Alexis will auf eigenen Beinen stehen – selbst wenn das bedeutet, solch demütigende Jobs als Weihnachtselfe annehmen zu müssen. Allerdings zieht sie ernsthaft in Erwägung, den Job wieder an den Nagel zu ...
Alexis will auf eigenen Beinen stehen – selbst wenn das bedeutet, solch demütigende Jobs als Weihnachtselfe annehmen zu müssen. Allerdings zieht sie ernsthaft in Erwägung, den Job wieder an den Nagel zu hängen, als sie ihrem Kollegen – Santa – gegenübersteht. Denn dieser ist niemand geringeres als Maron – ihr One-Night-Stand vom Dezember letzten Jahres.
Maron hat sich danach nie wieder gemeldet und Alexis so das Herz gebrochen – unwissentlich, denn er kann sich scheinbar an nichts erinnern. Wohl oder übel zieht Alexis den Job durch – es sind ja nur fünf Tage und danach muss sie ihn nie wieder sehen.
Blöd nur, dass Maron andere Pläne hat und einfach nicht müde wird, sie zu bequatschen. Und noch blöder, dass die fünf Tage sich unerwartet in die Länge ziehen…
REMEMBER LAST CHRISTMAS wird aus Alexis Sicht in der ersten Person erzählt. Ohne Probleme findet man so seinen Einstieg in die Geschichte und erfährt richtig viel aus ihrer Gefühlswelt. Alexis ist manchmal sehr mürrisch und hat einen großen Sturkopf, aber das ändert nichts an ihrer Liebenswürdigkeit. Alexis‘ Beweggründe werden darüber hinaus sehr detailliert und anschaulich beschrieben, sodass die Geschichte auf mich sehr plausibel und authentisch wirkte.
Der Hauptteil der Geschichte beginnt erst nach der Arbeit als Elfe und Santa in einer Mall und diese etwa 150 Seiten spielen auch nur an einem einzigen, langen Abend. Wieso, und was das zu bedeuten hat, möchte ich nicht verraten, das müsst ihr selbst herausgefunden. Nur so viel: Was Alexis und Maron gemeinsam erleben, ist der Traum vieler Kinder. Bei den beiden hat das Erlebnis aber zuweilen einen Albtraum-Touch.
Maron ist zu Beginn ein wenig schwierig einzuschätzen. Aber man merkt, dass dies von der Autorin genau so beabsichtigt wurde und es ergibt Sinn, dass man ihm zunächst mit Misstrauen begegnet. Nach und nach aber verliert man beim Lesen immer mehr das Herz an Maron. Er ist ein ganz typischer Bookboyfriend und seine Freundin würde er wirklich auf Händen tragen – im wörtlichen, wie im übertragenen Sinne.
Der Roman ist relativ kompakt und perfekt für einen langen Winterabend. REMEMBER LAST CHRISTMAS bietet humorvolle Unterhaltung, romantisches Feeling und weihnachtliche Vibes. Allzu viel Tiefgang braucht man zwar nicht erwarten, aber das ist auch nicht die Intention des Romans. Wenn man den witzigen Dialogen und somit dem Wunsch zum Weiterlesen widerstehen kann, bietet sich das Buch mit seinen 24 Kapiteln sogar als Adventskalender an!
Mein einziger Kritikpunkt ist eigentlich, dass ich bei dem Preis eine etwas schönere Aufmachung als ein schlichtes Taschenbuch erwartet habe. Aber dafür kann die Autorin schließlich nichts.
Mein Fazit:
Ob als Lektüre an ein, zwei Abenden oder über den Dezember verteilt – REMEMBER LAST CHRISTMAS ist ein Weihnachtsbuch, wie man es sich vorstellt. Mit Witz und Gefühl bringt es jeden Leser problemlos in Weihnachtsstimmung und zum Träumen. Ich kann das Buch an alle Weihnachts-Fans und Romantiker empfehlen und vergebe 4,5 Weihnachtssterne.
Verloren zu sein ist kein schönes Gefühl. Es ist einsam, schmerzhaft. Das habe ich in meinem Leben gelernt. Aber mich in ihm zu verlieren macht mich auf seltsame Art und Weise wieder ganz.
Hätte Lavender ...
