeit gefallen, es liest sich wie aus den 90er-Jahren, wo über solche „Altherrenwitze“ noch herzlich gelacht wurde. In der heutigen Zeit geht so etwas meiner Meinung nach aber überhaupt nicht mehr! Ich kann mich nur wundern, dass ich in so gut wie keinen Rezensionen Kritik diesbezüglich höre und dass seine Bücher sowohl vom Feuilleton als auch von der Leser·innenschaft so begeistert aufgenommen werden.
Ich finde es sehr schade, dass mir die oben genannten Kritikpunkte die Lektüre so vermiest haben, da die Geschichte eigentlich großes Potential gehabt hätte und da der Autor ohne Zweifel Talent hat und gut schreiben kann. Es waren viele gute Ansätze zu sehen, auch wenn das Buch trotzdem auch ein paar Schwächen aufweist. Bei der Figurenzeichnung arbeitet Chris Whitaker zwar (meiner Meinung nach zu oft) mit Klischees, aber im Laufe des Buches verleiht er seinen Charakteren Tiefe, Komplexität und Persönlichkeit. Auch wenn ich mir beim Schreibstil, der mir etwas zu dialoglastig war, stellenweise noch mehr Tiefe gewünscht hätte, ist er doch sehr flüssig, anschaulich und angenehm lesbar, sodass man nur so durch die Seiten fliegt. Das Setting mochte ich zudem wirklich gerne, denn diese typische Kleinstadt-Atmosphäre kam sehr gut rüber. Die abwechslungsreiche, interessante Themenwahl (die Themen reichen von Trauer über psychische Krankheiten bis hin zu Liebe und tragischen Schicksalen) fand ich ebenfalls gelungen – auch wenn manche Aspekte nur recht oberflächlich abgehandelt werden. Der Spannungsbogen bricht im Mittelteil immer wieder ein und die Handlung kommt nicht vom Fleck, aber das hätte ich verzeihen können, denn im letzten Viertel, das meiner Meinung nach das stärkste des ganzen Buches ist, gibt es noch einige überraschende Wendungen und der Autor führt alle losen Fäden zu einem gelungenen, hoffnungsvollen Ende, das mich zufrieden zurückließ.
„Das Schlimmste war die ständige Angst, dass bei jedem Klingeln des Telefons oder an der Haustür ein Polizist die Nachricht überbringen könnte, sie hätten eine Leiche gefunden.“ E-Book, Position 89
Mein Fazit
Eigentlich hätte ich „Was auf das Ende folgt“ drei Sterne gegeben, weil trotz der Schwächen (Klischees, fehlende Tiefe, Spannungseinbrüche) auch viele gute Ansätze erkennbar waren (Schreibstil, Figurenzeichnung, Plotentwicklung). Leider sind der das ganze Buch durchdringende Male Gaze, der Sexismus, der Rassismus, das Slutshaming und Fatshaming in meinen Augen unerträglich und unverzeihlich, sodass ich diesen Roman mehrmals abbrechen wollte. Durchgehalten habe ich nur, um am Ende diese fundierte Rezension schreiben zu können. Ich bin jedenfalls sehr enttäuscht und kann dieses Debüt leider nicht weiterempfehlen!
Daphne Bridgerton braucht dringend einen annehmbaren Ehemann, doch nur unpassende Kandidaten zeigen romantisches Interesse. Simon, der Duke, hingegen ...
Achtung: Die Rezension enthält Spoiler!
Inhalt
Daphne Bridgerton braucht dringend einen annehmbaren Ehemann, doch nur unpassende Kandidaten zeigen romantisches Interesse. Simon, der Duke, hingegen will nach seiner Rückkehr von einer Weltreise einfach nur den unerträglichen Kuppelversuchen verzweifelter Mütter entgehen und niemals heiraten.
Schnell schließen die beiden einen Pakt: Simon soll um Daphne werben, dadurch für sie eifersüchtige Konkurrenten anlocken und gleichzeitig endlich seine Ruhe haben. Eigentlich ist der Plan wasserdicht – nur haben Simon und Daphne nicht mit ihren eigenen Gefühlen gerechnet, die von Tag zu Tag stärker werden…
Übersicht
Einzelband oder Reihe: Band #1 von 8
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche und männliche Perspektive im Wechsel
Kapitellänge: mittel
Tiere im Buch: +/- Aale (lebendige?) werden in ein Bett gelegt, ansonsten werden keine Tiere verletzt, gequält oder getötet.