Verloren zu sein ist kein schönes Gefühl. Es ist einsam, schmerzhaft. Das habe ich in meinem Leben gelernt. Aber mich in ihm zu verlieren macht mich auf seltsame Art und Weise wieder ganz.
Hätte Lavender eine andere Wahl, wäre sie wohl nie mehr nach Sointula zurückgekehrt. Zurück auf die Insel, die bildlich für all die Ängste und Schuld steht, die Lavender seit Jahren mit sich herumträgt. Aber Lavender hat keine andere Wahl und so muss sie sich an den Ort wagen, wo ihr nichts als Verachtung entgegengebracht werden wird. Verdiente Verachtung.
Umso verwunderter ist Lavender, als es anders kommt. Sie findet schneller Anschluss als gedacht. Nur nicht bei diesem einen Mann, der ihr von der ersten Sekunde an nicht mehr aus dem Kopf ist. Der Mann, der sie als einziger für die Person, die sie ist, verurteilt. Und so sehr Lavender ihn versteht, würde sie alles dafür tun, das Jonne ihr vergibt…
WE ARE LIKE THE SEA ist nicht nur ein poetisch tiefgründiger Titel für eine Liebesgeschichte, er ist auch der Titel für eine poetisch tiefgründige Liebesgeschichte. Das Meer ist tief, wo wir es nicht vermuten und flach an Stellen, die wir gefährlicher einschätzen. Das tiefe Blau des Meeres ist nie gleich, kann sich schneller und öfter ändern als man denkt. Ebenso variabel ist seine Strömung, die Erscheinungsform. Mal sind es unentdeckter Strudel, die einen in die Tiefe reißen. Dann sind es meterhohe Wellen, die viel zu viel unter sich vergraben. Aber es gibt eben auch die Zeiten, in denen man friedlich am Strand sitzt oder sich ruhig auf der Wasseroberfläche treiben lässt. Und egal, was passiert: Das Meer ist immer da. Es mag bei Ebbe mal verschwunden sein, aber dafür ist es absolut sicher, dass es zurückkehren wird. Immer und wieder.
Auf eine metaphorische Weise beschreibt das alles Jonne und Lavenders Geschichte – ihre Liebesgeschichte.
Die Handlung legt einen mitreißenden Start hin und man ist direkt im Geschehen drin. Schon nach wenigen Seiten bietet das Buch kribblig-warme Gänsehautmomente. Es ist humorvoll und süß - nur um dann eine 180-Grad-Drehung hinzulegen.
WE ARE LIKE THE SEA ist ein sehr tiefgründiges Buch, das eine große Palette an Gefühlen bietet – der Großteil von ihnen hat jedoch etwas Schweres, Trauriges. Die im Buch behandelten Themen gehören zum Leben dazu und sind entsprechend authentisch und berührend. Trauer ist unberechenbar. Schuld ist erdrückend. Zweifel stechend. Vergebung manchmal unmöglich. Es ist alles so schwierig – wie soll zwischen dem also etwas so Schönes, Buntes wie Hoffnung und Liebe entstehen?
Lav und Jonne müssen sich genau dieser Frage stellen. Lavender, die nach Mut und Stärke sucht und dabei nicht einmal weiß, ob ihr das erlaubt sein sollte. Jonne, der immer und für jeden hilfsbereit ist, nur er selbst findet einfach nicht die Hilfe, die er braucht.
Ich habe beide Protagonisten sehr schnell und sehr intensiv ins Herz geschlossen. Lavender, weil sie gezeigt hat, dass Unsicherheit kein Hindernis ist. Jonne, weil er der „herzensbeste“ Mensch ist, den man sich vorstellen kann.
Besonders die Chemie zwischen den beiden habe ich genossen. Obwohl – oder womöglich weil - diese lange nur aus vorsichtigem Ausweichen und Streitigkeiten besteht. Lavender und Jonne schleppen einiges mit sich herum und brauchen daher Zeit. Die Autorin hat ihnen genau diese gegeben.
Der Roman ist daher nicht der Wahnsinns-Pageturner, aber das ist okay. Die Handlung gleicht den Wellen - mal flacher, mal mitreißender. Manchmal wirbelt sie einen herum oder jagt einem eine Mischung aus Angst und Sorge ein und somit Tränen in die Augen. Am Ende wurde mir klar, dass Jonne und Lavenders Geschichte nicht hätte besser erzählt werden können.
Mein Fazit:
WE ARE LIKE THE SEA ist ein überaus gelungener Liebesroman mit einer Geschichte, die zum Nachdenken anregt. Indem er es den Leser praktisch miterleben lässt, beweist der Roman, dass es bei manchen Entscheidungen nicht darum geht, ob sie richtig oder falsch waren. Es geht nicht um Gefühle, sondern ums Fühlen. Ob dies nun an Marie Nieblers Schreibstil oder der Art, wie sie die Figuren gestaltet hat lag, kann ich nicht genau sagen. Das Ergebnis ist jedenfalls lesenswert! Von mir gibt es 4,5 Sterne und eine Portion Vorfreude auf die beiden Folgebände aus Sointula.
Die Mulberry Mansion ist eine neuartige Grundidee, die Leser neugierig macht und zugleich das richtige Projekt für einen Neuanfang, wie Avery es nennen würde. Gemeinsam mit ihren Mitbewohnern möchte sie ...
Die Mulberry Mansion ist eine neuartige Grundidee, die Leser neugierig macht und zugleich das richtige Projekt für einen Neuanfang, wie Avery es nennen würde. Gemeinsam mit ihren Mitbewohnern möchte sie aus der in die Jahre gekommenen Villa wieder ein Zuhause errichten. Dass handwerkliches Geschick dazu nicht der einzige Weg ist, bleibt nicht die einzige Erkenntnis, die sie hierbei gewinnt. Denn mit dem Betreten der Mansion betritt Avery auch einen Weg, der ihr Leben verändern wird, der manchmal leicht- und manchmal schwerfällt.
Ob Eden, ihre erste große Liebe, eine Bereicherung oder ein Hindernis für ihren Neubeginn darstellt, muss Avery jedoch erst noch herausfinden.
So wie Eden herausfinden muss, wie er sich Avery gegenüber verhalten soll. Er hat sie vor zwei Jahren auf eine unschöne Weise verlassen. Sie in seinem Leben zurückzuhaben reißt alte Wunden, die genau genommen nie verheilt sind, wieder auf.
Zugleich werden die Lebensgeister ihrer tiefen Gefühle füreinander, die sich genau genommen nie zur Ruhe gelegt haben, geweckt.
Aber ähnlich wie ihre Liebe ein „Für immer“ sein könnte, sind es die Probleme, an denen sie bereits einmal gescheitert sind.
In der Regel vermeide ich es, in meinen Rezensionen auf das Coverdesign einzugehen. Das ist schlichtweg Geschmackssache. Diesmal möchte ich aber eine Ausnahme machen. Nicht, um ausführlich zu beschreiben, weshalb ich die Gestaltung liebe. Das könnte ich zwar, aber mir geht es darum, dass ich das grüne Cover etwas verwirrend finde. Es wirkt frisch, frühlingshaft.
Tatsächlich aber ist NO LONGER YOURS für mich der Inbegriff der kommenden Jahreszeit: Herbst, Spätherbst, Winter. Einerseits weil das Buch selbst in dieser Jahreszeit spielt, andererseits macht das Feeling die Geschichte zu einem Herbstbuch für mich. Eine etwas kühle, dämmrige Stimmung, die dadurch gleichzeitig ein wohlig-warmes Gefühl beim Lesen erzeugt.
NO LONGER YOURS ist ein Buch für kuschelige Regentage oder neblige Herbstabende, eingepackt in einer dicken Decke, mit Kuschelsocken und einer großen Tasse Kakao. Denn gibt es ein besseres Heilmittel als dieses gegen den Herzschmerz, den man beim Lesen durch und durch mitfühlt?