Content Note / Inhaltswarnung: sexualisierte Gewalt (bis Vergewaltigung), Sexismus, Blut, Gewalt
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Weib (mehrmals)
Warum dieses Buch?
Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem auch ich mich einem Hype nicht länger entziehen kann. Ich hatte im Vorhinein auch nur Gutes über die Bücher gehört – sogar von Leuten, von denen ich das niemals erwartet hätte! Deshalb musste ich mir unbedingt meine eigene Meinung dazu bilden.
Rezension
„London wimmelt dieser Tage nur so von Müttern, die ihre Töchter unter die Haube bringen wollen.“ E-Book, Position 964
Literarisches Fast Food (Schreibstil: 3 Sterne)
Gut gefallen hat mir, dass Julia Quinn so flüssig und angenehm schreibt, dass sich das Buch unglaublich schnell weg lesen lässt. Die Beschreibungen der Räume und Umgebung bleiben allerdings stets sehr, sehr oberflächlich, sodass man sich im Prinzip alles selbst ausmalen muss – hier hätte ich mir mehr Details und mehr Tiefe gewünscht. Nach der Lektüre fragt man sich dann schon, ob es das wirklich wert war (Antwort: nicht wirklich) – eben wie bei echtem Fast Food.
Enttäuschende Wortgefechte (Dialoge: 2,5 Sterne)
Was ich besonders an den historischen Romanen über diese Zeit schätze, sind die temporeichen, schlagfertigen, auf intelligente Weise humorvollen (engl. „witty“) Wortgefechte. In diesem Punkt hat mich das Buch (trotz ein paar gelungener Momente) enttäuscht, von Jane Austen und Oscar Wilde bin ich hier einfach etwas ganz anderes gewohnt. Mir fehlte hier das gewisse Etwas, mich ließen die Gespräche ernüchtert zurück, vor allem weil sie oft schlicht nicht witzig waren und sich immer wieder im Kreis drehten. In jedem zweiten Satz droht zum Beispiel jemand einer Person scherzhaft, sie „umzubringen“. Insgesamt enttäuschend!
Traumhaft oder ziemlich toxisch? (Liebesgeschichte: 1 Stern)
Die historischen Liebesromane von Julia Quinn werden ja immer wieder als hochromantische Wohlfühlbücher angepriesen – und das sind sie auch. Zumindest wenn man toxische Beziehungen, toxische Männlichkeit (er brüllt sie an, bedroht sie, droht ihr Vergewaltigung an, schüchtert sie ein), Gaslighting (= Wahrnehmung des Opfers wird infrage gestellt) und Vergewaltigung (einer sturzbetrunkenen, schlafenden Person) romantisch findet. Dann wird man beim Lesen großen Spaß haben! Ich jedoch fand die Lovestory einfach nur furchtbar – und so ein Happy End, bei dem die Vergewaltigerin ihren Willen bekommt und dann alle glücklich bis an ihr Lebensende leben, schmeckt dann doch nicht ganz so süß, sondern sogar ziemlich bitter. Wie soll ich so eine Beziehung feiern? Wo ist das noch ein Wohlfühlbuch? Seltsamerweise lese ich in kaum einer deutschen Rezensionen Kritik dazu. Warum? Meiner Meinung nach wäre der Aufschrei viel größer gewesen, wenn die Geschlechterrollen umgekehrt gewesen wären. Wichtig hierbei: Auch ein Mann kann zum Opfer werden, das macht eine Vergewaltigung nicht weniger schlimm!
Gefallen hat mir, dass Daphne als starke Frau dargestellt wird, die sich im Notfall selbst retten kann und die genau weiß, was sie will. Zudem gibt es noch einige weitere intelligente, starke Frauenfiguren im Buch. Dass die Geschlechterrollen in dieser Zeit natürlich viel starrer waren als heute und dass es damals eine große Doppelmoral in Bezug auf das Liebesleben gab (Männer sollten Erfahrungen sammeln, aber ein einziger Kuss konnte den Ruf einer Frau und ihrer gesamten Familie ruinieren), war mir im Vorhinein klar, deshalb gibt es hier auch keinen großen Punkteabzug. Mehr als zwei Sterne gibt es aber trotzdem nicht – die toxische Männlichkeit und die Vergewaltigung sind in meinen Augen nämlich unverzeihlich.
Was mich bei diesem Buch so überrascht hat, ist nicht der Hype an sich, sondern eher welche Leute er erreicht hat: nämlich nahezu alle – auch solche, von denen ich nie gedacht hätte, dass ihnen dieser Roman gefallen würde. Irgendwann wurde ich neugierig und wollte selbst herausfinden, was hinter diesem Hype steckt. Die Grundidee und den Plot fand ich zwar vorhersehbar, aber durchaus charmant und gut gemacht und die Themen (Liebe, Intrigen, das Leben in der damaligen Zeit, Tratsch, Familie) wurden auch zumindest nicht ganz oberflächlich abgehandelt (auch wenn etwas mehr Tiefe natürlich trotzdem wünschenswert gewesen wäre). Tja, leider haben die toxische Beziehung und die Vergewaltigung (in meinen Augen) auf einen Schlag alles in Flammen aufgehen lassen, sodass am Ende nur noch ein rauchendes Häufchen Asche davon übrigblieb. Schade!
Ich bin ohnehin überhaupt kein Fan von Epilogen – sie sind meist einfach unerträglich langweilig und kitschig! Gegen den kleinen, aber feinen ersten Epilog habe ich nichts einzuwenden, aber dieser neue, im Nachhinein angefügte zweite Epilog ist in meinen Augen nicht nur unnötig und uninteressant (weil nichts Wichtiges passiert), sondern er spoilert sogar noch mit wem Colin einmal zusammenkommt und wie viele Kinder er bekommt. Was sollte das denn, Frau Quinn?! Ich kann euch jedenfalls nur raten, einfach so zu tun, als würde es diesen Epilog nicht geben und ihn auf keinen Fall zu lesen!
Nett, aber nicht mehr (Figurenzeichnung: 3 Sterne)
Die Figuren fand ich weder besonders schlecht noch besonders gut gelungen, sie waren schon okay ausgearbeitet, ganz sympathisch (hatte aber auch ihre unsympathischen Seiten, besonders der überhebliche Simon), hatten ein paar Stärken und Schwächen, manche auch eine dramatische Hintergrundgeschichte, aber mein Herz berühren konnten sie leider nicht und sie werden mir wohl auch nicht lange in Erinnerung bleiben. Obwohl… Moment! Colin muss ich hier ausnehmen, ihn fand ich sehr charmant und zauberhaft!
Vorhersehbar, aber ich bin trotzdem zufrieden (Spannung & Atmosphäre: 3 Sterne)
Damit, dass dieser historische Liebesroman vorhersehbar und nicht gerade atemlos spannend ist, war natürlich zu rechnen. Gelangweilt habe ich mich beim Lesen zumindest keine einzige Seite lang, denn die Geschichte ist in angenehmem Tempo erzählt und lässt sich (wie gesagt) schnell weglesen. Etwas atmosphärischer hätten die Beschreibungen der Umgebung aber schon sein dürfen!
Überraschenderweise kann die Serie im Gegensatz zum Buch durchaus überzeugen! Sie hält das, was die Romanvorlage verspricht, aber nicht halten kann und begeistert mit: Romantik, besseren Wortgefechten, guter Chemie zwischen den Hauptdarsteller·innen, viel Diversität und einer echten Wohlfühlatmosphäre. Besonders positiv aufgefallen ist mir der „Female Gaze“ (= weibliche Blick) bei den Liebesszenen – hier gibt es viele Nahaufnahmen der Gesichter und der Fokus wird auf die Gefühle und das Erleben der Figuren gelegt. Die Vergewaltigungsszene wird übrigens deutlich entschärft (Simon schläft nicht und ist auch nicht betrunken oder wehrlos) und wird damit von einer glasklaren Vergewaltigung eher zu einem (für mich immer noch problematischen) Grenzfall, über den man streiten und mit dem ich zumindest leben kann.
Mein Fazit
Was der Hype um die „Bridgerton“-Reihe versprach, konnte der erste Band leider nicht halten. Auf hohe Erwartungen folgten zuerst Ernüchterung, dann Enttäuschung, später auch etwas Wut – und am Ende blieb ein sehr bitterer Nachgeschmack zurück. Die Autorin hat selbst gesagt, dass sie manche Szenen heute (das Buch ist im Jahr 2000 das erste Mal erschienen) nicht mehr so schreiben würde – und das ist auch gut so, denn toxische Männlichkeit und Vergewaltigung können niemals romantisch sein! Für mich endet jedenfalls der Ausflug in Julia Quinns Version der Regency-Ära genau hier – ich werde mich in Zukunft von ihren Büchern fernhalten und lieber die Serie verfolgen. Von mir gibt es daher leider keine Leseempfehlung!