Schließlich ist es so: Es ist selten, ein Buch wie dieses zu finden. Ein Buch, dessen Worte einen derart berühren – mal verwundend und mal heilend. Bei dem sich jedes einzelne Wort kostbar anfühlt. All die Traurigkeit, die Fröhlichkeit, die verschiedenen Nuancen von Liebe sind auf den Punkt getroffen. Wenn ich an den Schreibstil von Merit Niemeitz denke, dann gerate ich so sehr ins Schwärmen, dass ich nicht mehr aufhören kann. Daher versuche ich meine Liebe dazu mit einem Zitat direkt aus dem Buch auszudrücken:
„Die stärksten Gefühle stehen immer zwischen den Zeilen. Sie sind ganz dicht zwischen die Buchstaben gewebt. Du liest sie nicht, du fühlst sie. Das ist es, woran du ein gutes Buch erkennst. Und eine gute Liebesgeschichte.“
Und als solche habe ich NO LONGER YOURS erkannt. Der Schreibstil kann berühren und zugleich noch so viel mehr. Das Buch hat über 500 Seiten. Was Merit mit all den Worten darauf ausdrückt, füllt noch weitere 500 Seiten. Ich für meinen Teil hätte sogar 500 Seiten mehr lesen können, um noch weitere Details zu erhaschen oder einfach nur, um mich länger in dieser Buchwelt zu verlieren.
Der Schreibstil war wohl das absolute Highlight im Roman für mich, doch es gibt auch noch so viel mehr, was ich beim Lesen geliebt habe:
1. Avery: Kurz und knapp genau die Art Protagonistin, die man gerne über mehrere hundert Seiten hinweg begleitet. Ich fand schnell Zugang zu ihr und ihre Entwicklung währen der Geschichte war durchweg greifbar. Avery ist der Inbegriff vieler wichtiger Botschaften. Etwa derer, dass es nach einem Schicksalsschlag Ziel sein sollte, weder zurück zu dem Zustand davor zu kehren, noch ewig an der Veränderung festzuhalten. Vielmehr geht es darum, damit leben zu lernen.
2. Eden: Die Bezeichnung Bookboyfriend beschriebt nicht im Entferntesten, wie super gerne ich ihn hatte. Und zugleich trifft sie wortwörtlich auf ihn zu. Ich werde nicht verraten weshalb, aber ihr werdet es erkennen, wenn ihr das Buch lest. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr euer Herz dann ebenso an diesen lieben Kerl verlieren werdet wie ich.
3. Die anderen Mitbewohner der Mulberry Mansion, sprich die Nebenfiguren und hoffentlich allesamt zukünftige Protagonisten: Ich habe jeden einzelnen ins Herz geschlossen. Es sind sechs an der Zahl, was mich anfangs erschlagen hat. Doch die Autorin wählt für sie so einprägsame Charakterzüge, dass man sich tatsächlich rasch auskennt. Manche Nebenfiguren sind etwas blasser geblieben, als andere. Für die Folgebände hoffe ich deshalb, dass sie mehr Farbe bekommen. Aber dies als Kritik zu bezeichnen, wäre übertrieben.
4. Die Mulberry Mansion itself: Sie wird nicht nur für die Figuren im Buch zum Zuhause, sondern auch als Leser fühlt man sich schnell angekommen. Schneller, als es mir bei irgendeinem Buch bisher gelungen ist. Intensiver, als es für eine Geschichte sein dürfte. Noch lange bevor ich die letzte Seite gelesen habe, habe ich mich vor dem Moment gefürchtet, Abschied zu nehmen. Zwar nicht für immer, aber für eine Zeitspanne, die lang genug ist, um eine Art Heimweh in mir hervorzurufen. Klar, dass zukünftig kein Setting mehr der Mansion so schnell das Wasser reichen kann.
5. Erschütternde Themen, zahlreich und das eine noch ergreifender als das andere. In diesem Buch geht es weniger ums Mitfiebern und mehr ums Verstehen, Mitfühlen und ja, auch ums Mitleiden. Ich möchte nicht Spoilern und halte es so allgemein wie möglich indem ich sage, dass Gewalt eine große Rolle spielt. Das Buch geht dabei natürlich viel tiefer und nimmt einen mit. Es besitzt eine Triggerwarnung, die ich empfehlen würde durchzulesen, wenn man mit dem Thema Schwierigkeiten hat.
Ansonsten kann man es einfach auf sich zukommen lassen und sich von den Gefühlen leiten lassen, um herauszufinden, was Eden und Avery umtreibt. Das Leseerlebnis ist dabei teilweise schmerzhaft, wird aber durch oben genannte Aspekte perfekt aufgelockert, sodass die Mischung einfach stimmt.
Mein Fazit:
Ich habe nun immer wieder an dieser Rezension herumgefeilt, weil mir eindeutig bewusst ist, dass sie zu lang geworden ist. Aber so sehr ich mich auch angestrengt habe, ich konnte mich einfach nicht kürzer fassen. Der Roman hat mich zu sehr berührt, die Mulberry Mansion zu sehr willkommen geheißen und der Schreibstil zu sehr beeindruckt, um diesen Gefühlen mit weniger Worten gerecht zu werden. Am Ende ist das Gesamtpaket des Buches kein Highlight für mich geworden, weil ich das letzte Drittel etwas schwächer als den grandiosen Start fand. Ich hätte mir gewünscht, dass die Ruhe in der Handlung sich nicht zum Schluss hin verliert.
Das ist ein Kritikpunkt für mich, der jedoch nichts daran ändert, dass NO LONGER YOURS eines dieser Bücher ist, die man nie wieder vergisst. Weil die Geschichte zu besonders ist, und weil man sie zu oft rereaden wird, um sie je wieder zu vergessen.
Der erste Band zu meiner neuen Lieblings-WG bekommt von mir 4,5 bis 5 Sterne und somit eine ausdrückliche Leseempfehlung. Den Zauber dieses Buches sollte sich kein NA-Fan entgehen lassen.
Die Welt war ein grausamer Ort geworden und sie alle nur Spielfiguren in einem Wettkampf, dessen Regeln niemand verstand.
Nach dem brenzligen Ende von Band eins der Geschwisterliebe-Dilogie (DEAR SISTER), ...
Die Welt war ein grausamer Ort geworden und sie alle nur Spielfiguren in einem Wettkampf, dessen Regeln niemand verstand.
Nach dem brenzligen Ende von Band eins der Geschwisterliebe-Dilogie (DEAR SISTER), möchte ich nicht zu viel verraten, wovon DEAR BROTHER denn nun handelt. Ich finde, das oben genannte Zitat beschreibt den Inhalt schon recht gut. Denn Jenna und Joes Familie, sowie wir als Leser fragen uns, wird Joe überleben? Und wie wird das Leben der beiden generell weitergehen…nach allem, was sie erleben mussten.
Nur so viel: Es wird sehr emotional und alles, was ich in Band eins noch als leise und zarte Entwicklung empfand, nimmt an Tempo und Intensität zu. Ich habe direkt nach dem ersten Band mit DEAR BROTHER weitergelesen, weil ich extrem gespannt war, was aus den beiden werden wird. Ich war daher automatisch direkt in der Geschichte drin. Der allwissende Erzähler hat mich mit in die Handlung hineingezogen und die von mir in Band 1 kritisierten zähen Passagen existierten nicht mehr.
Die Figuren machen in diesem Band eine große Entwicklung durch und ich mochte sie alle wirklich gerne. Zudem ist die Dynamik zwischen Jenna und Joe wundervoll. Man gerät automatisch ins Schwärmen, wenn man ihre Vertrautheit miterleben darf. Ihre Liebe ist einzigartig, besonders und man muss sich als Leser auf das Thema Geschwisterliebe einlassen wollen. Wenn man dies tut, wird man dafür mit einer Liebesgeschichte belohnt, so unglaublich tiefgehend, einnehmend und zurückhalten zugleich. Die Liebe wird in all ihren Facetten dargestellt und bleibt dabei nicht das einzige Gefühl, welches intensiv vermittelt wird.
Wer Band eins schon gelesen hat, weiß, welch alles verändernde Erlebnis Jenna (und auch Joe) am Ende über sich ergehen lassen mussten. Dieses stellt im zweiten Band eines der Kernthemen dar und ich möchte an dieser Stelle den Umgang damit sehr loben. Klara Robert setzt mit ihrer Geschichte eine klare Botschaft und vielleicht hilft sie damit auch dem/der ein oder anderen LeserIn. Mit Jenna hat sie die perfekte Figur geschaffen, uns dazu aufzufordern mutig zu sein und für uns einzustehen. Und Joe zeigt uns, dass Mut nichts ist, wovor man Angst zu haben braucht.
Das ein oder andere, was mich nicht ganz überzeugen konnte, möchte ich nun dennoch kurz ansprechen. So ernst und aufwühlend die Geschichte der beiden auch war, zeitweise hatte ich das Gefühl, sie würde durch die zartrosa Brille betrachtet werden. Es war keine rosarote Brille, sondern eher unterschwellig hier und da etwas zu…schnell. Ich glaube, hätte die Handlung ein wenig mehr Zeit gehabt, wäre alles noch authentischer. Es geht mir dabei nicht darum, dass ich mir zig weitere Kapitel gewünscht hätte. Die Länge des Buches schien eigentlich genau richtig. Nur das, was man im Deutschunterricht immer so schön „erzählte Zeit“ genannt hat, fiel zu kurz aus. Für mein Gefühl zumindest.
Auch die Auflösung am Ende, hat mich etwas unschlüssig zurückgelassen. Ich hatte damit gerechnet und schon bevor ich mit der Reihe begonnen habe gehofft, dass es so nicht ausgehen wird. Nun, wo ich fertiggelesen habe, bin ich seltsamerweise doch extrem froh, welches Ende Jenna und Joe abbekommen haben. Nur die Vorhersehbarkeit bleibt.
Mein Fazit:
DEAR BROTHER hat praktisch alles mit Bravour umgesetzt, was mir bei DEAR SISTER noch gefehlt hat. Ich habe nicht nur Joe, sondern nun auch alle anderen Figuren sehr ins Herz geschlossen und wurde mitgerissen von all ihren Geschichten. Die Geschwisterliebe-Dilogie fand mit DEAR BROTHER einen gelungenen, runden Abschluss und ich würde jedem, der Band eins gelesen hat, dringend raten, auch Band zwei zu lesen. Wer diese Rezension bis hierher gelesen hat, obwohl Band eins noch nicht bekannt ist, dem würde ich dringend raten, dies nachzuholen. Nicht, weil mich Band eins so sehr begeistert hat wie Band zwei, sondern weil man sich das Gesamtpaket dieser beeindruckenden Liebesgeschichte nicht entgehen lassen sollte. Jenna und Joes Liebesgeschichte wird immer wieder als ehrlich, unschuldig und gewaltig beschrieben – und das kann ich hiermit nur bestätigen. Die Geschwisterliebe-Dilogie mag nicht jeden Geschmack treffen, aber das macht sie nicht weniger besonders.
Seit dem Hype rund um die Bridgertons gibt es immer mehr Regency-Romance Bücher auf dem Buchmarkt. Mir ist bewusst, dass sich hier die Geister ziemlich scheiden, denn es gibt hauptsächlich zwei Parteien, ...
Seit dem Hype rund um die Bridgertons gibt es immer mehr Regency-Romance Bücher auf dem Buchmarkt. Mir ist bewusst, dass sich hier die Geister ziemlich scheiden, denn es gibt hauptsächlich zwei Parteien, was Regency-Romance betrifft: Entweder man liebt sie oder man hasst sie.
Wer zur ersten Partei gehört, kommt vermutlich generell nicht umhin, WIE MAN EINEN LORD GEWINNT zu lesen. Und auch mir ging es so.
Doch was diesen Roman ausmacht, ist seine eher ungewöhnliche Liebesgeschichte, weshalb ich auch jedem, der sich bisher nicht an Regency-Romance gewagt hat, empfehlen möchte, dem Buch Beachtung zu schenken. Weshalb? Nun, beginnen wir einfach direkt beim Inhalt.
Lady Violet und Lord James Audley haben sich kaum kennengelernt, da waren sie auch schon verlobt. Sie erlebten eine Liebesheirat, wie es nur die Wenigsten in einem London der damaligen Zeit genießen durften. Das erste Jahr der Ehe schien der Beweis ihrer großen Liebe zu sein, doch heute, fünf Jahre nach der Hochzeit, ist all die Liebe verpufft.
Die Ehe der beiden verläuft einsam und schweigsam. Sie haben sich seit einem großen Streit, der all ihre Liebe grundsätzlich in Frage gestellt hat, nichts mehr zu sagen. Vier Jahre lang schon.
Aber nun, als Violet durch einen Brief annehmen muss, dass James nach einem Unfall im Sterben liegt, beginnt eine neue Phase in ihrer Ehe. Zwar ist diese Phase keine Zeit der Entschuldigungen und Versöhnung, sondern ein einziges Duell. Neckereien und mehr oder weniger clevere Streiche bringen die Eheleute auf eine hitzige Art wieder zusammen. Es fliegen erneut die Fetzen. Aber eben auch die Funken.
Mit der Zeit zeigt sich, dass es bei diesem Spiel - denn nichts anderes ist es, was Violet und James tun - am Ende nicht ums Gewinnen oder Verlieren geht, sondern um ein Ende. Ein Ende ihres Streits oder ein endgültiges Ende ihrer Liebe.
Ich denke, anhand dieser Beschreibung erkannt man schon ganz gut, was die Thematik so besonders macht: Es geht nicht darum, dass eine Lady einen geeigneten Ehemann findet und auch nicht darum, sich zu verlieben. Die beiden sind bereits verheiratet und tief in ihrem Inneren sind da immer noch Gefühle füreinander. Was sich neckt, das liebt sich eben. Wovon WIE MAN EINEN LORD GEWINNT tatsächlich handelt, das ist die Liebe. Nicht oder zumindest nicht nur der Part mit Anziehung und Begehren, sondern alles, was es an Emotionen braucht, um mit und in der Liebe glücklich zu werden und zu bleiben.
Diese Grundidee ist ebenso erfrischend, wie romantisch, auf einer Ebene, die weit über Schwärmerei hinausgeht. Ich habe mich direkt für den Grundgedanken begeistern können. Das lag zusätzlich an den versprochenen Streichen und Peinlichkeiten und den damit verbundenen Anzeichen von Humor, unterhaltsamer List und heftigem Funkenflug. Beim Lesen wurde mir schnell klar, dass es sich hierbei nicht um leere Versprechungen und lediglich Anzeichen von Unterhaltung handelte. Durchgehend las sich die Geschichte unterhaltsam und sie hielt jede Menge Überraschungen bereit.
Besonders gelungen sind der Autorin ihre Figuren. Man fühlt sich zwar etwas distanziert von James und Violet und hat beim Lesen das Gefühl, das Geschehen als Zuschauer zu beobachten. Zugleich versteht man sie aber – beide – sehr gut, weshalb die Geschichte durchweg authentisch und logisch klingt. Violet habe ich für ihren Scharfsinn geliebt, James für seine Feinfühligkeit. Beide waren mir jedenfalls unglaublich sympathisch. Zudem habe ich mein Herz an all die Nebenfiguren verloren und freue mich schon sehr auf die anderen Bände der Reihe und die Geschichten all der bisherigen Nebenfiguren.
Generell gefiel mir, dass die Autorin alle Frauenfiguren mir sehr viel Intelligenz und Mut ausrüstet. Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, wie wahrheitsgemäß es ist, dass die Frauen zu dieser Zeit ihren Kopf derart durchsetzen konnten, aber wenn das an der Stelle „nur“ künstlerische Freiheit war, macht es mir nicht aus. Denn die leidenschaftlichen Frauen sind es, was Martha Waters Regency Romantics-Reihe für mich ausmacht.
Mein Fazit:
Violet und James‘ Liebe ist eine völlig neue Art von Liebesgeschichte, ich würde es als Lovers-to-Enemies-to-Lovers bezeichnen. Schon der Klappentext verspricht eine solche Geschichte und verspricht damit nicht zu viel. Das Buch wurde allen meinen Erwartungen gerecht und hat großen Spaß zu lesen gemacht. Ich habe gelacht, gegrinst und gekichert. Der Kern der Geschichte besteht darin, dass Liebe nicht ohne Ernsthaftigkeit funktionieren kann. Diese Thematik wird jedoch beinahe ausschließlich durch Amüsement und Unterhaltung vermittelt. Das Buch ist also tiefgründig, aber eher auf den zweiten oder dritten Blick. Wer ein Regency Buch lesen möchte, und nichts dagegen hat, dass die Lachmuskeln dabei beinahe überstrapaziert werden, der sollte sich WIE MAN EINEN LORD GEWINNT auf keinen Fall entgehen lassen. 4,5 Sterne und eine klare Leseempfehlung gibt’s von meiner Seite aus.